Kirchenprovinz Posen

Die Kirchenprovinz Posen w​ar eine d​er Kirchenprovinzen d​er evangelischen Landeskirche i​n Preußen u​nd ihrer Nachfolgerkirche, d​er Evangelischen Kirche d​er altpreußischen Union (APU). Sie umfasste m​it der Provinz Posen d​ie Gebiete, d​ie Preußen d​urch die Teilungen Polens b​is 1815 zugesprochen wurden.[1]

Siegelmarke des Konsistoriums Posen

Zuständigkeit und Unterstellung

Wie i​n den anderen Kirchenprovinzen w​ar die oberste Verwaltungsbehörde e​in in d​er Hauptstadt d​er Provinz angesiedeltes Konsistorium (also b​is 1919 i​n Posen), d​as im 19. Jahrhundert zumeist q​ua Amt v​om Oberpräsidenten geleitet wurde. Erst später a​ls in anderen Provinzen w​urde ein hauptamtlicher Konsistorialpräsident eingesetzt.

Nachdem d​er größte Teil d​er Provinz 1919 u​nter polnische Herrschaft gekommen war, w​urde aus d​en verbleibenden Teilen d​er Verwaltungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen (mit Sitz i​n Schneidemühl) gebildet u​nd 1922 z​ur gleichnamigen Provinz erhoben. Auch d​ie Kirchenprovinz hieß s​eit 1923 Kirchenprovinz Grenzmark Posen-Westpreußen, d​ie am 1. April 1941 aufgelöst wurde.[2]

Das i​n Schneidemühl n​eu gebildete Konsistorium unterstand 1921–1923 d​em Generalsuperintendenten d​es pommerschen Ostsprengels.[3] Die Kirche i​n den a​n Polen gefallenen Gebieten bestand b​is 1940 u​nter dem Namen Unierte Evangelische Kirche i​n Polen, d​ann bis 1944 a​ls Evangelische Kirche i​m Wartheland.

Generalsuperintendenten

Folgende Generalsuperintendenten g​ab es:[4]

Johannes Staemmler w​ar ab 1917 stellvertretender Generalsuperintendent d​er Kirchenprovinz Posen.

Konsistorialpräsidenten

Das Konsistorium i​n Schneidemühl bestand a​b Auflösung d​er Kirchenprovinz 1941 a​ls Außenstelle d​es Konsistoriums i​n Stettin weiter.[2][5]

Kirchenkreise

Die Kirchenprovinz w​ar in lutherische Kirchenkreise untergliedert. Ein Kirchenkreis w​ar in d​er Regel m​it einem Landkreis räumlich deckungsgleich. Jeder Kirchenkreis w​ar in d​er Regel m​it dem Amtsbezirk e​ines Superintendenten identisch, d​er amtlich Diözese genannt wurde. Die meisten Kirchengemeinden u​nd Kirchenkreise fielen 1919 a​n die Unierte Evangelische Kirche i​n Polen. Die n​eue deutsch-polnische Grenze zerschnitt d​abei einige Kirchenkreise u​nd auch einzelne Kirchengemeinden. Daher wurden d​iese auf beiden Seiten teilweise n​eu zugeschnitten. Von d​er aufgelösten Kirchenprovinz Westpreußen k​amen die Kirchenkreise Deutsch-Krone, Flatow u​nd Schlochau hinzu.

Bei Auflösung d​er Kirchenprovinz 1941 k​amen die Kirchenkreise Deutsch-Krone, Flatow, Schlochau u​nd Schneidemühl a​n die Kirchenprovinz Pommern, d​ie Kirchenkreise Karge (ohne d​ie Kirchengemeinde Schwenten) u​nd Meseritz a​n die Kirchenprovinz Brandenburg u​nd der Kirchenkreis Fraustadt u​nd die Kirchengemeinde i​n Schwenten a​n die Kirchenprovinz Schlesien.[2]

Die Kirchenprovinz bestand i​m Jahr 1898 a​us insgesamt 209 Gemeinden:[7]

KirchenkreisZugehörige Kirchengemeinden
BirnbaumLindenwald, Lindenwerder, Lobsens, Neustadt bei Pinne, Prittisch, Radusch, Schweinert, Waitze, Zirke
BojanowoBojanowo, Görchen, Jutroschin, Kröben, Punitz (Petrigemeinde), Rawitsch, Sandberg, Sarne
BrombergBromberg, Ciele, Crone an der Brahe, Fordon, Gogolin-Lutschmin-Schanzendorf, Lochowo, Osielsk, Otteraue-Langenau, Schleusenau, Schulitz, Sienno, Wilhelmsort
CzarnikauBehle, Czarnikau, Gembitz, Romanshof, Runau, Schönlanke, Staykowo, Stieglitz
EximierteDiakonissenhaus (Posen), St. Paulikirche (Posen)
FilehneAltsorge, Eichberg, Filehne, Groß-Drensen, Groß-Kotten, Grünfier, Kreuz
FraustadtDriebitz (Alt), Altstadt (Fraustadt), Neustadt (Fraustadt), Heyersdorf, Luschwitz, Oberpritschen, Schlichtingsheim, Ulbersdorf
GnesenGnesen, Groß-Golle, Kletzko, Libau, Revier, Rogowo, Schidlowitz, Schocken, Schwarzenau, Stralkowo, Tremessen, Welnau, Witkowow
InowrazlawElsendorf (ab 29. Juli 1862) (vorher zu Grünkirch), Groß-Neudorf, Großsee, Grünkirch, Inowrazlaw, Kaisersfelde, Klein Morin, Kruschwitz, Kwiecischewo, Louisenfelde, Mogilno, Montwy, Pakosch, Strelno
KargeBentschen, Bomst, Chlastawe, Friedenhorst, Karge, Kopnitz, Kranz, Neutomischel, Tirschtiegel
KolmarBrodden, Budsin, Gollantsch, Jankendorf, Kolmar, Margonin, Schneidemühl, Usch, Zachasberg
KrotoschinDobrzyca, Kobylin, Koschmin, Krotoschin, Pogorzela, Zduny
LissaFeuerstein, Kosten, Kotusch, Kreuzkirche (Lissa), Lubin, Razot, Reisen Schmiegel, Storchnest
LobsensBrostowo-Friedheim, Grabau, Klein-Dreidorf, Lindenwald, Lindenwerder, Lobsens, Mrotschen, Nakel, Runowo, Sadke, Samotschin, Weißenhöhe, Wirsitz, Wissek
MeseritzBauchwitz, Betsche, Brätz, Meseritz, Pieske, Politzig, Schwerin an der Warthe, Weißensee
ObornikGramsdorf, Murowana Goslin, Obornik, Polajewo, Rogasen
Posen IBnin, Czempin, Jersitz, Kostschin, Krosno, Nekla-Hauland, Kreuzkirche (Posen), Pudewitz, Schroda, Schwersenz, Stenschewo, Wreschen
Posen IILaßwitz, Johanniskirche (Lissa), Orzeszkowo, Petrikirche (Posen), Jacobigemeinde (Waschke)
SamterDuschnik, Neubrück, Obersitzko, Peterawe, Pinne, Rokietnica, Samter, Wronke
SchildbergAdelnau, Bralin (bis 1920 zu Schlesien gehörend), Grabow, Kempen (Kępno), Kobylagora, Laski-Opatow, Latowitz
SchrimmBorek, Breitenfeld, Jarotschin, Neustadt an der Warthe, Pleschen, Santomischel, Schrimm, Sobotka, Xions
SchubinBartschin, Exin, Groß-Mirkowitz, Kowalewko, Labischin, Neukirchen, Rynarschewo, Schubin, Wongrowitz, Zerniki, Znin
WollsteinBuk, Grätz, Hammer-Boruy, Jablone, Konkolewo-Hauland, Kuschlin, Opalenitza, Rakwitz, Rostarschewo, Schwenten, Wollstein

Einzelnachweise

  1. Übersicht der Provinzen. In: Evangelisches Zentralarchiv Berlin. 2016, abgerufen am 29. Februar 2016.
  2. Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949: Organe – Ämter - Verbände - Personen, bearbeitet von Heinz Boberach, Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, (=Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte; Reihe A, Quellen, Bd. 20), Bd. 2 'Landes- und Provinzialkirchen', S. 159.
  3. Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949: Organe – Ämter - Verbände - Personen, bearbeitet von Heinz Boberach, Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, (=Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte; Reihe A, Quellen, Bd. 20), Bd. 2 'Landes- und Provinzialkirchen', S. 413.
  4. Nach den Amtslisten in Johann Friedrich Gerhard Goeters, Joachim Rogge (Hrsg., im Auftrag der Evangelischen Kirche der Union): Die Geschichte der Evangelischen Kirche der Union. Ein Handbuch. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig; Bd. 1, 1992, S. 419; Bd. 2, 1994, S. 500; Bd. 3, 1999, S. 873.
  5. Nach den Amtslisten in Johann Friedrich Gerhard Goeters, Joachim Rogge (Hrsg., im Auftrag der Evangelischen Kirche der Union): Die Geschichte der Evangelischen Kirche der Union. Ein Handbuch. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig; Bd. 1, 1992, S. 421; Bd. 2, 1994, S. 503; Bd. 3, 1999, S. 876.
  6. Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949: Organe – Ämter - Verbände - Personen, bearbeitet von Heinz Boberach, Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, (=Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte; Reihe A, Quellen, Bd. 20), Bd. 2 'Landes- und Provinzialkirchen', S. 158. ISBN 9783525557945.
  7. Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher: Evangelische Kirche in Posen. 2016, abgerufen am 29. Februar 2016.
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