Jutrosin

Jutrosin [ju'trɔɕin] (deutsch Jutroschin, älter a​uch Gutterschin) i​st eine Stadt i​n Polens Woiwodschaft Großpolen.[1] Sie i​st Sitz d​er gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde m​it 7044 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).

Jutrosin
Jutrosin (Polen)
Jutrosin
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Rawicki
Gmina: Jutrosin
Geographische Lage: 51° 39′ N, 17° 10′ O
Einwohner: 1966 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 63-930
Telefonvorwahl: (+48) 65
Kfz-Kennzeichen: PRA
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Geographische Lage

Die Stadt l​iegt in d​er historischen Region Posen a​n dem Flüsschen Orla (Horle), e​twa 90 Kilometer südlich d​er Stadt Posen u​nd 25 Kilometer östlich d​er Kreisstadt Rawicz (Rawitsch).

Geschichte

Kirche der heiligen Elisabeth

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1281. Der Name des Ortes geht zurück auf den Personennamen Jutrocha, ein ehemaliger Besitzer der Ortschaft. Die Verleihung des Stadtrechts erfolgte wahrscheinlich im Jahr 1534. 1861 wütete ein schwerer Brand in der Stadt und vernichtete die Kirche, 83 Wohnhäuser und 40 Scheunen. Bei der Zweiten Teilung Polens 1793 kam die Stadt unter preußische Herrschaft. Unterbrochen war die preußische Zeit von 1807 und 1815, als Jutrosin Teil des Herzogtums Warschau war. Über 100 Jahre gehörte sie zum Kreis Rawitsch in der Provinz Posen. Nach dem Posener Aufstand (1918–1919) und dem Friedensvertrag von Versailles kam die Stadt zur Zweiten Polnischen Republik.[2] Im September 1939 besetzte die Wehrmacht die Stadt. Während der Besatzung wurde die Stadt erst in Orlahöh und zum 18. Mai 1943 in Horlen umbenannt.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Stadt 1945 wieder zu Polen.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1921
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
18001259zum Teil Polen, 103 Juden[3]
18031352[4]
18161352[5] nach anderen Angaben 1325 Einwohner, davon 501 Evangelische, 705 Katholiken, 119 Juden[4]
18211607[4]
18261700in 220 Häusern, 160 Juden[6]
18371691[3]
18431793[3]
18581963[3]
18611998[3]
18672017am 3. Dezember[7]
18711977darunter 830 Evangelische, 820 Katholiken und 220 Juden (450 Polen);[8] nach anderen Angaben 1977 Einwohner (am 1. Dezember), davon 813 Evangelische, 971 Katholiken, 193 Juden[7]
18851996[9]
19001906meist Katholiken[10]
19101804am 1. Dezember[11]
Anzahl Einwohner nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahr Einwohner Anmerkungen
20071879am 31. Dezember
20191984am 30. Juni

Sehenswürdigkeiten

Zu d​en Sehenswürdigkeiten zählt d​as Rathaus, errichtet 1840 u​nd der Markt m​it Häusern a​us dem 19. Jahrhundert. Weiterhin s​ind die Kirche d​er heiligen Elisabeth (Kościół pw. św. Elżbiety) s​owie die Friedhofskirche a​us dem Jahr 1777 sehenswert.

Gemeinde

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Jutrosin gehören d​ie Stadt selbst u​nd 18 Dörfer m​it Schulzenämtern. e​twa 153 km²

Verkehr

Durch Jutrosin verläuft k​eine Landesstraße (droga krajowa) o​der Wojewodschaftsstraße (droga wojewódzka). Etwa s​echs Kilometer nördlich verläuft d​ie Landesstraße 36, 15 Kilometer östlich d​ie Landesstraße 15.

Die Stadt verfügt über keinen eigenen Bahnanschluss.

Der nächste internationale Flughafen i​st der 80 Kilometer südlich gelegene Nikolaus-Kopernikus-Flughafen Breslau.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Edmund Elend (1881–1933), Kaufmann und Kaufhausbesitzer
  • Michael Friedländer (Orientalist) (1833–1910)
  • Karl Konrad (1881–1958), Gymnasiallehrer, Schriftsteller und Studentenhistoriker
  • Alfred Trzebinski (1902–1946), SS-Arzt in Auschwitz, Majdanek und Neuengamme
  • Günther Becker (1912–1980), Zoologe, Entomologe und Holzforscher
  • Krystyna Łybacka (1946–2020), Politikerin

Literatur

  • Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 331–332.
Commons: Jutrosin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/zbc.uz.zgora.pl(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: ohne Seitentitel)
  2. territorial.de, Amtsbezirk Horlen, 14. Juni 2005
  3. Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 331–332.
  4. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 304-311, Ziffer 287.
  5. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 2, G–Ko, Halle 1821, S. 273, Ziffer 1522.
  6. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III.. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 98, Ziffer 8.
  7. Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 110–111, Ziffer 5 (Digitalisat, S.117-118).
  8. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung. Band 2, G. F. O. Müller, Berlin 1874, S. 146-181, Ziffer 5.
  9. M. Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006)
  10. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Leipzig/Wien 1907, S. 400.
  11. gemeindeverzeichnis.de
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.