Hintersteinau
Hintersteinau ist ein Stadtteil von Steinau an der Straße im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.
Hintersteinau Stadt Steinau an der Straße | |
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Höhe: | 353 m ü. NHN |
Fläche: | 12,32 km²[1] |
Einwohner: | 728 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 59 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 36396 |
Vorwahl: | 06666 |
Geografie
Hintersteinau liegt auf einer Höhe von 368 m über NN im Norden des Main-Kinzig-Kreises an den Ausläufern des Vogelsberges etwa 15 km nördlich des Ortszentrums von Steinau an der Straße und 8,5 km nordwestlich von Schlüchtern. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3292.
Hintersteinau grenzt im Nordosten an die Orte Kauppen und Magdlos, im Osten an den Ort Stork, im Südosten an den Ort Wallroth, im Süden an den Ort Kressenbach, im Südwesten an die Orte Uerzell und Neustall, im Westen an die Orte Holzmühl und Freiensteinau und im Nordwesten an den Ort Reinhards.
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung sind:[1]
- Bethemühle
- Christmühle
- Haigmühle
- Marxmühle
- Schlagmühle
- Schlagmühle Kempel
- Schrumpfmühle
Geschichte
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Hintersteinau unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Steinaha (780-817)
- Wilnrode (1339)
- Steinaha (um 950)
- vicus Steinnahoa (1118)
- Stenaha pagus (1144)
- Hungerensteyna (1284),
- Hungersteyna (1299)
- Hingerstenaw (1535)
- Hindersteina (1545)
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung von Hintersteinau stammt aus der Zeit von 780 bis 817.[1] Das Kirchenpatronat lag beim Kloster Schlüchtern, mit dem ältesten erhaltenen Nachweis von 1167. Zunächst im Besitz derer von Grumbach erbten das Dorf 1243 die Herren von Trimberg als Teil des Gerichts Schlüchtern (später: Amt Schlüchtern), einem Lehen des Bischofs von Würzburg. 1377 erhielten es die Herren von Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau) im Tausch gegen die Burg Bütthard.[3] Bei der Hanauer Landesteilung von 1456 kam Hintersteinau zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.
Frühe Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte deshalb zu Spannungen zwischen der evangelischen Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. 1628–1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631 bis 1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Hohenzell – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[4]
Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Hintersteinau 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde.
Ab 1699 gibt es eine Aufzeichnung über die örtliche Schule. Das erste Schulgebäude entstand 1785.
Neuzeit
Während der napoleonischen Zeit stand Hintersteinau ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Hintersteinau zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und ist nach dem Zweiten Weltkrieg Bestandteil des Bundeslandes Hessen geworden.
Am 1. Juli 1974 wurde Hintersteinau im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Steinau, heute „Steinau an der Straße“, eingegliedert. Zeitgleich wurde der Landkreis Schlüchtern aufgelöst und Hintersteinau liegt seitdem mit der Stadt Steinau im neu geschaffenen Main-Kinzig-Kreis.[5][6] Für den Stadtteil Hintersteinau wurde, wie für die anderen Stadtteile von Steinau, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hintersteinau 738 Einwohner. Darunter waren 9 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 132 Einwohner unter 18 Jahren, 297 waren zwischen 18 und 49, 168 zwischen 50 und 64 und 148 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 285 Haushalten. Davon waren 60 Singlehaushalte, 84 Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 183 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[8]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1538: | 45 Steuernde |
• 1633: | Haushaltungen und 3 Gefreite | 72
• 1753: | 111 Haushaltungen, darunter 503 Personen (inklusive 3 Juden) |
• 1812: | 111 Feuerstellen, 887 Seelen |
Hintersteinau: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1812 | 887 | |||
1834 | 864 | |||
1840 | 884 | |||
1846 | 945 | |||
1852 | 896 | |||
1858 | 822 | |||
1864 | 740 | |||
1871 | 757 | |||
1875 | 778 | |||
1885 | 731 | |||
1895 | 746 | |||
1905 | 692 | |||
1910 | 764 | |||
1925 | 728 | |||
1939 | 693 | |||
1946 | 963 | |||
1950 | 924 | |||
1956 | 775 | |||
1961 | 739 | |||
1967 | 736 | |||
1970 | 730 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2009 | 829 | |||
2011 | 738 | |||
2015 | 778 | |||
2020 | 728 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[9][2]; Zensus 2011[8] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 648 evangelische (= 97,15 %), 2 katholische (= 0,30 %), 17 jüdische (= 2,55 %) Einwohner |
• 1961: | 665 evangelische (= 89,99 %), 64 katholische (= 8,66 %) Einwohner |
Sonstiges
- Es besteht eine Städtepartnerschaft mit Naszály (Ungarn) seit dem 1. Juni 2002.
- Ortsvorsteher ist Alexander Link.
- Windpark mit 8 Mühlen des Typs VESTAS V126-3.45 MW (Nabenhöhe: 149 Meter, Rotordurchmesser: 126 Meter)[10]
- Geburtsort der Gebrüder Julius (geb. 22. März 1886) und Abe Stern (geb. 8. März 1888), als Schwäger von Carl Laemmle Mit-Gründer der Universal Studios[11][12][13].
Literatur
- Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 805.
- Hessisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen. Heft 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834 bis 1967. Wiesbaden o. J., S. 63.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 455 [im Artikel „Steinau“].
- Literatur über Hintersteinau nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Stadtteil Hintersteinau- In: Webauftritt der Stadt Steinau an der Straße.
- Hintersteinau, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Hintersteinau, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Haushalt 2021. (pdf) In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im Februar 2021.
- Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (208).
- Dersch Wilhelm: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915. S. 108f.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, §§ 13 und 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377.
- Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Steinau, abgerufen im Februar 2021.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84 .
- Übersicht, Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
- Windpark Steinau-Hintersteinau-. RENERTEC GmbH. Abgerufen im April 2019.
- Udo Bayer: Carl Laemmle und die Universal. Eine transatlantische Biografie. Würzburg, 2013. ISBN 978-3-8260-5120-3.
- imdb Julius Stern
- imdb Abe Stern