Bellings
Bellings ist ein Stadtteil von Steinau an der Straße im hessischen Main-Kinzig-Kreis.
Bellings Stadt Steinau an der Straße | |
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Höhe: | 246 m ü. NHN |
Fläche: | 6,3 km²[1] |
Einwohner: | 624 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 99 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1969 |
Postleitzahl: | 36396 |
Vorwahl: | 06663 |
Bürgerhaus in der der Alten Schule | |
Geografische Lage
Bellings liegt an beiden Seiten des Erlenbaches im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises auf einer Höhe von 250 m über NN etwa vier Kilometer östlich des Hauptortes.
Bellings grenzt im Norden an den Ort Niederzell, im Osten an den Ort Hohenzell, im Süden an den Gutsbezirk Spessart und im Westen an Steinau.
Geschichte
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Bellings unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Beldinges (1167)
- Beldiges (1343)
- Bellinges (1397)
- Bellings (1418)
Mittelalter
Die Ansiedlung wurde wohl schon um 800 n. Chr. gegründet. Die älteste erhaltene Erwähnung stammt aber aus dem Jahr 1167.[1] Das Dorf gehörte zum Amt Schlüchtern, einem Lehen des Bischofs von Würzburg. Zunächst im Besitz derer von Grumbach, erbten das Dorf 1243 die Grafen von Rieneck, die es 1316 an die Herren von Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau) verkauften. Bei der Hanauer Landesteilung von 1456 kam Bellings zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.
Frühe Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Ursprünglich war Bellings kirchlich nach Schlüchtern eingepfarrt, erst seit 1843 nach Hohenzell. Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte nach der Reformation zu Spannungen zwischen der nun zunächst lutherischen, ab 1597 reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. Von 1628 bis 1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631–1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Bellings – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[3]
Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Bellings 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde.
Neuzeit
Während der napoleonischen Zeit stand Bellings ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Bellings zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und ist nach dem Zweiten Weltkrieg Bestandteil des Bundeslandes Hessen geworden. Bellings wechselte entsprechend die Verwaltungen, denen es zugehörte.
Am 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bellings im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Steinau als Stadtteil eingemeindet. Für den Stadtteil Bellings wurde, wie für die anderen Stadtteile von Steinau, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[4] Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern im Jahr 1974 aufgelöst und Bellings liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis. Am 1. Januar 1978 wurde die Stadt Steinau amtlich in Steinau an der Straße umbenannt.[5]
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bellings 624 Einwohner. Darunter waren 9 (1,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 102 Einwohner unter 18 Jahren, 149 waren zwischen 18 und 49, 141 zwischen 50 und 64 und 117 Einwohner waren älter.[6] Die Einwohner lebten in 237 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 72 Paare ohne Kinder und 84 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 147 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[6]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1538: | 16 Steuernde |
• 1587: | 20 Schützen und 6 Spießer |
• 1632: | 28 Haushaltungen |
• 1753: | 36 Haushaltungen mit 224 Personen |
• 1812: | 46 Feuerstellen, 345 Seelen |
Bellings: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1812 | 345 | |||
1834 | 404 | |||
1840 | 409 | |||
1846 | 414 | |||
1852 | 405 | |||
1858 | 372 | |||
1864 | 400 | |||
1871 | 365 | |||
1875 | 354 | |||
1885 | 347 | |||
1895 | 367 | |||
1905 | 368 | |||
1910 | 389 | |||
1925 | 395 | |||
1939 | 419 | |||
1946 | 608 | |||
1950 | 587 | |||
1956 | 498 | |||
1961 | 509 | |||
1967 | 517 | |||
1970 | 528 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2009 | 701 | |||
2011 | 609 | |||
2015 | 669 | |||
2020 | 624 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[7][2]; Zensus 2011[6] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 346 evangelische (= 99,71 %), ein katholischer (= 0,29 %) Einwohner |
• 1961: | 468 evangelische (= 91,94 %), 40 katholische (= 7,86 %) Einwohner |
Politik
Ortsvorsteher ist Jürgen Schmidt.[8]
Sehenswürdigkeiten
- Die Bellinger Warte, war ein im Mittelalter errichteter Wachtturm. Sie war eine von vier Warten um Steinau, die zusammen mit Wällen, Gräben und Hecken der Landwehr dienten. Am Parkplatz an der Bellinger Warte ist ein Teilstück dieser Wallgrabenanlage noch deutlich erkennbar. Der heutige Turm wurde als 9,5 m[9] hoher Nachbau 1964/65 errichtet und dient als Aussichtsturm auf Steinau und Bellings.
- Unterhalb der Bellinger Warte hat sich ein kleines Stück Wacholderheide-Landschaft erhalten.
- Am 10. Oktober 2010 wurde um 10.10 Uhr die neue Uhr auf dem Bürgerhaus eingeweiht.[10]
Literatur
- Matthias Nistahl: Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern im Mittelalter. Diss. Darmstadt u. Marburg, 1986, S. 158f.
- Engelhard Regenerus: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 804.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 32.
Weblinks
- Stadtteil Belling. In: Webauftritt der Stadt Steinau an der Straße.
- Bellings, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Bellings, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Haushalt 2021. (pdf) In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im Februar 2021.
- Wilhelm Dersch: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915, S. 108f.
- Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Steinau, abgerufen im Februar 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376, 277 und 385.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84 .
- Übersicht, Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
- OrtsbeiratBellings. In: steinau.gremien.info. Abgerufen im August 2021.
- Bellinger Warte auf warttuerme.de
- Fuldaer Zeitung: Die neue Uhr auf dem Bürgerhaus (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) .