Seidenroth
Seidenroth ist ein Stadtteil von Steinau an der Straße im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.
Seidenroth Stadt Steinau an der Straße | |
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Höhe: | 344 (321–395) m ü. NHN |
Fläche: | 4,58 km²[1] |
Einwohner: | 326 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 71 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1969 |
Postleitzahl: | 36396 |
Vorwahl: | 06663 |
Geografische Lage
Seidenroth liegt im Norden des Main-Kinzig-Kreises, etwa 2,5 km südlich des Ortszentrums von Steinau auf einer Höhe von ca. 350 Metern über NN, an der Landesstraße 3179 (Spessart-Höhenstraße).
Seidenroth wird größtenteils vom Hauptort Steinau umgeben. Es grenzt im Südwesten an Alsberg und im Westen an den gemeindefreien Gutsbezirk Spessart.
Geschichte
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Seidenroth unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Zeimrodo (1144)
- Sybotenrode (1340)
- Sibitrode (1342)
- Syppenrode
- Sypenrode (1443)
- Siffridt Rod (1444)
- Seittenrode (1548)
Mittelalter
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Seidenroth erfolgte unter dem Namen Zeimrodo im Jahr 1144.[1] Das Kloster Schlüchtern vergab damals einen Gutshof im Dorf. Seidenroth gehörte zum Amt Steinau der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau, ab 1458: Grafschaft Hanau-Münzenberg.
Von der im 14. Jahrhundert am westlichen Rand von Seidenroth erbauten Burg sind Reste heute nicht mehr sichtbar. 1443 wird ein Burgwall erwähnt. Am Dorf führte eine Landwehr vorbei, die von der Bellinger Warte zur Seidenröther Warte und darüber hinaus verlief.
Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., erbte die Landgrafschaft Hessen-Kassel die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Aus der Landgrafschaft wurde 1803 das Kurfürstentum Hessen. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Steinau – und damit auch Seidenroth – ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Seidenroth zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Dorf zum neu formierten Land Hessen.
Gebietsreform
Die bis dahin selbstständige Gemeinde Seidenroth wurde im Zuge der Hessischen Gebietsreform am 1. Dezember 1969 ein Stadtteil der Stadt Steinau, heute „Steinau an der Straße“.[3][4] Für den Stadtteil Seidenroth wurde, wie für die übrigen Stadtteile von Steinau, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Seidenroth 351 Einwohner. Darunter waren 9 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 48 Einwohner unter 18 Jahren, 156 waren zwischen 18 und 49, 78 zwischen 50 und 64 und 69 Einwohner waren älter.[6] Die Einwohner lebten in 132 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 81 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[6]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1548: | 17 Haushaltungen |
• 1633: | 23 Haushaltungen |
• 1753: | 39 Familien mit 181 Personen |
• 1812: | 30 Feuerstellen, 275 Seelen |
Seidenroth: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1812 | 275 | |||
1834 | 315 | |||
1840 | 309 | |||
1846 | 308 | |||
1852 | 314 | |||
1858 | 336 | |||
1864 | 318 | |||
1871 | 314 | |||
1875 | 307 | |||
1885 | 294 | |||
1895 | 271 | |||
1905 | 277 | |||
1910 | 283 | |||
1925 | 296 | |||
1939 | 301 | |||
1946 | 476 | |||
1950 | 471 | |||
1956 | 366 | |||
1961 | 357 | |||
1967 | 327 | |||
1970 | 322 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2009 | 371 | |||
2011 | 351 | |||
2015 | 393 | |||
2020 | 326 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[7][2]; Zensus 2011[6] |
Religionszugehörigkeit
• 1885: | 292 evangelische (= 99,32 %), zwei katholischer (= 0,68 %) Einwohner[1] |
• 1961: | 310 evangelische (= 86,83 %), 32 katholische (= 8,96 %) Einwohner[1] |
Politik
Ortsvorsteher ist Peter Spielmann.[8]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die 9 m hohe Seidenröther Warte ist ein 2006 wiederaufgebauter früherer Wartturm, der heute als Aussichtsturm genutzt wird.[9]
Vereine
- Männergesangsverein "Sängerlust" gegründet 1911
- Brieftaubenverein "Gut Flug"
- Landfrauen Seidenroth
- Grimm-Misch-Chor (seit 2008 Verein der Stadt Steinau an der Straße)
- Freiwillige Feuerwehr Seidenroth mit Jugendfeuerwehr
Literatur
- Hessen im Bild alter Landkarten. Marburg 1988, S. 28f.
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 372.
- Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 801.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 439.
Weblinks
- Stadtteil Seidenroth. In: Webauftritt der Stadt Steinau an der Straße.
- Seidenroth, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Seidenroth, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Haushalt 2021. (pdf) In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im Februar 2021.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377.
- Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Steinau, abgerufen im Februar 2021.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84 .
- Übersicht, Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
- Ortsvorsteher In: Webauftritt der Stadt Steinau an der Straße. Abgerufen im Juli 2018.
- Seidenröther Warte auf warttuerme.de