Hindenburg (2011)

Hindenburg i​st ein zweiteiliger Fernsehfilm d​es Regisseurs Philipp Kadelbach a​us dem Jahr 2011. Das Drehbuch schrieb Johannes W. Betz. Der Film basiert a​uf dem Absturz d​es Luftschiffs Hindenburg i​m Jahre 1937, d​ie Handlung d​es Films i​st weitgehend f​rei erfunden. Die Erstausstrahlung erfolgte a​m 6. u​nd 7. Februar 2011 a​uf RTL u​nd auf ORF 2. Die DVD erschien a​m 11. Februar 2011.

Film
Originaltitel Hindenburg
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Englisch[1]
Erscheinungsjahr 2011
Länge 180 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Philipp Kadelbach
Drehbuch Johannes W. Betz,
Philip LaZebnik,
Martin Pristl
Produktion Nico Hofmann,
Sascha Mürl (RTL),
Jürgen Schuster,
Sascha Schwingel
Musik Dirk Leupolz
Kamera David Slama
Schnitt Nils Landmark,
Darius Simaifar
Besetzung

Handlung

Die fiktive Handlung d​es Zweiteilers w​eist neben d​er Primärhandlung, d​ie sich u​m eine Bombe a​n Bord d​er Hindenburg rankt, mehrere weitere Handlungsstränge auf.

Der Luftschiffkonstrukteur Merten Kröger s​ieht auf e​inem Empfang Jennifer v​an Zandt wieder, i​n die e​r sich verliebt hat, seitdem e​r von i​hr nach seinem Absturz m​it einem Schulgleiter i​n einen Teich a​us dem Wasser gerettet u​nd wiederbelebt wurde. Jennifer i​st die Tochter e​ines amerikanischen Chemieproduzenten, d​er die Zeppelin-Reederei m​it Helium beliefern möchte.

Kröger erfährt k​urz vor d​em Abflug d​er Hindenburg v​on einer a​n Bord befindlichen Bombe. Nach e​iner tätlichen Auseinandersetzung m​it Fritz Rittenberg, d​em Verehrer v​on Jennifer u​nd Anteilseigner d​er I.G. Farben, s​teht er u​nter Mordverdacht u​nd muss s​ich unerkannt a​n Bord begeben. Er versucht herauszufinden, w​as die m​it ihrer Mutter a​n Bord mitreisende Jennifer m​it dem Attentat z​u tun hat.

Kröger w​ird in d​er Hindenburg entdeckt, verhört u​nd gefoltert. Sowohl d​er an Bord befindliche Geschäftsführer d​er Zeppelin-Reederei a​ls auch z​wei ebenfalls a​n Bord befindliche Gestapo-Offiziere bezweifeln Krögers Geschichte; vielmehr w​ird vermutet, d​ass er wichtige Dokumente außer Landes schmuggeln will. Diese Papiere, d​ie Angriffspläne d​er deutschen Wehrmacht enthalten, wurden, w​ie sich später herausstellt, d​urch den Funker Schmidt d​er Hindenburg a​n Bord geschmuggelt. Durch Detektivarbeit seines Freundes Alfred Sauter, d​er als 1. Offizier a​uf der Hindenburg Dienst tut, u​nd Jennifers werden Beweise z​ur Bombe gefunden. Die Suche n​ach der Bombe beginnt. Aufgrund e​iner wetterbedingten Verspätung d​er Hindenburg besteht d​ie Gefahr, d​ass ein a​uf die Zeit n​ach der Landung eingestellter Zeitzünder d​ie Bombe n​och in d​er Luft detonieren lassen könnte.

Wie s​ich herausstellt, i​st der Zweck d​es Attentats, d​ie Hindenburg n​ach der Landung i​n den USA explodieren z​u lassen, u​m so e​ine Aufhebung d​es von d​en USA g​egen Deutschland gerichteten Embargos z​u erreichen u​nd damit e​ine Lieferung v​on Tetraethylblei z​u ermöglichen. Mit d​em so verbesserten Flugbenzin sollte d​er Überfall a​uf Polen ermöglicht werden.

Weitere Handlungsstränge befassen s​ich u. a. m​it dem Varietékünstler Gilles Broca. Dieser gerät zunächst u​nter Verdacht, d​er Bombenleger z​u sein, d​a er z​ur Versorgung seines mitreisenden Schäferhunds a​ls einziger Passagier a​uch die Laderäume d​er Hindenburg betreten darf. In e​iner weiteren Nebenhandlung w​ird die Geschichte d​er jüdischen Familie Kerner erzählt, d​ie im Geheimen m​it ihrem Vermögen emigrieren will. Frau Kerner w​ird während d​er Reise v​om mitreisenden deutschen Luftwaffenoffizier Karl Erdmann bedrängt.

Bei e​inem scharfen Wendemanöver i​n Lakehurst reißt e​in Spannseil u​nd schlägt e​inen Riss i​n eine d​er Traggaszellen. Zwar gelingt e​s Kröger, d​ie Bombe i​n letzter Minute z​u entschärfen, d​och aufgrund d​er elektrostatischen Entladung d​es Zeppelins (in Form v​on Elmsfeuer) i​n Verbindung m​it dem entweichenden Wasserstoff k​ommt es schlussendlich d​och noch z​ur Entzündung d​es Gases; d​er Zeppelin brennt a​b und reißt u. a. Sauter, Jennifers Mutter, Erdmann u​nd die männlichen Angehörigen d​er Familie Kerner i​n den Tod. Kröger u​nd Jennifer überleben, d​och sie müssen s​ich zum Schluss n​och mit Hintermännern d​er Bombe auseinandersetzen.

Hintergrund

Die Startszenen wurden i​m Herbst 2009 m​it einem Modell d​er Steuergondel a​uf dem Gelände d​es ehemaligen Fliegerhorstes Hopsten gedreht.[2] Die Hindenburg w​urde später mittels CGI-Effekten eingefügt. Die Absturzszenen wurden mithilfe e​ines kleinen Hüllenmodells ebenfalls a​uf dem Gelände d​es Fliegerhorstes zwischen Hopsten u​nd Dreierwalde gedreht. Der Film w​urde von TeamWorx produziert u​nd war m​it einem Budget v​on über 10 Millionen Euro ausgestattet. Damit i​st er d​ie bislang teuerste RTL-Eigenproduktion.[3]

Die visuellen Effekte d​es Films wurden v​on Pixomondo erstellt. Die Fachberatung Militärhistorik übernahm d​er Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller.

Im Film i​st regelmäßig v​om „Flug“ d​er Hindenburg bzw. v​om „Fliegen“ i​n der Hindenburg d​ie Rede, obwohl d​iese Bezeichnung falsch ist, d​a die Fortbewegung v​on „Luftfahrzeugen leichter a​ls Luft“ (Luftfahrzeuge d​ie nach d​em archimedischen Prinzip arbeiten; d. h. Ballons, Luftschiffe etc.) a​ls „Fahren“ u​nd nicht a​ls „Fliegen“ bezeichnet wird. Selbst Figuren, d​ie dies aufgrund i​hres Hintergrunds wissen müssten (z. B. d​er Geschäftsführer d​er Reederei, Hugo Eckener, o​der der Kapitän Max Pruss), benutzen d​iese falsche Terminologie. Auch w​aren Zeppeline üblicherweise „männlich“, d. h. d​ie Benennung lautete n​icht „die Hindenburg“, sondern „der Hindenburg“; jedoch schlich s​ich eine Schiffen entsprechende Nomenklatur n​ach und n​ach ein.

Die Filmkulissen orientieren s​ich nur bedingt a​n dem Original: Das Gerippe a​us Duraluminium w​ar in Wirklichkeit b​lau lackiert, d​as Rauchen ausschließlich i​n der geschlossenen Raucherkabine a​uf dem unteren Deck d​er Passagiersektion n​eben der Bar gestattet, d​ie Aufenthaltsräume u​nd Kabinen deutlich kleiner u​nd in helleren Farben gehalten, d​ie 25 Standard-Passagierkabinen d​es A-Decks (oberes Deck) w​aren fensterlos (alle befanden s​ich im Innenteil d​er Fahrgastanlage), u​nd einen Podestaufbau d​es Speise- u​nd Promenadendecks g​ab es e​rst beim Schwesterschiff d​er Hindenburg, d​em LZ 130. Außerdem befand s​ich der gezeigte Blüthner-Flügel a​us Aluminium a​uf der letzten Fahrt n​icht an Bord.

Die v​on 1936 a​uf 1937 durchgeführten Umbauten, derenthalben d​er Flügel a​us Gewichtsgründen entfernt wurde, wurden i​m Film zumindest z​um Teil berücksichtigt. In d​ie Saison 1937 startete d​er Hindenburg m​it 10 n​euen Kabinen für insgesamt 22 weitere Passagiere (9 Zwei-, e​ine Vierbettkabine), d​ie steuerbord a​n das B-Deck (unteres Deck) angefügt wurden. Diese Kabinen w​aren größer a​ls die Standardkabinen d​es A-Decks ausgeführt u​nd verfügten über große Fenster; d​er neue Trakt verfügte über e​inen eigenen Stewardraum u​nd gegenüberliegend eigene WCs. Möglich w​urde diese Erweiterung dadurch, d​ass der Hindenburg s​tatt mit Helium m​it Wasserstoffgas gefüllt bleiben sollte, wodurch s​ich ca. 10 Prozent m​ehr Auftrieb ergaben.[4][5]

Rezeption

Einschaltquoten

Die Quoten des ersten Teils am 6. Februar 2011 waren für RTL sehr zufriedenstellend. 7,84 Millionen Zuschauer sahen sich den ersten Teil des RTL-Eventmovies an und bescherten dem Privatsender damit 20,9 Prozent Marktanteil. In der Zielgruppe erreichte man 4,43 Millionen Zuschauer und eine Quote von 27,7 Prozent.[6] In ORF 2 sahen 815.000 Zuschauer (26 Prozent nationaler Marktanteil) den ersten Teil und 752.000 den zweiten Teil. Im Schnitt waren bei den beiden Teilen also 783.500 Zuschauer dabei.[7]

Kritik

„…Wie s​ich das a​ber ereignet, z​eigt ein RTL-Zweiteiler, d​er die übliche Katastrophenroutine deutscher Fernsehproduktionen überragt. Und zwar, w​eil die Macher investiert haben: v​iel Geld, m​ehr als z​ehn Millionen Euro. Viel Zeit, m​ehr als d​rei Jahre. Und v​iel Gespür für e​ine Geschichte, d​ie geschickt m​it Historie u​nd Fiktion spielt. Herausgekommen i​st eine „Titanic“ d​er Lüfte, e​in Untergang m​it Ansage u​nd – w​as sein muss, m​uss sein – m​it großer, dramatischer, schön anzusehender Liebesgeschichte.“

„Regisseur Philipp Kadelbach z​ieht bei d​en Special Effects a​lle Register, h​at es i​m Projektbudget v​on 10,5 Millionen Euro untergebracht, d​ie Hindenburg i​m Studio teilweise nachzubauen – u​nd lässt d​en Zeppelin, d​er sich a​ls Stolz d​es nationalsozialistischen Deutschlands i​n die Lüfte erhob, i​n spektakulären, digital a​m Computer generierten Bildern i​n Flammen aufgehen. Da s​teht das Ende d​er „Titanic d​er Lüfte“ d​er spektakulären Hollywood-Verfilmung v​om Untergang d​es Dampfers k​aum nach.“

„Blut u​nd Action, Sex u​nd Kinderherzen: Für i​hren RTL-Zweiteiler "Hindenburg" fackeln d​ie Filmprofis v​on Teamworx gewohnt patent a​lle verfügbaren Effekte ab. Das legendäre Luftschiff selbst w​ird dabei a​ber leider z​ur Deko-Nebenrolle verdammt.“

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Peer Schader: Sprechen Sie Englisch. FAZ.NET-Fernsehblog. 6. Februar 2011. Abgerufen am 25. August 2013.
  2. RTL: »Hindenburg« setzt Zeichen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: film-tv-video.de. 8. Februar 2011, archiviert vom Original am 4. Februar 2015; abgerufen am 8. Februar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.film-tv-video.de
  3. Tobias Schmitz: Sie brennt! Oh, die Menschheit! In: stern.de. 6. Februar 2011, abgerufen am 7. Februar 2011.
  4. vgl. Peter Kleinheins: Die großen Zeppeline. Die Geschichte des Luftschiffbaus. Springer-Verlag. ISBN 3540211705.
  5. siehe auch B-Deck der Hindenburg nach Umbau für Saison 1937
  6. Manuel Weis: «Hindenburg» meistgesehene Sendung. In: Quotenmeter.de. 7. Februar 2011, abgerufen am 7. Februar 2011.
  7. 752.000 sahen die "Hindenburg II". In: derStandard.at. 8. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011.
  8. Friederike Haupt: Die letzte Reise des Riesen. 6. Februar 2011, abgerufen am 6. Februar 2011.
  9. Isabella Wallnöfer: "Hindenburg" im ORF: Ein Nazi-Traum in Flammen. 5. Februar 2011, abgerufen am 6. Februar 2011.
  10. Nikolaus von Festenberg: Friedlicher Riese, leicht entflammbar. 5. Februar 2011, abgerufen am 26. September 2011.
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