HeiterBlick
Die HeiterBlick GmbH produziert in Leipzig Straßenbahn- und Stadtbahn-Fahrzeuge mit Drehgestelltechnik und leistet Umbaudienstleistungen und die Komponentenfertigung (z. B. Fahrwerksbau) für Schienenfahrzeuge.
HeiterBlick GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2007 (2004) |
Sitz | Leipzig, Deutschland |
Leitung | Samuel Kermelk (Geschäftsführer) |
Mitarbeiterzahl | 87 (2017)[1] |
Umsatz | 12,4 Mio. Euro (2017)[1] |
Branche | Schienenfahrzeugbau |
Website | www.heiterblick.de |
Geschichte
Im Februar 2003 entschieden die Leipziger Verkehrsbetriebe GmbH (LVB), hausintern zwei Prototypen eines kostengünstigen Straßenbahn-Triebwagens zu bauen. Nach der Erprobung der Leoliner genannten Triebwagen durch den Bereich Sonderfahrzeugbau der ehemaligen Leipziger Fahrzeugservice-Betriebe GmbH (LFB), heute IFTEC GmbH & Co. KG, bestellten die LVB 30 weitere Triebwagen, außerdem die Halberstädter Verkehrs-GmbH (HVG) fünf angepasste Triebwagen. Für deren Bau wurde am 6. Juli 2004 eigens das Unternehmen LEOLINER Fahrzeug-Bau Leipzig GmbH (FBL) als 100-prozentiges Tochterunternehmen der Leipziger Verkehrsbetriebe GmbH gegründet.
Nachdem das Unternehmen Siemens, das zu 50 % an den LFB beteiligt ist, ablehnte – unter anderem bedingt durch eigene Probleme mit der Combino-Baureihe und weil die Produktionsverlagerung in die Prager ČKD Tatra von den LVB abgelehnt wurde, wurden am 1. Januar 2006 51 % der FBL-Anteile an die damalige KIROW Leipzig KE Kranbau Eberswalde AG (heute Kirow Ardelt GmbH) verkauft. Am 23. Dezember 2010 wurde die Privatisierung abgeschlossen, indem Kirow sämtliche Anteile an der Gesellschaft übernahm.[2]
Betriebsstätten und Name
Die Produktionsstätten der HeiterBlick GmbH befinden sich auf dem KIROW-Gelände im Leipziger Ortsteil Neulindenau unweit der Leipziger Baumwollspinnerei. Die Abnahme der Straßenbahnwagen und einige Zwischenschritte der Endausrüstung der Leoliner-Fahrzeuge fanden im ehemaligen LVB-Straßenbahnhof Leutzsch statt.
Zum 1. Oktober 2007 wurde die FBL in HeiterBlick GmbH umbenannt, um sich neu am Markt zu positionieren. Die Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 7. November 2007. Der Name HeiterBlick steht dabei für die Herkunft der Gesellschaft: Im Sommer 1926 wurde im Leipziger Stadtteil Heiterblick auf dem Gelände einer ehemaligen Flugzeugwerft die Straßenbahn-Hauptwerkstatt der Leipziger Verkehrsbetriebe eröffnet, damals die größte Werkstatt für Reparatur und Wartung von Straßenbahn-Fahrzeugen in Europa. Bereits in den 1950er Jahren baute man in der Hauptwerkstatt Heiterblick Straßenbahnwagen. Bis heute werden durch die dort ansässige IFTEC GmbH & Co. KG auf dem Gelände in Heiterblick Hauptuntersuchungen, Generalreparaturen und Unfallinstandsetzungen an Straßenbahnwagen durchgeführt.
Fahrzeuge
Folgende Fahrzeuge und Fahrwerke wurden bisher hergestellt bzw. entwickelt:
- Der Niederflur-Gelenktriebwagen Leoliner[3] wurde bisher 55 mal gefertigt (50 Fahrzeuge für die Leipziger Verkehrsbetriebe und fünf Fahrzeuge für die Halberstädter Verkehrs-GmbH).
- Als Subunternehmer der Inekon Trams a. s. (Tschechien) fertigte HeiterBlick 36 Triebdrehgestelle in der Spurweite von 1009 Millimetern für einen Modernisierungsauftrag in Sofia (Bulgarien).
- Der Triebfahrzeugtyp CityRider (Weiterentwicklung des Leoliner), und eine Neuentwicklung, Vamos genannt, mit einem Niederfluranteil von fast 95 % befanden sich danach in der technischen Planungsphase. Der Vamos sollte auf eigene Kosten des Unternehmens gebaut werden, und Mitte/Ende 2009 ein Prototyp in Betrieb gehen. Nach der Auftragserteilung der Fahrzeuge für Bielefeld wurde das Vorhaben zunächst zurückgestellt.
- Für die Montreux-Berner Oberland-Bahn wurde 2008/2009 der Rohbau eines Fahrzeuges gefertigt.
- Für die Pöstlingbergbahn Linz (Österreich) erfolgte 2009/2010 die umfangreiche Modernisierung von drei historischen Fahrzeugen gemeinsam im Konsortium mit Vossloh-Kiepe Austria (VKA) und der Raility AG Biel-Bienne (Schweiz), einer 50-prozentigen Tochter der HeiterBlick GmbH. Hier lieferte HeiterBlick die neuen Fahrwerke und übernahm die Elektromontage sowie große Teile des Innenausbaus.[4]
- Im Januar 2009 bestellte die moBiel GmbH (Stadtwerke Bielefeld Gruppe) 16 Fahrzeuge vom Typ GTZ8-B Vamos, die HeiterBlick gemeinsam im Konsortium mit Vossloh Kiepe herstellte. Die ursprünglich ab Januar 2011 geplante Auslieferung[5][6] begann im Juli 2011, der fahrplanmäßige Einsatz im Januar 2012[7]. Das Design durch das Büro Staubach[8] wurde mit dem iF product design award 2012 in der Kategorie Transport Design ausgezeichnet.[9] Im Dezember 2017 bestellten die Stadtwerke Bielefeld 24 weitere Vamos-Triebzüge. Sie sollen zwischen Anfang 2020 und Ende 2022 ausgeliefert werden.[10]
- Im April 2011 gewann Vossloh Kiepe den Auftrag, 50 Stadtbahnwagen TW 3000 für die üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe zu liefern. HeiterBlick fertigt als Subunternehmen die Wagenkästen.[11] Das erste Fahrzeug wurde am 15. November 2013 ausgeliefert, nach anfänglichen Qualitätsmängeln konnte ab März 2015 der Einsatz im Liniendienst beginnen. Insgesamt ist die Anschaffung von 153 Fahrzeugen vereinbart.[12][13]
- Für die Stadtbahn Dortmund wurden im Frühjahr 2018 neue B-Wagen bestellt. Der Auftrag umfasst 26 Neufahrzeuge sowie 64 umfassend modernisierte Fahrzeuge, die im Erscheinungsbild kaum von den Neufahrzeugen zu unterscheiden sind.[14] Die Fahrzeuge gehören produktionstechnisch zur Vamos-Reihe, werden allerdings zu den Stadtbahnwagen des Typs B klassifiziert.
- Im Dezember 2019 erhielt Heiterblick einen Auftrag über 18 Straßenbahnen für die Straßenbahn Würzburg.[15]
Straßenbahnen und Stadtbahnen
Modell | Stadt | Anzahl | Baujahre | Bauart | Länge | Breite |
---|---|---|---|---|---|---|
Leoliner[16] | Leipzig | 50 | 2003/05– | 22,68 m | 2,30 m | |
Halberstadt | 5 | 2006–2007 | 21,00 m | 2,30 m | ||
GTZ8-B Vamos[17] | Bielefeld | 16 + 24 | 2011–2022 | HF | 35 m | 2,65 m |
TW 3000[18][19] | Hannover | 153 | 2013–2020 | HF | 25 m | 2,65 m |
B80C (modernisiert) / B80D (neu)[20] | Dortmund | 64 (modernisiert), 26 (Neubau) | 1986–1998, 2021– | HF | 28 m (2-Teiler)
38 m (3-Teiler) |
2,65 m |
GT-F[21] | Würzburg | 18 | 2022– | NF | 36 m | 2,40 m |
Weblinks
Einzelnachweise
- HeiterBlick GmbH Leipzig: Jahresabschluss zum 31. Dezember 2017, veröffentlicht am 4. Mai 2018
- LVZ-online am 23. Dezember 2010: Privatisierung beendet (Memento vom 26. Dezember 2010 im Internet Archive)
- HeiterBlick GmbH: LeoLiner-Produktbroschüre (Memento vom 27. April 2011 im Internet Archive) (PDF, 554 kB), Leipzig 2011
- Robert Schrempf: Pöstlingbergbahn-Album, Der Pöstlingbergbahn Fuhrpark ab 2009
- Vossloh Kiepe GmbH: Bielefeld: Neue Hochflur-Stadtbahnen
- Neue Westfälische: Oben breit, unten schmal
- MoBiel GmbH: Vom Rohbau bis zur ersten Fahrt (Memento vom 6. Oktober 2012 im Internet Archive)
- Büro+Staubach: Stadtbahn Vamos Bielefeld
- iF International Forum Design GmbH Preisträger Index: VAMOS HF
- Pressemitteilung der Stadtwerke Bielefeld. 5. Januar 2018, abgerufen am 8. Januar 2018.
- HeiterBlick GmbH: Beteiligung am Bau der neuen Stadtbahnen für Hannover (Memento vom 10. Februar 2012 im Internet Archive)
- Pressemitteilung vom 1. Juni 2017 auf Pressebox.de
- Expansionspläne beim Leipziger Straßenbahnhersteller Heiterblick. In: Leipziger Volkszeitung, 13. Mai 2019.
- Dortmund kauft für 200 Millionen Euro Straßenbahnen aus Leipzig. In: Leipziger Volkszeitung. Abgerufen am 11. September 2019.
- Neue Straßenbahnzüge für Würzburg. In: WVV. Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, abgerufen am 11. Dezember 2019.
- Heiterblick GmbH (Hrsg.): LeoLiner. 2011, S. 4.
- HeiterBlick GmbH (Hrsg.): Vamos Bielefeld. 2012, S. 4.
- HeiterBlick GmbH (Hrsg.): TW 3000. 2014, S. 4.
- https://www.heiterblick.de/unternehmen/aktuelles/news/jubilaeumsbahn-der-153-tw-3000-fuer-die-uestra/
- HeiterBlick GmbH (Hrsg.): B-Wagen neu. 2018, S. 4.
- HeiterBlick GmbH (Hrsg.): GT-F Niederflurbahn. 2020, S. 4.