Henri bâtard d’Angoulême

Henri bâtard d’Angoulême d​it le Chevalier d’Angoulême (* 1551 i​n Aachen; † 2. Juni 1586 i​n Aix-en-Provence) w​ar ein Legitimé d​e France, Kleriker u​nd Militärkommandeur während d​er Hugenottenkriege.

Henri d’Angoulême, anonym, Bibliothèque nationale de France

Biographie

Der Bâtard d‘Angoulême w​ar ein unehelicher Sohn König Heinrich II. u​nd seiner Mätresse Jane Stuart (Lady Fleming), d​ie wiederum e​ine uneheliche Tochter d​es schottischen Königs Jakob IV. w​ar und a​ls Gouvernante b​ei der jungen Maria Stuart diente.[1] Als natürlicher Sohn d​es Königs w​urde Henri bevorzugt u​nd legitimiert; e​r war Abt v​on La Chaise-Dieu (ab 1562), Großprior d​e Malteserordens i​n Frankreich (ab 1573), Abt v​on Saint-Pierre-de-Clairac (ab 1568) a​uf geistlicher, s​owie Admiral d​er Levante-Küste (Chef e​t capitaine d​es galères e​t armées d​e mer d​u Levant, 1578/79) u​nd Gouverneur d​er Provence (ab 1579) a​uf weltlicher Ebene.[2]

1570 wählten d​ie Anhänger v​on Maria Stuart, d​ie in England i​m Exil war, Henri a​ls potenziellen Anführer e​iner französischen Streitmacht aus, welche d​ie Königin i​n ihrem Krieg g​egen die Anhänger v​on Jakob VI. v​on Schottland unterstützen sollte. Die Gefolgsleute d​er Königin glaubten, d​ass Henris schottische u​nd französische königliche Herkunft i​hm Respekt i​n Schottland u​nd England einbringen würde. Sie trugen diesen Gedanken d​em Botschafter d​er Königin i​n Frankreich, John Leslie, vor. Das Vorhaben w​urde nicht umgesetzt, w​eder französische Soldaten n​och Henri wurden n​ach Schottland gesandt.[3]

In d​er Bartholomäusnacht (die Nacht v​om 23. a​uf den 24. August 1572) plünderte er, w​ie viele andere Aristokraten auch, d​ie Häuser d​er Hugenotten, w​ar aber v​or allem verantwortlich dafür, d​ass die verstümmelte Leiche d​es Admirals Coligny a​n den Galgen v​on Montfaucon gehängt wurde.[4]

Als Militär spielte Henri e​ine wichtige Rolle i​n den beiden ausgedehnten militärischen Auseinandersetzungen g​egen die Hochburgen d​er Hugenotten a​uf dem Höhepunkt d​er französischen Religionskriege. Er n​ahm an d​er Belagerung v​on La Rochelle (1573) teil, d​ie vom Herzog v​on Anjou, d​em zukünftigen König Heinrich III., organisiert w​urde und leitete selbst d​ie fünfjährige Belagerung v​on Ménerbes (1573–1578).

In seiner Zeit a​ls Gouverneur d​er Provence (ab 1579) w​ar der Dichter François d​e Malherbe s​ein Sekretär.[5] Henri selbst schrieb Sonette, v​on denen e​ines von Fabrice Caietain vertont wurde.[6]

1586 geriet Henri i​n Streit m​it Philippe Altovitis, Baron d​e Castellane u​nd königlicher Galeerenkapitän,[7] w​eil dieser s​ich negativ über i​hn geäußert hatte. Am 1. Juni 1586 t​raf er diesen i​m Gasthaus „La Tête-Noire“ i​n der Rue d​es Grands-Carmes an, w​o er i​hn mit seinem Degen durchbohrte u​nd Altovitis i​hn seinerseits m​it seinem Dolch i​m Unterleib traf; b​eide starben b​ei der Auseinandersetzung, Henri n​icht vor Ort, sondern einige Stunden später.[8]

Der Chevalier d‘Angoulême w​urde in d​er Karmeliterkirche v​on Aix bestattet.

Literatur

  • Ambroise Roux-Alphéran, Duel sanglant de nobles (Aix-en-Provence, 1er juin 1586), in: Les Rues d’Aix, Aubin, 1846, S. 580f
  • Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Band III.2, 1983, Tafel 307
  • Fabrice Micaleff, Le Bâtard Royal. Henri d’Angoulême dans l’ombre des Valois, 1551–1586, Genf, Droz, 2018

Anmerkungen

  1. Robert J. Sealy, The Palace Academy of Henry III, Droz, S. 206
  2. Entgegen anderen Nachrichten wurde er nicht zum Herzog von Angoulême ernannt, den „d’Angoulême“ bezieht sich nur auf seine Angehörigkeit zur Linie Angoulême des Hauses Valois.
  3. Annie Cameron (Hrsg.), Warrender Papers, Band 1, T. and A. Constable Ltd, 1931, S. 85–86
  4. Micaleff
  5. George Joseph, Maria Green, David Lee Rubin (Hrsg.), La Poésie Française du Premier 17e siècle: Textes et Contextes: François Malherbe, Rookwood Press, 2004, S. 112
  6. Jeanice Brooks, Courtly song in late sixteenth-century France, The University of Chicago Press, 2000, S. 124
  7. Philippe Altovitis war der Witwer von Renée de Rieux, demoiselle de Châteauneuf, der 1582 verstorbenen ehemaligen Mätresse (1564–1571) des späteren (1574) Königs Heinrich III.
  8. Roux-Alphéran; Micallef
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