Heilig-Kreuz-Kirche (Berlin-Wilmersdorf)
Die Heilig-Kreuz-Kirche im Berliner Ortsteil Wilmersdorf ist eine römisch-katholische Kirche, die 1911 bis 1912 nach Plänen des Architekten Max Hasak erbaut und nach der allgemeinen Anordnung Kaiserin Auguste Viktorias in die nördliche Häuserzeile der Hildegardstraße eingegliedert wurde. Sie ist eine einschiffige Langhauskirche, mit roten Ziegeln verblendet und mit gotisierenden Elementen gestaltet. Der Bau steht unter Denkmalschutz.
Heilig-Kreuz-Kirche | |
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Portal der Heilig-Kreuz-Kirche | |
Bauzeit: | 1911–1912 |
Einweihung: | 12. Mai 1912 |
Architekt: | Max Hasak |
Stilelemente: | Backsteingotik |
Bauherr: | Katholische Kirchengemeinde St. Ludwig |
Lage: | 52° 28′ 55,3″ N, 13° 19′ 40,6″ O |
Anschrift: | Hildegardstraße 3a Berlin-Wilmersdorf Berlin, Deutschland |
Zweck: | Römisch-katholische Filialkirche |
Pfarrei: | Maria unter dem Kreuz |
Bistum: | Erzbistum Berlin |
Webseite: | www.maria-unter-dem-kreuz.de |
Geschichte der Kirche
Um dem südlichen Teil ihres Bezirks ein eigenes Gotteshaus zu geben, erwarb die Mutterpfarrei St. Ludwig 1907 das Grundstück an der Hildegardstraße 3, damals nicht weit von Schramms Seebad, heute in der Nähe des Volksparks Wilmersdorf. Da seinerzeit Wilmersdorf gerade Stadtrecht erhalten hatte und damit die jüngste Großstadt des Kaiserreiches war, war eine Erweiterung der katholischen Gemeinde dringend erforderlich.
Im Jahr 1911 legte der Bischöfliche Legat Carl Kleineidam den Grundstein für diese zweite katholische Kirche in Wilmersdorf. Nach elfmonatiger Bauzeit weihte der Bischof von Breslau, Georg Kardinal von Kopp sie am 12. Mai 1912 mit dem Patrozinium Kreuzauffindung.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Gemeinde am 1. Juli 1921 von der Muttergemeinde St. Ludwig gelöst und als selbstständige Pfarrei etabliert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. Die letzten Kriegsschäden wurden 1959 beseitigt.
Die Kirche erfuhr 1973 eine grundlegende Sanierung und Umgestaltung des Kirchenraums im Rahmen der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der Umbau erfolgte unter der Leitung des Architekten Felix Fähnrich.
Im Jahr 2009 wurde die Pfarrgemeinde Heilig Kreuz aufgelöst und ging als Filialkirche in die Pfarrgemeinde Maria unter dem Kreuz mit der Hauptkirche St. Marien ein.
Ausstattung
Altarraum
Der heute verkleinerte, freistehende Blockaltar aus Sandstein ist aus Elementen des früheren Hochaltars gefügt. Auf der Stirnseite ist ein Pelikan dargestellt, der sich selbst seinen Kindern zur Nahrung gibt. Dies ist ein Zeichen für Christus, der sich selbst verschenkt. Seitlich befinden sich die Medaillons „Alpha“ und „Omega“. Den Altar umringen vier Blendsäulen aus rotem Marmor, die noch dem alten Altar entstammen. Die 1912 in den Altar eingelassenen Reliquien der Märtyrer Pia von Karthago und Placidus von Subiaco sind im heutigen Altar ebenfalls eingeschlossen.
Der holzgeschnitzte überlebensgroße Korpus im neuromanischen Stil gehört zur Ausstattung von 1912. Die Christusfigur wird als Viernageltypus auf einer Konsole stehend dargestellt. Das frühere reich verzierte Holzkreuz wurde 1974 durch ein schlichtes Balkenkreuz ersetzt.
Der ursprüngliche Tabernakel war im ehemaligen Hochaltar integriert und wurde mit der Umgestaltung des Kircheninnern entfernt. Die Tabernakelstele aus Sandstein entwarf der Architekt Felix Fähnrich, das Flachrelief schuf der Künstler Waldemar Otto. Es zeigt den brennenden Dornbusch mit einer Dornenkrone.
Die vier Rundbilder mit eucharistischen Szenen stammen vom ursprünglichen Hochaltar von 1912. Sie sind parallel als Paare links und rechts an der Altarraumwand angebracht. Sie zeigen folgende biblische Szenen: Das Opfer von Kain und Abel, die Opferung des Isaak, die Opferung des Melchisedech und das Emmausmahl.
Die Reliefbüsten der vier Evangelisten schmückten die ehemalige Kanzel.
Statuen
Die Madonnenstatue aus Gips stammt aus der Erstausstattung der Kirche und war Bestandteil eines Marienaltars, der sich an der rechten Seitennische vor dem Chorraum befand. Dieser Seitenaltar ist zum großen Teil verloren gegangen.
Auf der entgegengesetzten Seite zum Marienaltar befand sich – ebenfalls auf einem Seitenaltar – eine Josefsstatue. Josefsaltar und Statue sind nicht erhalten geblieben. Daher wurde im Jahr 2013 eine neue Josefsstatue in einer Südtiroler Werkstatt in St. Christina gefertigt. Diese besteht aus Holz und steht nun an der ursprünglichen Stelle. Sie ist keine Reproduktion und ist auch nicht künstlerisch an der alten orientiert, da keine genauen Bilder der alten Statue existieren. Allerdings lehnt sie sich in der Gestaltung an die erhaltene Marienstatue an.
Auch die Antoniusstatue stammt aus der Gründungszeit der Kirche und besteht aus Gips. Sie steht an historischer Stelle, am zweitvorderen linken Pfeiler und war auch damals nicht Bestandteil eines Seitenaltars.
Taufstein, Kreuzweg und Fenster
Der Taufstein aus Sandstein stammt aus dem Jahr 1912, den Deckel schuf Waldemar Otto. Den Kreuzweg fertigte 1982 der Berliner Bildhauer Günter Anlauf. Die Kirchenfenster gestaltete der Künstler Paul Corazolla.
Orgel
Nach ersten Überlegungen zum Bau einer neuen Orgel in den Jahren 1922/1923 wurde das Bauvorhaben aufgrund der starken Inflation zunächst verschoben. Nach sechsmonatiger Planungs- und Bauphase wurde das Instrument mit zwei Manualen und Pedal, bei 35 Registern und pneumatischer Traktur, allerdings bereits am 10. April 1927 als op. 1438 durch den Königlichen Hoforgelbauer G. F. Steinmeyer erbaut und durch Prälat Bernhard Lichtenberg feierlich geweiht. Zur Weihe spielte der nachmalige Passauer Domorganist Otto Dunkelberg.
Nach zwei Generalreinigungen (1946 und 1963) erfuhr das Instrument 1973 erstmals klanglich und technisch einen Umbau – durch den Berliner Orgelbauer Arndt Stephan im Sinne der Neobarockisierungswelle. Das grundtönige Klangbild blieb zum größten Teil erhalten.
Nach der Kirchenrenovierung und einer weiteren Reinigung des Instrumentes in den Jahren 2001/2002 wurde vom Kirchenmusiker Dirk Elsemann angeraten, dem klanglichen Ursprungszustand von 1927 wieder so nahe wie möglich zu kommen. Durch den Ankauf gebrauchter Orgelteile bei der Firma Steinmeyer Vermögensverwaltung wurde dies durch Eigenarbeit von Herrn Elsemann möglich. Von 2004 bis 2008 wurde die Orgel um ein drittes Manual (Schwellwerk) auf 52 Register erweitert. Das Pfeifenmaterial stammt ebenfalls zum größten Teil von der Steinmeyer Vermögensverwaltung. Die Orgel hat somit nicht nur ihr romantisches Erscheinungsbild zurückerhalten, sondern ist um eine Vielzahl an Möglichkeiten reicher geworden.[1]
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Suboktavkoppeln: I/I, II/I, II/II, III/I, III/II, III/III
- Superoktavkoppeln: I/I, II/I, II/II, III/I, III/II, III/III, I/P, II/P, III/P, P/P
- Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, Pianopedal II, III; Crescendowalze, Generaltutti, Absteller (Pedalregister, Handregister, Rohrwerke), Kombinationen (Streicher, Prinzipale, Rohrwerke)
Glocken
Am 20. Oktober 1963 weihte Dompropst Wolfgang Haendly das dritte Geläut in der Geschichte der Kirche, das von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock gefertigt wurde. Die ersten und zweiten Glocken mussten zu Kriegszwecken an das Militär abgegeben werden und wurden eingeschmolzen. Eine Glocke hat die Weltkriege überstanden und hängt seit 1912 im Turm. Sie wird als Wandlungsglocke benutzt und gehört nicht zum Geläut.
Die heutigen Glocken bestehen aus Bronze und klingen wie die früheren auf die Töne c–es–f (Te Deum-Disposition). Sie tragen dieselben Namen wie die vorhergehenden Glocken.
Glocke | Masse | Ton | Lateinische Inschrift | Übersetzung der lateinischen Inschrift |
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St. Thomas | 2500 kg | c | Adoramus Te, et benedicimus Tibi, quia per crucem Tuam redemisti mundum. | Wir beten dich an Herr Jesus Christus und preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst. |
St. Antonia | 1500 kg | es | Per signum Crucis de inimicis nostris libera nos, Deus noster. | Durch das Zeichen des Kreuzes befreie uns von unseren Feinden, o Herr. |
St. Carolus Borromäus | 1000 kg | f | In cruce salus. | Im Kreuz ist Heil. |
Pfarrer
- Paul Schneider (1916–1945)
- Franz Reiseck (1945–1968)
- Helmut Hettwer (1968–1973)
- Jacques Vernooy (1973–2000)
- Christian Vaas (2000–2009)
- Frank-Michael Scheele (seit 2009), Pfarrer von Maria unter dem Kreuz
Kapläne
- 1919 – Richard Weber
- 1920 – Felix Wolff
- 1925 – Albert Heidrich
- 1926 – Max Zimmermann
- 1930 – Erich Klawitter
- 1933 – Johannes Grunzewski
- 1934 – Franz Jarowski
- 1935 – Franz Schreibmayr
- 1937 – Max Kurzinski
- 1937 – Fritz Bultmann
- 1945 – Carl Demmer
- 1947 – Norbert Schulz
- 1949 – Franz Ulrich
- 1950 – Johannes Thomanek
- 1952 – Heinrich Bienert
- 1956 – Hans-Joachim Bannach
- 1956 – Christian Freiherr von Schönberg
- 1959 – Johannes Mrochen
- 1965 – Wolfgang Tucholka
- 1967 – Wido Krajewski
- 1968 – Bernd von Kleist
- 1971 – Klaus Dimter
- 1975 – Norbert Kühn
- 1979 – Botho H. Mey
Gemeindeleben
Seit 1992 gehört zur Gemeinde eine Kindertagesstätte, die sich an der hinteren Grundstücksbegrenzung befindet.
Der Erzbischof von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky löste am 1. Juli 2009 die Heilig-Kreuz-Gemeinde per Dekret auf und fusionierte sie mit der Gemeinde St. Marien (Unbefleckte Empfängnis) (Berlin-Friedenau/Schöneberg) zur neuen Großgemeinde Maria unter dem Kreuz mit rund 9500 Gläubigen. Pfarrkirche ist seitdem die Kirche St. Marien, die Heilig-Kreuz-Kirche ist nun Filialkirche. Die Gemeinde umfasst die Berliner Ortsteile Wilmersdorf und Friedenau.
Sonstiges
Zum Gemeindegebiet gehört das am 4. November 1930 eingeweihte Sankt-Gertrauden-Krankenhaus in der Paretzer Straße.
Seit 1. Mai 2010 ist die Italienische Katholische Mission – Berlin (Missione Cattolica Italiana – Berlino) in der Heilig-Kreuz-Kirche beheimatet.
Literatur
- 75 Jahre Heilig Kreuz Berlin-Wilmersdorf 1912–1987
- Karl-Heinz Metzger: Kirchen, Moschee und Synagogen in Wilmersdorf
- Katholische Kirche Heilig Kreuz Berlin-Wilmersdorf 1912–2012
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Orgel in der Heilig-Kreuz-Kirche Berlin-Wilmersdorf, abgerufen am 12. Februar 2020.