Gisselberg

Gisselberg i​st ein Stadtteil v​on Marburg a​n der Lahn i​m mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Gisselberg
Stadt Marburg
Höhe: 176 (176–290) m ü. NHN
Fläche: 1,77 km²[1]
Einwohner: 907 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 512 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35043
Vorwahl: 06421
Karte
Lage von Gisselberg in Marburg

Geographie

Gisselberg l​iegt an d​er Lahn a​m Marburger Rücken südwestlich v​on Marburg. Die Bundesstraße 255 verläuft d​urch den Ort, d​ie Bundesstraße 3 a​m östlichen Ortsrand.

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Gisselberg erfolgte unter dem Namen Goselberg um das Jahr 1300.[3] Zwischen 1973 und 1975 wurde eine Friedhofskapelle als Kirche erbaut.

Gebietsreform

Zum 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Gisselberg im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Marburg eingemeindet.[4][5] Für den Stadtteil Gisselberg wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Gisselberg lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[3][7]

Gerichte seit 1821

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. Der Kreis Marburg wurde für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Gisselberg zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[12]

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[13] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[14]

Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerzahlen

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1577:8 hausgesessene Mannschaften
 1630:7 Hausgesesse (3 dreispännige, 2 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute)
 1681:5 hausgesessene Mannschaften
 1838:Familien: 7 nutzungsberechtigte, 12 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 6 Beisassen
Gisselberg: Einwohnerzahlen von 1746 bis 2019
Jahr  Einwohner
1746
 
59
1800
 
?
1834
 
122
1840
 
129
1846
 
142
1852
 
149
1858
 
157
1864
 
123
1871
 
117
1875
 
129
1885
 
139
1895
 
137
1905
 
128
1910
 
135
1925
 
162
1939
 
196
1946
 
302
1950
 
336
1956
 
359
1961
 
374
1967
 
474
1977
 
?
1987
 
681
1991
 
635
1995
 
656
2000
 
717
2005
 
906
2010
 
914
2011
 
840
2015
 
866
2019
 
907
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Stadt Marburg:1987–1998[15], 1999–2003[16], 2005–2010[17],2011–2015[18], 2019:[2]; Zensus 2011[19]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gisselberg 840 Einwohner. Darunter waren 27 (3,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 159 Einwohner unter 18 Jahren, 414 zwischen 18 und 49, 144 zwischen 50 und 64 und 120 Einwohner waren älter.[19] Die Einwohner lebten in 360 Haushalten. Davon waren 96 Singlehaushalte, 111 Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 273 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[19]

Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1861:284 evangelisch-lutherische, 2 römisch-katholische Einwohner
 1885:138 evangelische (= 100,00 %) Einwohner
 1961:324 evangelische (= 86,63 %), 47 katholische (= 12,57 %) Einwohner
 1987:394 evangelische (= 67,8 %), 87 katholische (= 15,0 %) Einwohner[15]

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1746:Erwerbspersonen: 1 Schmied, 1 Weißbinder, 2 Wirte, 1 Spielmann, 1 Tagelöhner.
 1838:Familien: 8 Ackerbau, 8 Gewerbe, 9 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 33 Land- und Forstwirtschaft, 80 Produzierendes Gewerbe, 41 Handel und Verkehr, 24 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik

Ortsbeirat

Der Ortsbeirat setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen.[6] Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 entfallen alle Sitze auf die „Bürgerliste Gisselberg“ (BLG).[20] Ortsvorsteher ist Gernot Günther.[21]

Bauwerke

Infrastruktur

Im Ort g​ibt es e​inen kirchlichen Kindergarten, e​in Dorfgemeinschaftshaus u​nd einen Bolzplatz. An d​er Lahn s​teht das Bootshaus d​es Marburger Rudervereins.

Literatur

Commons: Gisselberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Marburger Zahlen von 2009-2010. In: Website der Stadt Marburg (pdf; S. 4)
  2. Haushalt 2021. (PDF; 6,6 MB) Einwohnerzahlen von 2019. In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 7, abgerufen im Juli 2021.
  3. Gisselberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 18. November 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 387.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 161 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im Juli 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (online bei Google Books).
  11. Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  12. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  13. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  14. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  15. Einwohnerzahlen von 1995 bis 1998. (PDF;  3,7  MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 9 ff, abgerufen im Januar 2019.
  16. Einwohnerzahlen von 1999 bis 2003. (PDF;  7,75  MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 8 ff, abgerufen im Januar 2019.
  17. Einwohnerzahlen von 2005 bis 2010. (PDF;  1,13  MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 10 ff, abgerufen im Januar 2019.
  18. Einwohnerzahlen von 2011 bis 2016. (PDF;  46 kB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 4 ff, abgerufen im Januar 2019.
  19. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70;.
  20. Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2021 in Gisselberg In: votemanager-gi.ekom21cdn.de
  21. Ortsbeirat Gisselberg. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im August 2021.
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