Bootshaus
Ein Bootshaus ist ein Gebäude am Ufer eines Gewässers (zu Lande oder zu Wasser), das primär der Lagerung von Wasserfahrzeugen dient.
Geschichte
Das Naust ist ein charakteristischer Gebäudetyp des skandinavischen Nordens. Im Naust wurden bereits die Schiffe der Eisenzeit und der Wikingerzeit gelagert und gewartet. Spuren dieser Bootshäuser findet man an den Küsten, wo die Ufer flach genug sind, um die verhältnismäßig leichten Schiffe an Land zu ziehen.
Das klassische Bootshaus
Das klassische Bootshaus steht am Ufer und ist über das Wasser gebaut. Es dient als „Garage“ für Schiffe. Ein Bootshaus kann ein schlichter Bretterverschlag sein, aber auch sehr aufwändig und kunstvoll gebaut als Teil einer Villa oder eines ganzen Anwesens. Wenn das Bootshaus am Hang liegt, wird es oft so in das Gelände eingegliedert, dass das Dach als Terrasse zum See hin genutzt werden kann. Oft ist mit dem Bootshaus ein Bootssteg oder ein Badesteg verbunden.
Damit die Schiffe vor Wellenbewegungen geschützt sind, werden sie mit einem am Dachbalken befestigten Kran aus dem Wasser gehoben und hängen dann in den Hebegurten liegend oder auf einem speziellen Gestell stehend schwebend unter dem Dach. Zur Wasserseite ist das Bootshaus offen oder wird mit einem Flügel- oder Rolltor geschlossen.
An Binnengewässern lagern auch Fischerboote oder Taxi- und Passagierboote in solchen Bootshäusern. Auch die öffentliche Personenschifffahrt parkt ihre Schiffe oft über Nacht in Bootshallen, allerdings ohne sie hochzuziehen.
Bootshäuser von Sportvereinen
Bootshaus nennt man auch Lagerhallen oder Teile eines Clubhauses von Rudervereinen, Kanusportvereinen, Motorbootsvereinen, anderen Sportvereinen aber auch von gewerblichen Bootsvermietern oder Wassersportschulen. Die Hallen dienen zum Lagern von Ruderbooten, Jollen, Kajaks, Surfbrettern oder Schlauchbooten, oder werden im Winter als gedecktes Winterlager genutzt. Einem solchen Bootshaus ist oft ein Trockenliegeplatz im Freien angegliedert.
Viele Hallen sind aus Holz errichtet. Je nach Größe des Bootshauses sind kleinere Boote wie Kanus, Ruderboote und auch andere Kleinfahrzeuge darin untergebracht, inklusive des Zubehörs wie Paddel, Riemen und Skulls. Zubehör, wie Rettungswesten oder spezielle Kleidung, können auch separat untergebracht sein, ebenso andere Räume wie Kabinen zum Umkleiden, Spinde und Waschgelegenheiten können sich beim Bootshaus oder getrennt davon befinden. Material und Werkzeug für die Reparaturen von Booten werden auch oft im Bootshaus gelagert. Verantwortlicher für das Bootshaus samt Inventar ist in der Regel der Bootswart. Ein Fahrtenbuch dient zur Übersicht.
Bootshäuser gehören zur Infrastruktur der jeweiligen Wassersportvereine, da die Sportgeräte im Freien nicht gelagert werden können. Manche Sportboote auf einem Liegeplatz werden nur im Winter im Bootshaus aufbewahrt. Ferner dienen sie den Vereinen zur Instandhaltung und Wartung ihres Sportgerätes und bei Wasserwanderungen vielfach auch als Unterkunft.
Um auch bei schlechtem Wetter Sport betreiben zu können, gibt es häufig auch andere Sportgeräte, Geräte zum Krafttraining oder sogenannte Bootskästen zur genauen Bewegungsanalyse.
Bei der Nutzung durch Vereine können Bootshäuser zugleich der Vereinssitz sein. Bootshäuser älteren Baujahres beinhalten oft ein Vereinslokal, das (aus konzessionsrechtlichen Gründen) oft nur für Vereinsmitglieder zugänglich war. Da sich dieses Betriebskonzept heute nur selten rechnet, gibt es auch (ehemalige) Bootshäuser, in denen heute ausschließlich oder teilweise öffentliche Gaststätten untergebracht sind.
Bootshaus von Rudervereinen
Bootshalle
Das Zentrum des typischen Ruderbootshauses ist die Bootshalle. In dieser werden die teuren und empfindlichen Ruderboote gelagert, was im Allgemeinen anhand spezieller Lager an den Wänden und der Decke der Halle geschieht. Die Skulls und Riemen sind ebenfalls in speziellen Vorrichtungen aufgehängt. Außerdem wird in den meisten Bootshallen das Fahrtenbuch des Vereins aufbewahrt, in dem jeder Sportler nach Ende einer Rudereinheit Datum und Uhrzeit, die zurückgelegte Strecke und das benutzte Boot einträgt.
Umkleiden
Ebenfalls Bestandteil jedes Bootshauses sind Umkleiden mit Duschen, da Rudern als Ausdauersport grundsätzlich in Sportkleidung betrieben wird und in Ausnahmefällen Ruderboote kentern können, was vor allem in der kalten Jahreshälfte sofortiges Duschen und Umziehen erforderlich macht.
Kraftraum
Im leistungssportlichen Rudern wird auf vielseitige Trainingskonzepte aufgebaut. So trainiert ein Ruderer neben dem eigentlichen Rudern auch u. a. durch Lauftraining, Ergometertraining und Krafttraining. Daher befindet sich in jedem Bootshaus, sofern die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, ein Kraftraum, in dem Sportgeräte wie Ruderergometer und Hantelbanken aufgebaut sind.
Das Bootshaus bei Kanuvereinen
Die Grundstruktur des Bootshauses von Kanuvereinen weitgehend entspricht dem Konzept im Rudersport mit der Dreiteilung Bootshalle, Umkleide sowie (bei leistungssportlicher Ausrichtung) Kraftraum. Oft gibt es auch ein Vereinslokal oder einen Versammlungsraum.
Für das Kanuwandern hat der Deutsche Kanu-Verband das Konzept der DKV-Kanustationen eingeführt, bei dem Vereine ihr Gelände für durchreisende Kanuwanderer gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung stellen.
Dafür müssen neben einem Steg vor allem Gelegenheiten zum Zelten mit ausreichenden Waschgelegenheiten gegeben sein.
Das Bootshaus als Erholungsort
Bootshäuser und Bootsschuppen waren neben den klassischen Datschen beliebte Erholungs- und Rückzugsorte in der ehemaligen DDR. Aufgrund einer wesentlich liberaleren Haltung der Behörden als in der heutigen Bundesrepublik entstanden in den 60er und 70er Jahren zahlreiche Bootshaus-Ansammlungen an den Seen und Wasserstraßen insbesondere Mecklenburgs. Diese prägen heute wesentlich das Erscheinungsbild der Mecklenburger Seen Gebiete und vermitteln die Romantik des Urlaubs am Wasser und in der Natur. Grundsätzlich sind hier die Bootsschuppen, als Bootsgarage, teilweise mit einem Aufenthaltsraum und oft nur mit Strom versorgt, von den Bootshäusern mit einer separaten Wohnetage und einer Einrichtung zum Übernachten und mehrtägigem Verweilen zu unterscheiden. Denn nach heutigem Baurecht besteht für die Bootshäuser, die sich meist baurechtlich im Außenraum befinden, lediglich der Bestandsschutz, ohne die Möglichkeit auf Nutzungsänderung. Bei der heutigen Verwendung der Bootshäuser kommt es also darauf an, ob sie lediglich die Funktion einer Bootsgarage hatten, oder ob sie früher bereits als Übernachtungs- und Ferienort genutzt wurden. Letztere sind heute teilweise saniert und nach heutigen Standards ausgebaut und werden als Ferienhaus angeboten und genutzt. Der besondere Reiz dieser Bootshäuser liegt daran, dass diese direkt am Wasser liegen. In der Regel sind Bootshäuser mit einem Motor-, Ruder- oder Paddelboot als Fahrzeug zur Nutzung der Gewässer ausgestattet. Auffällig an Bootshäusern für Erholungszwecke sind die typischen Reetdächer. Dadurch sind sie sehr beliebt bei Wassersportlern, Anglern, Vogel- und Naturliebhabern.
Literatur
- Wilhelm Reuss: Ruder, Boot und Bootshaus. Minden: Philler, 1964. - 176 S.
- Hugo Borrmann: Ruder, Boot und Bootshaus. Der technische Ratgeber für das gesamte Ruder- und Bootsgerät. Berlin: Wassersport-Verlag, 1940. - XII, 152 S.
- Oliver Grimm: Das kaiserzeitliche Bootshaus von Stend i Fana (Norwegen). (= Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg, Heft 48) Herausgeber: Vorgeschichtliches Seminar der Philipps-Universität Marburg. Marburg: Universität, Vorgeschichtliches Seminar, 1999. - 68, 55 S.
Weblinks
- DKV-Kanustationen (Memento vom 3. September 2003 im Internet Archive)