Gisikon
Gisikon (schweizerdeutsch: Gisike), früher oft auch fälschlicherweise Gislikon, ist eine Einwohnergemeinde im Wahlkreis Luzern-Land des Schweizer Kantons Luzern.
Gisikon | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Luzern (LU) |
Wahlkreis: | Luzern-Land |
BFS-Nr.: | 1055 |
Postleitzahl: | 6038 |
UN/LOCODE: | CH GIK |
Koordinaten: | 672800 / 219686 |
Höhe: | 418 m ü. M. |
Höhenbereich: | 406–645 m ü. M.[1] |
Fläche: | 1,08 km²[2] |
Einwohner: | 1421 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 1316 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 21,9 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.gisikon.ch |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Gisikon liegt im luzernischen Teil des Reusstals zu Füssen des Rooterberges. Mit einer Fläche von 107,66 ha ist der Ort die flächenmässig kleinste Gemeinde im Kanton Luzern. Von der Fläche wird knapp die Hälfte (49,5 %) landwirtschaftlich genutzt, 25,2 % sind Siedlungsfläche und weitere 19,8 % Wald und Gehölz. Der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich am Rooterberg auf 646 m ü. M., der tiefste an der Reuss auf 406 m ü. M.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Die Bevölkerungszahl wuchs von 1798 bis 1850 stark (1798–1850: +37,8 %). Nach einem Rückgang zwischen 1870 und 1888 um 14,7 % folgte eine Wachstumsschub, der bis 1920 anhielt (1888–1920: +51,9 %). Anschliessend stagnierte die Zahl der Bewohner jahrzehntelang. Mit dem Bau der Autobahn Luzern–Zug Ende der Siebziger-Jahre begann dann ein sprunghafter Bevölkerungsanstieg. Dieser Zuwachs verringerte sich prozentual in den letzten Jahren leicht. Dennoch nahm die Zahl der Bewohner von 2010 bis 2016 um 202 Personen (+ 18,6 %) zu. Seit 1990 zählt Gisikon zur Agglomeration Luzern. Mittlerweile leben 1'412 Menschen in Gisikon, darunter 714 Männer und 698 Frauen (Stand: 31. Dezember 2019).[5]
Quellen: 1798–1837: Helvetische und kantonale Volkszählungen[6]; Bundesamt für Statistik; 1850 bis 2000 Volkszählungsergebnisse, 2010 ESPOP, seit 2011 STATPOP
Religionen – Konfessionen
Traditionell war die Bevölkerung römisch-katholisch (2000: 65,97 %). Religiöse Minderheiten waren die (2000) 16,75 % evangelisch-reformierten Christen, Muslime und orthodoxe Christen. 8,4 % waren im Jahr 2000 konfessionslos. Seither hat wie überall die Zahl der Angehörigen der Landeskirchen abgenommen, die Zahl der Konfessionslosen und Muslime zugenommen haben. Mitte Jahr 2019 waren 49,51 % der Bevölkerung römisch-katholisch, 11,43 % evangelisch-reformiert und 39 % konfessionslos oder nicht der Landeskirchen angehörig.
Herkunft – Nationalität
Ende 2019 zählte die Gemeinde 1'412 Einwohner. Davon waren 1'115 Schweizer Staatsangehörige und 297 (= 21,0 %) Menschen anderer Staatsangehörigkeit. Die grössten Zuwanderergruppen kommen aus Deutschland (69 Menschen), Portugal (29), Italien (26), dem Kosovo (25), Serbien (18), Österreich (12) und dem Vereinigten Königreich (10).[7][8]
Politik
Gemeinderat
Der nebenamtlich arbeitende Gemeinderat setzt sich ab 1. Oktober 2021 wie folgt zusammen:
Kantonsratswahlen
Bei den Kantonsratswahlen 2019 des Kantons Luzern betrugen die Wähleranteile in Gisikon: SVP 31,8 %, CVP 20,7 %, FDP 20,3 %, SP 9,1 %, glp 8,7 %, GPS 6,7 %.[9]
Wirtschaft
Bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs betätigte sich eine grosse Mehrheit der Erwerbstätigen als Bauern, Müller und Steinhauer. Das letztere Gewerbe existiert heute nicht mehr, da die natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Mittlerweile gibt es auch nur noch 5 Landwirtschaftsbetriebe. Dies bedeutet, dass nur noch (Stand 2011) 7,6 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig sind. 46,8 % leben von Arbeit in Industrie- und Handwerk, 38,3 % der Beschäftigen arbeiten in Berufen im Dienstleistungsbereich. Von 474 Erwerbstätigen in Gisikon sind 272 Zupendler (v. a. aus der Region). Gleichzeitig gibt es 399 Wegpendler (ein Drittel in den Kanton Zug, daneben v. a. in die Stadt Luzern und nach Root).
In Gisikon befinden sich die zwei traditionellen Restaurants Gasthof Tell und Hotel Garni an der Reuss. Seit September 2012 gibt es ausserdem den Treffpunkt 6038, der unter einem Dach ein Café mit Spielzimmer für Kinder, eine Ludothek und einen kleinen Einkaufsladen mit regionalen Produkten vereint. Der Lebensmittelladen Volg hat im Frühling 2018 ein Geschäft in Gisikon eröffnet. Dieses befindet sich direkt an der Kantonsstrasse.
Verkehr
Gisikon verfügt über einen Autobahnanschluss, Gisikon-Root, an die A 14 auf der linken Seite der Reuss.
Die Gemeinde ist auf der Schiene (Strecke Luzern–Zug–Zürich) und per Bus (Linie 1 Luzern-Ebikon, Weichlen und 23 Ebikon, Weichlen–Gisikon, Weitblick, Linie 110 Hochdorf–Rotkreuz und Linie 348 Gisikon-Sins, Linie) an den Öffentlichen Verkehr angeschlossen.
- S 1 Baar – Zug – Cham – Rotkreuz – Gisikon-Root – Luzern – Emmenbrücke – Sempach-Neuenkirch – Sursee.
- VBL 23 Gisikon Weitblick – Gisikon Bahnhof – Root – Root D4, Oberfeld – Dierikon – Ebikon Bahnhof
- Postauto 110 Rotkreuz – Honau – Gisikon – Eschenbach – Hochdorf. (Teilweise Rotkreuz – Honau – Gisikon Bahnhof)
- ZVB 348 Gisikon Bahnhof – Körbligen – Dietwil – Sins, Schulstrasse
Geschichte
Weder archäologische Spuren noch schriftliche Zeugnisse erzählen vom Ursprung Gisikons. Die Endung des Ortsnamens auf -ikon deutet auf den alemannischen Siedlungsausbau im 7. bis 8. Jahrhundert hin: Der Name geht auf einen Siedler namens Giso zurück, und der Ortsname bedeutet «bei den Höfen der Leute des Giso».[11]
Die älteste noch erhaltene Erwähnung Gisikons datiert auf das Jahr 1270. Bald darauf geriet der Ort unter die Herrschaft der Habsburger. Bis zum Verkauf durch die Familie von Moos an die Stadt Luzern im Jahr 1422 war es Lehen wechselnder Herren. Im Jahr 1653 erhielt der Ort Steuerprivilegien, weil er im Gegensatz zu den meisten Landgemeinden im grossen Bauernkrieg zu den Herren in der Stadt hielt.
Das Gisiker Wappen hat auf Blau eine balkenweise gestellte goldene Brücke mit zwei silbernen Pfeilern. Es stellt also die Brücke dar, die in der Geschichte eine so wichtige Rolle spielte. Seit 1426 beriet der Luzerner Rat über die Frage eines Brückenbaus in Gisikon. Er beschloss 1431 den Bau einer gedeckten Brücke über die Reuss mit einer neuen Zollstation. Daneben entstanden eine Gastwirtschaft zur Versorgung der Händler und Reisenden und im 18. Jahrhundert ein Landjägerposten. Der Brückenzoll wurde auf Personen, Vieh und Handelswaren erhoben. Im 18. Jahrhundert war der Brückenzoll in Gisikon nach Reiden, Emmenbrücke und dem Untertor in Luzern die viertbedeutendste Zolleinnehmerei. Das letzte Zollhaus, der heutige Gasthof Tell, stammt von 1848.
Im Sonderbundskrieg ereignete sich eine der entscheidenden Kampfhandlungen bei Gisikon. Nach dem Gefecht bei Gisikon am 23. November 1847 kapitulierte der Kanton Luzern am folgenden Tag als zweiter Kanton des Sonderbunds. Der eidgenössische Kommandant in diesem Gefecht war der Tägerwilener Brigadekommandant Johann Konrad Egloff, der 1848 Mitglied im Regierungsrat des Kantons Thurgau wurde.[12][13]
Wegen Kriegsschäden aus dem Jahr 1847 am alten Flussübergang baute der Kanton um 1854 eine neue Brücke.[14] 1934 entstand bei Gisikon wiederum eine neue Brücke über die Reuss, die 1974 wegen des Autobahnanschlusses durch eine breitere Brücke mit einer Eisenbahnunterführung ersetzt wurde.
Schulen
In Gisikon wurde 2005 in nur sieben Wochen ein neues Schulhaus erstellt. Darin findet nun der Unterricht der Integrativen Schule inkl. Basisstufe für rund 100 Schülerinnen und Schüler der Gemeinden Gisikon und Honau statt. Ab der 7. Schulklasse findet der Schulbesuch in der Nachbargemeinde Root statt. Seit 2010 bietet die Gemeinde Gisikon schul- und familienergänzende Tagesstrukturen an. Diese Tagesstrukturen werden von Montag bis Freitag und während acht Ferienwochen angeboten. Die Räumlichkeiten des «Leuchtturms» befinden sich im Gemeindehaus direkt neben dem Schulhaus. Der Turnunterricht der Schule Gisikon findet im angrenzenden Zentrum Mühlehof statt. Im Frühling 2020 wurde ein Erweiterungsbau trotz Corona Auflagen innert kürzester Zeit gebaut und mit dem neuen Schuljahr 2020/2021 termingerecht bezogen.
Lernende mit Schulort Gisikon
Schuljahr (2016/2017) |
Kindergarten | Primarschule | Sekundarstufe, alle Niveaus |
Gesamthaft |
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Abteilungen | 0 | 6 | 0 | 6 |
Lernende | 0 | 99 | 0 | 99 |
aus der Gemeinde und Nachbargemeinden; Quelle LUSTAT[15]
Lernende mit Wohnort Gisikon
Schuljahr (2015/2016) |
Kindergarten | Basisstufe | Primarschule | Sekundarstufe, Niveau A/B |
Sekundarstufe, Niveau C |
Integrierte Sekundarschule |
Gesamthaft |
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Lernende | 1 | 41 | 43 | 14 | 13 | 1 | 113 |
in der Gemeinde wohnhaft; Quelle LUSTAT[16]
Freizeitangebot
Das Ufer der Reuss, der Gisiker Wald sowie die Naturschutzzone Feldhof bilden Naherholungsgebiete. Im Reusstal sind Wanderungen oder Radtouren und auf dem Fluss Kanufahrten möglich. Es gibt einen Kneipp-Garten in Gisikon.
Persönlichkeiten
- Josef Roos (1851–1909), Lehrer, Angestellter und Mundartautor
Bilder
- Verkehrskreisel unterhalb des Dorfes
- Gemeindehaus
- Reussbrücke
- Ausblick vom Gemeindehaus aus
- Artillerie der eidgenössischen Truppen bei Gisikon im Jahr 1847
Literatur
- Barbara Hennig, André Meyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern. Band II: Das Amt Luzern. Die Landgemeinden. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2009 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 116), ISBN 978-3-906131-90-0, S. 123–128.
- Waltraud Hörsch: Gisikon. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde
- Quelle:Robert Gubler, Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftliche Wandlungen im Kanton Luzern.Schluss Tabelle 1
- Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach demographischen Komponenten, institutionellen Gliederungen, Staatsangehörigkeit und Geschlecht (Bundesamt für Statistik, STAT-TAB)
- Ausländische Wohnbevölkerung nach Nationalität, Aufenthaltsstatus und Bevölkerungstyp (LUSTAT Statistik Luzern)
- https://www.lustat.ch/files_ftp/daten/kt/0003/w173_302t_kt0003_gd_d_2019.html Kantonsratswahlen: Stärke der Parteien 2019
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde
- Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 389.
- Peter Giger: Abriss zur Geschichte der Kanti Frauenfeld, Kantonsschule Frauenfeld
- Nachruf zu Johann Konrad Egloff, gew. Oberst-Divisionär. (PDF; 2,5 MB) In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitung. 8. Januar 1887, S. 1–2, abgerufen am 31. Dezember 2015.
- Brücke von Gisikon.
- Anzahl Klassen und Lernende
- LUSTAT, Seite 239