Flughafen Ämari
Der Flughafen Ämari (estnisch: Ämari lennuväli) ist ein Militärflugplatz in Estland. Er liegt auf dem Gebiet des Dorfs Ämari (deutsch veraltet: Habbinem) in der Landgemeinde Lääne-Harju. Ämari ist der wichtigste Stützpunkt der estnischen Luftstreitkräfte und inzwischen auch zweite Basis für das Air Policing Baltikum.
Ämari Lennuväli | |||
---|---|---|---|
| |||
Kenndaten | |||
ICAO-Code | EEEI | ||
IATA-Code | entfällt | ||
Koordinaten | |||
Höhe über MSL | 20 m (66 ft) | ||
Verkehrsanbindung | |||
Entfernung vom Stadtzentrum | 14 km westlich von Keila, Kreis Harju | ||
Basisdaten | |||
Eröffnung | 1945 | ||
Betreiber | Estnisches Verteidigungsministerium | ||
Fläche | 930 ha | ||
Start- und Landebahn | |||
06/24 | 2750 m × 45 m | ||
Geschichte
Das, alternativ auch unter dem Namen Suurküla lennuväli bekannte, Flugfeld wurde bereits von 1939 bis 1941 durch die Rote Armee genutzt. Von 1941 bis 1944 folgte die deutsche Luftwaffe. Die sowjetischen Luftstreitkräfte nutzten den Flugplatz von 1944 bis 1994 dauerhaft und mehrheitlich für ihre Frontfliegerkräfte. Bis 1947 waren hier Schlacht- und Aufklärungsflieger der Seefliegerkräfte mit IL-2, PBN-1 Nomad sowie Begleitjäger Jak-9P stationiert. Es folgten Jagdflieger der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung mit Jak-17UTI, MiG-15 und MiG-17. Von 1960 bis 1967 war hier erneut die Marine mit einem Regiment stationiert, das Hubschrauber Mi-4 und Ka-15 nutzte. Zwischen 1967 und 1984 war hier das 88. Jagdbombenfliegerregiment mit MiG-17, MiG-21PFM und MiG-27D stationiert. Seit etwa 1975 wurden auf dem Flughafengelände auch Atombomben bereitgehalten. Hinzu kam ab 1977 das 312. Jagdbombenfliegerregiment mit Su-7BKL/BKM. Mit der Umrüstung auf Su-24 im Jahr 1983 formierte es zum Frontbombenfliegerregiment um. Von 1989 bis 1994 war es der Seekriegsflotte unterstellt und seit 1991 wurde es als 170. Garde-Marineschlachtfliegerregiment bezeichnet.[1]
Nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion und der Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit wurde Ämari von 1991 bis 1994 zunächst von den russischen Luftstreitkräften als Militärflugplatz genutzt und ging anschließend in den Besitz der Republik Estland.[2] Seit Oktober 2000 ist der Stützpunkt für die militärische Luftraumüberwachung des Landes im Rahmen von BaltNet und seit dem NATO-Beitritt 2004 auch für NATIENADS (NATO Integrated Extended Air Defence System) zuständig.
Im Jahr 2009 wurde eine umfassende, von der NATO finanziell unterstützte, Erneuerung des Flugplatzes beschlossen. Zu den geplanten Maßnahmen gehörten der Bau eines neuen Treibstofflagers und die Modernisierung der Start- und Landebahn. Zudem sollten Terminals und eine Hakenfanganlage für Kampfflugzeuge renoviert bzw. gebaut werden und bis 2012 ein Instrumentenlandesystem und andere Navigationsanlagen installiert werden. Am 15. September 2010 konnte die neue, mit 2750 m Länge und 45 m Breite den NATO-Normen entsprechende, Piste von Präsident Toomas Hendrik Ilves feierlich eröffnet werden. Über das Nato Security Investment Programm wurden von dem Verteidigungsbündnis 45 Mio. der Gesamtumbaukosten von 96 Mio. Euro getragen. Mit dieser Summe galt das Bauprojekt als das bis dahin teuerste in der Geschichte Estlands.[3][4][5]
Nutzung
Militärische Nutzung
Nachdem der Militärflugplatz von Russland aufgeben wurde, haben die estnischen Luftstreitkräfte auf der Basis zunächst verschiedene eigene Einheiten (Hubschrauber und Flugzeuge) stationiert. Im Rahmen der umfangreichen Modernisierung wurde Ämari auch für größere Kampfjet-Verbände der NATO-Partner ertüchtigt.
Die bisher nur in Litauen stationierten alliierten Jagdflugzeug-Schwärme im Rahmen des „Air Policing Baltikum“, die den baltischen Luftraum überwachen, nutzen seit 2014 auch Ämari.[5] Hierzu kann die Basis nach Abschluss der Modernisierung gleichzeitig bis zu 16 NATO-Flugzeuge aufnehmen.[4] Für die Zeit seit Oktober 2010 hatte Estland bereits eine Vereinbarung mit der Allianz, dass Kampfjets der Verbündeten in Ämari Trainingsflüge absolvieren. Im Mai 2014 kam es erstmals zur regulären Nutzung der Basis durch vier dänische Flugzeuge.[6] Wie bereits im April 2014 vermeldet wurde, hätte für eine durchgehende Nutzung der Basis als NATO-Stützpunkt das bestehende Personal mehr als verdoppelt werden müssen. Mit den damals vorhandenen 170 Mann, konnten die notwendigen Rahmenbedingungen lediglich vier Monaten am Stück aufrechterhalten werden.[7] Aufgrund der durchgehenden Nutzung seit 2014 ist allerdings davon auszugehen, dass dieses Problem zwischenzeitlich (durch Transfer ausländischen Personals und/oder Einstellung eigenen Personals) gelöst wurde.
Zivile Nutzung
Neben der Bedeutung als Stützpunkt für NATO-Kampfjets, wurde auch das Logistik-Bataillon (Logistikapataljon) der estnischen Streitkräfte auf dem Gelände der Basis stationiert. Zudem soll das Flugfeld von der Zivilluftfahrt genutzt werden und als Ersatzlandebahn des Flughafens Tallinn dienen.[4]
Weblinks
- Webseite des Flughafens (englisch, estnisch)
- Flughafendaten auf World Aero Data (englisch, Stand 2006)
Einzelnachweise
- Combat Aircraft im März 2015: "ALL FOR ONE, ONE FOR ALL! GERMAN EUROFIGHTERS AT ÄMARI" (S. Büttner, A. Golz)
- Prospekt (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive) Opening of Ämari Air Base traffic area (englisch)
- NATO wird Modernisierung von Ämari finanzieren
- Sowjetischer Bomberstützpunkt bei Tallinn dient bald als Zivilflughafen
- Nato-Luftwaffe bekommt bequeme Start- und Landungsbahn nahe russischer Grenze
- Pressemitteilung der estnischen Luftstreitkräfte zur Stationierung der Maschinen (estnisch)
- Meldung des estnischen Rundfunk vom 4. April 2014, abgerufen am 4. Juli 2014 (englisch)