Fiat 126
Der Fiat 126 war ein Kleinwagen des Kraftfahrzeugherstellers Fiat, der von Sommer 1972 bis Herbst 2000 gebaut wurde, zuletzt ausschließlich in Polen bei FSM als Polski Fiat 126p. Durch seine kompakte Bauform ist er sehr wendig und bietet trotzdem verhältnismäßig viel Innenraum. Die Form des Wagens gestalteten italienische und polnische Designer und Konstrukteure gemeinsam.
Fiat | |
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Fiat 126 (1972–1977) | |
126 | |
Produktionszeitraum: | 1972–1987 Polen: 1973–2000 (als Polski Fiat 126p) Österreich: 1973–1975 (Steyr-Puch) |
Klasse: | Kleinstwagen |
Karosserieversionen: | Limousine, Cabriolet |
Motoren: | Ottomotoren: 0,6–0,7 Liter (17–19 kW) |
Länge: | 3054–3104 mm |
Breite: | 1374–1378 mm |
Höhe: | 1302–1346 mm |
Radstand: | 1840 mm |
Leergewicht: | 580–619 kg |
Vorgängermodell | Fiat Nuova 500 |
Nachfolgemodell | Fiat 126 BIS Fiat Cinquecento |
Produktion in Italien und Verkauf in der BR Deutschland
Als Nachfolger des Fiat Nuova 500 war der Fiat 126 mit dem luftgekühlten Zweizylinder-Ottomotor mit 594,5 cm³ Hubraum des Fiat 500 R ausgestattet. Die Karosserie war bei gleichem Radstand verlängert und verstärkt worden. Der Tank war nun weniger unfallgefährlich rechts unter der Rücksitzbank eingebaut statt im vorderen Kofferraum. Der Motor saß unverändert im Heck und erreichte eine Leistung von 17 kW (23 PS) bei 4800/min. Der Motor wurde auch in der sportlichen Version 595 Abarth verwendet. Das Viergang-Getriebe hatte einen unsynchronisierten ersten Gang, die oberen drei Gänge waren synchronisiert. Das Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorn (als unterer Querlenker und Stabilisator diente die Querblattfeder) und Schräglenkern mit Schraubenfedern hinten wurde aus dem 500 übernommen. Die Radgröße war 12 Zoll. Vorn und hinten gab es hydraulisch betätigte Trommelbremsen. Die Schneckenlenkung wirkte über eine dreigeteilte Spurstange auf die Vorderräder.
Ab Sommer 1987 gab es den Fiat 126 BIS mit wassergekühltem Motor, der wie bei der Fiat 500 Giardiniera liegend eingebaut war. Durch den liegenden Einbau konnte ein zusätzlicher Heckkofferraum über dem Motor geschaffen werden. Diesen Motor mit 19 kW (26 PS) bei 4500/min und 704 cm³ Hubraum (Bohrung 80 mm, Hub 70 mm) gab es aber nur bis Ende 1991, da sich der Fiat 126 BIS wegen der ungünstigen Abgaswerte schlecht verkaufen ließ. Der wassergekühlte Motor stellte sich außerdem als nicht sehr standfest heraus, er neigte zur Überhitzung mit der Folge defekter Zylinderkopfdichtungen. Die Wartung des Motors gestaltete sich durch die Einbaulage und den engen Motorraum schwierig; die Herstellung war durch die größere Zahl von Teilen außerdem komplizierter. Schließlich wurde die Produktion des Fiat 126 BIS zum Jahresende 1991 eingestellt.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden unter der Bezeichnung „Figo“ („Fiat/Goggo“) umgerüstete Fiat 126 angeboten, die von Steinwinter in Stuttgart mit Motoren aus dem Goggomobil ausgestattet wurden (10 kW/13,6 PS, 250 cm³, luftgekühlter 2-Zylinder-Zweitaktmotor). Dieses Angebot richtete sich in der BRD an Inhaber des alten Führerscheins der Klasse IV, die Fahrzeuge bis 250 cm³ fahren durften. Sie erhielten so die Möglichkeit, einen moderneren Kleinwagen zu fahren.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Fiat 126 ab Ende der 1970er-Jahre als „Bambino“ vermarktet. Der Name „Bambino“ wurde im Rahmen eines Wettbewerbs von Fiat Deutschland ausgewählt. Der „Bambino“, der in Italien als „Personal 4“ verkauft wurde, unterscheidet sich von der vorherigen Version vor allem durch den Motor vom Typ 126 A1.048 anstelle des Motortyps 126 A1.000. Der Zylinderkopf des Motors für den deutschen Markt ist eckig statt rund. Die Zündkerzen sind beim „Bambino“ in Hülsen und nicht direkt in den Zylinderkopf eingeschraubt. Die Hülsen sollten verhindern, dass bei undichter Zündkerze giftige Abgase mit der Heizungsluft in den Innenraum gelangen. Man erkennt den „Bambino“ an den seitlichen Schutzleisten aus Gummi und den Kunststoff-Stoßstangen, die auch in der „Personal-4“-Version eingebaut wurden. Die Standardversion behielt bis zum Facelift im Frühjahr 1984 die Metallstoßfänger.
Der Fiat 126 wurde um 1980 auch als Sondermodelle „Red“, „Brown“, „Black“ und „Silver“ angeboten, wobei Letzteres sehr selten ist. Diese Sondermodelle hatten im Gegensatz zu den normalen Fahrzeugen grün getönte Verglasung und zwei in die Heckleuchten integrierte Rückfahrleuchten. Die Heckleuchten unterschieden sich wesentlich von den flachen Leuchten der anderen Versionen. Einige dieser Sondermodelle hatten graue statt schwarzer Stoßleisten und -stangen. Rückfahrleuchten wurden bei den Serienfahrzeugen erst mit dem Facelift im Jahre 1984 eingeführt, hier sitzt in der hinteren Stoßstange rechts eine Rückfahr- und links eine Nebelschlussleuchte.
Ende 1991 wurde mit der Produktion des Nachfolgers Fiat Cinquecento begonnen, der den 126 eigentlich ablösen sollte. Dessen Produktion wurde aber erst am 22. September 2000 eingestellt. Im Jahr 1994 gab es ein Facelift für dieses Modell, es nannte sich „Fiat 126 elx“; außer veränderten Stoßstangen und Türen bekam er ab Werk einen G-Kat. Dieser reichte für die Einstufung nach Euro-1-Norm, was zu Problemen führen kann, wenn man ein neueres Modell ca. ab Baujahr 1992 in Deutschland zulassen möchte. Da die in Polen gebauten neueren Modelle die in Deutschland gültigen Richtlinien zum Teil nicht erreichen, ist es möglich, dass das Fahrzeug in Deutschland nicht zugelassen werden kann.
In der Zwischenzeit wurden etwa 3.500.000 Stück produziert.
Der Fiat 126 ist heute einer der in Deutschland am günstigsten versicherbaren Pkw. Alle Modelle des Fiat 126 liegen in allen drei Versicherungsarten (Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko) aufgrund geringer Schadenshäufigkeit in der niedrigsten Typklasse 10.[1]
- Fiat 126 (1977–1984)
- Heckansicht
- Fiat 126p (1984–1991)
- Innenansicht des 126p
- Fiat 126 BIS (1987–1991)
- Motor
Produktion bei Steyr-Daimler-Puch
Der österreichische Fahrzeughersteller Steyr-Daimler-Puch kaufte von Fiat Teilesätze ohne Motor, baute seinen eigenen Motor in den 126 ein (wie bereits zuvor beim Fiat 500) und vermarktete das Auto unter der Submarke Steyr-Puch. Es handelte sich um einen Zweizylinder-Boxermotor mit 80 mm Bohrung und 64 mm Hub, also 643 cm³ Hubraum, der maximal 18 kW (25 PS) bei 4800/min leistet. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 117 km/h statt bei 105 km/h. Die Steyr-Daimler-Puch-Modelle weisen eine höhere Leistung und Höchstgeschwindigkeit auf als das Fiat-Original. Wegen geringer Nachfrage wurde die Produktion bereits nach einer kurzen Bauzeit 1974/1975 wieder eingestellt.
Produktion in Polen und Jugoslawien
Ab 1973 wurde der Fiat 126 auch in Polen gefertigt, wo die Firma FSM aus Bielsko-Biała den Wagen in Lizenz herstellte.
Mitte 1977 wurde er mit einem neuen 652-cm³-Motor vorgestellt. Dieser leistete je nach Ausführung bis zu 17 kW (24 PS).
Ab 1980 wurde das Fahrzeug auch im polnischen Werk in Tychy gebaut. In Polen wurde er vor allem Maluch (polnisch „Kleiner“) genannt und erreichte einen vergleichbaren Stellenwert und Verbreitungsgrad wie der VW Käfer in der BRD, der Trabant in der DDR oder der Citroën 2CV in Frankreich. Obwohl diese Fahrzeuge im Ostblock produziert wurden, waren sie in der DDR nicht erhältlich. Ebenfalls einen hohen Verbreitungsgrad hatte diese Variante auf dem jugoslawischen Markt, wo er dem Zastava 600/750/850 nachfolgte und Peglica (serbokroatisch „kleines Bügeleisenchenlein“) genannt wurde. Dort wurde ab Sommer 1987 eine wassergekühlte Zweizylinder-Version mit nach rechts liegenden Zylindern als Fiat 126 BIS und des Weiteren noch eine Cabriolet-Variante gebaut, ein Umbau der Firma POP mit den Bezeichnungen Pop 650 und Pop 2000. Die Modelle von POP waren auch mit Elektroantrieb lieferbar (POP-Elektro). Diese wurden u. a. von der Firma Auto-Sol mit Brusa-Antriebstechnik umgerüstet.
Motorvarianten
- 600 cm³ Hubraum, 17 kW (23 PS – luftgekühlt)
- 652 cm³ Hubraum, 17 kW (23 PS – luftgekühlt – im Fiat 126 Bambino 650 nur für den deutschen Markt wegen der damaligen Versicherungsklassen um 1 PS gedrosselt)
- 652 cm³ Hubraum, 17,7 kW (24 PS – luftgekühlt)
- 698 cm³ bzw. 703 cm³ Hubraum, 19 kW (26 PS – wassergekühlt – nur im Modell „BIS“) – dabei handelt es sich jedoch um den baugleichen Motor
- 643 cm³ Hubraum, der maximal 18 kW (25 PS — luftgekühlter Boxermotor) — nur die Lizenzbauten von Steyr-Puch