Fritzmeier Gruppe
Die Georg Fritzmeier GmbH & Co. KG ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Großhelfendorf, einem Ortsteil von Aying im Südosten des Landkreises München.
Fritzmeier Gruppe | |
---|---|
Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1926[1] |
Sitz | Forststraße 2, 85653 Aying-Großhelfendorf, Deutschland[2] |
Leitung | Rupert Fritzmeier, Ursula Fritzmeier, Georg Fritzmeier, Bernhard Kaiser |
Mitarbeiterzahl | 2300+[3] |
Umsatz | 400 Millionen Euro[3] |
Branche | Maschinenbau, Kunststoffverarbeitung, Landmaschinen, Automotive und Sportartikel |
Website | www.fritzmeier.de |
Stand: 2018 |
Geschichte
Der Sattlermeister Georg Fritzmeier machte sich 1926 in Großhelfendorf selbständig, indem er Geschirre für Ochsen und Pferde fertigte und reparierte.[1][4] Nachdem in den 1920er Jahren die ersten Traktoren im Einsatz waren, hatte er ab 1932 erste Anfragen nach Sitzpolstern für die damals ungefederten Eisensitze der ersten Zugmaschinen.[1] Nachdem seine Söhne Ruppert und Georg auch mit ihm im Betrieb tätig gewesen waren, fragten zuerst die Unternehmen Eicher und Fendt, und kurz darauf Schlüter an, direkt beliefert zu werden.[1] Um 1939 entwickelte Fritzmeier gemeinsam mit Schlüter das erste Planenverdeck.[1][4] Der Zweite Weltkrieg verhinderte eine größere Produktion.[1]
1945 begannen Ruppert und Georg Fritzmeier die Verdecke, auch zur Nachrüstung älterer Traktoren, weiterzuentwickeln.[1] Mit der beginnenden Mechanisierungswelle ab den 1950er Jahren verbauten immer mehr Hersteller die Planenverdecke von Fritzmeier anstelle der vorher als einzige Alternative angebotenen massiven Dächer.[1] Frühzeitig ließ das Unternehmen ihre wesentlichen Bauteile wie eine gummigelagerte Parallelogramm-Federung oder die 1958 erstmals angebotene aufklappbare Frontscheibe patentieren.[1] Die Seitenwände konnten mit Fensterplanen geschlossen werden und nach vorne verhinderten Planenschürzen das Eindringen von Spritzwasser. Zeitweise wurden über 50.000 Verdecke pro Jahr ausgeliefert.[1] Georg Fritzmeier jun. starb 1962. Ruppert Fritzmeier führte daraufhin das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater weiter.[1]
Fritzmeier wurde führender Hersteller von Überrollbügeln für Traktoren.[1] Diese waren ab 1970 für Neumaschinen und ab 1. Januar 1977 auch für Altschlepper Pflicht.[5] Ab 1970 waren erste Verdecke mit integriertem Umsturzbügel im Angebot.[1] Der Markt veränderte sich und es wurden verstärkt integrierte, ab Hersteller montierte Kabinen nachgefragt. Der Absatz der „Flatterverdecke“ ließ stark nach.[1] Fritzmeier begann frühzeitig, Kabinen für Traktoren zu entwickeln. Ab 1975 begann die Entwicklung von Kabinen für Baumaschinen.[1] 1990 wurde die Produktion nach 750.000 Verdecken eingestellt.[1]
1971 wurde die Fritzmeier Composite als eigener Unternehmensbereich gegründet, um auf die zunehmende Bedeutung von Kunststoffen (neue Werkstoffe) in der Industrie zu reagieren.[6]
1975 entwickelte und fertigte Fritzmeier den ersten Kunststoffski[7] für Rosi Mittermaier.[8] Die Produktion von Ski wurde 1980 eingestellt. Fritzmeier war 1977 Mitgründer von Mistral, heute Boards & More, und stellte Surfbretter her.[1] Die Forschungsarbeiten mit den Kunststoffen und der Exkurs der Fritzmeier-Gruppe in die Sportwelt führte 1990 zur Gründung der m1 Sporttechnik, die sich auf den Bau und Vertrieb von Carbonfahrrädern spezialisiert hat.[9][10]
Die Fritzmeier Technologie wurde 1997 gegründet, um Komplettdienstleistungen in der Metallbearbeitung anzubieten.[11] Fritzmeier CABS unterhält ein Joint Venture in Indien und Kooperationen in Asien, Nord- sowie Südamerika.[11] Diese führten zur Bildung der CAB Alliance, einem Zusammenschluss von vier Fahrzeugkabinenherstellern weltweit.[11][12]
2009 gründete die Fritzmeier-Gruppe die Fritzmeier Umwelttechnik.[1][13] Der Fokus dieses Unternehmens liegt unter anderem in der Phosphatrückgewinnung und der Entwicklung nachhaltiger Technologien rund um Smart Farming[14][15] und der Biotechnologie (B2B).[16][17]
Die Fritzmeier-Gruppe beschäftigt circa 2.300[18] Mitarbeiter an 14 Fertigungs- und Entwicklungsstandorten in 9 Ländern.[19] Die Fritzmeier-Gruppe ist Zulieferer für Original Equipment Manufacturer (Erstausrüster).[20]
Unternehmensstruktur
Die Fritzmeier-Gruppe produziert Fahrerkabinen für Bau- und Landmaschinen sowie Baugruppen aus Kunststoff für Kraftfahrzeuge, Nutzfahrzeuge, Bau- und Landmaschinen sowie Flugzeuge.[21] Die Kabinenentwicklung und -fertigung für Bau- und Landmaschinen ist der größte Umsatzträger bei Fritzmeier.[1] Das Unternehmen gliedert sich in folgende vier Teilbereiche auf: Cabs, Plastic, Technologie und Umwelt. Diese sind als Unternehmen selbstständig.[4][22]
Fritzmeier Cabs
Das Ursprungsgeschäft bzw. Kerngeschäft der Fritzmeier Gruppe.[1][4][23] In diesem Geschäftsbereich werden Komplettkabinen, Systembaugruppen, sowie Verkleidungsteile aus Metall und Kunststoff für Hersteller von Off-Highway- und Nutzfahrzeugen gefertigt.[11][24][25]
Fritzmeier Composite
Spezialisiert auf Kunststoffe entwickelt dieses Unternehmen unter anderem selbsttragende Verkleidungsteile und Traktoren-Dächer aus leichten Kunststoffen.[4]
Fritzmeier Technologie
Dieses Tochterunternehmen fertigt und entwickelt Sondermaschinen und Werkzeuge.[26]
Fritzmeier Umwelttechnik
Ziel dieser Unternehmung ist die Effizienzsteigerung durch präzisere Mess- und Düngesysteme in der Landwirtschaft.[4] Ökonomische Optimierungen sowie die Forschung an Zukunftstechnologien wie Precision Farming oder der Biotechnologie sind der Zweck dieses Unternehmens.[4]
Auszeichnung
Das Bayerische Wirtschaftsministerium verlieh Fritzmeier 2006 die Auszeichnung Bayerns best 50.[27]
Weblinks
Einzelnachweise
- Profi - Magazin für Agrartechnik: Was wurde eigentlich aus den Fritzmeier-Verdecken, Heft 9, 2014, S. 129
- Fritzmeier Autozulieferer aus Aying. Wer zu Wem Firmendatenbank, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Zahlen und Fakten. Fritzmeier Gruppe, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- Jede Lösung bedeutet Mehrwert für den Kunden. Allgemeine Bauzeitung, 14. September 2010, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Überrollbügel. Ackerschlepper.com, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- Fritzmeier Composite GmbH & Co. KG. In: Bayern International. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Schöner Schwung. Spiegel Online, 16. Januar 1978, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- Bretter, die Verlust bedeuten. Zeit Online, 7. November 1980, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- M1 - einzigartige Carbon Bikes. emotion-technologies.de, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Vom Sattler zum Weltmarktführer, wirtschaft, IHK, 06/2016, S. 74 ff.
- Bayerischer Kabinenhersteller mit Weitblick. Pressebox.de, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Welcome to the World of Cabs. Cab Alliance, abgerufen am 4. Dezember 2018 (englisch).
- Geschichte. Fritzmeier Umwelttechnik, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- Precision Farming: BayWa setzt auf Satelliten und Sensoren. Agrarheute, 21. August 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Testbetrieb für Smart Farming eröffnet. Agrarheute, 25. September 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Fritzmeier Umwelttechnik GmbH & Co. KG. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Biogasanlagen: Gärreste nutzbar machen. Agrarheute, 21. Oktober 2011, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Fritzmeier Gruppe. Abgerufen am 23. Januar 2019.
- Standorte. Abgerufen am 23. Januar 2019.
- Georg Fritzmeier GmbH & Co. KG: Innovative Kabinen aus Großhelfendorf (Aying). IHK, 1. Juli 2017, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- Fritzmeier Autozulieferer aus Aying. Wer zu Wem Firmendatenbank, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Georg Fritzmeier GmbH & Co. KG als Arbeitgeber. Rosenheimjobs.de, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Hightech-Kabine für OEMs der Off-Highway Industrie. Agrar Technik, 11. Dezember 2015, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Fritzmeier Cabs: Blick in die Zukunft. Agrar Technik, 21. März 2016, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Aluminium-Leichtbau bei Fritzmeier Cabs. Industrie.de KEM Konstruktion, 28. September 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Investition in modernste CNC-Technologie. DMG MORI, 18. Februar 2018, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- Preisträger 2006, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, abgerufen am 7. Dezember 2018