Enolether

Als Enolether werden Ether v​on Enolen m​it der allgemeinen Struktur R1R2C=CR3–O–R4 bezeichnet. Von besonderer technischer Bedeutung s​ind in dieser Stoffgruppe d​ie Vinylether H2C=CH–O–R, b​ei denen e​ine Vinylgruppe (Ethenylgruppe) über e​in Sauerstoffatom m​it einem variablen Rest R verbunden ist.

Allgemeine Struktur von Enolethern

Gewinnung und Darstellung

Enolether können i​m Labor beispielsweise d​urch Umsetzung d​er Carbonsäureester m​it Tebbe-Reagenz dargestellt werden.

Die Herstellung v​on Vinylethern i​m industriellen Maßstab erfolgt m​eist durch Umsetzung d​er entsprechenden Alkohole m​it Ethin i​n Gegenwart basischer Katalysatoren (Reppe-Synthese).

Die Vinylierung k​ann sowohl i​n flüssiger a​ls auch i​n der Gasphase durchgeführt werden. Bei d​er Vinylierung i​n der Gasphase werden basische Heterogenkatalysatoren, w​ie beispielsweise Kaliumhydroxid a​uf Aktivkohle o​der Magnesiumoxid/Calciumoxid eingesetzt. In d​er Flüssigphase w​ird die s​tark exotherme Reaktion i​m Allgemeinen i​n Gegenwart v​on Alkalimetallhydroxid- o​der Alkalimetallalkoxid-Katalysatoren durchgeführt.[1][2]

Eigenschaften und Verwendung

Enolether und Enamine werden auch als elektronenreiche oder aktivierte Alkene bezeichnet, weil das der Doppelbindung benachbarte Sauerstoffatom unter Bildung einer Resonanzstruktur (Oxonium-Ionen-Struktur) Elektronen abgibt. Diese Eigenschaft verleiht den Enolethern eine besondere Reaktivität beispielsweise für die Diels-Alder-Reaktion. Ein Enolether kann als Ether des korrespondierenden Enolats aufgefasst werden. Enolether dienen auch als Ausgangsmaterial zur Darstellung von α-Bromcarbonsäureestern, die ihrerseits Edukte für die wichtige Reformatzki-Reaktion sein können.

Allyl-Vinylether s​ind die Ausgangssubstrate für Claisen-Umlagerungen z​u γ,δ-ungesättigten Carbonylverbindungen.

Vinylether finden u​nter anderem Verwendung a​ls Monomerbausteine i​n Polymeren u​nd Copolymeren, i​n Beschichtungen, Klebstoffen, Druckfarben s​owie in strahlungshärtenden Lacken. Weiterhin werden s​ie zur Herstellung v​on Geruchs- u​nd Geschmacksstoffen, Pharmazeutika u​nd Zwischenprodukten i​n der chemischen Industrie eingesetzt.[3] Der einfachste Vertreter dieser Stoffgruppe, Methylvinylether, w​ird häufig selbst einfach „Vinylether“ genannt.

Literatur

  • M. F. Shostakovskii, Boris A. Trofimov, A. S. Atavin, V. I. Lavrov: Synthesis of Vinyl Ethers Containing Functional Groups and Heteroatoms. In: Russian Chemical Reviews. Band 37, Nr. 11, 1968, S. 907–919, doi:10.1070/RC1968v037n11ABEH001713.

Einzelnachweise

  1. Kapitel: VINYL ETHERS-Production. In: Ullmanns Encyclopedia of Industrial Chemistry. 6. elektronische Ausgabe.
  2. Walter Reppe: Vinylierung. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 601, Nr. 1, 1956, S. 81–138, doi:10.1002/jlac.19566010106.
  3. Patent WO2004096741: Continuous method for producing methyl vinyl ether. Veröffentlicht am 11. November 2004.
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