Curit
Curit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb3[(UO2)4|O4|(OH)3]2·2 H2O[1] und entwickelt meist körnige bis massige bzw. erdige Mineral-Aggregate oder krustige Überzüge, selten auch nadelige Kristalle von gelboranger bis rotoranger Farbe.
Curit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Pb3[(UO2)4|O4|(OH)3]2·2 H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.GB.55 (8. Auflage: IV/H.07) 05.09.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | Pnam[3] (Nr. 62) |
Gitterparameter | a = 12,56 Å; b = 13,02 Å; c = 8,40 Å[3][2] |
Formeleinheiten | Z = 2[3][2] |
Häufige Kristallflächen | {100}, {110}, {111}[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 6,98 bis 7,4; berechnet: 7,37[4] |
Spaltbarkeit | nach {100}[4] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde |
Farbe | gelborange bis rotorange |
Strichfarbe | orange |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Glanz | Diamantglanz, erdig |
Radioaktivität | sehr stark radioaktiv |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 2,060 nβ = 2,110 nγ = 2,150[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,090 |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 70° (gemessen); 80° (berechnet)[5] |
Pleochroismus | sichtbar:[5] X = b = hellgelb Y = a = hell rot-orange Z = c = dunkel rot-orange |
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Curit in der „Shinkolobwe Mine (Kasolo Mine)“ in Katanga in der Demokratischen Republik Kongo und beschrieben 1921 durch Alfred Schoep (1881–1966). Das Mineral ist nach dem Physiker und Nobelpreisträger Pierre Curie (1859–1906) benannt.[6]
Klassifikation
In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Curit noch zur gemeinsamen Abteilung der „Uranyl-Hydroxide und -Hydrate“, wo er zusammen mit Fourmarierit, Metavandendriesscheit, Richetit, Sayrit, Spriggit und Vandendriesscheit eine eigenständige Gruppe bildet.
Mit der Überarbeitung der Strunzschen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurde diese Abteilung aufgeteilt und zusätzlich präziser nach der Art der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur unterteilt. Das Mineral steht somit jetzt in der Abteilung der „Uranyl-Hydroxide“ und dort als einziger seiner Gruppe in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Kationen (K, Ca, Ba, Pb usw.) und vorwiegend UO2(O,OH)5 pentagonalen Polyedern“ mit der System-Nummer 4.GB.55.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Curit ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide, dort allerdings in die Abteilung der „Uran- und thoriumhaltigen Oxide mit einer Kationenladung von 6+, die Pb oder Bi und etwas Hydratationswasser oder Hydroxyl enthalten“.
Kristallstruktur
Curit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnam (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 6) mit den in mehreren Messungen aus dem Jahre 2000 ermittelten Gitterparametern von etwa a = 12,56 Å; b = 13,02 Å und c = 8,40 Å[3] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].
Die Kristallstruktur besteht dabei aus Schichten von kanten- und eckenverknüpften Uranyl-Polyedern, wobei das Uranyl-Kation sowohl pentagonal-bipyramidale als auch quadratisch-bipyramidale (oktaedrische) Koordination aufweist. Die Bleiatome verknüpfen diese Schichten durch Koordination der Uranyl-Sauerstoffatome.[7]
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von über 63 % als sehr stark radioaktiv eingestuft. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 113,4 kBq/g[2] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.
Bildung und Fundorte
Curit ist ein Sekundärmineral, das durch Verwitterung von geologisch altem Uraninit entsteht. Dies ist bedingt durch die Entstehung von Blei aufgrund des radioaktiven Zerfalls.[7] Curit bildet sich schließlich in der Oxidationszone von Erzlagerstätten oder in Spalten von Sedimentgesteinen. Begleitminerale sind unter anderem Dewindtit, Fourmarierit, Kasolit, Rutherfordin, Schoepit, Soddyit, Sklodowskite, Torbernit und Vandendriesscheit.
Curit wurde neben seiner Typlokalität „Shinkolobwe Mine (Kasolo Mine)“ in der Demokratischen Republik Kongo weltweit bisher (Stand: 2009) noch an rund 50 Fundorten nachgewiesen, so unter anderem im bei „Dara-Um Swassi“ in der nordöstlichen Wüste am Roten Meer in Ägypten; Northern Territory von Australien; Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen in Deutschland; Auvergne, Bretagne, Elsass und Limousin in Frankreich; Lombardei und Trentino-Südtirol in Italien; in den Nordwest-Territorien von Kanada; bei Fianarantsoa auf Madagaskar; Aust-Agder und Telemark in Norwegen; in der russischen Region Karelien; Namaqualand in Südafrika; Böhmen und Mähren in Tschechien; in den ungarischen Komitaten Baranya und Heves sowie in den US-amerikanischen Regionen Colorado, New Hampshire und New Mexico.[8]
Vorsichtsmaßnahmen
Auf Grund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben von Curit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 560.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 111.
Weblinks
Einzelnachweise
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- Webmineral Curite (englisch)
- American Mineralogist Crystal Structure Database (AMCSD - Curite) (englisch, 2000)
- Curite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF (englisch) 69 kB)
- Mindat Curite (englisch)
- A. Schoep: La curite, nouveau minéral radioactif In: Comptes Rendus Hebdomadaires des Séances de l’Académie des Sciences 1921, 173, 1186–1187. (PDF (französisch) 91,6 kB)
- Y. Li, P. C. Burns: Investigations of crystal-chemical variability in lead uranyl oxide hydrates. I. CURITE, In: The Canadian Mineralogist 2000, Band 38, S. 727–735. (PDF (englisch) 363,2 kB)
- Fundortliste für Curit beim Mineralienatlas und bei Mindat