Chronologie des russischen Überfalls auf die Ukraine

Diese Übersicht i​st eine Chronologie d​es russischen Überfalls a​uf die Ukraine a​b dem 24. Februar 2022. Sie informiert über d​ie wichtigsten Ereignisse i​m Vorfeld u​nd seit d​em Überfall d​urch Russland (Hauptartikel z​ur Invasion/dem n​un umfassenden Krieg/der s​o genannten Militärischen Sonderoperation d​er Russ. Föderation).[1] Sie ersetzt k​eine eigenständige Darstellung u​nd kann n​icht vollständig sein. Ziel i​st es vielmehr, e​inen knappen, ersten Überblick z​u ermöglichen. Spezielle Themen d​azu werden v​on hier a​us verlinkt.

Zerstörte Schule in Wassylkiw (28. Februar 2022)

Vorgeschichte

Bis 2014

  • 1. Dezember 1991: Laut Referendum über die Unabhängigkeit der Ukraine wollen 92,3 Prozent der Abstimmenden die Unabhängigkeit der Ukraine.
  • 21. Dezember 1991: Die Anführer der einzelnen Sowjetrepubliken unterzeichnen den Vertrag zur Auflösung der Sowjetunion.
  • 5. Dezember 1994: Auf einer KSZE-Konferenz unterschreiben Russland, die USA und Großbritannien das Budapester Memorandum. Sie verpflichten sich, die bestehenden Grenzen und die Souveränität Kasachstans, Belarus' und der Ukraine zu achten. Im Gegenzug verzichten diese Länder auf Nuklearwaffen.

Krimkrise und Kämpfe in der Ostukraine ab 2014

  • 20. Februar bis 2. Mai 2014: Gegner der ukrainischen Regierung bzw. Anhänger Russlands protestieren im Osten der Ukraine im Nachklang der Euromaidan-Bewegung.
  • 18. März 2014: Russland annektiert die ukrainische Halbinsel Krim. Dies macht bereits einen Bruch des Budapester Memorandums aus.
  • 7. April 2014: Prorussische Kämpfer überfallen die Büros des ukrainischen Sicherheitsdienstes in Donetsk und Luhansk. In der Folge gründen Separatisten die „Volksrepublik Donezk“ und die „Volksrepublik Luhansk“. Sie werden von keinem Land der Erde anerkannt. (Erst am 21. Februar 2022 folgt die Anerkennung durch Russland.)
  • 11. Mai 2014: Prorussische Separatisten organisieren ein illegales Referendum im Osten der Ukraine. Die Organisatoren gaben Ergebnisse mit hoher Zustimmung bekannt. Die Ergebnisse wurden allerdings von keiner Regierung anerkannt, auch nicht von Russland.
  • Ca. 13. Juni 2014: Die Separatisten verfügen über Kampfpanzer, die mutmaßlich aus Russland stammen.
  • 5. September 2014: In der belarussischen Hauptstadt Minsk wird das Minsker Protokoll unterzeichnet: Ein Waffenstillstand soll sofort eintreten und von der OSZE überwacht werden. Unterzeichner sind Vertreter jeweils der Separatisten-Gebiete, der OSZE, der Ukraine und Russlands.
  • 12. Februar 2015: In Minsk wird das Maßnahmenpaket Minsk II beschlossen. Im Wesentlichen wiederholt es die Forderungen des Minsker Abkommens. Die Kämpfe im Osten der Ukraine flackern jedoch immer wieder auf.
  • 23. Dezember 2015: Ein Hackerangriff führt zu einem Stromausfall in der Region Iwano-Frankiwsk in der westlichen Ukraine.[2]
  • 25. November 2018: Russische Schiffe der Grenztruppen beschießen Schiffe der ukrainischen Marine. Russland begründet diesen Zwischenfall vor der Krim damit, dass die Ukraine in territoriale Gewässer Russlands eingedrungen sei. Die Ukraine und viele Wissenschaftler verweisen auf Abkommen, die der Ukraine die Durchfahrt erlauben.[3]

Auf dem Weg zum Aufmarsch 2021/2022

  • Juni 2019: Russland beginnt damit, ukrainischen Bürgern im Separatistengebiet russische Pässe auszustellen.[4]
  • April 2021: Russland lässt bis zu 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren.[5] Drei Wochen später, nach westlichen Protesten, endet die Aktion.
  • 12. Juli 2021: Wladimir Putin veröffentlicht den Essay „Zur historischen Einheit von Russen und Ukrainern“. Seiner Auffassung nach sind die Ukrainer kein eigenständiges Volk und das Gebiet der Ukraine gehöre historisch zu Russland.[6]
  • 28. November 2021: Die Ukraine meldet russische Soldaten an der Grenze.[7]
  • Januar 2022: Russische Söldner der kreml-nahen Gruppe Wagner dringen verdeckt und in zivil mit etwa 300 Mann in die Enklaven Donezk und Luhansk ein,[8] sowie mit etwa 400 Mann über Belarus nach Kiew, um strategische Vorbereitungen für den Krieg und für eine Machtübernahme durch Russland auszuführen.[9] Nach ukrainischen Erkenntnissen war dabei auch die Ermordung von Präsident Zelenskyi und weiteren hochrangigen Führungskräften vorgesehen.
  • 9. Februar 2022: Der französische Staatspräsident Macron, der deutsche Bundeskanzler Scholz und der polnische Staatspräsident Duda erklärten gemeinsam, dass sie konstruktive Gespräche über Sicherheitsfragen führen möchten. Gleichzeitig warnten sie Russland vor einer weiteren militärischen Aggression gegen die Ukraine.[10]
  • 14. Februar 2022: Die USA sagen, dass laut Geheimdienstinformationen Russland am 16. Februar die Ukraine angreifen werde.[11]
  • 21. Februar 2022: Präsident Putin hält eine Fernsehansprache. Die Ukraine werde von einer Marionetten-Regierung beherrscht, die Atomwaffen entwickeln wolle und einen Völkermord an Russen in der Ostukraine verübe. Die NATO umzingele Russland.[12]
  • 22. Februar 2022: Russland erkennt die Separatisten-Gebiete in der Ukraine an.[13] Putin fordert in einer Pressekonferenz, dass die Ukraine niemals der NATO beitritt, die Waffen, die sie aus dem Westen habe, nicht einsetzt und sich demilitarisiere.[14]

Überfall und Verlauf des Krieges

Tag des Überfalls

  • 24. Februar 2022: In der Nacht zu diesem Donnerstag spricht Putin im Fernsehen von einer militärischen Spezialaktion gegen die Ukraine, die nötig geworden sei. Russland greife ein, um Russen zu schützen. Die Ukraine wolle er demilitarisieren und denazifieren.[15]
  • 24. Februar 2022: Russische Militärfahrzeuge fahren um vier Uhr morgens in die Ukraine. Vorher war die Ukraine schon mit russischen Fernwaffen beschossen worden.[16]

Februar 2022

  • 25. Februar 2022: Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj ordnet am Morgen eine allgemeine Mobilmachung an. Männer zwischen 18 und 60 Jahre dürfen das Land nicht verlassen.[17]
  • 25. Februar 2022: Am Mittag werden Kämpfe im Stadtgebiet von Kiew gemeldet.[18]
  • 26. Februar: Die russischen Truppen nehmen als erste größere Stadt Melitopol ein.[19]
  • 27. Februar: Die Ukraine klagt Russland bei dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag der Durchführung von Kriegsverbrechen an.[20]
  • 27. Februar: Putin setzt die russischen Abschreckungskräfte, zu denen auch die Atomwaffen gehören, in Alarmbereitschaft.[21]
  • 27. Februar: In Belarus endet eine Volksabstimmung. Laut offiziellen Angaben stimmen 65 Prozent der Abstimmenden einer Verfassungsänderung zu. Demzufolge soll Belarus unter anderem keine atomwaffenfreie Zone mehr sein.[22]
  • 28. Februar: Vertreter der Ukraine und Russlands führen an einem Ort an der Grenze zu Belarus Verhandlungen.[23]

März 2022

  • 2. März: Eine Sondersitzung der UNO-Vollversammlung ächtet den Einmarsch und fordert, dass Russland seine Truppen abzieht.[24]
  • 4. März: Durch den Beschuss beim russischen Vormarsch entwickelte sich ein Brand in einem Gebäude des Kernkraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine am Dnepr, dem größten Atomkraftwerk Europas mit insgesamt sechs Reaktoren.[25][26]
  • 5. März: Die russischen Streitkräfte kündigten einen Waffenstillstand für die Einrichtung sogenannter „humanitärer Korridore“ von Mariupol und Wolnowacha an. Kurz darauf wurde jedoch berichtet, dass die Waffenruhe nicht anhielt, sodass die Evakuierung verschoben bzw. unterbrochen werden musste.[27][28]

Belege

  1. Von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg gibt es einen Zeitstrahl zum Ukraine Krieg 2022 – Ukraine Konflikt, eine umfassende Chronologie des Konflikts (wird laufend aktualisiert)
  2. Marianne Diem: Ukraine: Blackout durch Hackerangriff. Abgerufen am 12. November 2016.
  3. Veronika Bílková: Territorial (Ce)Session in Light of Recent Events in Crimea. In: Matteo Nicolini, Francesco Palermo, Enrico Milano: Law, Territory and Conflict Resolution. Brill, Leiden 2016, ISBN 978-90-04-31129-9, S. 203.
  4. Vom Euromaidan bis zum Putin-Beben: Wie sich der Konflikt zwischen Moskau und Kiew zuspitzte. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 23. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  5. Was hinter den Moskauer Muskelspielen steckt, Süddeutsche Zeitung, 17. April 2021
  6. Andrew Roth: Putin’s Ukraine rhetoric driven by distorted view of neighbour. In: theguardian.com. The Guardian, 7. Dezember 2021, abgerufen am 21. Februar 2022 (englisch).
  7. Die Chronik einer Invasion: So kam es zu Putins Ukraine-Angriff. In: Focus.de. 25. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  8. Michael Schwirtz, Eric Schmitt: Russian Mercenaries Have Covertly Entered Separatist Enclaves in Ukraine. In: The New York Times. 23. Februar 2022, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 1. März 2022]).
  9. Manveen Rana: Volodymyr Zelensky: Russian mercenaries ordered to kill Ukraine’s president. ISSN 0140-0460 (thetimes.co.uk [abgerufen am 1. März 2022]).
  10. Scholz, Macron und Duda machen Moskau erneutes Gesprächsangebot. In: derstandard.at. 9. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  11. "Biden erhöht den Einsatz". In: tagesschau.de. Tagesschau, 14. Februar 2022, abgerufen am 14. Februar 2022.
  12. Florian Niederndorfer: Worte wie Salven: Putins Brandrede im Detail betrachtet. In: derstandard.at. 22. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2020.
  13. Putin’s made-for-TV security debate gives him answers he wants to hear on Ukraine, Financial Times, 21. Februar 2022
  14. Maria Kotsev: Putin fordert „Demilitarisierung“ der Ukraine – und ein Ende der Diplomatie. In: Tagesspiegel Online. 22. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
  15. Putins Kriegserklärung gegen die Ukraine im Wortlaut. In: tagesspiegel.de. 24. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  16. Putins Kriegserklärung gegen die Ukraine im Wortlaut. In: tagesspiegel.de. 24. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  17. Samantha Lock, Maanvi Singh, Gloria Oladipo, Léonie Chao-Fong, Jennifer Rankin: Fears Moscow plans to encircle and threaten Kyiv – as it happened. In: The Guardian. 25. Februar 2022, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 25. Februar 2022]).
  18. tagesschau.de: Angriff auf die Ukraine: Erste russische Einheiten in Kiew. Abgerufen am 25. Februar 2022.
  19. Russia says it has captured Ukraine’s Melitopol. Reuters, 26. Februar 2022.
  20. Kampf um Kiew: Bürgermeister Klitschko widerspricht Darstellung Russlands. In: web.de. 27. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
  21. „Abschreckungskräfte“ in Alarmbereitschaft. ARD, 27. Februar 2022, 14:45; abgerufen am 27. Februar 2022.
  22. Referendum macht Weg für russische Atomwaffen in Belarus frei. In: zeit.de. 27. Februar 2022, abgerufen am 1. März 2022.
  23. An Grenze zu Belarus: Russen und Ukrainer verhandeln. ARD, 28. Februar 2022, abgerufen am 1. März 2022.
  24. Uno-Vollversammlung verurteilt russischen Einmarsch in die Ukraine. In: spiegel.de. 2. März 2022, abgerufen am 2. März 2022.
  25. tagesschau.de: Nach russischem Angriff: Feuer in Europas größtem AKW. Abgerufen am 4. März 2022.
  26. Atomanlage Saporischschja: Ukraine meldet Brand nach russischem Angriff. Die Zeit, abgerufen am 4. März 2022.
  27. RND: Russisches Militär kündigt Feuerpause für humanitäre Korridore in Mariupol und Wolnowacha an (abgerufen am 6. März 2022)
  28. Ntv: Brüchige Waffenruhe - Evakuierung aus Mariupol abgebrochen (abgerufen am 6. März 2022)
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