Christoffel-Blindenmission
Die Christoffel-Blindenmission e. V. (CBM) ist eine im Jahr 1908 von dem Pfarrer Ernst Jakob Christoffel gegründete Entwicklungshilfeorganisation. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, auf Basis christlicher Werte, die Lebenssituation von blinden, gehörlosen, geistig, psychisch sowie körperlich behinderten Menschen zu verbessern und will präventiv wirken. Christoffel gründete das erste Heim für blinde, körperbehinderte und verwaiste Kinder in Malatya. Damit legte er den Grundstein der CBM.
CBM Christoffel-Blindenmission Christian Blind Mission (CBM) | |
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Rechtsform | gemeinnütziger eingetragener Verein |
Gründung | 1908 |
Gründer | Ernst Jakob Christoffel |
Sitz | Bensheim |
Zweck | Entwicklungsorganisation für Menschen mit Behinderungen |
Vorsitz | Rainer Brockhaus, Peter Schießl |
Umsatz | 356.389.075 Euro (2020) |
Beschäftigte | 675 (2020) |
Freiwillige | 60 (2020) |
Mitglieder | 60 (2020) |
Website | www.cbm.de |
Organisation
Der Hauptsitz der CBM Deutschland ist in Bensheim, eine Geschäftsstelle befindet sich in Berlin.[1] Die CBM Deutschland gehört zu den 20 größten Hilfsorganisationen in Deutschland.[2]
In Deutschland betreibt die CBM Aufklärungsarbeit über die Auswirkungen von Sehbehinderung und Blindheit, die Möglichkeit zur Prävention und den Zusammenhang von Armut und Behinderung. Die Organisation hat seit 1993 das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) und ist zudem Mitglied im Bündnis Entwicklung Hilft.[3][4] Zugleich ist sie Unterzeichnerin der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.[5]
Von der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die CBM als Fachorganisation anerkannt und hat Beraterstatus bei den Vereinten Nationen.[6][7]
Ab 2004 warb die Christoffel-Blindenmission mit einem Plakat um Spenden, auf dem ein schwarzer Blinder abgebildet war, dessen Augen als Geldeinwurfschlitze dargestellt waren. Für die Kampagne hatte die Agentur BBDO einen Preis des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen gewonnen. Erst nach Protesten wegen herabsetzender Darstellung blinder Menschen wurde sie 2006 eingestellt.[8]
CBM wurde 2017 gemeinsam mit der britischen Organisation Sightsavers der mit einer Million Euro dotierte Prémio de Visão António Champalimaud zugesprochen.[9]
Im Dezember 2020 verschmolz der deutsche Mitgliedsverein mit CBM International. Geleitet wird die zusammengeführte Organisation von den bisherigen deutschen Vorständen Dr. Rainer Brockhaus und Dr. Peter Schießl, der Sitz bleibt in Bensheim.[10]
CBM International
Neben der aus Deutschland agierenden, international tätigen Organisation gibt es weitere Mitgliedsvereine aus Australien, dem Vereinigten Königreich, Irland, Italien, Kenia, Neuseeland, der Schweiz, Österreich, Südafrika und den Vereinigten Staaten an. Zusammen förderten sie im Jahr 2020 460 Projekte in 48 Ländern.[11]
Bis Dezember 2020 gab es mit der CBM Christoffel-Blindenmission Christian Blind Mission e. V. (CBM International) eine eigenständige Dachorganisation der CBM. Diese wurde mit dem deutschen Verein zum CBM Christoffel-Blindenmission Christian Blind Mission e. V. vereint. Mit der Zusammenführung der beiden Organisationen will die CBM die Wirksamkeit und Effizienz ihrer weltweiten Programmarbeit stärken. Die anderen Mitgliedsvereine setzen ihre Arbeit unabhängig davon fort.[12]
CBM Schweiz
Die CBM Schweiz hat ihren Sitz in Thalwil ZH. Sie ist eine gemeinnützige Organisation und 1988 gegründet worden.[13] Die CBM Schweiz führt Landesprogramme in sieben Schwerpunktländern (Bangladesch, Bolivien, Burkina Faso, Madagaskar, Laos, Nepal und Simbabwe), in weiteren Ländern unterstützt sie einzelne Projekte. 2019 förderte sie ihre Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika mit einem Volumen von 10,1 Millionen Schweizer Franken.[14] In der Schweiz betreibt die Entwicklungsorganisation anwaltschaftliche Arbeit, damit die Rechte von Menschen mit Behinderungen in der internationalen Zusammenarbeit und der humanitären Hilfe vollumfänglich berücksichtigt werden. Die CBM Schweiz führt das Zewo-Gütesiegel und ist Partnerorganisation der Glückskette.[15][16]
CBM Österreich
Die CBM Österreich hat ihren Sitz in Wien. Sie wurde erstmals 1989 gegründet. Im Jahr 2004 hat sich das österreichische CBM-Büro vom CBM-Netzwerk losgesagt und in "Licht für die Welt" umbenannt, wodurch es für mehrere Jahre keine eigenständige CBM-Vertretung in Österreich gab. Erst 2018 wurde wieder eine Niederlassung in Wien unter der Bezeichnung "Christoffel-Blindenmission Österreich – Gemeinnützige Stiftung" gegründet.[17]
Aktivitäten
Die CBM ermöglicht, dass Menschen mit Behinderungen medizinisch betreut, integrativ gefördert und in die Gesellschaft gleichberechtigt einbezogen werden. Im Zentrum der Arbeit stehen drei Kernbereiche.
- Blindheitsprävention: In Entwicklungsländern führen die Lebensbedingungen zu einem bis zu 10-fach höheren Erblindungsrisiko auf Grund von Wasser- und Vitaminmangel und schlechten hygienischen Umständen. In trockenen Gebieten führen durch Fliegen übertragene bakterielle Infektionen zu Blindheit (Trachom). Die CBM finanziert Aufklärung und Medikamente. Sie unterstützt auch Projekte, die die Flussblindheit bekämpfen.
- Grauer Star (Katarakt): Die CBM finanziert Augenoperationen zur Behandlung des Grauen Stars in Entwicklungsländern. Seit 1966 wurden mehr als 15 Millionen Operationen finanziert (Stand 2020).[18]
- Verbesserung der Lebensbedingungen: Die Organisation unterstützt Partnerorganisationen in Entwicklungsländern. Diese stellen Menschen mit Behinderungen Sehhilfen, Hörhilfen, Prothesen und Gehhilfen zur Verfügung, damit sie ein möglichst unabhängiges Leben führen können. CBM fördert außerdem das Erlernen von Blindenschrift und Gebärdensprache. Sie engagiert sich, damit in Entwicklungsgebieten Menschen mit Behinderungen wirtschaftliche Perspektive und Auskommen finden (Inklusion). Darüber wird gesundheitliche Aufklärung, Aus- und Weiterbildung lokaler medizinischer Fachkräfte geleistet. Ferner werden Menschen mit Behinderung durch gezielte Schulung und handwerkliche Ausbildung gefördert. Zudem sensibilisiert sie die Bevölkerung hinsichtlich der Rechte von Menschen mit Behinderungen (Advocacy).
Erlebnismobil
Mit dem Erlebnismobil sensibilisieren die CBM in Deutschland und in der Schweiz für die Folgen von Sehbehinderung und Blindheit auf öffentlichen Plätzen, bei Messeveranstaltungen und an Schulen in Deutschland und der Schweiz. Ausgerüstet mit Langstock und Simulationsbrille, die vorübergehend «blind» macht, tasten sich die Besucher durch einen Gang. Sie erleben, welche Herausforderungen blinde Menschen täglich bewältigen müssen. Der zwölf Meter lange Erlebnisgang befindet sich in einem speziell dafür konzipierten Fahrzeug. Es ist bestückt mit alltäglichen Hindernissen und Gegenständen zum Ertasten und Erlauschen. Das Mobil eignet sich für Schüler ab der dritten Klasse. Durch die Doppellektion führt eine geschulte Person der CBM.
Missionsarbeit
Die Organisation versteht sich als überkonfessionelles christliches Hilfswerk und sieht sich in der Tradition tätiger Nächstenliebe. Nach eigener Aussage soll Mission durch die Tat im sozial-diakonischen Sinne geschehen, jedoch nicht mehr aktiv durch Unterricht, wie etwa zur Zeit von Ernst Jakob Christoffel. Gleichwohl findet sich der unterweisende Missionsaspekt in Teilen ihrer Publikationen, z. B. regelmäßig in Form einer kurzen Andacht. Die Organisation arbeitet viel mit kirchlichen Partnern zusammen; viele der Projektmitarbeiter sind ehrenamtlich in der Gemeindearbeit ihrer Ortskirche tätig, indem sie Gottesdienste gestalten.
Statistische Entwicklung
Die Zahl der Menschen, die durch die CBM erreicht werden, ist von 25 Millionen im Jahr 2010 auf über 60 Millionen im Jahr 2019 gestiegen (eigene Angaben). Auf Grund der Corona-Pandemie konnten im Jahr 2020 nicht alle Projekte wie geplant umgesetzt werden. Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen sorgten dafür, dass beispielsweise Außeneinsätze in entlegenen Regionen, Medikamentenverteilungen und medizinische Routine-Eingriffe auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden mussten. Trotz dieser Einschränkungen hat die CBM in diesem Jahr mehr als 21 Millionen Menschen erreicht[19] In Deutschland stiegen die Geldspenden von 42,2 Millionen im Jahr 2012 über 46 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 67,8 Millionen Euro im Jahr 2020. Die Gesamterträge beliefen sich im Jahr 2020 auf 355,8 Millionen Euro. Diese beinhalten neben Geld- und Sachspenden auch Erträge aus Nachlässen, öffentlichen Mitteln und Bußgeldern. Ein Großteil der Sachspenden entfällt auf ein Arzneimittelspendenprogramm der Firma Merck Sharp & Dome (MSD) gegen Flussblindheit, das im Jahr 2020 als Sachspende in Höhe von rund 181,7 Millionen Euro zu Buche schlägt.[20]
Prominente Unterstützer
Die Organisation wird von folgenden Prominenten aus den verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens unterstützt:
Für Deutschland[21]
- Verena Bentele, Biathletin und ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung[22]
- Clemens Bittlinger, Pfarrer und Liedermacher
- Ivanka Brekalo, Schauspielerin in Theater und TV
- Moya Brennan, Sängerin aus Irland
- Rüdiger Hoffmann, Kabarettist und Musiker
- Hannes Jaenicke, Schauspieler in Film und TV
- René Kindermann, Journalist und Fernsehmoderator
- Raul Krauthausen, Aktivist
- Marco, Unterhaltungskünstler
- Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, Skirennläufer
- Max Müller, TV-Schauspieler und Sänger
- Thomas Quasthoff, Bassbariton und Grammy-Gewinner
- Regina Vollbrecht, Marathonläuferin
- Jörg von de Fenn, blinder Bergsteiger und Speedskater
- Henry Wanyoike, Marathonläufer
- Isabell Werth, Dressurreiterin
- Joana Zimmer, Sängerin
Für die Schweiz[23]
- Nathalie Dürmüller, Pfarrerin und ehemalige Sprecherin Wort zum Sonntag
- Sibylle Forrer, Pfarrerin und ehemalige Sprecherin Wort zum Sonntag
- Jeanette Macchi, Moderatorin
- Marco Jörg, blinder Musiker, Songwriter und Jugendarbeiter
- David Plüss, Musiker und Produzent
Weblinks
Einzelnachweise
- Blindenmission eröffnet Zentrale in Berlin. Potsdamer Neueste Nachrichten, 7. November 2013, abgerufen am 24. Februar 2014.
- Für das Jahr 2011 zeichnete sich ein Spendenrückgang ab. DZI, 19. Dezember 2011, abgerufen am 24. Februar 2014.
- Christoffel-Blindenmission in Deutschland e. V. DZI, abgerufen am 24. Februar 2014.
- Über uns. In: Bündnis Entwicklung Hilft. Abgerufen am 28. Oktober 2021 (deutsch).
- www.transparency.de (Memento vom 5. September 2017 im Internet Archive), abgerufen am 4. März 2014
- Netzwerk der CBM Schweiz. Abgerufen am 12. September 2018.
- Kurzdarstellung der CBM Deutschland (Memento vom 5. November 2011 im Internet Archive)
- Blinde als Spardose – die Werbekampagne der Christoffel-Blindenmission auf behindertenparkplatz.de; abgerufen am 23. Dezember 2016
- 2017. In: fchampalimaud.org. Abgerufen am 10. September 2017.
- https://www.cbm.de/aktuelles/jahresbericht.html
- https://www.cbm.de/aktuelles/jahresbericht.html
- https://www.cbm.de/presse/pressemitteilungen/jahresbericht-cbm-juni-2020.html
- Geschichte der CBM. Abgerufen am 12. September 2018.
- Jahresbericht der CBM Schweiz. Abgerufen am 3. August 2020.
- Hilfswerke mit Zewo-Gütesiegel. Abgerufen am 18. November 2016.
- Partnerhilfswerke der Glückskette. Abgerufen am 18. November 2016.
- Die Geschichte der CBM Österreich | Christoffel-Blindenmission Österreich – Gemeinnützige Stiftung. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
- https://www.cbm.de/15millionen.html
- https://www.cbm.org/about-cbm/our-work-in-numbers/html
- https://www.cbm.de/aktuelles/jahresbericht.html
- Prominente Unterstützer der CBM Deutschland
- Verena Bentele ist neue Behindertenbeauftragte. bundesregierung.de. 15. Januar 2014. Abgerufen am 16. Januar 2014.
- Botschafterinnen und Botschafter der CBM Schweiz. Abgerufen am 12. September 2018.