Blankensee (Trebbin)
Das Dorf Blankensee ein Ortsteil der Stadt Trebbin im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming.
Blankensee Stadt Trebbin | |
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Höhe: | 37 m ü. NHN |
Einwohner: | 543 (2007) |
Eingemeindung: | 27. September 1998 |
Postleitzahl: | 14959 |
Vorwahl: | 033731 |
Bild auf den Blankensee vom Bohlensteg |
Lage
Blankensee liegt rund acht Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums Trebbins. Benachbarte Dörfer sind Glau, Schönhagen, Stangenhagen, Mietgendorf und Schiaß sowie Breite, Stücken und Tremsdorf. Durch den Ort fließt der Nuthe-Nebenfluss Nieplitz. Das Dorf liegt im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Im Nordosten der Gemarkung erheben sich die Glauer Berge mit bis zu 90 m, während das Gelände zur Nieplitz hin auf rund 35 m abfällt. Im Südosten befinden sich weitere Erhebungen, darunter der 47,5 m hohe Mühlenberg, der 49,2 m hohe Spitzberg und die 51,7 m hohen Grundberge. Südlich liegen der 58,0 m hohe Mühlenberg (zu Stangenhagen), der 57,8 m hohe Schinderberg sowie der 53,0 m hohe Lankenberg.
Geschichte und Etymologie
Frühzeit bis 14. Jahrhundert
Der Ortsname Blankensee ist slawischen Ursprungs. „Lanka“ umschrieb etwas Blankes und kommt auch in der Bedeutung sumpfig und morastig vor. Aus archäologischen Untersuchungen sind Siedlungsspuren aus dem 9. und 10. Jahrhundert bekannt. Slawische Stämme errichteten zwischen dem See Blankensee und dem Grössinsee eine Burganlage und eine Siedlung. Das Gebiet um den Blankensee wurde etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts vom Erzbistum Magdeburg erobert. Albrecht der Bär holte mit Rheinländern, Holländern und Flamen zusätzliche Siedler ins Land. Sie gaben dieser Landschaft schließlich den Namen Fläming. Die erste urkundliche Nennung Blankensees erfolgte in einer Urkunde des Erzbischofs Heinrich von Magdeburg für das Kloster Zinna vom 18. Oktober 1307. Dort wird ein Heidenricus famulus dictus de trebin, dominus in blankense erwähnt.
1300 verlegte Heidenreich seinen Wohnsitz von Trebbin auf die Burg Blankensee, die anstelle der slawischen Burg entstanden war. 1317 wird Graf Lintow als Besitzer von Blankensee genannt. 1333 kommt Blankensee durch Heirat an Rudolf von Sachsen. 1340 erfolgte die Belehnung von Herzog Rudolf von Sachsen durch die Äbtissin des Stifts Quedlinburg.
15. bis 21. Jahrhundert
1446 erhielt Hans von Thümen den Ort. 1815 ging das bis dahin sächsische Gebiet nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses an Preußen. Der letzte Eigentümer, Viktor Arthur von Thümen (1842–1929) auf Stangenhagen mit gesamt 2775 ha Land,[1] musste das Gut im Jahr 1902[2] mit insgesamt 11.000 Morgen Wald für 2,25 Millionen Mark an die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft verkaufen. Diese bot das Schloss sowie den Park dem Dichter Hermann Sudermann zum Kauf an. Geplant war, Blankensee zu einer Siedlung für wohlhabende Bürger werden zu lassen. Sudermann entschied sich zunächst, das Anwesen zu pachten. Zu dieser Zeit waren bereits Teile der Hofgebäude abgetragen. 1902 kam es dann zum Kauf, woraufhin Sudermann Schloss und Park umgestalten ließ. Er beauftragte den Berliner Architekten Otto Stahn, der an der Parkseite einen Söller errichten ließ. 1903 entstand im Westflügel eine neue Küche mit Gärtnerhaus, 1904 ein Rundtempel im Park sowie die Loggia. Die Arbeiten wurden mit der Anlage eines italienischen Gartens im Jahr 1927 beendet. Sudermann starb ein Jahr später, am 21. November 1928, und die von ihm gegründete Stiftung unter der Leitung seines Stiefsohns Rolf Lauckner übernahm die Geschäfte. Sie hatte zum Zweck, mittellose Schriftsteller zu unterstützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss geplündert – eine Enteignung fand jedoch auf Grund der Stiftungsstruktur nicht statt. Im Gebäude wurden zunächst Flüchtlinge und Umsiedler einquartiert; einige Räume als Getreidelager genutzt. Von 1957 bis 1959 erfolgte ein Umbau zur Schule, die von den zuvor aufgelösten Schulklassen in Glau, Schönhagen, Stangenhagen und Mietgendorf genutzt wurde. 1958 wurde das Schloss unter Denkmalschutz gestellt. 1973 stellten Experten erhebliche Baumängel am 1927 errichteten Ostflügel fest und ließen den Bauteil abreißen. 1975 wurde der Park des Schlosses unter Denkmalschutz gestellt. 1985 zog die Schule in ein anderes, größeres Gebäude in der Nähe des Blankensees. Im Schloss zog der Bürgermeister ein. Es entstanden ein Kindergarten sowie ein Versammlungsraum. Außerdem wurde das Gebäude als Betriebsurlaubsheim genutzt. Nach der Wende überführte die Sudermann-Stiftung gemeinsam mit der Denkmalbehörde das Anwesen in die Brandenburgischen Schlösser, die von 1994 bis 1998 eine umfassende Sanierung durchführten. Dabei entstand auch ein neuer Ostflügel im Bauhaus-Stil nach Plänen des Bonner Architekten Karl-Heinz Schommer. 1995 belegte Blankensee im bundesweiten Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft den zweiten Platz. Von 1998 bis 2004 nutzte die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften das Schloss. Sie richtete ein Gedenkzimmer für Sudermann ein. Mit Wirkung zum 27. September 1998 wurde das Dorf nach Trebbin eingemeindet.[3] Seit Mai 2006 ist das Schloss als Tagungs- und Veranstaltungshaus mit Café und Park für Gäste zugänglich. 2007 lebten 543 Einwohner in Blankensee. 2008 wurde Blankensee als schönstes Dorf im Landkreis Teltow-Fläming ausgezeichnet. 2010 erhielt Blankensee von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung einen Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Herrenhaus Blankensee. Das Gebäude wurde von 1739 bis 1741 auf den Fundamenten einer alten deutschen Burg für den kursächsischen Kreishauptmann Christian Wilhelm von Thümen gebaut. Der ostpreußische Dramatiker Hermann Sudermann stattete den ursprünglich 1832 nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné gestalteten Schlosspark mit Statuen aus, die er von seinen Reisen mitbrachte.
- Dorfkirche Blankensee: Der Sakralbau entstand im 14. Jahrhundert. Das von außen schlicht gehaltene Kirchengebäude birgt im Innern einige Kostbarkeiten aus Barock und Renaissance. Dazu gehört der barocke Kanzelaltar aus dem Jahre 1706. Die Umgestaltung geht auf die Familie von Thümen zurück. Der älteste Einrichtungsgegenstand der Kirche ist ein venezianischer Taufstein aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Er stand einst auf dem Marktplatz von Venedig und diente als Brunnen. Er gelangte aus dem Nachlass Hermann Sudermanns in die Blankenseer Kirche. Bei den Renovierungsarbeiten von 1991 kam ein etwa vierhundert Jahre altes Renaissance-Wandbild mit der – nicht vollständig erhaltenen – Darstellung von Esther vor Ahasver zum Vorschein, ein damals beliebtes Motiv. Im Kirchturm befinden sich drei alte Glocken von 1400, 1406 und 1517, die auch heute noch geläutet werden. Diese Kulturstätte biete das ganze Jahr Konzertveranstaltungen an.
- Johannische Kirche: 1929 erbaute Joseph Weißenberg eine Kirche, die mit einer Hallenkonstruktion und ihren Doppelbögen aus Holz von 40 Metern Länge und 30 Metern Tiefe für rund 1.000 Personen Platz bietet. Die Kirche der Friedensstadt ist nicht nur Gottesdienstraum für die Glieder der ortsansässigen Urgemeinde Friedensstadt, sondern auch Mittelpunkt des Blankenseer Musiksommers. Im Zeitraum von April bis September finden hier regelmäßig Konzerte statt. Dieses Bauwerk steht seit August 2008 unter Denkmalschutz. Seit 1990 öffnet an jedem zweiten Adventwochenende der Weihnachtsmarkt von Blankensee hier seine Pforten.
Naturpark Nuthe-Nieplitz und der Blankensee
Felder, Streuobstwiesen, Feuchtwiesen, kleinere Hügel, Schafherden, Wassermühlen, und naturbelassene Eschen-Alleen bilden gemeinsam mit einem kleinräumigen Wechsel der Biotope im Naturpark Nuthe-Nieplitz eine Kulturlandschaft, in die sich das Dorf Blankensee einfügt. Der rund 300 Hektar große Blankensee gehört zu einer kleineren Seenkette, die durch das Flüsschen Nieplitz verbunden wird. Der unter Naturschutz stehende See ist von einem intakten, stellenweise mehrere hundert Meter breiten Schilfgürtel umgeben, der Wasservögeln Deckung und Brutplätze bietet und im Frühjahr und Herbst Tausende Nordischer Wildgänse und Kraniche zur Rast anlockt. Auf einem Naturlehrpfad gelangt man vom südlichen Dorfende zum Bohlensteg am Nordostufer des Blankensees. Der 200 Meter lange Bohlensteg wurde im Rahmen der Dorferneuerung barrierefrei angelegt, um Besuchern den freien Blick auf den See zu ermöglichen, der von anderer Seite her nicht zugänglich ist. Vom Steg aus sind Gänse, Enten und Rallen, Kormorane, Reiher, manchmal auch See- und Fischadler sowie der Eisvogel zu beobachten.
Der nordwestlich kurz außerhalb des Dorfes gelegene Beobachtungsturm am Tümpel Seechen bietet besonders zur Zeit des Vogelzugs einen Blick auf die auf den Ungeheuerwiesen äsenden Vogelscharen. Mit dem Fernglas sind von hier aus Kormorane, Reiher und gelegentlich auch Seeadler zu beobachten. Für Naturfreunde ebenfalls interessant ist der Beobachtungsturm an den Ungeheuerwiesen.
In der Nähe der Gemeinde befindet sich das Wildgehege Glauer Tal mit Rot-, Dam- und Muffelwild sowie Islandpferden.
Durch den Ort führt der Wanderweg Rund um den Blankensee: Der rund 16,5 km lange Wanderweg ist Teil des FlämingWalks und erschließt im Naturpark Nuthe-Nieplitz beiden Ortsteile Blankensee und Stangenhagen der Stadt Trebbin, den Ortsteil Stücken der Gemeinde Michendorf sowie den Gemeindeteil Körzin im Ortsteil Zauchwitz der Stadt Beelitz. Er führt damit sowohl durch den Landkreis Teltow-Fläming wie auch durch den Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Museum
In der Ortsmitte von Blankensee befindet sich das älteste profane Haus aus dem Jahre 1649. Erbaut wurde es im Stil eines märkischen Mittelflurhauses, gedeckt mit einem Schilfdach. In diesem Haus ist das Bauernmuseum untergebracht, welches das damalige Leben und Wirtschaften einer bäuerlichen Familie zeigt.
Zudem finden regelmäßig Sonderausstellungen im Museum statt, wie etwa Foto- und Kunstausstellungen und Ausstellungen von traditionellen Handarbeiten. Zum Museum gehört eine, im gleichen Stil errichtete, Scheune und ein Museumshof, in dem Gerätschaften des damaligen Ackerbaus, wie etwa ein Original-Dreschkasten, ausgestellt werden.
Regelmäßig am dritten Septemberwochenende findet ein auf dem traditionellen Fischerfest beruhendes Museumsfest im Museumshof mit traditionellem Handwerk, ländlicher Küche und diversen Aktivitäten statt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Paul Ellerholz, E. Kirstein, Traug. Müller, W. Gerland, Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, I., Das Königreich Preussen, I. Lieferung, Provinz Brandenburg. Nach amtlichen und authentischen Quellen bearbeitet. Mit Angaben sämtlicher Güter; ihrer Qualität; ihrer Grösse und Culturart; ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer; Pächter, Administratoren, etc. 3. Auflage. R. Stricker Nicolaische Verlags-Buchhandlung, Berlin 1896, S. 206–207 (digi-hub.de [abgerufen am 15. August 2021]).
- Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel), 1975. In: Deutsches Adelsarchiv e. V: (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. XIII der Reihe A, Nr. 60. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1975, S. 491 (d-nb.info [abgerufen am 15. August 2021]).
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998
Literatur
- Hiltrud und Carsten Preuß: Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 1. Auflage, 29. November 2011, ISBN 978-3-86732-100-6, S. 244
- Festschrift 700 Jahre Blankensee: Geschichte und Geschichtchen aus dem Dorf — Herausgeber: Festkomitee der Gemeinde Blankensee 2007 (erhältlich im Bauernmuseum in Blankensee)
- Christa Heese: Blankensee. (Schlösser und Gärten der Mark). ed. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark. Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin 2003.
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 4. Spreeland. Blankensee. Ullstein, Frankfurt/M. – Berlin 1998 (Zitiert nach dieser Ausgabe). ISBN 3-548-24381-9.
- Angelika Fischer/Bernd Erhard Fischer: Blankensee: Sudermanns Schloß und Park. Eine Spurensuche. (Spurensuche). arani-Verlag, Berlin 1991. ISBN 3-7605-8628-7.
- Karl von Thümen: Geschichte des Geschlechts von Thümen. 3 Bände, Liegnitz 1889; mit Nachträgen, Liegnitz 1912.
Das Zitat von Sudermann ist entnommen:
- Christa und Johannes Jankowiak: Unterwegs an Nuthe und Nieplitz. Porträt einer märkischen Landschaft. Auf alten Spuren und neuen Wegen. Stapp Verlag, Berlin 1995. ISBN 3-87776-061-9.