Berschad
Berschad (ukrainisch und russisch Бершадь; hebräisch und jiddisch ברשד, polnisch Berszad) ist eine Stadt in der ukrainischen Oblast Winnyzja mit etwa 13.000 Einwohnern.
Berschad | |||
Бершадь | |||
| |||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Oblast: | Oblast Winnyzja | ||
Rajon: | Rajon Berschad | ||
Höhe: | 171 m | ||
Fläche: | 7,14 km² | ||
Einwohner: | 13.223 (1. Januar 2011) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.852 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 24400 | ||
Vorwahl: | +380 4352 | ||
Geographische Lage: | 48° 22′ N, 29° 32′ O | ||
KOATUU: | 520410100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | ||
Adresse: | вул. Радянська 15 24400 м. Бершадь | ||
Website: | http://www.bershad.com.ua/ | ||
Statistische Informationen | |||
|
Geografische Lage
Die Stadt liegt knapp 124 km südöstlich der Oblasthauptstadt Winnyzja am Ufer der Dochna und ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons Berschad.
Durch die Stadt verläuft die Regionalstraße P–54 und die Territorialstraße T–02–02. Im südlich angrenzenden Dorf Floryne befindet sich eine Bahnstation des Schmalspurnetzes Hajworon.
Geschichte
Die Ortschaft wurde 1459 zum ersten Mal schriftlich erwähnt und gehörte zunächst in der Woiwodschaft Bracław zu Polen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie zu einem der Zentren chassidischer Tradition und Kultur,[1] die mehr als 200 Jahre alte Synagoge des Schtetls ist die weltweit älteste erhaltene Synagoge in Lehmbauweise.[2] 1795 kam Berschad im Rahmen der dritten Aufteilung Polen-Litauens zum Russischen Reich und wurde verwaltungstechnisch in das Gouvernement Podolien eingegliedert. Die starke jüdische Einwohnerschaft nahm in Friedenszeiten zu, wurde aber wiederholt auch durch eine Reihe von Pogromen blutig reduziert, erstmals im größeren Rahmen während der Massaker des Chmelnyzkyj-Aufstands 1648–1657,[1] und nahm insbesondere Ende des 19. Jahrhunderts auch durch Abwanderung nach Amerika wieder ab.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Ort durch rumänische und deutsche Truppen besetzt und erhielt den romanisierten Namen Berșad. Das ab Ende Juli 1941 eroberte Gebiet verwalteten die rumänischen Besatzer unter dem Namen Transnistrien. Vor Kriegsausbruch hatte Berschad 4000 bis 5000 jüdische Bewohner. Beim Einmarsch in die Stadt töteten die Angreifer rund 10.000 Ukrainer und Juden. Die verbliebenen Juden wurden in ein am 29. Juli 1941 in einem Stadtteil eingerichtetes Ghetto verbracht. Das Ghetto von Berschad wurde zum größten Lager für Juden in Transnistrien. Es war mit etwa 20.000 aus Bessarabien deportierten Juden gefüllt, die bis zur Ankunft wochenlange Fußmärsche von den bessarabischen Zwischenlagern (etwa Mărculești, Edineț) oder Bahnstationen (Otaci, Rezina, Bender) hinter sich hatten. Das Ghetto bestand aus zwölf engen Gassen eines jüdischen Viertels mit 300 bis 350 heruntergekommenen Lehmhäusern. In jedem Haus lebten etwa 60 Menschen. Im Herbst und Winter breitete sich Typhus im Ghetto von Berschad und in anderen Ghettos der Region aus. Beim Ausbruch der Epidemie lebten in Berschad insgesamt 24.000 bis 25.000 Juden. Davon starben während und durch die Typhusepidemie 16.000 Juden allein in Berschad.[3]
Nach 1944 kam Berschad wieder zur Sowjetunion und bis 1966 hatte der Ort nur den Status einer Siedlung städtischen Typs. Seit der Unabhängigkeit 1991 ist die Stadt ein Teil der heutigen Ukraine.
Literatur
- Zvi Harry Likwornik: Als Siebenjähriger im Holocaust - Nach den Ghettos von Czernowitz und Bérschad in Transnistrien ein neues Leben in Israel 1934–1948–2012. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2013, ISBN 978-3-86628-426-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag in der Jewish Virtual Library
- Berschad - jüdisches Vermächtnis, dreizackreisen.de
- Jean Ancel: The History of the Holocaust in Romania. (= The Comprehensive History of the Holocaust). University of Nebraska Press, Lincoln, und Yad Vashem, Jerusalem 2011, S. 402–404.