Bergrettungsdienst

Der Bergrettungsdienst (auch Bergwacht) ist eine spezialisierte Form des Rettungsdienstes im Gebirge, insbesondere in Österreich, der Schweiz, in Bayern, Südtirol sowie in den deutschen Mittelgebirgen.

TOPR-Rettungshubschrauber
Rettungshubschrauber in den Alpen
Gebirgstrage im Training
Typische im Bergrettungsdienst verwendete Gebirgstrage
Bergrettung in den Alpen aus der Luft. Wenn eine Landung nicht möglich ist, wird eine Seilwinde eingesetzt.

Neben der rein medizinischen Rettung hat er zudem die Aufgabe, mittels spezieller Ausstattung, Fahrzeuge und Ausbildung der Einsatzkräfte Menschen aus akuter Bergnot zu retten oder zu bergen. Da es in den Bergen oft nicht möglich ist, über Notruf den Bergrettungsdienst zu alarmieren, gibt es das alpine Notsignal.

Bergrettungsarten

  • Die behelfsmäßige Bergrettung wird im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe von den Begleitern der verunfallten Person und/oder weiteren zufällig anwesenden Personen unter Verwendung der mitgeführten Ausrüstung geleistet. Beispielhaft seien hier die behelfsmäßig hergestellte Seiltrage und der Seilsitz genannt. In manchen Gegenden sind auch Selbsthilfeboxen aufgestellt, die Tragen und Erste-Hilfe-Material enthalten.
  • Die planmäßige Bergrettung ist genau organisiert und wird von ausgebildeten Kräften durchgeführt. Dabei kommen verschiedene Rettungsgeräte wie u. a. das Statikseil, die Gebirgstrage, der Akia und der Rettungshubschrauber zum Einsatz.
Abtransport eines Patienten (Übung)
Abseilvorgang bei der Bergrettung per Rettungshubschrauber

Bergrettungsdienste

Bergrettungsdienste im Alpenraum
LandZuständige Organisation(en)
Deutschland DeutschlandBergwacht
Osterreich ÖsterreichÖsterreichischer Bergrettungsdienst
Schweiz SchweizAlpine Rettung Schweiz (Zusammenarbeit von SAC und Rega)
Italien ItalienCorpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico (CNSAS),
Südtirol: Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol
Frankreich FrankreichGendarmerie nationale (Peloton de gendarmerie de haute montagne),
Compagnies Républicaines de Sécurité,
Feuerwehr,
Savoie: freiwillige Sociétés de secours en montagne
Liechtenstein LiechtensteinLiechtensteinische Bergrettung
Slowenien SlowenienGorska reševalna zveza Slovenije (GRZI)
Spanien SpanienMallorca: Feuerwehr (Bombers del Consell de Mallorca),
Landes-Polizei (Guardia Civil-G.R.E.I.M.)
Bergrettungsdienste in den Karpaten und Sudeten
LandZuständige Organisation(en)
Polen PolenGórskie Ochotnicze Pogotowie Ratunkowe (GOPR),
Tatra: Tatrzańskie Ochotnicze Pogotowie Ratunkowe (TOPR)
Slowakei SlowakeiHorská záchranná služba (HZS)

In Deutschland sind 10 % der Bergretter weiblich, in Österreich 1,9 %.[1]

Geschichte

Von Hospizen auf Alpenpässen (u. a. Grosser St. Bernhard und Arlberg) wurden ab dem Mittelalter viele Pilger aus Bergnot bzw. anderen Notsituationen gerettet.

Der erste alpine Bergrettungsdienst war der „Alpine Rettungsausschuß Wien“, der im Jahre 1896 als Reaktion auf ein Lawinenunglück auf der Rax mit drei Todesopfern gegründet wurde.[2] Aber auch schon die 1873 gegründeten Ungarische Karpatenverein und Galizische Tatra-Gesellschaft befassten sich mit der Bergrettung in der Hohen Tatra und gründeten 1892 bzw. 1909 eine eigene Sektion zur Bergrettung, die Vorgänger der heutigen slowakischen und polnischen Bergrettungsdienste Horská záchranná služba und TOPR.[3][4]

Wichtige Rettungsmittel, v. a. Gebirgstrage, Akia und Stahlseilgerät, wurden zuerst während des Zweiten Weltkrieges von der Deutschen Wehrmacht entwickelt.[5][6]

IKAR

Die Internationale Kommission für alpines Rettungswesen (IKAR) (International commission for alpin rescue (ICAR)) mit Sitz in der Schweiz ist eine Arbeitsgemeinschaft der nationalen Bergrettungsorganisationen.[7]

Die IKAR gliedert sich in die vier technischen Kommissionen:

  • Bodenrettung
  • Flugrettung
  • Lawinenrettung
  • Alpine Notfallmedizin

Nach einem bedeutenden Treffen von Bergrettern mehrere Länder 1948 am Wilden Kaiser in Österreich wurde 1955 die IKAR mit Sitz in Bozen, Südtirol gegründet.[8]

Siehe auch

Commons: Bergrettungsdienst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. horizont. Ein kurzer Ausflug in den Alpen-Donau-Adria-Raum, Servus TV, 6. Jänner 2012, 11 Uhr: Beitrag über die deutsche Bergwacht.
  2. Schall, Braun, Kapfenberger: SCHNEEBERG / RAXALPE, Verlag Kurt Schall, Wien 1989. ISBN 3-900533-04-0.
    Abschnitt Schneeberg und Rax – vorgestern und gestern von Karl Lukan
  3. Die Geschichte der Bergrettung in der Slowakei, abgerufen am 9. Februar 2012.
  4. TOPR, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  5. Wintersteller-Kaserne. Bundesministerium für Landesverteidigung, abgerufen am 9. Dezember 2019: „1941 erfolgte die Aufstellung einer Hochgebirgssanitätsschule. Dort wurden 1944 im Forschungsstab das Stahlseilgerät, die Gebirgstrage und der Akja entwickelt.“
  6. Walter von Schmidt-Wellenburg: Alpenvereinsgeschichte 1929–1967. Als Manuskript gebunden. Oesterreichischer Alpenverein (Archiv), abgerufen am 9. Dezember 2019: „… Vorführung und Erprobung der von der Heeres Gebirgssanitätsschule im zweiten Weltkrieg, nachher vom OeAV und der bayr. Bergwachtbis zu hoher Vollendung entwickelten modernen Geräte …“
  7. ICAR International Commission for Alpine Rescue. ICAR Office, abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
  8. Tyromont > Unternehmen > Geschichte tyromont.com, abgerufen 22. Dezember 2020.
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