Bahnhof Bitterfeld
Der Bahnhof Bitterfeld ist ein Bahnhof der Stadt Bitterfeld-Wolfen im Ortsteil Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. 1857 ging der Bahnhof an der Bahnstrecke Trebnitz–Leipzig in Betrieb. Seit der vollständigen Inbetriebnahme der Strecke von Berlin nach Halle kreuzen sich in Bitterfeld beide Strecken. Anschließend wurde eine weitere Strecke nach Stumsdorf dem Verkehr übergeben. Heute ist Bitterfeld Fernverkehrsbahnhof, u. a. mit zweistündlichem Halt der ICEs von Berlin nach München.
Bitterfeld | |
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Empfangsgebäude (2009) | |
Daten | |
Lage im Netz | Kreuzungsbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 6 |
Abkürzung | LBT[1] |
IBNR | 8010050[2] |
Preisklasse | 3[3] |
Eröffnung | 17. August 1857 |
Profil auf Bahnhof.de | Bitterfeld-1024586 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Bitterfeld-Wolfen |
Ort/Ortsteil | Bitterfeld |
Land | Sachsen-Anhalt |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 37′ 26″ N, 12° 18′ 57″ O |
Höhe (SO) | 79 m |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Sachsen-Anhalt |
Lage
Der Bahnhof Bitterfeld liegt im Westen des Ortsteils Bitterfeld, der bis zur Fusion zu Bitterfeld-Wolfen 2007 eine eigenständige Stadt war. Die Bitterfelder Ortskern befindet sich ungefähr einen Kilometer weiter östlich. Die angrenzenden Straßen sind die Bahnhofstraße und der Schwarze Weg.
Die Betriebsstelle ist ein Kreuzungsbahnhof. In ihr kreuzen sich die Bahnstrecken Berlin–Halle (nordost/südwest verlaufend) und Trebnitz–Leipzig (nord/süd verlaufend). Mehr als drei Kilometer verlaufen beide Strecken parallel. Die nächstgelegenen Stationen in alle vier Richtungen sind Greppin, Muldenstein, Petersroda und Roitzsch.
Geschichte
Am 17. August 1857 ging der Bahnhof Bitterfeld in Betrieb. Das Empfangsgebäude befand sich inmitten der Gleisanlagen. 1890 wurde ein Wasserturm errichtet. Sechs Jahre später baute man Brücken über die Gleise. Ebenfalls entstanden zwei Mittelbahnsteige und die Stellwerke mit den Bezeichnungen „Mbd“, „Swt“ und „Not“. Der Güterschuppen wurde im Jahre 1907 erweitert. Die Nebenbahn nach Stumsdorf nahm man am 1. Oktober 1897 in Betrieb.
Am 18. Januar 1911 wurde der Bahnhof elektrifiziert und nach Dessau fuhren erstmals elektrisch betriebene Züge. Auf der Strecke nach Delitzsch geschah dies am 5. Dezember 1913. Für den Rangierdienst erbaute man im Jahre 1917 weitere Stellwerke, welche die Bezeichnungen „Rtl“, „Rtll“ und „Zd“ bekamen. Zahlreiche Anschlussbahnen ermöglichten den Anschluss an den Bitterfelder Bahnhof. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der elektrische Betrieb nach Leipzig erst am 27. September 1921 wieder aufgenommen.
Am Nordkopf des Bahnhofs entstand ein neues Heizhaus, das 1930 fertiggestellt wurde. Gegen Endes des Zweiten Weltkrieges kam der Güterverkehr ab März 1945 zum Erliegen, da auch die Muldenbrücke gesprengt wurde. Erst ab dem 23. Februar 1949 war diese wieder befahrbar. Aufgrund von Reparationsleistungen mussten die Anlagen des elektrischen Zugbetriebs 1946 demontiert werden. Nach dem Krieg fuhr zum ersten Mal am 15. März 1958 wieder ein elektrischer Zug nach Roßlau.
Am 27. November 1977 kam es zu einem Kesselzerknall in Bitterfeld, bei dem neun Menschen starben.
Der Eisenbahnknoten Bitterfeld hatte eine Ausdehnung von drei Kilometern und fast 400 Beschäftigte. 40 Züge wurden täglich gebildet und 30 aufgelöst. Der gesamte Bahnhof gliederte sich in drei Aufsichtsbezirke: Güterbahnhof Nord, Güterbahnhof Süd und Personenbahnhof. Zwei Rangierlokomotiven waren ständig für die Anschlussbahnen im Einsatz.
Bis 1999 fanden in größerem Umfang Umbaumaßnahmen an Bahnhofsgebäude und -vorplatz statt. Mit der Wende nahm das Güterverkehrsaufkommen in Bitterfeld deutlich ab, sodass bis ungefähr zum Jahre 2000 viele Gütergleise und Stellwerke stillgelegt wurden. Die gesamte Umgestaltung und Sanierung des Bahnhofsgeländes kostete etwa 180 Millionen D-Mark. Die Bahnsteige 1 bis 6 mit Überdachungen und die Gleisanlagen wurden erneuert sowie das Empfangsgebäude saniert. Hinzu kam ein neu angelegter Busbahnhof und der neu gestaltete Bahnhofsvorplatz. Dort steht als Ausstellungsstück eine Diesellokomotive der Baureihe Kö II, die ein örtlicher Modellbahnverein unterhält.[4]
Das Empfangsgebäude soll bis 2024 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.[5]
Anlagen
Einst gehörten insgesamt 87 Gleise zu den Bahnanlagen. Hinzu kamen Anschlussbahnen zu örtlichen Firmen, zwei Ablaufberge und weitere Ladestraßen. Außerdem gab es noch einen Ringlokschuppen mit 16 Gleisen und einen Kohlenbahnhof mit 980 Metern Abstellgleisen.
Heute verfügt der Bahnhof Bitterfeld über insgesamt sechs Bahnsteiggleise. Die Bahnsteigkanten 1 bis 4 sind jeweils 370 Meter lang und 76 Zentimeter hoch, die Bahnsteigkanten 5 und 6 sind jeweils 140 Meter lang und 55 Zentimeter hoch.[6]
Das östlich der Gleisanlagen liegende Empfangsgebäude mit Bahnhofsvorplatz ist im Besitz der Deutschen Bahn (Stand: 2016).[7]
Seit den Ende der 1990er Jahre im Zuge des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8.2 durchgeführten Umbauten können die Bahnsteiggleise 1, 2 und 3 mit 200 km/h durchfahren werden. Im Norden des Bahnhofs entstand ein Kreuzungsbauwerk, eine rund 600 m lange Unterführung des Streckengleises Richtung Wolfen unter der Bahnstrecke Halle–Berlin; damit wurden zeitgleiche Ein- und Ausfahrten aus dem Bahnhof möglich. Ein Elektronisches Stellwerk im Bahnhofsbereich steuert 117 Signale und 56 Weichen.[8]
Im Bahnhof Bitterfeld wurden im Januar 1998 die damals längsten Weichen der Welt eingebaut. Die 169,2 Meter lange Konstruktion war mit 220 km/h (im Regelbetrieb: bis 200 km/h) im abzweigenden Ast befahrbar. Die Weiche 03 im Nordkopf des Bahnhofs Bitterfeld erlaubte damit Zügen aus Leipzig Richtung Berlin, ohne Geschwindigkeitsreduzierung in die Bahnstrecke aus Halle einzufädeln.[9] Die Zungen waren jeweils 59 m lang und wogen, einschließlich Traverse beim Einbau, 120 t. Die Weichen waren jeweils mit acht Antrieben[9] für die Zungenvorrichtung und drei für die bewegliche Herzstückspitze ausgerüstet und wurden als Klothoidenweichen ausgeführt: Ihre Radien verkleinern sich von 16.000 m am Weichenanfang auf 6100 m zur Mitte hin. Die 1999 eingebaute Weiche 60 im Südkopf hätte Zügen aus Wittenberg Richtung Halle erlauben, mit 220 km/h auszufädeln, die Strecke Richtung Halle erlaubte jedoch noch keine derart hohen Geschwindigkeiten. Im Rahmen der Weichenerneuerung wurden die Klothoidenweichen im Jahr 2018 durch konventionelle Korbbogenweichen für 200 km/h ersetzt.
Verkehrsanbindung
Linie | Fahrtverlauf | Takt (min) | EVU | |
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ICE 11 | Berlin – Bitterfeld – Leipzig – Erfurt – Eisenach – Fulda – Frankfurt (Main) – Stuttgart – München | einzelne Züge | DB Fernverkehr | |
ICE 18 | Hamburg – Berlin – Bitterfeld – Halle (Saale) – Erfurt – Bamberg – Nürnberg – München | 120 | ||
RE 13 | Magdeburg – Biederitz – Zerbst – Roßlau – Dessau – Wolfen – Bitterfeld – Delitzsch – Leipzig | 60 | DB Regio Südost | |
S 2 | Leipzig-Stötteritz – Leipzig Hbf – Delitzsch – Bitterfeld – | Wolfen – Dessau | 60 (Leipzig–Bitterfeld Sa–So) 120 (Bitterfeld–Dessau) 120 (Bitterfeld–Wittenberg) | 30 (Leipzig–Bitterfeld Mo–Fr)|
Gräfenhainichen – Wittenberg (– Jüterbog) | ||||
S 8 | Halle – Landsberg – Bitterfeld – | Wolfen – Dessau | 60 (Halle–Bitterfeld Sa–So) 120 (Bitterfeld–Dessau) 120 (Bitterfeld–Wittenberg) | 30 (Halle–Bitterfeld Mo–Fr)|
Gräfenhainichen – Wittenberg (– Jüterbog) |
Im Stundentakt verkehrt die Buslinie 440 nach Stumsdorf über Zörbig. Sie ersetzt die Züge auf der Bahnstrecke Bitterfeld–Stumsdorf, nachdem diese abbestellt wurden.
Von Juni 2019 bis einschließlich März 2020 war aufgrund von Bauarbeiten im Bahnhof Köthen die Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig zwischen Sachsendorf und Halle vollständig gesperrt.[10] Währenddessen wurden Intercity der Linien 55 und 56 über Dessau umgeleitet und hielten auch in Bitterfeld.
Literatur
- Peter Hoffmann: Bitterfeld und sein Bahnhof. 2021
Weblinks
- Bahnhof Bitterfeld. In: bahnhöfe-und-bahnstrecken.com. Abgerufen am 10. Juli 2016.
- Gleisplan Bahnhof Bitterfeld. In: sporenplan.nl. Abgerufen am 10. Juli 2016.
- Akten und Pläne zum Bahnhof Bitterfeld im Bestand der Reichsbahndirektion Halle im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau
Einzelnachweise
- Michael Dittrich: Abkürzungsverzeichnis. Abgerufen am 10. Juli 2016.
- Michael Dittrich: IBNR-Verzeichnis. Abgerufen am 10. Juli 2016.
- Stationspreisliste 2016. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) DB Station&Service AG, S. 11, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 10. Juli 2016.
- Die Zörbiger Saftbahn. Abgerufen am 4. November 2016.
- MZ: Bevorstehender Abriss: Buch soll Erinnerung an Bitterfelder Bahnhof wachhalten
- Bitterfeld. (Nicht mehr online verfügbar.) DB Station&Service, archiviert vom Original am 11. September 2018; abgerufen am 11. September 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Zustand der Bahnhöfe in Sachsen-Anhalt: Hunderte Bahnhofsgebäude verfallen. (Nicht mehr online verfügbar.) MDR Sachsen-Anhalt, 26. Januar 2016, archiviert vom Original am 10. Juli 2016; abgerufen am 10. Juli 2016.
- Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit (Hrsg.): Lutherstadt Wittenberg-Bitterfeld. Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8, Berlin, November 1998.
- Super-Weiche erlaubt Tempo 200 im Bahnhof. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 11. Oktober 1997.
- Bauprojekt Eisenbahnknoten Köthen, BauInfo-Portal der Deutschen Bahn. Abgerufen am 6. April 2020.