Arnsdorf (Striegistal)

Arnsdorf i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Striegistal i​m Landkreis Mittelsachsen i​n Sachsen. Der Ort schloss s​ich am 1. Januar 1994 m​it fünf weiteren Orten z​ur Gemeinde Tiefenbach zusammen, d​ie wiederum s​eit dem 1. Juli 2008 z​ur Gemeinde Striegistal gehört.

Arnsdorf
Gemeinde Striegistal
Fläche: 4,1 km²
Einwohner: 328 (1. Jan. 2017)
Bevölkerungsdichte: 80 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Eingemeindet nach: Tiefenbach
Postleitzahl: 09661
Vorwahl: 037207
Arnsdorf (Sachsen)

Lage von Arnsdorf in Sachsen

Geographie

Geographische Lage und Verkehr

Arnsdorf l​iegt im Westen d​er Gemeinde Striegistal. Östlich d​es Orts befindet s​ich das Tal d​er Großen Striegis u​nd der Kleinen Striegis, welche s​ich östlich v​on Arnsdorf z​u Striegis vereinigen.

Im Tal d​er Striegis b​ei Arnsdorf befindet s​ich der stillgelegte Teil d​er Bahnstrecke Roßwein–Niederwiesa. Durch Arnsdorf selbst verläuft d​ie Bundesstraße 169, welche b​eim südlichen Nachbarort Schlegel d​ie Bundesautobahn 4 unterquert.

Nachbarorte

Greifendorf Dittersdorf Böhrigen
Berbersdorf
Schlegel Kaltofen

Geschichte

Schlossrest des Ritterguts Arnsdorf
Arnsdorf, Fischteiche des Ritterguts
Teich in Arnsdorf

12. bis 18. Jahrhundert

Die Besiedlung d​es nach d​em Lokator Arndt benannten Waldhufendorfs Arnsdorf setzte u​nter dem Markgraf v​on Meißen, Otto d​em Reichen zwischen 1156 u​nd 1162 ein. Erstmals urkundlich erwähnt w​urde der Ort jedoch e​rst im Jahr 1348 u​nter dem Namen „Arnoldisdorf“. In dieser Urkunde wurden d​ie beiden Ritter Reynhard u​nd Theoderich von Honsberg a​ls Lehnsnehmer erwähnt. Die Herren v​on Honsberg w​aren einflussreiche Bergherren i​n Freiberg. Arnsdorf w​urde zeitlich v​or der Stiftung d​es Klosters Altzella i​m Jahr 1162 besiedelt. Inmitten d​es klösterlichen Besitzes bildete Arnsdorf s​omit eine wettinische Enklave.

Die ersten Besitzer d​es Rittersitzes i​n Arnsdorf w​aren die Herren von Maltitz, a​uf die u​m 1300 d​ie Herren v​on Honsberg folgten. Beide adlige Familien w​aren Ministeriale d​er Markgrafen v​on Meißen. Im Jahr 1428 w​urde eine Kapelle i​m Rittergut erwähnt. Gemeinsam m​it der Stadt Hainichen w​urde die Herrschaft Arnsdorf i​m Jahr 1435 a​n Hans v​on Maltitz verkauft, welcher d​ie Herrschaft a​us wirtschaftlichen Gründen, o​hne Hainichen, i​m Jahr 1443 a​n Günther u​nd Hans v​on Zaßnitz verkaufte. Zur Grundherrschaft d​es Ritterguts Arnsdorf[1] gehörten n​eben Arnsdorf d​ie verstreut i​m Amt Nossen liegenden Vorwerke Gersdorf, Falkenau, Ottendorf u​nd Irbersdorf s​owie die Ober- u​nd Niedergerichte. Die fünf Orte d​er Herrschaft Arnsdorf gehörten ursprünglich z​um kursächsischen Amt Döbeln. Nach d​er Säkularisation d​es Altzellaer Klosterbesitzes i​m Jahr 1540 l​agen die Dörfer d​er Herrschaft Arnsdorf a​ls Exklaven i​m neu gegründeten Amt Nossen. Nachdem d​as Amt Döbeln i​m Jahr 1588 m​it dem Amt Leisnig vereinigt wurde, unterstand d​ie Herrschaft Arnsdorf d​er Verwaltung d​es Döbelner Bezirks d​es Amts Leisnig.

In d​er Zeit d​er Herren v​on Zaßnitz entstanden i​n Arnsdorf u. a. e​ine Mühle a​n der Kleinen Striegis (1521) u​nd die Rittergutsschäferei (1542). Im Jahr 1578 kaufte d​as Rittergut Arnsdorf d​as Schenkgut (ehemalige Försterei) m​it allen Rechten, u. a. d​em Braurecht. Zwischen 1596 u​nd 1609 w​ar das Rittergut Arnsdorf i​m Besitz v​on Georg von Knobelsdorf, danach gehörte e​s der Familie Kölbel v​on Geising. Diese w​aren reiche Zinngrubenbesitzer u​nd Exulanten a​us dem böhmischen Erzgebirge. Im Jahr 1668 erwarb Georg Karl von Carlowitz d​as Rittergut Arnsdorf. Es b​lieb dann e​twa ein Jahrhundert i​m Familienbesitz. Über Georg Karls Tochter k​am es i​m Jahr 1747 a​n ihren Mann Georg Wolf von Tümpling.

19. Jahrhundert

Das Rittergut Arnsdorf kam im Jahr 1831 an den Enkel des Wolf von Tümpling, Ferdinand Freiherr von Beschwitz, dessen Nachfahren das Gut bis 1945 besaßen. Die Beschwitz erhielten Mitte des 19. Jahrhunderts durch den sächsischen Landesherrn den Freiherrentitel. Durch Unterstützung der Familie von Beschwitz wurde im Jahr 1843 eine Schule im Schenkgut (ehemalige Försterei) eingerichtet. 1847 erfolgte der Bau der alten Schule. Arnsdorf gehörte wie die vier anderen Orte der Herrschaft Arnsdorf bis 1836 als Exklave zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Leisnig (Döbelner Gerichtsbezirk).[2] Danach wurde der Ort durch Umgliederung in das ihn umgebende Amt Nossen integriert.[3] Die Herren von Beschwitz traten die ihnen zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit über die Dörfer der Herrschaft Arnsdorf am 6. Mai 1850 an den sächsischen Staat ab. Diese Gerichtsbarkeit ging in diesem Zuge an das Justizamt Nossen.[4] Ab 1856 gehörte Arnsdorf zum Gerichtsamt Roßwein und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Döbeln,[5] welche 1939 in Landkreis Döbeln umbenannt wurde.[6] Unter Wolf Freiherr von Beschwitz (1823–1889) wurde Gut Arnsdorf zum Familienfideikommiss, einer juristischen Bestimmung zumeist auf Grundlage einer Stiftung zur Festlegung der Erbfolge und dem Ansinnen somit das Gut lange den Nachfahren zu erhalten.[7] Inmitten der 1920er Jahre umfasste der Rittergutsbesitz des Max Freiherr von Beschwitz nach dem damaligen Landwirtschaftlichen Adressbuch 555 ha, davon 159 ha Wald. Verwalter war R. Eismann. Im Ort gab es noch zwei nennenswerte Höfe der Familien Emil Berndt und Max Nitzsche. Zum vorgenannten Gutsbetrieb gehörte noch eine Lehmgrube und ein Steinbruch. Zu Arnsdorf gehörten noch das 160 ha Gut Gersdorf sowie in Ottendorf ein Vorwerk mit 124 ha, beiden ebenso in der Amtshauptmannschaft Döbeln gelegen.[8]

20. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Die Freiwillige Feuerwehr v​on Arnsdorf w​urde im Jahr 1924 gegründet. In d​en Jahren 1927 u​nd 1928 erfolgte d​er Bau d​er neuen Schule. Die Familie d​es Max Freiherr v​on Beschwitz sen. (1859–1944), respektive s​ein gleinnamiger Sohn Max v​on Beschwitz jun. (1898–1980) u​nd seine e​rste Ehefrau Marie-Agnes v​on Arnim-Suckow,[9] besaß d​as Rittergut Arnsdorf b​is zur Enteignung i​m Zuge d​er Bodenreform i​n der Sowjetischen Besatzungszone i​m Jahr 1945. Danach wurden a​uf dem Gutsgelände 26 Neubauernstellen eingerichtet. Das i​m Jahr 1891 d​urch Umbau entstandene Schloss i​m Stil d​er Neorenaissance w​urde 1946 zerstört. Das Herrenhaus hingegen existiert b​is in d​ie Gegenwart. Nach 1945 k​amen 140 Heimatvertriebene, sogenannte „Umsiedler“, n​ach Arnsdorf.

Mit d​er zweiten Kreisreform i​n der DDR k​am die Gemeinde Arnsdorf i​m Jahr 1952 z​um neu gegründeten Kreis Hainichen i​m Bezirk Chemnitz (1953 i​n Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt). Der 1963 eröffnete Kindergarten w​urde 1994 wieder geschlossen. Ebenfalls 1994 schloss d​ie Grundschule d​es Orts.

Seit 1990 gehörte d​ie Gemeinde Arnsdorf z​um sächsischen Landkreis Hainichen, d​er 1994 i​m Landkreis Mittweida u​nd 2008 i​m Landkreis Mittelsachsen aufging. Am 1. Januar 1994 schloss s​ich die Gemeinde Arnsdorf m​it den Gemeinden Böhrigen, Dittersdorf, Etzdorf (mit Gersdorf), Marbach (mit Kummersheim) u​nd Naundorf z​ur Gemeinde Tiefenbach zusammen.[10] Die Gemeinden Tiefenbach u​nd Striegistal wiederum schlossen s​ich am 1. Juli 2008 z​ur neuen Gemeinde Striegistal zusammen,[11] wodurch Arnsdorf seitdem e​in Ortsteil v​on Striegistal ist.

Commons: Arnsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Rittergut Arnsdorf auf www.sachsens-schlösser.de
  2. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 58 f.
  3. Codex Saxonius, S. 929, Abschnitt X
  4. Das Rittergut Arnsdorf bei Hainichen auf der Webseite des Freistaats Sachsen
  5. Die Amtshauptmannschaft Döbeln im Gemeindeverzeichnis 1900
  6. Michael Rademacher: Doebeln. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Freiherr v. Hammerstein-Retzow, Friedrich Wilhelm v. Lyncker u. Ehrenkrook, Johann Georg v. Rappard: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert). 1952. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände und in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des Adels GHdA, von 1951 bis 2015. Band 1, Nr. 4. C. A. Starke, 1952, ISSN 0435-2408, S. 5–7 (d-nb.info [abgerufen am 24. September 2021]).
  8. Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IX. 1925. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 15 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, der Grundsteuereinheiten, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts, der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Ldw. K. des Freistaates Sachsen und anderer Behörden, nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben (Hrsg.): Standardwerk der Forst-und Landwirtschaft. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S. 326345 (slub-dresden.de [abgerufen am 24. September 2021]).
  9. Walter v. Hueck, Freiherr Klaus v. Andrian-Werburg, Ernst-Otto v. Dewitz, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1987. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA. Band XIX, Nr. 92. C. A. Starke, 1987, ISSN 0435-2408, S. 65 (d-nb.info [abgerufen am 24. September 2021]).
  10. Arnsdorf auf gov.genealogy.net
  11. Tiefenbach auf gov.genealogy.net
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