Ardres
Ardres (flämisch Aarden) ist eine französische Gemeinde mit 4403 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Pas-de-Calais in der Region Hauts-de-France; sie gehört seit 2017 zum Arrondissement Calais (zuvor Saint-Omer) und zum Kanton Calais-2.
Ardres | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Hauts-de-France | |
Département (Nr.) | Pas-de-Calais (62) | |
Arrondissement | Calais | |
Kanton | Calais-2 | |
Gemeindeverband | Pays d’Opale | |
Koordinaten | 50° 51′ N, 1° 59′ O | |
Höhe | 2–17 m | |
Fläche | 13,79 km² | |
Einwohner | 4.403 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 319 Einw./km² | |
Postleitzahl | 62610 | |
INSEE-Code | 62038 | |
Website | http://www.mairie-ardres.fr/ | |
Gravur von James Basire (1774) Nach einem Ölbild des 16. Jahrhunderts. |
Die Gemeinde ist als Zugangsort mit dem Regionalen Naturpark Caps et Marais d’Opale assoziiert.
Geschichte
Die zentrale Quelle für die Frühgeschichte der Stadt Ardres ist die Historia comitum Ghisnensium (Die Geschichte der Grafen von Guines), des Ardreser Pfarrers Lambert von Ardres. Die Keimzelle der Stadt war demnach eine Etappenstation an der via regalis zwischen Champagne und Calais. Hier gab es bereits eine Herberge mit Brauerei, außerdem beförderte die Funktion der Dorfwiesen als Austragungsort eines cheolandum oder cheolare genannten Spiels (möglicherweise eine frühe Form des Fußballspiels), die Zentralität des Ortes. Der Lagegunst folgen um 1050 die edelfreien Herren der nahegelegenen Burg Selnessa, Lehensleute der Grafen von Guines. Sie verlegten ihre Burg und die zugehörigen Wirtschaftsgebäude nach Ardres. Gleichzeitig erhielt Ardres eine erste bescheidene Umwallung in Gestalt eines einfachen Erdwalls. Zwei Jahrzehnte später, 1069 kam ein Kollegiatstift mit 10 Kanonikern hinzu. Arnold II. von Ardres ließ noch im 11. Jahrhundert Teile der umliegenden ländlichen Bevölkerung nach Ardres umsiedeln und erlangte wenig später vom Grafen Balduin II. von Guines ein Stadtrechtsprivileg nach dem Vorbild der nahegelegenen Handels- und Gewerbestadt Saint-Omer für Ardres. Die Stadtrechtsverleihung etablierte auch einen Wochenmarkt in Ardres. Die Stadt wurde nicht nur wirtschaftliches, sondern auch militärisches und administratives Zentrum der Herren von Ardres. Die Befestigungsanlagen der Stadt wurden durch einen Graben verstärkt und die herrschaftliche Burg repräsentativ ausgebaut, außerdem nahmen 12 Dienstleute Arnolds II. Sitz in der Stadt. Seinen Abschluss fand der Stadtentstehungsprozess durch die Etablierung einer Bürgergemeinde mit eigenem Schöffenkollegium, die der Herrschaft in der Audomarus-Kirche der Stadt den Bürgereid schwor. Diese Herrschaft, d. h. der Allodialbesitz der Herren von Ardres, war in der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Grafen von Guines gefallen. Unter Balduin II. wurde die Stadtanlage völlig erneuert. Ardres erhielt einen regelmäßigen Grundriss und eine zeitgemäße Stadtbefestigung, in die nunmehr auch die herrschaftliche Burg aufging.
- Am 27. Oktober 1396 trafen sich hier der französische König Karl VI. und der englische König Richard II., um die Verhandlungen von Leulinghem (1393), Boulogne-sur-Mer (1394) und Paris (1395) abzuschließen, die einen Waffenstillstand bis 1426 ergeben hatten. Richard nahm Karls Tochter Isabella von Valois im Empfang, die er am 4. November in Calais heiratete.
- Vom 1. bis zum 24. Juni 1520 empfing zwischen Ardres und Guînes der französischen König Franz I. den englischen König Heinrich VIII. im sogenannten Camp du Drap d’Or
- Am 7. Juni 1546 beendete der Vertrag von Ardres die Feindseligkeiten zwischen Kaiser Karl V. und Heinrich VIII.
- 1596 bemächtigte sich Erzherzog Albrecht VII. von Österreich Ardres nach einer Belagerung. Die Stadt wurde 1598 mit dem Frieden von Vervins zurückgegeben.
Einwohnerentwicklung
1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 |
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2.997 | 3.195 | 3.126 | 3.390 | 3.936 | 4.154 |
Ab 1962 nur Einwohner mit Erstwohnsitz
Sehenswürdigkeiten
- ehemalige Kapelle der Karmeliter
- Bastion Condette oder Bastion Royal
- Kirche Notre-Dame de Grâce
- unterirdische Getreidesilos Les Poires
Persönlichkeiten
- Jean-Marie Dorsenne (1773–1812), General der Infanterie (Garde impériale)
- Lambert von Ardres (um 1160–1227), Chronist des 12. Jahrhunderts
Städtepartnerschaften
Literatur
- Johannes Heller (Hrsg.): Lamberti Ardensis Historia comitum Ghisnensium. (MGH SS XXIV). Stuttgart ²1964, S. 550–642.
- Franz Irsigler: Über Stadtentwicklung: Beobachtungen am Beispiel von Ardres. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 11 (1983), S. 7–19. neu erschienen in: Henn, Volker; Holbach, Rudolf; Pauly, Michel; Schmid, Wolfgang (Hg): Miscellanea Franz Irsigler. Festgabe zum 65. Geburtstag. Trier 2006, S. 169–185.