Angermund
Angermund ist der nördlichste Stadtteil von Düsseldorf und liegt auf halber Strecke zwischen den Stadtzentren von Düsseldorf und Duisburg (jeweils 12 Kilometer entfernt). Angermund hat rund 6600 Einwohner, umfasst eine Fläche von 13,29 km² (beides Stand 31. Dezember 2016) und liegt im Düsseldorfer Stadtbezirk 5. Die vormals selbstständige Gemeinde im Amt Angerland, die 1188 erstmals im Verzeichnis des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg urkundlich erwähnt wurde, wurde am 1. Januar 1975 nach Düsseldorf eingemeindet.[2] Angermund ist telefonisch dem Duisburger Ortsnetz zugeordnet und hat mit 0203 als einziger Stadtteil eine andere Vorwahl als der Rest des Düsseldorfer Stadtgebietes.
Stadtteil der Landeshauptstadt Düsseldorf | |||
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Basisdaten[1] | |||
Geographische Lage: | 51° 20′ N, 6° 47′ O | ||
Höhe: | 30 m ü. NN | ||
Fläche: | 13,29 km² | ||
Einwohner: | 6.580 (31. Dezember 2016) | ||
Bevölkerungsdichte: | 495 Einwohner je km² | ||
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 | ||
Stadtbezirk: | Stadtbezirk 5 | ||
Stadtteilnummer: | 055 | ||
Verkehrsanbindung | |||
Bundesstraße: | |||
S-Bahn: | S 1 | ||
Buslinie: | 728 751 |
Angermund ist einer der reichsten Stadtteile Düsseldorfs. Der jährliche Einkommensdurchschnitt liegt hier bei 66.491 Euro (Stand 31. Dezember 2007).[3]
Wappen
Blasonierung: In Schwarz ein Bischof im goldenen (gelben) Ornat und goldener (gelber) Mitra mit goldenem (gelbem) Bischofsstab in der Linken, einem silbernen (weißen) Heiligenschein und rotem Pallium. In der Rechten das Wappen der Grafen und Herzöge von Berg; ein blaubewehrter, roter, doppelschwänziger (ein geteilter und gekreuzter Schwanz), steigender Löwe.
Bedeutung: Das Wappen basiert auf dem Siegel der alten Stadt und Freyheit Angermund aus dem Jahre 1521; es wird vermutet, dass es noch älter ist. Es zeigt Bischof Engelbert I. von Köln, der vorher Graf Engelbert II. von Berg (nach Bergischer Zählung, aber auch einfach Graf Engelbert von Berg) war. Er hält das Wappen des Herzogtums Berg in seiner rechten Hand, zu dem Angermund lange Zeit gehörte.[4]
Archäologie
1998 wurde auf einer Feldflur im Ortsgebiet von Angermund ein außergewöhnlicher archäologischer Fundplatz entdeckt. Anfänglich erinnerten die kleinen Formate der wenigen aufgelesenen Überreste der Bearbeitung von Feuersteinen, nämlich Kernsteine, Abschläge, Lamellen und kleinformatigen Klingen, eher an Fundinventare von Jäger- und Sammlergemeinschaften der mittleren Steinzeit (ca. 9300–5500 v. Chr.). Da eindeutig datierbare Hinterlassenschaften fehlten, wurden im Verlauf des Jahres 2015 drei flächendeckende systematische Begehungen durchgeführt, um die tatsächliche Datierung des Platzes näher einschätzen zu können. Dabei zeigte sich eine unerwartet weite Ausdehnung der Gesamtfundfläche. In Bezug auf die Menge des Fundmaterials blieb das Fundaufkommen deutlich hinter den Erwartungen an eine mittelsteinzeitliche Fundstelle zurück. Zudem wiesen viele der Feuersteinfunde eine „blau-weißliche“ bis „porzellanartig weiße“ Oberflächenveränderung auf. Dieses Phänomen wurde durch das langfristige Einwirken geochemischer Einflüsse (Patinierung) mit der Folge einer Veränderung der Oberflächen der im Erdreich eingelagerten Feuersteinstücke verursacht.
In der anschließenden facharchäologischen Auswertung und Diskussion des insgesamt gewonnenen Fundmaterials konnte der Platz abschließend einem menschlichen Aufenthalt von Vertretern der Federmesserkultur (ca. 12.000–10.700 v. Chr.) der späten Altsteinzeit zugeordnet werden. In dieser Zeit hatte die Tendenz zur Herstellung kleiner werdender Grundformen und Geräteeinsätze bereits eingesetzt, die in der mittleren Steinzeit zur Regel wurde.
Das Fundinventar des Platzes umfasst neben zahlreichen Nachweisen für die Feuersteinbearbeitung am Ort, z. B. Absplisse, Kernsteine, Abschläge, Lamellen und kurze Klingen, insbesondere Stichel, kurze Kratzer und einige Belege von Rückenmessern. Stichel waren ein in der Altsteinzeit bevorzugt verwendeter Gerätetyp, der insbesondere mit der Bearbeitung von Geweih und Knochen in Zusammenhang gebracht wird. Entscheidend für die kulturelle Zuordnung des Fundinventars waren die Fundbelege von Rückenspitzen. Darunter befanden sich zwei Belege von Rückenspitzen vom Typ der Federmesser. Es handelt sich um asymmetrische Spitzen mit einer gebogen retuschierten Rückenpartie. Sie sind die ersten archäologisch absolut gesichert nachgewiesenen Pfeilspitzen in Mitteleuropa und Skandinavien. Zudem fand sich die alt abgebrochene Spitzenpartie einer Rückenspitze mit einer durchlaufend retuschierten Rückenlinie. Diese Variante ist im Gesamtverbreitungsgebiet der Federmesserkultur in fast allen Fundinventaren mit vertreten und gehört zum regulären Formenspektrum der Projektile dieser Zeitstellung.
Als außergewöhnlich erwies sich der Fundbeleg einer fein ausgearbeiteten symmetrischen Rückenspitze mit einer klassisch gebogen retuschierten Rückenlinie. An dieser Rückenspitze wurde zusätzlich die Basis umlaufend retuschiert. Die Retuschierung endet im Bereich des oberen Drittels der Schneidenpartie. Durch die umlaufend ausgeführte Retuschierung wurde im Bereich der Basis eine Schäftungszunge abgesetzt.
Wie die weitreichende Recherche zu Vergleichsfundbelegen in anderen Federmesserfundinventaren in Mitteleuropa und Skandinavien ergab, stellen „gestielte Federmesser“ ein bislang nur selten erfasstes Phänomen dar. Erstmals wurde dieser Typ für den Federmesserfundplatz Brümmerhof im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen beschrieben: „symmetrische Rückenspitzen weisen gelegentlich auch einen herausretuschierten Stiel auf und vereinigen somit Elemente der Federmesser-Gruppen und der Stielspitzen-Gruppen (Taf. 24,12).“[5]
Gestielte Federmesser scheinen in der Übersicht insbesondere ein Phänomen des Nordens zu sein. Aufgrund der schon bei der Auffindung deutlich erkennbaren Besonderheit wurde dieses Projektil durch den Entdecker des Platzes seiner zurzeit der Auffindung geborenen Enkeltochter Sophia mit der Bezeichnung als „Sophienspitze“ gewidmet.[6] Der außergewöhnliche Fundbeleg einer gestielten, symmetrischen Rückenspitze im Federmesserfundinventar von Angermund deutet auf die Richtung, aus der die Menschen auf ihren hunderte Kilometer weiten Wanderungen bis an den Niederrhein kamen. Darauf weist auch der fast ausschließliche Gebrauch nordischer Feuersteine zur Werkzeugherstellung hin.
Das Ortsgebiet von Angermund überliefert nun erstmals rechts des Rheinlaufs einen komplex strukturierten Fundplatz aus der Zeit der spätaltsteinzeitlichen Federmessergruppen. Die Fundstelle befindet sich in unmittelbarer Lage an einem verlandeten Mäander eines Altarms der Anger. Flussauen wurden von den Trägern der Federmesserkultur besonders intensiv genutzt. Sie boten frisches Wasser, waren reich an Wild, Vögeln und Fischen, boten ein reiches pflanzliches Nahrungsreservoir und alle notwendigen organischen Materialien die zur Herstellung von Gerätschaften des täglichen Bedarfs notwendig waren.
Was der Angermunder Platz nicht bieten konnte, war der Werkstoff Feuerstein, der auf dem Fundgelände zur Herstellung von Grundformen und Werkzeugeinsätzen bearbeitet wurde. Die Feuersteine wurden durch die Menschen an den Platz eingetragen. Es handelt sich fast ausschließlich um „nordischen Feuerstein“ und einige wenige Belege sogenannter Maas-Eier. Maas-Eier sind weit verlagerte und im Flusstransport verrollte Feuersteinstücke mit der Herkunft aus der Maasregion, die in der Nähe des Angermunder Fundplatzes in den Ablagerungen des Rheinlaufs aufgelesen werden konnten. Die nächstgelegene Lagerstätte obertägig erreichbarer und noch heute verarbeitungsfähiger nordischer Feuersteine befindet sich östlich des Lagerplatzes im Bereich eiszeitlicher Geschiebeablagerungen bei Ratingen-Breitscheid. Dort könnte der Bedarf an Feuerstein durch gezielte Nachsuche gedeckt und als Vorrat mit an den Lagerplatz transportiert worden sein. Einige der als Materialvorrat eingetragenen Feuersteinstücke blieben ungenutzt auf dem Angermunder Fundplatz zurück. Vielleicht dachte man daran bei Gelegenheit den Platz wieder aufzusuchen und die zurückgelassenen Vorräte weiter nutzen zu können.
Ein beidseitig als unterliegender Amboss zur Feuersteinbearbeitung genutztes Flussgeröll, ein Schlagstein aus Quarzit mit ausgeprägten Arbeitsspuren zur Bearbeitung der Feuersteinrohstücke, sowie ein verkieseltes Tonschiefergeröll mit wenigen Retuschiernarben und der Besonderheit von zwei gegenständig eingeschliffenen Facetten an einem Schmalende, ergänzen das Fundinventar.
Als Sonderfund konnte eine kleinformatige Steinperle aufgelesen werden, die in ein Forschungsprojekt der urgeschichtlichen Fakultät der Universität Köln aufgenommen wurde. Es soll geklärt werden, ob das außergewöhnliche Fundstück natürlich entstanden oder gezielt durchlocht worden ist. Selbst eine natürlich entstandene Steinperle an diesem Ort wäre eine auffällige Besonderheit. Gelochte kleinformatig Steinobjekte fanden und finden sich immer wieder in Zusammenhang mit Hinterlassenschaften spätaltsteinzeitlicher Kulturen. Ein solche Perle könnte an einer Tasche aus Fell oder Leder aufgenäht dazu gedient haben einen Deckel zu verschließen, indem man eine an dem Deckel angebrachte Schlaufe aus Sehne oder Fasern über die Perle zog und so den Verschluss fixieren konnte.
Bis heute sind insgesamt 80 Fundplätze der Federmesserkultur am Niederrhein und im anschließenden Mittelgebirgsraum facharchäologisch gesichert erfasst und in den zentral geführten Index aufgenommen worden. Der Fundplatz bei Angermund erhielt als bislang letzter entdeckter Aufenthalt dieser Kulturerscheinung die Fundnummer 80.[7] Als bislang einziger bekannter Lagerplatz der Federmesserkultur am rechten Niederrhein nimmt der Fundplatz von Angermund in der aktuellen Rekonstruktion der Wanderbewegungen der Menschen in dieser Zeit eine wichtige Rolle ein. Er liegt direkt auf der Linie des Landweges von der Hellwegzone in Ausrichtung auf den inzwischen wissenschaftlich dokumentierten und bereits urgeschichtlich genutzten Rheinübergang am großen Rheinbogen von Uerdingen. Der Federmesserfundplatz von Angermund ist damit nicht nur für die regionale Archäologie und Urgeschichte ein weit herausragendes archäologisches Denkmal. Der Platz ist auch überregional von herausgehobener Bedeutung für das Verständnis weitreichender Wanderbewegungen und für die Nutzung von Naturräumen im Verlauf der späten Altsteinzeit im Rheinland.
Geschichte
Angermund und der dortige befestigte Hof wurden 1188 erstmals in einem Verzeichnis des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg urkundlich erwähnt und dort als castrum Angermund et curiam[4] (lat. für „Burg Angermund und Rathaus“) bezeichnet. Der Name Angermund leitet sich vermutlich zwar von der Angermund durchfließenden Anger ab, aber nicht, wie man zunächst annehmen könnte, von deren nahe gelegenen Mündung in den Rhein, sondern von der Verbindung mit dem altdeutschen Wort Munt (= „Schutz“, „Burg“).[4][8] Unter Erzbischof Engelbert I. von Köln wurde der möglicherweise bereits seit fränkischer Zeit bewohnte Hof zur Burg Angermund ausgebaut. So wurden die Mauern verstärkt, ein mächtiger Turm errichtet und ein Graben um die Burg gezogen. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erwarben die Grafen von Berg den Ort. Ab 1247 war die Burg Angermund ein „Dauerlehn“ von den Bergern.[9] Die Witwe des Grafen Adolf VI. von Berg, Agnes von Kleve, wählte die Burg nach dem Tod 1348 des Ehemanns als ihren Witwensitz.[10]
Zwischen den Reichsstädten Kaiserswerth und Duisburg gelegen, markierte Angermund die nördliche Grenze des Bergischen Territoriums. Die strategische Bedeutung des Ortes zeigt sich auch darin, dass Angermund in einer Urkunde von 1423 erstmals als Freiheit bezeichnet wird. Der genaue Zeitpunkt der Verleihung dieses Privilegs ist nicht bekannt. 1504 wurde Schloss Heltorf durch einen Brand vernichtet. Im Truchsessischen Krieg wurde das Amt Angermund 1586 von spanischen Truppen schwer heimgesucht. Zu Beginn der frühen Neuzeit hatte Angermund seine strategische Bedeutung verloren, blieb aber weiter Verwaltungssitz des Amtes.
Im Jahr 1637 wurde der Grundstein zur heute katholischen Kirche St. Agnes gelegt. Der Bau dauerte über zwanzig Jahre. 1651 erstürmten Brandenburgische Landschützen die Burg Angermund. In den Jahren 1665 und 1666 fielen zahlreiche Angermunder der Pest zum Opfer. Zu jener Zeit begann Friedrich Christian von Spee den Neubau des Heltorfer Schlosses. Der Ort wurde während des Siebenjährigen Krieges von französischen Truppen heimgesucht, die in der Schlacht bei Krefeld 1758 von Ferdinand von Braunschweig geschlagen wurden. In der Franzosenzeit wurde Angermund 1796 Munizipalität. Im gleichen Jahr wurde der Friedhof eingeweiht.
Nachdem das Rheinland 1815 an Preußen fiel, wurde Angermund als Bürgermeisterei dem 1816 geschaffenen Kreis Düsseldorf zugeordnet und der Ort selbst als Titularstadt eingeordnet. 1846 erfolgte die Grundsteinlegung zum Neubau der durch einen Brand zerstörten katholischen Kirche. 1876 erhielt Angermund einen Eisenbahnhaltepunkt und eine Postagentur. Der Anschluss an fließendes Wasser und die Ausstattung mit elektrischer Straßenbeleuchtung erfolgte 1909. Im Ersten Weltkrieg wurde Angermund bombardiert; Spartakisten entwaffneten ein in Angermund stationiertes Bataillon. 1929 wurde die Bürgermeisterei Angermund im Rahmen einer Neugliederung des Regierungsbezirkes Düsseldorf aufgelöst. Bis auf die nördlichen Ortsteile Großenbaum und Rahm, die dem neu gegründeten Stadtkreis Duisburg-Hamborn (ab 1935 nur noch Duisburg genannt) zugeordnet wurden, gehörte Angermund nun zum ebenfalls neu gegründeten Kreis Düsseldorf-Mettmann und wurde 1930 dem Amt Ratingen-Land zugeschlagen. 1938 wurde der neue Bahnhof eingeweiht. Auch im Zweiten Weltkrieg, 1941, wurde Angermund bombardiert und nach Kriegsende der britischen Besatzungszone zugeschlagen. 1952 wurde das evangelische Gemeindehaus eingeweiht. 1963 genehmigte das NRW-Innenministerium das neue Stadtwappen.
Im Rahmen der kommunalen Neugliederung Nordrhein-Westfalens verlor Angermund am 1. Januar 1975 seinen Status einer selbstständigen Gemeinde und ist seitdem ein Stadtteil der Landeshauptstadt Düsseldorf.[11]
1998 erfolgte die Einweihung der neuen evangelischen Kirche.
Angermund hat sich auch nach der Eingemeindung viel Eigenständigkeit bewahrt. Dafür sorgen nicht zuletzt die ortsansässigen Vereine, vor allem die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, der Angermunder Kulturkreis, der Turnverein Angermund von 1909 e. V. (TVA), das Reitercorps und die Karnevalsgesellschaft. Angermund veranstaltet einen Karneval und ein Schützenfest nach alter Tradition. Zu Pfingsten finden Reiterspiele statt, die auch ein überregionales Publikum anziehen.
Verkehr
Angermund ist über die Anschlussstelle Duisburg-Rahm der Bundesautobahn 524 und von Düsseldorf über die Bundesstraße 8n erreichbar. Der Haltepunkt Angermund wird von der S-Bahn Linie S1 bedient. Alle anderen Züge fahren in Angermund durch. Bemerkenswert ist, dass die Benennung des Haltepunktes Angermund aus der sonst in Düsseldorf üblichen Systematik mit Nennung des Stadtnamens vor dem Ortsteil abweicht. Darüber hinaus ist Angermund mit der Buslinie 728 aus Düsseldorf-Kaiserswerth und mit der Buslinie 751 aus Ratingen-Hösel und Ratingen-Lintorf erreichbar.
Charakteristisch für Angermund ist die verkehrstechnisch bedingte Separierung des Ortsbereichs in vier Teilbereiche. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Bahnstrecke Köln–Duisburg teilt Angermund in eine Ost- und eine Westhälfte. Die Landesstraße 139 durchquert Angermund in Ost-West-Richtung und trennt den Ort in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Die L 139 verbindet Teile des Kreises Mettmann und über die L 60 die südlichen Stadtteile Duisburgs mit der Bundesstraße 8n. Aufgrund des daraus resultierenden Verkehrsaufkommens unterliegt die Ortsdurchfahrt Angermund einer hohen Verkehrsbelastung. Die L 139 (Angermunder Straße) und die L 60 (Rahmer Straße) sind im Ortsbereich Angermund großzügig ausgebaut.
Durch den geplanten Ausbau der Bahnstrecke Köln–Duisburg mit Neubau von zwei Gleisen westlich der Bestandstrasse u. a. für den Rhein-Ruhr-Express könnte die Ost-West Trennung in Angermund noch verstärkt werden. Dies käme zum Tragen, wenn Vorhaben gegen den Schienenverkehrslärm des Planungsträgers umgesetzt würden. Diese sehen vor, mehr als vier Meter hohe Schallschutzwände durch den Stadtteil zu bauen. Alternativ wird eine geländegleiche Einhausung erwogen.[12]
Sehenswürdigkeiten
Schloss Heltorf ist ein Wasserschloss mit einem ausgedehnten Schlosspark und bedeutenden Rhododendron-Anpflanzungen, es gilt manchen als der bedeutendste Rittersitz im Düsseldorfer Norden. Vermutlich lag hier schon Anfang des 8. Jahrhunderts ein Hof, „helethorpe“ genannt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erscheinen in alten Urkunden erstmals die Namen derer von Heldorp. 1649 erwarb Christian von Spee das Schloss, welches seit 1662 Stammsitz ist und bis heute im Eigentum der Familie steht. Schloss Heltorf ist der erste klassizistische Bau in der Zeit nach Napoleon. Schloss Heltorf selbst ist für Besucher nicht zu besichtigen. Der Schlosspark kann in der Zeit von Mai bis Oktober gegen Eintritt besucht werden.
Wenige Hundert Meter südlich von Schloss Heltorf liegt das alte Rittergut Haus Bilkrath, heute als Reiterhof genutzt. Nordwestlich von Schloss Heltorf, d. h. im nördlichsten Teil des Stadtteils Angermund und der Stadt Düsseldorf, befindet sich der Rittersitz Groß-Winkelhausen sowie die aus dem 18. Jahrhundert stammende Hubertuskapelle. Am äußersten nördlichen Rand des Stadtteils fand sich bis Mai 2014 eine alte Ölmühle, deren Ursprung mindestens bis in das 15. Jahrhundert zurückreichte. Die Ölmühle gehörte im 15. Jahrhundert wie die in der Nähe gelegene Sandmühle zum Besitz der Herren von Winkelhausen.[13] Die oberirdischen Gebäudeteile wurden im Mai 2014 abgerissen.
Am südlichen Ende des alten Ortskerns von Angermund steht die Burg Angermund, auch Kellnerei genannt. Die Burg Angermund zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern Düsseldorfs. Urkundlich erwähnt wird die nördlichste Bastion der Grafen von Berg erstmals im 12. Jahrhundert, als der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg im Jahre 1188 das „Castrum Angermond“ erworben hatte. Graf Engelbert I. ließ die Burg zwischen 1218 und 1222 umbauen und mit einem hohen Turm versehen.
Vom Eingang der Kellnerei (Burg Angermund) führt die Graf-Engelbert-Straße direkt in das alte Angermund hinein. Sie ist die älteste Straße der „Stadt und Freyheit“. Die kleinen, dicht aneinander gebauten Häuschen mit den Blenden vor den Fenstern haben ihren dörflichen Charakter erhalten. Der Ausgang bzw. Eingang zu dieser Straße war früher durch das Nordtor geschützt, das heute jährlich zum Schützenfest aus Holz und Pappe nachgebaut wird. Mittelpunkt der Graf-Engelbert-Straße ist die katholische Kirche St. Agnes, eine neuromanische Basilika, die auf den Umbau einer Kapelle aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht.
Am Nördlichen Ende von Angermund steht das Dominikanerinnen-Kloster St. Katharina von Siena.[14]
Durch den Abbau von Kies entstanden drei Baggerseen in und um Angermund. Sie werden heute zum Teil als (wilde) Badeseen genutzt und ziehen Besucher, insbesondere aus dem Ruhrgebiet, an.
Sport
Überregional bekannt ist der "TV Angermund", dessen Handballabteilung mehrere Jahre in der Feldhandball-Bundesliga spielte. Weitere Angermunder Sportvereine sind:
- Angermunder Tennisclub e.V.
- Reitercorps Angermund 1928 e.V.
- Windsurfing Club Angermund e.V. Düsseldorf
Persönlichkeiten
- Olof Jernberg (1855–1935), Maler
- Arthur Kampf (1864–1950), Maler, Graphiker und Illustrator, einer der letzten Maler großflächiger Historiken
- Heinrich Nüttgens (1866–1951), Maler (Ölgemälde und Fresken in ca. 40 Kirchen), Meisterschüler bei E. v. Gebhardt, Mitglied des Düsseldorfer Malkastens
- Cornelis de Waal (1881–1946), Maler, Industriemaler, Mitglied des Düsseldorfer Malkastens
- Heinz Schmitz (1914–1985), Heimatforscher, Autor
- Wilhelm Dopatka (1919–1979), deutscher Politiker (SPD), MdB
- Walter Rettinghausen (1920–2010), Leitende Funktionen im Sportverein, Bundesverdienstkreuz am Bande, Namensgeber der 1999 wieder errichteten Sporthalle
- Karl Heinrich Brokerhoff (1922–2018), Erzieher und Autor, erster Schulleiter des Gymnasiums „Am Stoppenberg“ in Essen
- Willi Klapdor (1926–1985), Bürgermeister 1969–1975, Ehrenring der Stadt Düsseldorf, Bundesverdienstkreuz 1982
- Otto Karl Welbers (1930–2009), Maler, Impressionist
Bildung
In Angermund befinden sich folgende Schulen:
- Friedrich-von-Spee-Schule, Gemeinschaftsgrundschule
Literatur
- Christoph Mulitze, Annette Scheepers: Angermund, die Rosenstadt im Grünen. herausgegeben vom Angermunder Kulturkreis, 2009, ISBN 978-3-00-029781-6
- J. H. Kessel: Geschichte der Stadt Ratingen mit besonderer Berücksichtigung des ehemaligen Amtes Angermund, Köln u. a., Schwann, 1877. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Weblinks
Einzelnachweise
- Amt für Statistik und Wahlen der Landeshauptstadt Düsseldorf: Statistiken für den Stadtteil 055 – Angermund
- Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- Statistisches Jahrbuch Düsseldorf 2012 (PDF; 8,3 MB).
- Udo Garding: Rosenstadt Angermund – Historie. In: stadt-angermund.de. Archiviert vom Original am 13. März 2016; abgerufen am 5. November 2013.
- Klaus Gerken: Studien zur jung- und spätpaläolithischen sowie mesolithischen Besiedlung im Gebiet zwischen Wümme und Oste, in: Archäologische Berichte des Landkreises Rothenburg (Wümme) 9 (Hrsg. im Auftrag des Landkreises Oldenburg), 1993, S. 27.
- Thomas van Lohuizen: Neue Spuren auf alten Wegen – Archäologische Fund im frühen 21. Jh., in: Die Quecke – Ratinger und Angerländer Heimatblätter (Hrsg. Verein Lintorfer Heimatfreunde e.V.), Nr. 88, Dezember 2018, S. 35–42.
- Martin Heinen: Der Federmesser-Horizont am Niederrhein und im angrenzenden Mittelgebirgsraum – Regionale und interne Organisation, in: Festschrift zum 65. Geburtstag von Claus-Joachim Kind (Hrsg. Michael Baales, Clemens Pasda), Habelt Verlag, Bonn 2019, S. 359–380.
- Stadt und Freyheit Angermund. Abgerufen am 26. August 2012.
- LVR. In: Internetfassung Herrschaft Berg. Herrschaft Berg (Memento vom 26. Dezember 2017 im Internet Archive)
- Albrecht Brendler. In: Die Entwicklung des Bergischen Amtes Angermund. Uni Bonn, Rheinische Vierteljahrsblätter. 1999, Jhg. 63, S. [161]147.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 291.
- Initiative Angermund e.V.
- Winkelhauser Ölmühle muss der Autobahn weichen. In: Nordbote, Nr. 2, Jahrgang 23 vom 12. Februar 2010, Seite 7.
- Kloster St. Katharina von Siena Abgerufen am 27. Feb. 2017.