Andreas Silbermann

Andreas Silbermann (* 16. Mai 1678 i​n Kleinbobritzsch; † 16. März 1734 i​n Straßburg) w​ar Orgelbauer d​es Barock-Zeitalters i​m Elsass. Er i​st der ältere Bruder d​es bekannten sächsischen Orgelbauers Gottfried Silbermann. Die Orgeln, d​ie er, s​ein Bruder Gottfried s​owie sein Sohn Johann Andreas Silbermann bauten, s​ind als „Silbermann-Orgeln“ bekannt.

Leben

Wohnhaus (erbaut 1680) der Orgelbauerfamilie Silbermann in Kleinbobritzsch
Gedenkplatte für Gottfried und Andreas Silbermann am Wohnhaus in Kleinbobritzsch

Andreas Silbermann w​urde als Sohn d​es Zimmermeisters Michael Silbermann u​nd dessen zweiter Frau Anna Maria (geb. Preußler) geboren. Sein Großvater Veit w​ar Bauer i​n Kleinbobritzsch, w​o auch s​ein Urgroßvater Georg s​eit 1595 a​ls Häusler nachweisbar ist. Um d​ie Jahreswende 1685/1686 erfolgte e​in Umzug d​er Familie i​n die benachbarte Stadt Frauenstein. Hier besuchte Andreas Silbermann d​ie Stadtschule. Von 1691 b​is 1694 absolvierte e​r in Freiberg b​ei Meister Georg Lampertius e​ine Schreinerlehre.

Häufig w​ird berichtet, d​ass Silbermann e​ine Orgelbauausbildung b​ei dem Orgelbauer Eugenio Casparini absolviert habe. Johann Andreas Silbermann weiß jedoch nichts über d​en angeblichen Lehrmeister seines Vaters u​nd verreißt d​ie Görlitzer Sonnenorgel, a​n der s​ein Vater a​ls Lehrling mitgearbeitet h​aben müsste.[1] Marc Schaefer w​eist dies d​em Bereich d​er Legendenbildung zu.[2][3] Bei w​em Andreas Silbermann d​as Orgelbauerhandwerk erlernt hat, bleibt unklar.[4]

Als Silbermann m​it 21 Jahren i​m Elsass auftauchte, w​urde er bereits a​ls Orgelbauer bezeichnet. 1699 w​ird er i​m Zusammenhang m​it der Renovierung d​er Orgel d​er katholischen Kirche i​n Buchsweiler (Bouxwiller) genannt. Für k​urze Zeit arbeitete e​r als Clavierbauer b​ei Friedrich Rinck.[5]

1701 ließ s​ich Silbermann i​n Straßburg nieder u​nd erhielt e​in Jahr später d​as Bürgerrecht. Im darauffolgenden Jahr k​am sein Bruder Gottfried z​u ihm u​nd lernte v​on ihm d​en Orgelbau. 1703 bauten d​ie Brüder zusammen e​ine Orgel für d​as Kloster Sainte-Marguerite. Von 1704 b​is 1706 studierte Andreas Silbermann d​en französischen Orgelbau b​eim Hoforgelbauer (Facteur d’orgues d​u Roy) François Thierry, e​inem Mitglied d​er bekannten französischen Orgelbauerfamilie Thierry, i​n Paris. Während dieser Zeit leitete Gottfried d​ie Werkstatt.

Während Gottfried Silbermann vermutlich 1708 d​as Elsass verließ,[6] führte Andreas Silbermann alleine s​eine Werkstatt i​n Straßburg weiter. Am 13. Juni 1708 heiratete e​r Anna Maria Schmidt. Sie hatten zusammen 13 Kinder, darunter d​ie vier i​hn überlebenden Söhne Johann Andreas (1712–1783), Johann Daniel (1717–1766), Gottfried (1722–1766) u​nd Johann Heinrich (1727–1799), d​ie alle d​en väterlichen Beruf wählten. Johann Andreas w​urde später s​ein Nachfolger.

Andreas Silbermann s​tarb im Alter v​on 56 Jahren i​n Straßburg.

Nach d​en Aufzeichnungen seines Sohnes Johann Andreas b​aute Andreas Silbermann 34 Orgeln, darunter 9 Positive. Davon s​ind fünf f​ast unverändert erhalten (Marmoutier, Straßburg/Magdalenenkirche, Niedermorschwihr, Altorf, Ebersmünster) u​nd sechs verändert erhalten o​der rekonstruiert (Bischheim, Straßburg/St. Aurelien, Ottrott, Bischweiler, Colmar, Rosheim).

Werke

(Kursivschrift z​eigt an, d​ass die Orgel n​icht mehr erhalten o​der nur d​er Prospekt erhalten ist.)

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1703 Straßburg Dominikanerinnen-Konvent St. Margareten II/P 12 Gemeinschaftsarbeit mit Bruder Gottfried; Das Instrument befand sich ab 1793 in der protestantischen St. Gallus-Kirche zu Ittenheim (Bas-Rhin). Das Gehäuse beherbergt heute eine Orgel von Link (1906) und ist als einziger Teil erhalten.[7]
1706 Straßburg Collegium Wilhelmitanum (Protestantisches Predigerseminar) I 8 Das erste Positiv wurde 1854 von Stiehr nach Bourgheim transferiert. Nach dem Neubau einer Orgel durch Koulen verliert sich seine Spur um 1890.[8]
1707 Straßburg St. Nikolaus II/P 18 Gemeinschaftsarbeit mit Bruder Gottfried. 1814 durch eine neue Orgel von Geib ersetzt. Beim Abbruch des mehrfach veränderten Instruments 1967 befanden sich noch in fünf Registern Pfeifen von Silbermann.[9]
1708 Straßburg Neue Kirche (Temple Neuf) P 7 Gemeinschaftsarbeit mit Bruder Gottfried; Neuerrichtung des Pedalwerks der 1701 von Friedrich Ring (Rinck) begonnenen und 1702 von Claude Legros erbauten Orgel. 1749 nach Ribeauvillé transferiert. Es folgten tiefgreifende Umbauten in den Jahren 1827, 1893 und 1933. 1984 wurde im Gehäuse von Ring/Legros eine neue Orgel durch Alfred Kern erbaut. In der Fourniture des Pedals sind einige Pfeifen von Silbermann erhalten geblieben.[10]
1709 Straßburg Alt-St. Peter (protestantisch) II/P 21 Der Vertrag vom 10. August 1708 wurde nur von Andreas, nicht jedoch von Gottfried Silbermann unterschrieben. 1738 wurde von Johann Andreas Silbermann eine Trompete eingebaut. 1898 wurde das Werk durch einen Neubau von Eberhard Friedrich Walcker ersetzt. Das Gehäuse von Silbermann ist (verändert) erhalten.[11]
1710 Marmoutier Abteikirche Marmoutier, Westempore II/P 20 Johann Andreas Silbermann ergänzte 1746 die leergelassenen Stöcke und erweiterte die Orgel auf III/28. 1789 wurde sie von einem Lettner auf die Westempore transferiert. Seitdem sind die Pedalpfeifen vom Kirchenschiff aus zu sehen. 1955 erfolgte eine Restaurierung durch Ernest Muhleisen und Alfred Kern, 2010 wurde sie von Quentin Blumenroeder ausgereinigt. Die Orgel ist fast authentisch erhalten und steht unter Denkmalschutz (Monument historique).[12]
1711 Basel Münster II/P 21 Das Instrument wurde 1787 von Johann Jacob Brosy auf 26 Register erweitert und mit einem neuen Gehäuse versehen und 1857 in die Basler Martinskirche transferiert. Beim Neubau durch Friedrich Weigle 1886 wurden einige Pfeifen der Silbermann/Brosy-Orgel übernommen. [13]
1712 Basel Evangelische Peterskirche III/P 26 Silbermann beschrieb seine Orgel als „Ein Werck, wie keines im gantzen Rheinstrom zu finden seyn solle.“ Beim Neubau 1895 durch Friedrich Goll ging das Werk verloren. Die heutige Orgel der Peterskirche besitzt einige Pfeifen und ein Gehäuse von Johann Andreas Silbermann.[14]
1713 Obernai Ehemalige Kirche St. Peter und Paul II/P 20 1784 wurden von Josias Silbermann zwei Register ergänzt. Die Orgel wurde 1867 anlässlich des Abrisses und Neubaus der Kirche abmontiert. Das Gehäuse befindet sich seit 1898 in der Pfarrkirche von Niedernai (s. Foto), die Pfeifen und die Mechanik wurden dort 1898 durch Martin Rinkenbach ersetzt.[15]
1716 Geudertheim Simultankirche I/P 8 Diese kleine Orgel war hinterspielig und kam 1843 in die Simultankirche von Weiterswiller, wo sie 1903 durch ein Harmonium ersetzt wurde.[16]
1716 Straßburg Straßburger Münster III/P 39 Übernahme des Gehäuses von 1491 mit dem gotischen Unterbau von 1385; 1833 Umbau durch George Wegmann; 1897 Neubau durch Heinrich Koulen; 1935 Neubau durch Roethinger; 1981 Neubau durch Alfred Kern. In 11 Registern sind noch Pfeifen von Silbermann erhalten.[17]
1716 Straßburg Stephanskapelle zu Straßburg II/P 13 Heute in der Protestantischen Kirche Bischheim, 1983 von Gaston Kern mit erweitertem Pedal rekonstruiert. Drei Register sind noch erhalten. Das Gehäuse ist denkmalgeschützt. [18]
1717 Andlau Positiv für die Madame d‘Andlau II 6 Das zweite Positiv von Silbermann wurde 1735 in die Katholische Kirche von Andlau und 1793 nach Olwisheim transferiert. Windladen und Pfeifenwerk sind nicht erhalten, einzig ein Schrank, der das ehemalige Gehäuse des Instruments sein könnte.[19]
1718 Straßburg Positiv für den Biersieder Keck I 4 1759 wurde das fünfte Positiv in der Pfarrkirche von Ebersmünster aufgestellt und von dort 1803 nach Friesenheim transferiert. Beim Neubau der Kirche 1882 verliert sich seine Spur.[20]
1718 Straßburg St. Aurelienkirche II/P 17 Die Orgel wurde 1762 und 1766 von Johann Andreas Silbermann ergänzt und 1884 von Heinrich Koulen umgebaut. 1911 erfolgte ein Neubau durch Dalstein-Haerpfer, 1952 ein Neubau durch Ernest Muhleisen. 2015 wurde die Orgel durch Quentin Blumenroeder mit 20 Registern auf zwei Manualen rekonstruiert. Etwa die Hälfte der Pfeifen – zwischenzeitlich z.T. stark verändert – geht auf Andreas und Johann Andreas Silbermann zurück.[21]
1718 Straßburg Kirche des Kloster St. Magdalenen II/P 13 1799 nach Lampertheim verkauft und seit 1876 verschollen.[22]
1718 Basel St. Leonhard I/P 15 Das Instrument wurde 1771 von Johann Andreas Silbermann um ein Rückpositiv mit 7 Registern erweitert. 1880 wurde es durch einen Neubau von Johann Nepomuk Kuhn ersetzt. 1969 erfolgte eine Rekonstruktion in den Gehäusen von Andreas und Johann Andreas Silbermann durch Orgelbau Kuhn mit II/28, bei der das Pedalwerk gegenüber der ursprünglichen Disposition um 6 Register erweitert wurde.[23]
1719 Hagenau Klosterkirche der Grauen Schwestern II 8 Das neunte Positiv wurde 1719 für den Chor der Abteikirche Marmoutier gebaut, aber nie dort aufgestellt. 1730 stellte Silbermann es in der Klosterkirche der Grauen Schwestern in Hagenau auf. 1793 kam es durch Georg Hladky nach Sessenheim. 1826 fügte Xavier Stiehr ein Pedal auf 4‘-Basis an. 1909 wurde das Instrument im Sessenheimer Goethe-Museum aufgestellt. 1942 wurde es abgebaut und von Kriess verändert. Danach blieb es in Einzelteile zerlegt und wurde ab 1947 im Straßburger Palais Rohan aufbewahrt.[24] Seit der Restaurierung durch Quentin Blumenroeder aus Haguenau ist das Werk in der Seitenkapelle der Magdalenenkirche (Straßburg) aufgestellt.[25] Es ist weitgehend erhalten. Pfeifen und Gebläse sind denkmalgeschützt (Monument historique).
1719 Straßburg Saint-Pierre-le-Jeune protestant I 4 Das vierte Positiv von Silbermann stand nur wenige Jahre in Jung-St. Peter und kam 1725 in die Stefanskirche von Rosheim.[26] 1760 wird es nach Grendelbruch transferiert, wo sich nach 1837 seine Spur verliert.
1720 Straßburg Positiv für den Kaufmann Vigera I 4 Das sechste Positiv wurde für den Straßburger Kaufmann Johann Heinrich Vigera[27] gebaut und nach dessen Tod 1750 von Johann Andreas Silbermann in die Klosterkirche des Odilienbergs[28] überführt. 1791 stellte Conrad Sauer es in der Simultankirche von Mittelbergheim auf und ergänzte ein Pedal.[29] Seit 1858 ist es verschollen.
1720 Weißenburg St. Johanniskirche II/P 14 Die in der Simultankirche von Weißenburg aufgestellte Orgel wurde 1831 von Jacob Möller um ein Positiv erweitert. 1865 wurden von Stiehr einige Register ersetzt. 1893 erfolgte ein pneumatischer Umbau durch Dalstein-Haerpfer. Beim Neubau der Kirche 1958 wurde die Orgel durch eine neue ersetzt. [30]
1721 Boersch, heute in Ottrott Benediktinerabtei St. Leonhard I 7 Nach der Französischen Revolution kam das kleine Werk nach Ottrott in die katholische Kirche St. Simon und Judas. Nach 1870 ersetzte Rinckenbach die Manualwindlade und fügte ein Pedalwerk hinzu. 1917 wurden die Prospektpfeifen beschlagnahmt, 1931 wurde das Instrument von Franz Kriess pneumatisiert. 1968 erfolgte von Jean-Georges Koenig eine Rekonstruktion mit II/19.[31] In fünf Registern sind Pfeifen von Silbermann erhalten.[32] Ebenso ist der Prospekt erhalten.
1722 Kolbsheim Schloss Kolbsheim I 4 Das dritte Positiv, das Silbermann 1722 für Frau General Linckin geliefert hatte, wurde 1748 an den Fürsten von Nassau-Saarbrücken verkauft.[33] Seine Spur verliert sich während der Französischen Revolution.[34]
1722 Altenheim evangelische Friedenskirche I 8 Die kleine Orgel war hinterspielig angelegt und wurde im Zuge der Erweiterung des Kirchenraums 1808 durch eine größere ersetzt.[35] 1811 wurde sie durch Blasius Chaxel in Bolsenheim aufgestellt. 1872 stellten die Brüder Wetzel sie in der neu gebauten Kirche auf, 1889 wird sie an Franz Xaver Kriess verkauft. Danach verliert sich ihre Spur.[36]
1724 Bischwiller Protestantische Kirche II/P 13 1724 war die Orgel fast fertig, wurde aber wegen Zahlungsschwierigkeiten der Gemeinde erst 1729 aufgebaut. Vom zweiten Manual aus konnten fünf Register des ersten Manuals gespielt werden. Stiehr ergänzte 1853 ein Rückpositiv. 1867 wurde sie von Stiehr mit einem neuen Hauptgehäuse versehen und mit 37 Registern auf drei Manualen völlig umgebaut. Es folgten Umbauten von Fritz Haerpfer (1922), Georges Schwenkedel (1952) und Ernest Mühleisen (1960). 1985 wurde das Instrument durch Alfred Kern in den Zustand von 1867 zurückversetzt. Neun Register von Silbermann sind fast unverändert erhalten geblieben.[37]
um 1725 Straßburg Allerheiligenkirche I 6 Das siebte Positiv stand bis 1747 im Allerheiligenkonvent und kam danach nach in den Chor der Abteikirche von Marmoutier. Von dort kam es um 1765 in die Kirche von Lettenbach bei Saint-Quirin. Dort verliert sich seine Spur.[38]
1726 Colmar heute Niedermorschwihr Dominikanerkirche Colmar III/P 27 1805 wurde die Orgel in der Pfarrkirche St. Gallus von Niedermorschwihr aufgestellt. 1892 versetzte Martin Rinckenbach das Hauptgehäuse, änderte die Traktur und die Tonhöhe und ersetzte vier Register, sowie die Pedalwindlade. 1961 ersetzte Ernest Mühleisen zwei Register von Rinckenbach.[39] 21 Register von Silbermann sind erhalten, außerdem das Gehäuse und die Windladen. Die Orgel steht unter Denkmalschutz (Monument historique)
1728 Straßburg St. Wilhelm II/P 18 1734 und 1754 wurden von Johann Andreas Silbermann die leer gelassenen Stöcke besetzt. 1845, 1863 und 1870 erfolgten Umbaumaßnahmen durch Martin Wetzel. 1881 erweiterte Heinrich Koulen die Orgel um ein Schwellwerk und nahm weitere Veränderungen vor. Es folgen Neubauten durch Eberhard Friedrich Walcker (1898), Ernest Mühleisen (1955) und Yves Koenig (1987). Dieser Neubau orientiert sich an dem Stil von Gottfried Silbermann.[40] Das Gehäuse von Silbermann ist erhalten.
1729 Vieux-Thann Kirche der Dominikanerinnen II 8 Bei der kleinen Orgel von Altthann war das Cornet auch vom zweiten Manual spielbar. Sie soll um 1790 verloren gegangen sein.[41]
1730 Altorf Benediktinerabteikirche St. Cyriakus II/P 14 1849 wurden durch Stiehr zwei Register ergänzt und zwei weitere ersetzt. 1884 ergänzte Martin Rinckenbach ein Schwellwerk, vergrößerte den Manualumfang und stimmte die Orgel einen Halbton höher. 1999 erfolgte eine Restaurierung im Zustand von 1884 mit 22 Registern auf zwei Manualen durch Richard Dott.[42] Elf Register von Silbermann, das Gehäuse, die Hauptwerks- und die Pedalwindlade sowie die Pedalklaviatur von Silbermann sind erhalten geblieben. Die Orgel steht unter Denkmalschutz (Monument historique).
1731 Ebersmünster Abteikirche St. Mauritius III/P 28 Zwei der 28 Register wurden 1732 nachgeliefert. 1812 ergänzte Martin Bergäntzel die während der Französischen Revolution geraubten Pfeifen der Trompete und des Prospekts. 1858 fügte Martin Wetzel eine Bombarde 16‘ hinzu und erneuerte die Windanlage. Edmond-Alexandre Roethinger reinigte 1939 die Orgel, wobei einige vom Holzwurm befallene Pfeifen, die Pedalklaviatur und die Registerschilder ausgetauscht wurden. Bei der 1999 von Gaston Kern, Yves Koenig und Richard Dott durchgeführten Restaurierung wurde die mitteltönige Stimmung nicht wiederhergestellt, um dem Pfeifenwerk keine weiteren Schäden zuzufügen. Die meisten Bauteile der Orgel von Silbermann sind erhalten geblieben.[43] Sie steht unter Denkmalschutz (Monument historique).
1732 Colmar St-Mathieu III/P 24 1861 ersetzte Joseph Stiehr das Echowerk durch ein Schwellwerk, erweiterte die Hauptwerks- und die Pedalwindalen und fügte in das Rückpositivgehäuse einen Mittelturm ein. Rinckenbach stimmte 1882 die Orgel einen Ganzton höher und tauschte 1898 einige Register aus. 1926 wurde sie durch Fritz Haerpfer pneumatisiert und 1951 durch Ernest Muhleisen elektrifiziert. 1999 wurde das Instrument von Richard Dott restauriert und weitgehend der Zustand von 1861 wieder hergestellt.[44] Die Windladen (außer der des Echowerks), das Gehäuse und 15 Register von Silbermann sind erhalten geblieben.[45]
1732 Leutenheim Abteikirche der Zisterzienserinnen Königsbrück I 8 Nach der Französischen Revolution stand die kleine Orgel bis 1818 in Fort-Louis. Danach verliert sich ihre Spur.[46]
1733 Saverne Rohan-Schloss I 4 Das achte Positiv von Silbermann wurde für den Kardinal von Rohan in dessen Schloss in Saverne aufgestellt. Es war wahrscheinlich bereits 1725 erbaut worden. 1745 kam das Instrument als Hochzeitsgeschenk an Madame Le Brun, die Frau des Direktors der Straßburger Post, 1748 transferierte Jacques Antoine Denoyé, der Organist von Jung-St. Peter (katholisch), ein guter Freund von Johann Andreas Silbermann, das Instrument von Saverne nach Straßburg und packte es 1759 erneut ein, um es "nach Amerika" zu schicken. Aber Denoyé starb im selben Jahr und die Orgel verschwand.[47]
1733 Rosheim St. Peter und Paul III/P 23 Silbermanns letzte Orgel stand auf einer Empore über dem Eingang der Kirche. Diese wurde in der schönen romanischen Kirche 1859 als störend empfunden und abgerissen. Die Orgel kam 1863 durch Joseph Stiehr in eine eigens errichtete Kammer mit zwei größeren Öffnungen zum Querhaus und zwei kleineren Öffnungen zum Chor. Dabei wurde das Gehäuse, die Manualwindladen und die Trakturen von Stiehr erneuert und einige Register ersetzt. Die Pfeifen des Echowerks und zwei weitere Register versetzte Stiehr in die Merckel-Orgel von Lixhausen, (wo sie erhalten geblieben sind,)[48] das Gehäuse und die Manualwindladen in die St. Pankraz-Kirche von Waldolwisheim (s. Foto). 1898 wurde das Instrument durch Franz Xaver Kriess um einen Ton höher gestimmt.[49] 18 Register von Silbermann sind in Rosheim erhalten geblieben. Sowohl Pfeifenwerk als auch Gehäuse stehen unter Denkmalschutz.

Literatur

  • Robert Eitner: Silbermann, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 310–313.
  • Jürgen Fege: Das Geburtshaus Gottfried Silbermanns in Kleinbobritzsch bei Frauenstein. In: Landkalenderbuch für die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge 2014. Schütze/Weber/Engler Verlags GbR, Dresden 2013, S. 14–16.
  • Ludwig Mooser: Das Brüderpaar die Orgelbaumeister Andreas und Gottfried Silbermann. Historische Skizze nach kirchlichen und amtlichen Urkunden. Straßburg 1861. (Digitalisat)
  • Paul Smets: Orgel-Monographien 10 – Die Orgelwerke der Abteien Maursmünster und Ebersmünster. Rheingold-Verlag, Mainz 1956.
  • Jürgen Weyers: Er heißt Silbermann, und sein Werk seyn gülden... In: Organ. Heft 2/98, S. 10–15.
Commons: Andreas Silbermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marc Schaefer (Hrsg.): Das Silbermann-Archiv. Der handschriftliche Nachlaß des Orgelmachers Johann Andreas Silbermann (1712–1783). Winterthur 1994, S. 168f, S. 289.
  2. Orgues Silbermann d’Alsace: itinéraire commenté. Strasbourg, 1991. S. 20.
  3. Als erstes wird diese Legende von Ludwig Mooser 1861 in blumenreichen Worten geschildert: „So kam er nach Görlitz an der Neiße; [...] auf einer Bank unter einer weit ausgebreiteten Lindenkrone ruhte er aus. [...] Da ging ein alter, würdiger Herr vorüber, und gewahrte eine blinkende Träne im Auge des jungen Wanderers. Voll Theilnahme fragte er: Was fehlt euch denn? Arbeit, lieber Herr, Arbeit! rief Andreas aus. [...] Hm, hm! brummte er endlich nachdenkend. [...] Ich will mich deiner annehmen. [...] Der 73jährige Alte war niemand anders als der weltberühmte Eugenius Casparini.“ Zitiert nach: Ludwig Mooser: Das Brüderpaar. Die Orgelbaumeister Andreas und Gottfried Silbermann. Historische Skizze. Straßburg, 1861, S. 14f.
  4. Marc Schaefer: Recherches sur la famille et l’oeuvre des Silbermann en Alsace. Köln 2012, S. 204. Siehe:
  5. In einem Brief berichtet Gottfried Silbermann an seinen Neffen Johann Andreas: Der erste Erbauer dieser Orgel [Straßburg, Neue Kirche] ist H Friederich Rinck gewesen bey welchem mein seel: Bruder Andreas Silberman vorhero eine kurtze Zeit in Instrumenten-Arbeiten gearbeitet hatte, nachgehends aber hin und wieder im Elsass sich mit Reparirung einiger Orgeln in Klöstern abgegeben. Zitiert nach: Marc Schaefer (Hrsg.): Das Silbermann-Archiv. Der handschriftliche Nachlaß des Orgelmachers Johann Andreas Silbermann (1712–1783). Winterthur 1994, S. 119.
  6. Die von Franz Xaver Mathias aufgestellte (Siehe: Franz Xaver Mathias: Compte rendu du Congrès d'orgue tenu à l'Université de Strasbourg 5-8 mai 1934. Strasbourg, 1934, S. 248.) und von Ernst Flade wiederholte Behauptung (Siehe: Ernst Flade: Gottfried Silbermann. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Orgel- und Klavierbaus im Zeitalter Bachs. Leipzig, 1952, S. 63.), die Orgel von Alt-St. Peter (protestantisch) in Straßburg sei Gottfrieds Meisterstück gewesen, lässt sich nicht beweisen. Der Vertrag vom 10. August 1708 wurde alleine von Andreas Silbermann unterzeichnet. Viel wahrscheinlicher ist, dass Gottfried nach der Heirat seines Bruders Straßburg 1708 verließ. (Siehe: Jürgen Weyers: Leben und Werk des Orgelbauers Andreas Silbermann. (Unveröffentlichte Staatsarbeit). Homburg, 1991. S. 64.)
  7. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/ittenhei.htm, gesehen am 19. April 2020.
  8. A.R.D.A.M. (Hrsg.): Orgues en Alsace. Vol. 3. Straßburg, 1985. S. 73.
  9. Jürgen Weyers: „Leben und Werk des Orgelbauers Andreas Silbermann.“ (Unveröffentlichte Staatsarbeit). Homburg, 1991. S. 56–61.
  10. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/ribeauvi.htm, gesehen am 19. April 2020.
  11. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/stpivipr.htm, gesehen am 19. April 2020.
  12. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/marmouti.htm, gesehen am 19. April 2020.
  13. http://peter-fasler.magix.net/public/BSProfile/bs_martin_ref.htm, gesehen am 19. April 2020.
  14. http://peter-fasler.magix.net/public/BSProfile2/peterskirchehaupt.htm, gesehen am 19. April 2020.
  15. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/niederna.htm, gesehen am 19. April 2020.
  16. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/weiterpr.htm, gesehen am 19. April 2020.
  17. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/stcathed.htm#F670482008H04, gesehen am 19. April 2020.
  18. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/bischhpr.htm, gesehen am 19. April 2020.
  19. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/andlfase.htm, gesehen am 19. April 2020.
  20. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/friesenh.htm#F670146001P01, gesehen am 19. April 2020.
  21. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/staureli.htm#F670482001P03, gesehen am 19. April 2020.
  22. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/lamperth.htm, gesehen am 19. April 2020.
  23. http://www.orgelspielzumfeierabend.ch/index.php?menu=3, gesehen am 20. April 2020.
  24. Strasbourg, Palais des Rohan. (Memento vom 15. Februar 2016 im Internet Archive)
  25. Un Silbermann renaît. In: Dernières Nouvelles d’Alsace, 22. Dezember 2012 (abgerufen am selben Tag)
  26. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/rosheipr.htm, gesehen am 20. April 2020.
  27. Gelegentlich wird Vigera als Hafenmeister bezeichnet. In seinen Tagebüchern nennt ihn Johann Andreas Silbermann jedoch immer Kaufmann (Siehe: Marc Schaefer (Hrsg.): Das Silbermann-Archiv. Der handschriftliche Nachlaß des Orgelmachers Johann Andreas Silbermann (1712–1783). Winterthur, 1994. S. 340, S. 494.)
  28. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/mtstodil.htm, gesehen am 20. April 2020.
  29. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/mittbepr.htm, gesehen am 20. April 2020.
  30. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/wissemje.htm#F670544002P02, gesehen am 20. April 2020.
  31. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/ottrott.htm, gesehen am 20. April 2020.
  32. A.R.D.A.M. (Hrsg.): Orgues en Alsace. Vol. 3. Straßburg, 1986. S. 490.
  33. Marc Schaefer (Hrsg.): Das Silbermann-Archiv. Der handschriftliche Nachlaß des Orgelmachers Johann Andreas Silbermann (1712–1783). Winterthur, 1994. S. 338, S. 494.
  34. Jürgen Weyers: „Leben und Werk des Orgelbauers Andreas Silbermann.“ (Unveröffentlichte Staatsarbeit). Homburg, 1991. S. 128.
  35. Siegfried Biegert: Die Friedenskirche in Altenheim. (PDF) Evangelische Stiftung Pflege Schönau, S. 17, abgerufen am 14. Januar 2013.
  36. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/bolsenhe.htm, gesehen am 20. April 2020.
  37. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/bischwpr.htm#F670046001P01, gesehen am 20. April 2020.
  38. Jürgen Weyers: „Leben und Werk des Orgelbauers Andreas Silbermann.“ (Unveröffentlichte Staatsarbeit). Homburg, 1991. S. 130.
  39. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/niedermo.htm, gesehen am 20. April 2020.
  40. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/stguilla.htm#F670482027P03, gesehen am 20. April 2020.
  41. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/vieuthan.htm#F680348001P02, gesehen am 20. April 2020.
  42. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/altorf.htm#F670008001P02, gesehen am 20. April 2020.
  43. Jürgen Weyers: Der Staub aus 60 Jahren. Zur Geschichte und Restaurierung der Andreas-Silbermann-Orgel in Ebersmünster. In: Orgel international. Zeitschrift für Orgelbau und Orgelmusik. Heft 1999/3. S. 208–212.
  44. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/costmatt.htm#F680066008P02, gesehen am 21. April 2020.
  45. http://manufacture.orgue.free.fr/St%20Matthieu.htm, gesehen am 21. April 2020.
  46. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/koenigsb.htm#F670264002P02, gesehen am 21. April 2020.
  47. Marc Schaefer (Hrsg.): Das Silbermann-Archiv. Der handschriftliche Nachlaß des Orgelmachers Johann Andreas Silbermann (1712–1783). Winterthur, 1994. S. 341, S. 494.
  48. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/lixhause.htm, gesehen am 21. April 2020.
  49. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/rosheim.htm#F670411002P02, gesehen am 28. Januar 2021.
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