Altmühltaler Mineralbrunnen
Die Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH & Co. KG (früher Schäff oder Schaeff) ist eine deutsche Unternehmensgruppe der Getränkeindustrie mit Sitz in Baruth/Mark[1] und operativer Zentrale in Treuchtlingen, einer Stadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.
Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1364 |
Sitz | Baruth/Mark, Deutschland |
Leitung | Günther Kutschera, Alexander Pascher |
Umsatz | 37 Mio. EUR[1] |
Branche | Getränkeindustrie |
Website | www.altmuehltaler.de |
Stand: 31. Dezember 2018 |
Geschichte
Ursprung der Gruppe ist eine 1364 gegründete Treuchtlinger Brauerei. Später ging die Brauerei an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Diese führten 1664 einen Bierzwang ein: sämtliche Gaststätten hatten das Bier aus dieser markgräflichen Brauerei zu beziehen. 1792 ging die Markgrafschaft in preußischen Besitz über und mit ihr die Brauerei. Der Bierzwang wurde darauf aufgehoben und die Brauerei 1797 an den Privatmann Johann Georg Feldner verkauft. Bis 1897 blieb die Brauerei im Besitz seiner Familie, die durch Heirat nun Huß hieß.[2] Nach einem Verkauf firmierte das Unternehmen als Schäffbräu.[3] 1979 erwarb Schäffbräu den Nordflügel des Treuchtlinger Stadtschlosses, renovierte ihn 1984/85 und errichtete einen neuen Westflügel, in den ein Kurhotel samt eigener Thermalquelle einzog.[4]
1994 wurde in Baruth (in der Mark Brandenburg südlich von Berlin) eine neue Quelle gebohrt[5] (Inbetriebnahme 1995) und eine Abfüllanlage errichtet, in der vor allem Mineralwasser und kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke hergestellt werden. Zunächst wurde in Einweg-Glasflaschen abgefüllt, ab Anfang 2000 wurden die fünf Abfüll-Linien nach und nach auf PET-Flaschen umgestellt.[6] 2005 wurde die Bierproduktion aufgegeben.
Der Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkehersteller Rickertsen aus Reinbek bei Hamburg wurde 1998 an die May-Werke in Erftstadt-Köttingen verkauft.[7]
Unternehmen
Die Gruppe gehört zu den größten deutschen Getränkeherstellern.[8] Sie hat keine eigenen Marken, sondern füllt ausschließlich[9][10] für Discounter[11] unter verschiedenen Handelsmarken Bier und Mineralwasser ab. Die Produkte werden an drei Standorten in Deutschland produziert, und zwar in Breuna, Baruth und Treuchtlingen.
Zur Unternehmensgruppe gehören:
- Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH, Treuchtlingen (Registergericht Ansbach Blatt HRB 3513, 2007 Sitzverlegung nach Baruth/Mark, dort Registergericht Potsdam Blatt HRB 20160, dort 2008 umgewandelt in die Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH & Co. KG Registergericht Potsdam Blatt HRA 4656): Mineralwasser
- Brandenburger Urstromquelle GmbH & Co.KG (Registergericht Potsdam Blatt HRA 1339), Baruth: Mineralwasser
- Vitaqua GmbH, Breuna (Registergericht Kassel Blatt HRB 14126): Softdrinks und Mineralwasser
- BUQ Personal GmbH, Treuchtlingen (gegründet 2006, AG Ansbach HRB 4193): Personaldienstleistungen für die anderen Unternehmen der Gruppe, insbesondere Leiharbeit
- Seit Mai 2016 gehört auch die Heil- und Mineralquellen Germete GmbH aus Warburg zum Unternehmen.[12]
Produkte
Abfüllungen:
- Bier: u. a. Altmühltaler Weizen, Karlskrone Bier-Cola-Mix (ALDI)
- Mineralwasser: u. a. Quellbrunn (ALDI), Baruther Johannesbrunnen (NORMA), Elitess (PENNY), Gut&Günstig Urstromquelle (EDEKA), surf Riedbach-Quelle (NORMA), Vitalitasia Urstromquelle (NETTO)
Kontroversen
1978 wurde Seniorchef Friedrich Schäff wegen Bierpanschens mit Farbstoff strafrechtlich verurteilt. 1983 mischte er Monobromessigsäure in sauer werdendes Bier, um es vor dem völligen Umkippen zu bewahren, und wurde für diesen erneuten Verstoß vom Amtsgericht Weißenburg mit einer Geldstrafe von 45.000 DM belegt. Der Verein zur Förderung mittelständischer Privatbrauereien schloss daraufhin 1985 die damalige Schäff-Bräu GmbH & Co. KG aus.[13]
Wegen erhöhter radioaktiver Belastung ist das Mineralwasser der zur Schäff-Gruppe gehörenden Riedbach-Quelle 2006 beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit einem Messwert von 539 mikroSv aufgefallen. Der Vorsorgerichtwert für Säuglinge beträgt 100 mikroSv. Der Dosiswert für Erwachsene wurde jedoch nicht überschritten.[14][15]
Die Stiftung Warentest bemängelte 2008 den hohen Acetaldehyd-Gehalt (30,5 μg/l) bei den Wässern Baruther Johannesbrunnen und Brandenburger Urstromquelle (der selbstgesetzte Grenzwert der Mineralwasserbranche beträgt 10 μg/l).[16]
Wegen zu hoher Keimbelastung musste im Juli 2008 das Schäff-Unternehmen Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH Wasser der Marke Altmühltaler – Stilles Mineralwasser zurückrufen.[17]
Umstritten ist die Gruppe wegen Behinderung gewerkschaftlicher Betätigung und Unterlaufen von Tarifverträgen durch intensiven Einsatz von Leiharbeitern.[18] Zuvor im Unternehmen ausgebildete Fachkräfte wie Mechatroniker, Lagerlogistiker, Lebensmitteltechniker etc. werden nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung entlassen und in den unternehmenseigenen Personalvermittler, BUQ Personal, neu angestellt.
Zum 1. Januar 2017 übernahm Altmühltaler die Flämingquelle in Wiesenburg von Christinenbrunnen, um sie kurz darauf mitsamt von 30 Beschäftigten zu schließen. Die Mitarbeiter unterschrieben noch am 4. Januar 2017 eine Vereinbarung mit dem neuen Eigentümer und verzichteten auf Ansprüche. Einen Tag später verkündete der Geschäftsführer das Ende der Produktion. Es wird geprüft, inwieweit Betrugsabsichten vorliegen, die dann auch strafrechtliche Relevanz haben könnten.[19]
Weblinks
Einzelnachweise
- Jahresabschluss zum 31. Dezember 2018 im elektronischen Bundesanzeiger
- Treuchtlingen hat noch sein Bier, auf www.nordbayern.de, abgerufen am 23. April 2016.
- „Bierstadt“ Treuchtlingen, auf www.nordbayern.de, abgerufen am 23. Oktober 2015.
- Schlossgeschichte (Memento vom 18. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF; 50 kB), Website der Stadt Treuchtlingen.
- Heiner Sieger: Bündnis für Aufschwung – Schäffbräu: Pumpen in der Pampa, Focus, Nr. 29, 1996.
- Frisch sprudelt die Quelle (Memento vom 5. März 2014 im Internet Archive).
- Rangfolgeliste der Fruchtsaft-/ Fruchtnektar- und Fruchtsaftgetränke-Hersteller in der Bundesrepublik für die Jahre 1997 und 1996. In: Getränkeindustrie. Nr. 9, 1998 (sachon.de [PDF; 77 kB; abgerufen am 18. April 2017]).
- Laut Ranking 2007 von W&W Publishers Consultant, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Getränkefachgroßhandel“ (4/2007, S. 16) mit einem geschätzten Absatz von 920 Millionen Litern Rang 4, nach der zur Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) gehörenden Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke, Hansa-Heemann und Nestlé Waters Mehrere Trümpfe im Wassermarkt (Memento vom 6. Februar 2009 im Internet Archive) und laut Ranking 2013 der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, nach geschätztem Absatz (950 Millionen Liter) und Umsatz (280 Millionen Euro) auf Rang 3.Branchenbericht 2013 der alkoholfreien Getränkeindustrie (AfG) (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive). Mit einem Gesamtausstoß der Gruppe (Bier und Mineralwasser; laut Dr. Kai Kelch) im Jahr 2007 von geschätzten 8.500 Millionen Liter lag die Gruppe insgesamt auf Rang 11 in der Liste der größten deutschen Getränkehersteller.Branchenbericht 2007 der Getränkeindustrie (AfG) (Memento vom 21. August 2008 im Internet Archive)
- Brandenburger Urstromquelle
- Altmühltaler Mineralbrunnen (Memento vom 7. Februar 2008 im Internet Archive)
- Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH, Treuchtlingen
- Katharina Engelhardt: Schäff-Gruppe übernimmt Germeta. In: Neue Westfälische. 13. Mai 2016, abgerufen am 18. April 2017.
- Auch da Weltmeister DER SPIEGEL Nr. 10/1985, S. 126
- Radioaktiv: Ingolstädter Quelle überschreitet Grenzwert (netdoktor.de, 30. August 2006) (Memento vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- Ergebnistabelle der BfS-Studie „Natürliche Radionuklide in Mineralwässern“ (vom 7. Juli 2006) (Memento vom 17. Juni 2012 im Internet Archive).
- Natürliche Mineralwaesser – Schlechte Noten für Discounter. Stiftung Warentest, test 08/2008. 24. Juli 2008. Abgerufen am 1. Februar 2013.
- Mineralwasser-Rückruf (Handelsblatt, 9. Juli 2008)
- Unzulässige politische Kündigung HNA.de vom 16. August 2010
- Sascha Adamek: Getränke-Standort Wiesenburg droht endgültiges Aus. In: rbb-online.de. Rundfunk Berlin-Brandenburg, 1. März 2017, abgerufen am 18. April 2017.