Élisabeth Guigou
Élisabeth Guigou (* 6. August 1946 in Marrakesch, Marokko; geborene Vallier) ist eine französische Politikerin und gehört der Parti socialiste (PS) an.
Leben
Ihr politisches Engagement begann in den 1960er Jahren, zunächst im Rahmen der Convention des Institutions Républicaines (Kommission zur Reform der Republikanischen Institutionen), danach in der Parti socialiste unifié (PSU) und schließlich in der PS. Sie ist Absolventin der ENA, Abschlussklasse 1974 Simone Weil. Ihre Karriere begann sie 1982 im Beraterkreis von Jacques Delors, bevor sie auf Einwirken von Hubert Védrine zu François Mitterrand in den Élysée-Palast wechselte. Während der Cohabitation wurde sie 1986 zur Generalsekretärin des ministeriumsübergreifenden Komitees für Europäische Wirtschaftsfragen ernannt.
Sie war mit verschiedenen Aufgaben der EG- und EU-Wirtschaftspolitik betraut, schließlich auf Mittel- und Osteuropa konzentriert. Von 1990 bis 1993 hatte sie den Posten einer Delegierten Ministerin für Europäische Angelegenheiten inne, bis sie bei der Europawahl 1994 ins Europäische Parlament einzog.
1997 zur Abgeordneten für das Département Vaucluse gewählt, wurde sie von Lionel Jospin mit dem Posten der Justizministerin betraut. Nach einer Umbildung des Kabinetts Jospin im Oktober 2000 wechselte sie ins Amt der Ministerin für Soziales. Bei einem Versuch 2001, Bürgermeisterin von Avignon zu werden, scheiterte sie an Marie-Josée Roig, wechselte daraufhin den Wahlbezirk und kandidierte 2002 für das Département Seine-Saint-Denis.
Daneben engagierte sich Guigou an der Seite von Martine Aubry für die Stiftung agir contre l’Exclusion (FACE). Zudem gründete sie mit Europartenaires ihren eigenen Kreis für Arbeitgeber, mit Femmes d’Europe eine feministische Lobbygruppe und ist im Verwaltungsrat von Jacques Delors' Stiftung Notre Europe vertreten.
Zum Referendum über die Europäische Verfassung warb sie energisch für Zustimmung. Ihr Wahlkreis stimmte jedoch mehrheitlich gegen den Entwurf und damit die generelle Linie der Sozialisten.
Im Juni 2017 wurde sie nach einer fünfzehnjährigen Amtszeit als Abgeordnete abgewählt.
Élisabeth Guigou ist mit dem Volkswirtschaftler Jean-Louis Guigou, einem ehemaligen Berater von Michel Rocard, verheiratet; ihr gemeinsamer Sohn Edouard wurde 1980 geboren.
Studium
- Licence in moderner französischer Sprache und Literatur
- Weiterführender Studienabschluss in amerikanischer Literatur
- Diplom des Instituts für Politikwissenschaft von Aix-en-Provence (I.E.P Aix)
- Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften
- Absolventin der ENA
Karriere
- 1974–1979: Leitender Posten innerhalb des Finanzministeriums
- 1979–1981: Finanzattaché der Französischen Botschaft in Großbritannien
- 1981–1982: Bürovorsteherin für die Ländergruppen Europa, Amerika und Asien, innerhalb der Leitung des Schatzamtes
- 1982: Fachberaterin unter Jacques Delors als Minister für Wirtschaft und Finanzen
- 1982–1988: Fachberaterin im Generalsekretariat des Élysée-Palastes, beauftragt mit internationaler Wirtschaft, Außenhandel, Europäischen Angelegenheiten und der Vorbereitung von Gipfeltreffen
- 1985–1990: Generalsekretärin des interministeriellen Komitees für wirtschaftliche Fragen um die Europäische Zusammenarbeit
- 1988–1990: Beauftragte an der Seite des Präsidenten
- 1994–1997: Vorsitzende der Vereinigung Europartenaires
Ministerialfunktionen
- 1990–1993: Delegierte Ministerin, beauftragt mit Europäischen Fragen, dem Staatsminister im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten unterstellt
- 1997–2000: Justizministerin der Regierung von Lionel Jospin
- 2000–2002: Ministerin für Arbeit und Solidarität der Regierung von Lionel Jospin
Wahlmandate
- 1992–1998: Mitglied des Regionalrates der Provence-Alpes-Côte d’Azur
- 1994–1997: Europaabgeordnete
- 1997: Abgeordnete für das Département Vaucluse – Rücktritt zur Übernahme von Regierungsfunktionen
- 2002–2017: Abgeordnete für das Département Seine-Saint-Denis
- Funktionen innerhalb der Nationalversammlung
- während der XII. Legislaturperiode (2002 bis 2007):
- Mitglied der Kommission für Kulturelle Fragen
- Stellvertretende Vorsitzende der Delegation der Nationalversammlung bei der Europäischen Union
- Mitglied des Beratungsgremiums zu Fragen religiöser Symbole an den Schulen
- Stellvertretende Vorsitzende der parlamentarischen Gruppe zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten
- Stellvertretende Vorsitzende der parlamentarischen Gruppe zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen zwischen Frankreich und Marokko
- Mitglied der parlamentarischen Gruppe zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen und Studiengruppe mit internationaler Ausrichtung zwischen Frankreich und China
- Mitglied der parlamentarischen Gruppe zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen und Studiengruppe mit internationaler Ausrichtung zwischen Frankreich und Kuba
- Mitglied der parlamentarischen Gruppe zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen und Studiengruppe mit internationaler Ausrichtung zwischen Frankreich und Ägypten
- während der XIV. Legislaturperiode (2012 bis 2017):
- Abgeordnete Seine-Saint-Denis (6. Wahlkreis)
- Präsidentin der 'Commission des affaires étrangères de l'Assemblée nationale'
Literatur
- Elisabeth Guigou, in: Internationales Biographisches Archiv 45/2002 vom 28. Oktober 2002, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Interview mit Élisabeth Guigou im September 2008 CVCE
- Élisabeth Guigou in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- Élisabeth Guigou auf der Seite der französischen Nationalversammlung