Zizenhausen
Zizenhausen ist ein Stadtteil von Stockach im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland.
Zizenhausen Stadt Stockach | |
---|---|
Höhe: | 533 m ü. NHN |
Fläche: | 2,1 km² |
Einwohner: | 1310 |
Bevölkerungsdichte: | 624 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1974 |
Postleitzahl: | 78333 |
Vorwahl: | 07771 |
Lage im Stadtgebiet |
Geographie
Lage
Die ehemals selbständige Gemeinde Zizenhausen liegt rund ein Kilometer nördlich der Stockacher Stadtmitte im Tal der Stockacher Aach.
Nachbarorte
Im Norden von Zizenhausen liegt der Stadtteil Hoppetenzell, im Osten erhebt sich die bis zu 645,4 m ü. NHN hohe Hildesburg, im Süden liegt Stockach, und im Westen grenzt der Weiler Windegg an Zizenhausen.
Gliederung
Zu Zizenhausen gehören das Dorf Zizenhausen, die Weiler Bleiche, Schmelze und Windegg sowie die Wohnplätze Altsegge und Ebenehof.
Geschichte
Der 1227 als „Zitzenhausen“ genannte Ort gehörte mit allen Rechten der Landgrafschaft Nellenburg. Das Niedergericht wurde 1787 dem Landrichter Carl Anton von Krafft, seit 1781 Grundherr daselbst, überlassen.[1] 1806 kam die bis dahin vorderösterreichische Grafschaft Nellenberg zu Württemberg.
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts bestand in Zizenhausen ein Hüttenwerk. 1808 erwarb der württembergische Staat die Anlagen (Hochofen mit Balggebläse, zwei Frischfeuer, ein Wärmefeuer sowie eine wasserbetriebene Groß- und Kleinhammerschmiede) von den bisherigen Eigentümern Krafft und Salis und baute das Werk weiter aus.[2]
Durch den Staatsvertrag vom 2. Oktober 1810 fiel Zizenhausen an Baden. Das Hüttenwerk war von 1828 bis 1833 an den Maschinenfabrikanten Freiherr von Eichthal aus St. Blasien verpachtet, von 1833 bis 1859 an die fürstlich-fürstenbergische Hüttenverwaltung. 1866 wurde der Hüttenbetrieb als unrentabel eingestellt.
Am 1. Januar 1974 wurde Zizenhausen nach Stockach eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1852 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1925 | 1933 | 1939 | 1950 | 1956 | 1961 | 1970 | 2016 | 2017 | Ref. |
Einwohnerzahl | 1171 | 1053 | 1050 | 1051 | 1102 | 1155 | 1131 | 1171 | 1199 | 1276 | 1275 | 1356 | 1322 | 1309 | 1332 | [3][4] |
weiblich | 621 | 585 | 578 | 566 | 608 | 612 | 594 | 583 | 604 | 666 | 670 | 701 | 683 | [5] | ||
männlich | 550 | 468 | 472 | 485 | 494 | 543 | 537 | 588 | 595 | 610 | 605 | 655 | 639 | |||
römisch-katholisch | 1091 | 1141 | 1197 | 1145 | [6][7] | |||||||||||
evangelisch | 39 | 126 | 132 | 152 | ||||||||||||
sonstige Konfession/en | 1 | 9 | 27 | 25 |
Politik
Wahlergebnisse
- Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung
Partei[8] | 1919 |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 52,2 % |
Deutsche Demokratische Partei (DDP) | 11,9 % |
Zentrumspartei (Z) | 34,8 % |
Bürgerpartei (BP) / Deutschnationale Volkspartei (DNVP) | 1,1 % |
- Reichstagswahl
Partei[9] | 1932 |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 6,4 % |
Deutsche Demokratische Partei (DDP) / Deutsche Staatspartei (DStP) | 1,3 % |
Zentrumspartei (Z) | 32,0 % |
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) / Christliche Volkspartei (CVP) | 0,5 % |
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) | 23,7 % |
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) | 34,6 % |
Sonstige Parteien | 1,5 % |
- Landtagswahlen
Partei[10] | 1952 | 1956 | 1960 | 1964 | 1968 |
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) | 40,3 % | 46,7 % | 37,7 % | 43,6 % | 43,0 % |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 40,0 % | 36,1 % | 47,1 % | 47,2 % | 36,3 % |
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP) | 10,3 % | 6,7 % | 7,9 % | 7,2 % | 8,9 % |
Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) | 3,0 % | 1,4 % | 1,3 % | 0,7 % | |
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) | 6,4 % | 9,1 % | – | – | – |
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) | – | – | – | – | 3,2 % |
sonstige Parteien | – | – | 5,9 % | 1,3 % | 8,6 % |
- Bundestagswahlen
Partei[11] | 1949 | 1953 | 1957 | 1961 | 1965 | 1969 |
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) | 53,4 % | 61,1 % | 53,6 % | 44,3 % | 49,1 % | 49,8 % |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 28,0 % | 26,8 % | 34,6 % | 40,6 % | 40,1 % | 42,9 % |
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP) | 9,5 % | 4,1 % | 8,4 % | 8,7 % | 8,4 % | 4,9 % |
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) | – | 3,4 % | – | – | – | – |
Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) | – | 2,2 % | 1,1 % | – | – | – |
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) | – | – | – | – | 0,2 % | 2,0 % |
sonstige Parteien | 9,1 % | 2,4 % | 2,3 % | 6,4 % | 2,2 % | 0,5 % |
Wappen
Blasonierung: Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Zizenhausen zeigt unter goldenem Schildhaupt, darin eine liegende vierendige blaue Hirschstange, in Silber einen rot bezungten schwarzen Eberrumpf.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kultur
Die Zizenhausener Terrakotten, die der gelernte Kirchenmaler Anton Sohn (1769–1840) seit 1799 hier anfertigte, dokumentieren den Geschmack des Biedermeiers und zugleich den Zeitgeist des Vormärz. Ein Teil dieser von Sammlern hoch begehrten Tonfiguren ist im Schloss Zizenhausen und im Stockacher Stadtmuseum zu bewundern. Neben zahlreichen Darstellungen ist besonders der „Basler Totentanz“ bekannt.
Sehenswürdigkeiten
- Die Heidenhöhlen oder Heidenlöcher sind künstlich in den Felsen gehauene Gänge und Räume am Heidenbühl oberhalb des Weilers Bleiche.
- Schloss Zizenhausen
- Herz-Jesu-Kirche: 1895 im neugotischen Stil erbaut, Chorflankenturm nach 1913, Ausstattung aus der Erbauungszeit: Schnitzaltäre, Empore und Kanzel und figürliche Bemalung an der Wand um den Chorbogen
Wirtschaft und Infrastruktur
Im August 1950 wurde Zizenhausen mit all seinen Ortsteilen an die gemeindeöffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Die Baukosten betrugen rund 750.000 DM.
Verkehr
Zizenhausen liegt an der Bundesstraße 313 (Plochingen → Stockach) sowie an der ehemaligen Bahnstrecke Radolfzell–Mengen.
Bildungswesen
Die Stadt Stockach führt in Zizenhausen die „Anton-Sohn-Schule“, eine Grundschule für Kinder der Klassen 1 bis 4 aus Hoppetenzell, Mahlspüren im Hegau, Raithaslach und Zizenhausen.
Postwesen
Stockach war schon im 16. Jahrhundert eine bedeutende Poststation. Über Jahrhunderte liefen hier große, zwischenstaatliche Reiter- und Postkurse der Strecken Ulm-Basel, Stuttgart-Zürich und Wien-Paris zusammen. 1845 zählte die hiesige Posthalterei noch 60 Pferde.[12]
Privatpersonen mussten vor 1821 ihre Post auf der Stockacher Postanstalt selbst abgeben. Dann entstand durch die Einrichtung einer Amtsbotenanstalt die Möglichkeit, dass Privatpersonen ihre Post einem Amtsboten übergeben konnten. Dieser brachte die Post anfangs zweimal, später dreimal wöchentlich zur Stockacher Postexpedition. In den 1850er Jahren wurde die Amtbotenanstalt aufgrund stetig zunehmendem Schriftverkehr aufgehoben, ihre Dienste der Post übertragen und zum 1. Mai 1859 die Landpostanstalt ins Leben gerufen. Im Amtsbezirk Stockach wurde unter anderem folgender Botenbezirk eingerichtet:
- Botenbezirk No. I, Montag/Mittwoch/Freitag: Stockach–Hindelwangen–Zizenhausen–Mahlspüren–Raithaslach–Münchhöf–Hoppetenzell–Stockach
Poststücke, die in die jeweilige Brieflade vor Ort eingeworfen worden waren, wurden vor der Weiterleitung vom Postboten mit einem Uhrradstempel, in Zizenhausen mit der 2., versehen.[13]
Persönlichkeiten
- Johann Baptist Bader (1788–1862), badischer Jurist und Politiker, lebte in Zizenhausen.
- Friedrich von Krafft-Ebing (1807–1889), in Zizenhausen geboren, badischer Oberamtmann und Vater von Richard von Krafft-Ebing und Hans von Krafft-Ebing.
- Josef Mühlherr (* 1926), 1957 bis 1973 stellvertretender Bürgermeister, ab 1974 Ortsvorsteher; erhielt 1982 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
- Adolf Schmidt (1836–1917), von 1863 bis 1866 Vorstand der großherzoglichen Hüttenverwaltung des Eisenwerks in Zizenhausen.
- Anton Sohn (1769–1840), in Zizenhausen gelebt, bekannt als „Bildermann von Zizenhausen“, war ein deutscher Kirchenmaler und Hersteller der Zizenhausener Terrakotten.
- Rudolf von Buol-Berenberg (1842–1902), in Zizenhausen geboren, war ein deutscher Politiker der Deutschen Zentrumspartei und von 1895 bis 1898 Präsident des Reichstages.
- Friedrich
Freiherr von Krafft-Ebing - Johann Baptist Bader
(1844) - Adolf Schmidt
(um 1900) - Rudolf von Buol-Berenberg
(vor 1900)
Weblinks
- Stadtteil Zizenhausen bei www.stockach.de
Einzelnachweise
- Das Land Baden-Württemberg. Band VI. S. 784
- Uwe Fliegauf: Die Schwäbischen Hüttenwerke zwischen Staats- und Privatwirtschaft. Zur Geschichte der Eisenverarbeitung in Württemberg (1803-1945). (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte 9). Ostfildern 2007, S. 432f.
- Bevölkerungsentwicklung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
- Bevölkerungsentwicklung (interne Fortschreibung) bei www.stockach.de; abgerufen am 26. November 2018
- Geschlechterverteilung bei www.leograph-bw.de
- Religionszugehörigkeit bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
- Religionszugehörigkeit 1858 und 1925 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
- Ergebnisse der Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 14. November 2018.
- Ergebnisse dere Reichstagswahl am 31. Juli 1932 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 22. November 2018.
- Ergebnisse der Landtagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 12. November 2018.
- Ergebnisse der Bundestagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 14. November 2018.
- Infotafel am heutigen Stockacher Postgebäude in der Schillerstraße
- Edwin Fecker: Der Landpostbezirk von Stockach im Rundschreiben Nr. 140 der „Arbeitsgemeinschaft Baden“ im Bund Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh), Herbst 2004; Seite 1713ff