Winschoten

Winschoten () ist ein Ort und eine ehemalige Gemeinde in der niederländischen Provinz Groningen, die seit 1. Januar 2010 den Sitz der neuen Gemeinde Oldambt bildet. Der Ort zählt heute 18.335 Einwohner (Stand 1. Januar 2020) und eine Fläche von 22,23 km².[1] Winschoten ist bekannt als Mühlen- und Rosenstadt.

Winschoten

Flagge

Wappen
Provinz  Groningen
Gemeinde  Oldambt
Fläche
 – Land
 – Wasser
22,23 km2
20,08 km2
2,15 km2
Einwohner 18.335 (1. Jan. 2020[1])
Koordinaten 53° 9′ N,  2′ O
Bedeutender Verkehrsweg  
Vorwahl 0597
Postleitzahlen 9665, 9671–9672
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Lage und Wirtschaft

Winschoten liegt etwa 35 km östlich der Stadt Groningen, an der Autobahn A7 (E22) nach Leer (Ostfriesland) und Oldenburg. Die ehemalige Gemeinde hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Leer–Groningen. Es gibt von hier auch gute Straßen nach Veendam und Stadskanaal. Östlich von Winschoten liegt die ehemalige Gemeinde Reiderland mit dem Kurort Neuschanz.

Winschoten ist nicht nur das Versorgungs- und Verwaltungszentrum der Gemeinde Oldambt, sondern auch ein Zentrum der Karton- und Verpackungsindustrie. Der Philips-Konzern hat eine Glasfabrik in der Stadt. Außerdem gibt es eine kleine Schiffswerft und einige kleine Fabriken von Maschinenteilen. In der Umgebung werden Rosensträucher gezüchtet.

Geschichte

Kirche und Turm Winschoten
Rathaus von Winschoten
Hotel De Nederlanden
Winkelpromenade: Langestraat
Pieter Cornelis Dommersen: Straße in Winschoten, 1889
Posttil Einkaufszentrum in Winschoten

Winschoten entwickelte sich im 13. Jahrhundert als Siedlung an der Handelsstraße von Groningen nach Münster, die hier einen Bach kreuzte und wo es Herbergen gab. Bereits vor dem Jahr 1600 wurde es, obwohl es erst 1825 das Stadtrecht erhielt, zu den Städten gerechnet. Im Achtzigjährigen Krieg war es eine Festung.

Aber erst mit der Herrschaft Napoleons gewann Winschoten an Bedeutung: 1803 und 1811 erhielt es Gerichte. Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert industrialisiert (Eisenbahn-Anschluss 1868), was nicht nur zu Wohlstand führte, sondern auch zu sozialen Unruhen, da die Gegensätze zwischen arm und reich sehr deutlich waren. In der Stadt stehen mehrere Villen, die sich reiche Bauern aus der Umgebung zwischen 1850 und 1910 bauen ließen. Seit 1832 existiert in der Stadt ein humanistisches Gymnasium.

Bereits 1835 gab es einen Aufruhr gegen eine Erhöhung der Grundsteuer. Später wurde Winschoten, wie auch die umliegenden Orte, zu einer Hochburg des Sozialismus, später sogar des Kommunismus in den Niederlanden. Noch im Jahr 1973 kam Winschoten landesweit in die Schlagzeilen, weil es erstmals einen Streik von Frauen gab, die von ihrem Arbeitgeber, der Optilon-Reißverschlussfabrik, gleichen Lohn wie die Männer für gleiche Arbeit forderten. Der Streik selber hatte keinen Erfolg, aber war ein wichtiger Ansatz für die Entwicklung der Frauenbewegung Dolle Mina in den Niederlanden.

Bis zum Zweiten Weltkrieg lebte in Winschoten die größte jüdische Gemeinschaft der Niederlande nach Amsterdam. Im Zweiten Weltkrieg wurden die 500 Juden der Stadt fast alle über das Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz und anderen Vernichtungslagern verschleppt. Seitdem gibt es nur noch wenige Juden.

Touristisches Entwicklungsprojekt Blauwestad

Nördlich von Winschoten befindet sich das Gebiet der Blauwestad (Blaue Stadt), eines der spektakulärsten Landschaftsprojekte seit der Trockenlegung des IJsselmeerpolders: ein neuer See, kanaldurchzogene neue Wohngebiete mit reichlich Ufergrundstücken und ein ausgestrecktes Naturgebiet. Das Herz des Projektes bildet der künstliche See mit einer Größe von über 200 Hektar.

Verkehr

Die Eisenbahnbrücke über die Ems, die Friesenbrücke, wurde durch eine Schiffskollision im Dezember 2015 zerstört. Der beabsichtigte Neubau wird nicht vor 2022 fertig. Über die Eisenbahnstrecke Leer–Groningen fahren stündlich Arriva-Regionalzüge von und nach Bad Nieuweschans und halbstündlich nach Groningen sowie ein Schienenersatzverkehr mit Omnibussen nach Leer in Deutschland.

Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen

Katholische Sint-Vituskerk in Winschoten
Rosarium in Winschoten
  • Seit 1976 wird im September der Run Winschoten ausgetragen, ein Ultramarathon über 100 km.
  • Der Jahrmarkt Adrillen (= Allerheiligen) findet am ersten Montag im November statt.
  • Die alte, jetzt reformierte Kirche, in romano-gotischem Stil wurde im 13. Jahrhundert erbaut.
  • Die St.-Veits-Kirche (Sint-Vituskerk) in neogotischem Stil stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Winschoten stand im Mittelalter unter der Herrschaft des Klosters von Corvey. In Corvey werden die Gebeine dieses sizilianischen Heiligen aufbewahrt; so wählten die Einwohner sich Sankt Veit zum Schutzheiligen. Sankt Veit ist auch auf dem Stadtwappen zu sehen.
  • Die Stadt hat das größte Rosarium der Niederlande.
  • Im Stadtzentrum stehen noch drei vollständig erhaltene Windmühlen.

Politik

Sitzverteilung im Gemeinderat

ParteiSitze[2]
1994199820022006
PvdA7769
GroenLinks3223
VVD2332
CDA3332
ChristenUnie11
D66212
SP1
Algemeen Ouderen Verbond/Unie55+0
Nieuwe Communistische Partij-NCPN0
Gemeentebelangen0
Gesamt17171717

Bilder

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Hendrik Leendert Heijkoop (1906–1995), Steuerberater, Prediger, Bibellehrer, Autor der Brüderbewegung und Mitbegründer der Winschotener Konferenz
  • Fré Meis (1921–1992), kommunistischer Gewerkschafter und Politiker; fühlte sich mit der Stadt verbunden
  • Arie Haan (* 1948), Fußballnationalspieler, später Fußballtrainer

Städtepartnerschaft

Commons: Winschoten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kerncijfers wijken en buurten 2020. In: StatLine, Centraal Bureau voor de Statistiek, 13. November 2020, abgerufen am 14. Februar 2021 (niederländisch).
  2. Sitzverteilung im Gemeinderat: 1994–2002 2006, abgerufen am 28. Juni 2018 (niederländisch)
  3. Winschoten macht Schluss – Fröndenbergs Partnerstadt beendet Freundschaft (Memento vom 27. August 2017 im Internet Archive)
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