Bahnstrecke Leer–Groningen
Die Bahnstrecke Leer–Groningen ist eine nicht elektrifizierte Eisenbahnstrecke, welche die Provinzhauptstadt Groningen im Norden der Niederlande mit dem Bahnknoten Leer im Nordwesten von Niedersachsen verbindet. Seit 2015 ist der Abschnitt zwischen Ihrhove und Weener aufgrund einer Schiffskollision mit der Friesenbrücke nicht befahrbar.
Ihrhove–Groningen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Ein Zug der Baureihe Stadler GTW bei Bad Nieuweschans | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (DB): | 1575 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 397 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 64,7 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte und Unfälle
Der niederländische Abschnitt von Groningen bis Bad Nieuweschans wurde von 1863 bis zum 1. November 1868 von den Niederländischen Staatsbahnen eröffnet. Der deutsche Abschnitt, der zu den Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen gehörte, folgte am 26. November 1876. Der Verbindung lagen ein Staatsvertrag zwischen dem Land Oldenburg und den Niederlanden vom 27. Juni 1874 und ein Vertrag zwischen Oldenburg und Preußen vom 17. März 1874 zugrunde, der den Bau auf damals preußischem Gebiet gestattete.[1]
Das bedeutendste Bauwerk der Strecke ist die Friesenbrücke über die Ems östlich von Weener. Bei Überführungen von Kreuzfahrtschiffen der Papenburger Meyer-Werft musste bis zum Unfall vom Dezember 2015 mit Schwimmkränen der feste Mittelteil über der Binnenschiffs-Durchfahrt angehoben und beiseite gebracht werden, der Eisenbahnverkehr war dann tageweise unterbrochen; seit dem Unfall ist er dauerhaft unterbrochen.
In der Nacht vom 26. auf den 27. Juli 1913 überfuhr ein Personenzug das auf „Halt“ stehende Ausfahrsignal von Hilkenborg, das zugleich die Überfahrt über die Friesenbrücke sicherte. Diese war noch nicht geschlossen. Als der auf der Westseite stationierte Brückenwärter den Zug herankommen sah, versuchte er noch, die Brücke zu schließen. Der Zug war aber schneller. Dessen Lokomotivführer hatte seinen Fehler inzwischen bemerkt und gebremst. Das reichte allerdings nicht mehr ganz. Die Dampflokomotive fuhr in die Lücke, die Kupplung hielt und der Zug verhinderte als Gegengewicht den Absturz der Lokomotive in die Ems.[2]
Am Abend des 3. Dezember 2015 rammte das Frachtschiff Emsmoon den Klappteil der Friesenbrücke, zerstörte diesen und verschob den Rest der Brücke.[3][4] Da die Brücke dadurch unbenutzbar ist, wird der Eisenbahnverkehr hier für längere Zeit nicht möglich sein, ein Schienenersatzverkehr wurde zwischen Leer und Weener eingerichtet. Es wird damit gerechnet, dass die Brücke neu gebaut werden muss. Im Sommer 2016 war das Schadensausmaß noch immer unklar; im besten Fall soll der Bahnverkehr ab 2024 wieder möglich sein.[5] Im Juni 2016 sagte der Bund zu, einen Teil der Mehrkosten für einen Neubau der Brücke zu übernehmen.[6]
Wegen unterschiedlicher Signalsysteme und älterer, nur in jeweils einem Staat zugelassener Triebwagen musste bis zum Ende des 20. Jahrhunderts an der Grenze umgestiegen werden. Der deutsche Abschnitt galt mit dem geringen grenzüberschreitenden Zugangebot lange als stilllegungsgefährdet; in den 1990er Jahren wurde der Zugverkehr zeitweise eingestellt. 2002 wurde er wieder aufgenommen.
Betrieb
Die Strecke ist die nördlichste Eisenbahnverbindung zwischen den Niederlanden und Deutschland, jedoch nur von regionaler Bedeutung. Seitdem als Folge des Schengener Übereinkommens von 1985 keine Grenzkontrollen mehr stattfinden, ist Bad Nieuweschans (Bad Neuschanz) in seiner Funktion als Grenzbahnhof unbedeutend geworden. Der Teil des niederländischen Abschnitts westlich von Zuidbroek ist zweigleisig.
In einer der ersten internationalen Ausschreibungen von Nahverkehrsleistungen wurde die Verbindung an das britische Unternehmen Arriva (heute eine Tochter der DB) vergeben, die seit 2006 wieder durchgehenden Verkehr anbietet. Der Verkehrsvertrag wurde für eine Laufzeit von 15 Jahren vergeben.
In den Niederlanden findet zwischen Groningen und Zuidbroek ein 15-Minuten-Takt statt und bis Winschoten verkehrt alle halbe Stunde ein Zug, während östlich von Winschoten meist ein Stundentakt gefahren wird.
Die Querschnittsnachfrage lag vor der Betriebsübergabe an Arriva zwischen Bad Nieuweschans und Leer bei 120 Personenkilometer pro Tag je Kilometer Betriebslänge. Durch die durchgehenden Verbindungen konnte die Zahl bis 2008 auf 450 gesteigert werden.[7] Neben nationalen und internationalen Bahnfahrkarten ist auf der gesamten Strecke auch die OV-Chipkaart der Niederlande gültig. Für das Niedersachsen-Ticket wird eine Erweiterungsversion plus Groningen angeboten.
Vorgesehener Ausbau der Strecke
Von niederländischer Seite wird eine Verbesserung der Verbindung zwischen Bremen und Groningen angestrebt. Dazu soll die Strecke auf niederländischer Seite für rund 85 Millionen Euro ausgebaut werden. Ab 2018 sollten Schnellzüge auf der Strecke eingeführt werden, die zweimal täglich auch bis Leer fahren. Langfristiges Ziel sind durchgehende Fernzüge zwischen Groningen und Bremen mit zwei Stunden Fahrzeit.[8] Dies wird frühestens ab 2025 der Fall sein und letztlich die Verbindung Amsterdam–Hamburg ermöglichen.[9]
Im Februar 2019 haben sich die Länder Niedersachsen und Bremen sowie die Provinz Groningen auf einen 128 Millionen Euro teuren Ausbau der Strecke Leer – Groningen geeinigt. Mit Ausnahme des Abschnitts Winschoten–Bad Nieuweschans wird die gesamte Strecke nach dem Ausbau zweigleisig sein. In Deutschland wird der zweigleisige Abschnitt auf 120 km/h, in den Niederlanden auf 130 km/h ertüchtigt. Die Deutsche Bahn errichtet den Haltepunkt Bunde und an der Einmündung auf die Bahnstrecke Rheine–Norddeich Mole den Haltepunkt Ihrhove neu. Die zerstörte Friesenbrücke wird als eigenständiges Projekt auf diesem Abschnitt deutlich leistungsfähiger neu errichtet. In Rahmen des Projekts ist auch ein kurzer zweigleisiger Ausbauabschnitt auf der Bahnstrecke Oldenburg–Leer enthalten.[10] Mittelfristig ist geplant, die Strecke zu elektrifizieren.[11]
Reaktivierung von Stationen
Am 18. Mai 2015 gab das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr bekannt, dass nach interner Prüfung in Zusammenarbeit mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), die derzeit für den Personenverkehr geschlossenen Stationen in Ihrhove, Bunde sowie Möhlenwarf kurzfristig wieder eröffnet werden können[12]. Am 28. März 2019 wurde zwischen Land Niedersachsen, LNVG und DB vereinbart, dass in Bunde und Ihrhove wieder Haltepunkte errichtet werden sollen.[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- Deutsche Reichsbahn: Handbuch der deutschen Eisenbahnstrecken 1835–1935. Nachdruck Dumjahn, Mainz 1984, ISBN 3-921426-29-4, Nr. 1876/51.
- Bernhard Püschel: Historische Eisenbahn-Katastrophen. Eine Unfallchronik von 1840 bis 1926. Freiburg 1977. ISBN 3-88255-838-5, S. 96f.
- Nach Kollision: Totalschaden an Friesenbrücke. In: NDR online Nachrichten für Niedersachsen, 4. Dezember 2015
- Frachter kracht in Friesenbrücke. In: OZ-online, 4. Dezember 2015
- Europas größte Hub-Dreh-Brücke entsteht: Deutsche Bahn baut neue Friesenbrücke. 23. Juli 2021, abgerufen am 24. Juli 2021.
- Verkehrsminister Olaf Lies: „Unser Einsatz hat sich gelohnt – Friesenbrücke wird moderner Neubau“. Nds. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, abgerufen am 7. Juni 2017.
- LNVG, SPNV-Konzept 2013+, S. 153/154.
- http://www.kreiszeitung.de/lokales/bremen/niederlaender-investieren-millionen-bahnstrecke-groningen-bremen-3654575.html kreiszeitung.de, Niederländer investieren Millionen in Bahnstrecke nach Bremen.
- Mit der "Wunderlinie" schneller nach Groningen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.radiobremen.de. Archiviert vom Original am 25. Juli 2016; abgerufen am 25. Juli 2016.
- https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/wunderline
- Zugverbindung Bremen – Groningen. Westerstede: Wunderlinie hält im Ammerland – vorerst, NWZ online vom 23. Februar 2019, abgerufen am 29. September 2019
- http://www.mw.niedersachsen.de/aktuelles/presseinformationen/neue-bahnhaltepunkte-fuer-niedersachsen--133732.html
- Reaktivierung von Stationen. Abgerufen am 30. März 2019.