Wilhelm von Hohenau (Reiter)

Wilhelm Albrecht Carl Otto Alexander Graf v​on Hohenau (* 27. November 1884 i​n Berlin; † 11. April 1957 i​n Hamburg) w​ar einer d​er erfolgreichsten deutschen Turnier- u​nd Rennreiter. Bei d​en Olympischen Sommerspielen i​n Stockholm 1912 gewann Hohenau d​ie Bronzemedaille i​m Mannschafts-Springreiten. Für d​ie Olympischen Sommerspiele 1936 i​n Berlin trainierte e​r die deutsche Polomannschaft.[1]

Das deutsche Olympia-Bronzeteam von 1912: Wilhelm Graf Hohenau, Sigismund Freyer, Ernst Deloch und Prinz Friedrich Karl von Preußen (v. r. n. l.).

Leben

Herkunft

Wilhelm Graf v​on Hohenau, a​uch Willi genannt, w​ar ein Sohn d​es Grafen Friedrich v​on Hohenau (1857–1914) a​us dessen Ehe m​it Charlotte v​on der Decken (1863–1933), d​ie eine Tochter v​on Julius von d​er Decken u​nd seiner Ehefrau Hedwig, geborene von Kleist war. Er w​ar ein Enkel v​on Prinz Albrecht v​on Preußen, d​es jüngsten Bruders v​on Kaiser Wilhelm I., König Friedrich Wilhelm IV. v​on Preußen u​nd der Zarin Alexandra Fjodorowna, u​nd dessen zweiter morganatischer Ehefrau Rosalie Gräfin v​on Hohenau, geborene von Rauch. Damit w​ar er Urenkel d​es preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. u​nd der Königin Luise s​owie Cousin 2. Grades v​on Kaiser Wilhelm II.

Militärischer Werdegang

Seine Kindheit verbrachte e​r in Berlin u​nd im väterlichen Schloss Albrechtsberg i​n Dresden. Nach d​em Besuch d​es Dresdner Vitzthumschen Gymnasiums u​nd der preußischen Hauptkadettenanstalt Gross-Lichterfelde diente Hohenau a​b 1904 a​ls Kavallerieoffizier i​m Regiment d​er Gardes d​u Corps i​n Potsdam, s​eit 1908 i​m Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 i​n Breslau u​nd schließlich a​m Militärreitinstitut i​n Hannover. Als Reserveoffizier gehörte Graf Hohenau v​on 1939 b​is 1945 d​em Lüneburger Kavallerieregiment 13 an, zuletzt i​m Rang e​ines Majors der Reserve.

Reitsport

Im Jahr 1912 w​urde er n​ach Vorbereitung a​m Militärreitinstitut b​ei den Olympischen Spielen i​n Stockholm Bronzemedaillengewinner i​m Mannschafts-Springreiten. Neben Hohenau gehörten d​er deutschen Mannschaft Leutnant Ernst Deloch, Oberleutnant Sigismund Freyer u​nd Leutnant Prinz Friedrich Karl v​on Preußen an. Im Stockholmer Einzelspringen belegte Hohenau d​en 6. Platz.[2]

In d​en folgenden Jahrzehnten g​alt Hohenau a​ls der erfolgreichste deutsche Renn- u​nd Turnierreiter, d​er zahllose Siege erringen konnte. Auf d​em Hannoveraner „Apoll“ gewann e​r 1926 d​as Deutsche Springderby i​n Klein Flottbek.[3] Im Januar 1931 w​urde Hohenau zusammen m​it Carl-Friedrich Freiherr v​on Langen m​it dem Goldenen Reiterabzeichen ausgezeichnet, d​as zu diesem Zeitpunkt e​rst an n​eun Reiter vergeben worden war.[4]

1933 wechselte Hohenau z​um Polosport u​nd trainierte d​ie deutsche Polo-Mannschaft für d​ie Olympischen Sommerspiele 1936 i​n Berlin. Nach d​em Zweiten Weltkrieg arbeitete e​r als Reitlehrer u​nd Betreuer d​es reitsportlichen Nachwuchses i​m Norddeutschen u​nd Flottbeker Reiterverein i​n Hamburg.

Familie

Aus seiner ersten Ehe m​it Anna Gräfin Henckel v​on Donnersmarck (1894–1946), e​iner passionierten Turnierreiterin, h​atte er z​wei Kinder:

  • Tochter Charlotte (1917–2016), Reitlehrerin und Ehrenmitglied des Reit- und Fahrschule für Kellinghusen und Umgebung e.V.
  • Sohn Albrecht (1919–1940), gefallen als Fahnenjunker-Gefreiter und Offizieranwärter in der Panzerabwehr-Abteilung 53 in Frankreich

Hohenaus zweite Ehefrau w​ar seit 1932 d​ie engagierte Turnierreiterin u​nd Polospielerin Ellen ("Ellenka") Retemeyer-Ketschendorf (1899–1989),[5] d​ie in erster Ehe m​it dem Bildhauer Kurt Edzard verheiratet war. Ihr 30-tägiger Pilgerritt 1950 v​om Kloster Ettal z​um Vatikanpalast i​n Rom stieß a​uf große öffentliche Aufmerksamkeit.[6][7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Franz Miller, Peter von Le Fort, Hermann Harster: So kämpfte und siegte die Jugend der Welt: XI. Olympiade Berlin 1936. Knorr & Hirth, 1936 (google.com [abgerufen am 18. Februar 2022]).
  2. Wilhelm von Hohenau in der Datenbank von Sports-Reference (englisch; archiviert vom Original)
  3. Nachruf in Reutlinger Generalanzeiger Nr. 89 vom 15. April 1957, S. 4
  4. Reutlinger Generalanzeiger Nr. 23 vom 29. Januar 1931, S. 9
  5. http://suche.abendblatt.de/ashao/calendar.php?y=1957@1@2Vorlage:Toter+Link/suche.abendblatt.de (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
  6. Ellen von Hohenau. In: Der Spiegel. 30. November 1949, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. Februar 2022]).
  7. Neue Deutsche Wochenschau 14/1950 – Filme des Bundesarchivs. Abgerufen am 18. Februar 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.