Rosalie von Rauch
Rosalie Wilhelmine Johanna von Rauch[1] (* 29. August 1820 in Berlin; † 5. März 1879 im Schloss Albrechtsberg bei Dresden) war seit 1853 als Gräfin von Hohenau die zweite, morganatische Ehefrau von Prinz Albrecht von Preußen (1809–1872), des jüngsten Bruders von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Kaiser Wilhelm I. und Zarin Alexandra Fjodorowna. Sie war zuvor Hofdame von Prinz Albrechts erster Ehefrau Marianne Prinzessin von Preußen.
Leben
Rosalie entstammte der preußischen Adelsfamilie Rauch und war eine Tochter des preußischen Kriegsministers und Generals der Infanterie Gustav von Rauch (1774–1841) aus dessen zweiter Ehe mit Rosalie von Holtzendorff. Ihre Brüder waren der Hofmarschall Adolf von Rauch (1805–1877), der General der Kavallerie Gustav Waldemar von Rauch (1819–1890), der Oberstallmeister der deutschen Kaiser und preußischen Könige Fedor von Rauch und der General der Infanterie Albert von Rauch (1829–1901).
Sie wurde Hofdame von Marianne Prinzessin von Preußen (1810–1883), einer geborenen Prinzessin von Oranien-Nassau, die seit 1830 mit Prinz Albrecht von Preußen verheiratet war.
1845 begannen Albrecht von Preußen und Rosalie von Rauch ein außereheliches Liebesverhältnis, was die Trennung Mariannes und Albrechts zur Folge hatte. Als Marianne 1848 eine Liebesbeziehung mit Johannes van Rossum einging und 1849 einen Sohn von ihm bekam, stimmten der preußische und der niederländische Hof schließlich der von Marianne und Albrecht lange erwünschten Scheidung zu.[2]
Albrecht war schon wegen seiner Scheidung von Prinzessin Marianne mit König Friedrich Wilhelm IV., seinem ältesten Bruder, in heftigen Widerspruch geraten. Ebenfalls vehement lehnte der preußische König die nicht-standesgemäße Verbindung zwischen Prinz Albrecht und Rosalie von Rauch ab. Vor allem nach Fürsprache von Zarin Alexandra Fjodorowna von Russland, der einflussreichen Schwester des preußischen Königs und Prinz Albrechts, kam es dann schließlich doch zur Eheschließung.
Bereits am 28. Mai 1853 war Rosalie von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826–1914), dem Ehemann von Albrechts ältester Tochter Charlotte (1831–1855), zur Gräfin von Hohenau erhoben worden. Ihr neuer Familienname wirkte wie eine Anspielung auf den Namen Hohenzollern.
Nach strengen Vorgaben des preußischen Königs hatte die Trauung ohne öffentliches Aufsehen außerhalb Preußens im Herzogtum Sachsen-Meiningen zu erfolgen. Sie fand im kleinsten Kreis am 13. Juni 1853, einem werktäglichen Montag, in der Dorfkirche von Schweina statt, wo die sachsen-meiningenschen Herzöge mit Burg Altenstein ihre Sommerresidenz unterhielten. Zeitungen war jegliche Berichterstattung über die Hochzeit untersagt.
König Friedrich Wilhelm IV. erklärte die frisch vermählte Rosalie Gräfin von Hohenau zur persona non grata und verwehrte ihr den Zutritt zu den preußisch regierten Ländern. Ihr Ehemann Prinz Albrecht hatte seinen neuen Hausstand außerhalb Preußens zu gründen. Er ließ deshalb in der Nähe von Dresden – im heutigen Stadtteil Loschwitz – das Schloss Albrechtsberg als standesgemäße Residenz errichten. Der preußische Gesandte in Dresden, Heinrich Alexander Graf von Redern (1804–1888), hatte die Anweisung, Rosalie am Hof in Dresden zu ignorieren, weshalb sie dort nie erschien. Albrecht und Rosalie lebten auf Schloss Albrechtsberg und wurden Eltern zweier Söhne. Beide Söhne waren von der Zugehörigkeit zum preußischen Königshaus ausgeschlossen.
Nach der Regierungsübernahme von Albrechts zweitältestem Bruder Wilhelm I. entspannten sich die familiären Verhältnisse. König Wilhelm besuchte das Paar auf Schloss Albrechtsberg, und Rosalie Gräfin von Hohenau wurde als seine Schwägerin vorgestellt. In der Folgezeit empfingen Prinz Albrecht und seine zweite Ehefrau Rosalie das preußische Königspaar Wilhelm und Augusta auch in Berlin.[3]
Schloss Albrechtsberg blieb nach dem Tod ihres Mannes 1872 weiterhin Wohnsitz von Rosalie. Nach ihrem Tod 1879 wurde das Badehaus im Park zum Mausoleum umgebaut und Rosalie dort – wie später auch ihre beiden Söhne und ein Enkel – bestattet. Mit Öffnung des Parks für die Öffentlichkeit wurden 1950 die sterblichen Überreste der Gräfin Hohenau und ihrer Nachkommen in eine Gruft auf dem Dresdner Waldfriedhof Weißer Hirsch umgebettet. Das Hohenausche Familiengrab wurde 1968 aufgelöst.
Prinz Albrecht wurde 1872 auf Wunsch Rosalies im königlichen Mausoleum von Schloss Charlottenburg bei seinen Eltern, König Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, beigesetzt.
Nachkommen
Aus ihrer Ehe hatte Rosalie zwei Söhne:
- Wilhelm Graf von Hohenau (1854–1930), preußischer Generalleutnant und Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II.
- ⚭ 1. 1878 Freiin Laura Saurma von und zu der Jeltsch (1857–1884)
- ⚭ 2. 1887 Prinzessin Margarethe zu Hohenlohe-Öhringen (1865–1940)
- Friedrich Graf von Hohenau (1857–1914), preußischer Major a. D.
- ⚭ 1881 Charlotte von der Decken (1863–1933)
Literatur
- Hans Zeidler und Heidi Zeidler: Der vergessene Prinz. Geschichte und Geschichten um Schloß Albrechtsberg. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-7608-0341-5, S. 76ff., 99ff., 195f., 202f.
- Gorch Pieken/Cornelia Kruse: Preußisches Liebesglück. Propyläen Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-549-07337-7, S. 17, 69ff., 80ff.
- Silke Marburg: Europäischer Hochadel: König Johann von Sachsen (1801-1873) und die Binnenkommunikation einer Sozialformation. Akademie Verlag, 2008, S. 169 f.
- Daniel Schönpflug: Die Heiraten der Hohenzollern. Verwandtschaft, Politik und Ritual in Europa 1640–1918. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. Göttingen, 2013. S. 104.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 4, 1863, S. 420.
- Genealogisches Handbuch des Adels Gräfliche Häuser. Bd. I, Verlag C.A.Starke, Glücksburg/Ostsee, 1953, S. 169 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Rosalie Wilhelmine Johanna v.Rauch Gräfin v.Hohenau
- Hartmut Heinemann: Prinzessin Marianne der Niederlande (1810-1883) und der Rheingau. Eine Frau zwischen Tradition und Emanzipation. In: Rheingau-Forum. 2/2002, S. 4.
- Die Sprache der Monarchie. Abgerufen am 19. Januar 2022.