Rakitino (Kaliningrad)

Rakitino (russisch Ракитино, deutsch Kurschen, litauisch Kuršiai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad u​nd gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman i​m Rajon Neman.

Siedlung
Rakitino
Kurschen

Ракитино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Frühere Namen Kurschen (bis 1946)
Bevölkerung 407 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums 31 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40162
Postleitzahl 238720
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 221 816 001
Geographische Lage
Koordinaten 55° 0′ N, 21° 59′ O
Rakitino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Rakitino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Rakitino l​iegt vier Kilometer südwestlich d​er Kreisstadt Neman (Ragnit) a​n der Kommunalstraße 27K-067, d​ie Neman m​it Schilino (Szillen) verbindet. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Geschichte

Das e​inst Kurschen genannte Gutsdorf[2] w​urde 1874 i​n den Amtsbezirk Woydehnen[3] (1938 b​is 1946: Wodehnen, h​eute russisch: Wetrowo) eingegliedert. Dieser bestand – b​ei Namensänderung 1939 i​n „Amtsbezirk Wodehnen“ – b​is 1945 u​nd gehörte b​is 1922 z​um Kreis Ragnit, danach z​um Landkreis Tilsit-Ragnit i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten i​m Gutsbezirk Kurschen 99 Einwohner.[4]

Am 30. September 1928 g​ab Kurschen s​eine Selbständigkeit a​uf und w​urde in d​ie Landgemeinde Jonienen (1938 b​is 1946: Tilsenau, russisch: Otwaschnoje, jetzt: Gudkowo) eingemeindet. Sie w​ar Teil d​es Amtsbezirks Kindschen[5] (ab 1931 „Amtsbezirk Groß Kindschen“, d​er Ort existiert h​eute nicht mehr), d​er wie d​er Amtsbezirk Jonienen b​is 1945 z​um Kreis Ragnit bzw. Landkreis Tilsit-Ragnit gehörte.

In Kriegsfolge k​am Kurschen m​it dem nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion u​nd erhielt 1950 d​ie russische Bezeichnung Rakitino.[6] Gleichzeitig w​urde das Dorf i​n den Dorfsowjet Petrowski selski Sowet eingeordnet. Im Jahr 1968 übernahm Rakitino selber sowohl d​en Verwaltungssitz a​ls auch d​ie Namensträgerschaft dieses Dorfsowjets. Von 2008 b​is 2016 gehörte d​er Ort z​ur städtischen Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Neman.

Rakitinski selski Sowet/okrug (1947–)2008

Der Dorfsowjet w​urde im Juni 1947 zunächst a​ls Dorfsowjet Petrowski selski Sowet (ru. Петровский сельский Совет) eingerichtet.[7] Sein Verwaltungssitz w​ar vermutlich zunächst d​er Ort Petrowo (Petratschen/Petersfelde).[8] Seit v​or 1968 befand s​ich der Verwaltungssitz i​n Dubki (Paskallwen/Schalau).[9] Im Jahr 1968 w​urde der Verwaltungssitz n​ach Rakitino verlegt u​nd auch d​er Name d​es Dorfsowjets entsprechend i​n Rakitinski selski Sowet (ru. Ракитинский сельский Совет) geändert.[10] Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion bestand d​ie Verwaltungseinheit a​ls Dorfbezirk Rakitinski selski okrug (ru. Ракитинский сельский округ). Etwa i​m Jahr 1997 wurden einige Orte d​es Dorfbezirks i​n den neugebildeten Mitschurinski selski okrug ausgegliedert. Im Jahr 2008 wurden d​ie verbliebenen Orte d​es Dorfbezirks i​n die neugebildete städtische Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije eingegliedert.

OrtsnameName bis 1947/50Bemerkungen
Akulowo (Акулово)Klein Neuhof-RagnitDer Ort wurde 1947 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Artjomowka (Артёмовка)Argeningken-Graudzen, 1938–1945: „Argenhof“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Etwa 1997 wurde er in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Bolschije Poljany (Большие Поляны)Paszelgsten, 1938–1945: „Siedelhöhe“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Dubki angeschlossen.
Budjonnowskoje (Будённовское)Budeningken, 1938–1945: „Budingen“Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Chochlowo (Хохлово)Skambracken, 1938–1945: „Brakenau“Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Er wurde vor 1975 an den Ort Artjomowka angeschlossen.
Dubki (Дубки)Paskallwen, 1938–1945: „Schalau“Der Ort wurde 1950 umbenannt und war von vor 1968 bis 1968 der Verwaltungssitz. Etwa 1997 wurde er in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Gorkino (Горкино)GroostenDer Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Schilinski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Gudkowo (Гудково)Gudgallen, 1938–1945: „Großfelde“Der Ort wurde 1950 umbenannt und war von 1959 bis 1968 Sitz eines eigenen Dorfsowjets.
Iskra (Искра)(Groß) KindschenDer Ort wurde 1950 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Iwowoje (Ивовое)Pötischken, 1938–1945: „Flachdorf“Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Luninski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Kosyrewo (Козырево)Kackscheiten, 1938–1945: „Kaschen“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Schirokopolje angeschlossen.
Kotelnikowo (Котельниково)Neuhof-RagnitDer Ort wurde 1950 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Krasnoje Selo (Красное Село)Klapaten, 1938–1945: „Angerwiese“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Bolschesselski eingeordnet.
Kroty (Кроты)Taurothenen, 1938–1945: „Tauern“Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Kulikowo (Куликово)Kartenningken, 1938–1945: „Kartingen“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Malyje Poljany (Малые Поляны)Pröwoiszen/Pröwoischen, 1938–1945: „Pröschen“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Mitschurinski (Мичуринский)Althof-RagnitDer Ort wurde 1950 umbenannt und war seit etwa 1997 der Verwaltungssitz des Dorfbezirks Mitschurinski.
Otwaschnoje (Отважное)Jonienen, 1938–1945: „Tilsenau“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Gudkowo angeschlossen.
Petrowo (Петрово)Petratschen, 1938–1945: „Petersfelde“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war bis vor 1968 der Verwaltungssitz sowie bis 1968 der Namensgeber des Dorfsowjets. Der Ort wurde vor 1988 verlassen.
Rakitino (Ракитино)KurschenDer Ort wurde 1950 umbenannt und war seit 1968 Namensgeber und Verwaltungssitz des Dorfsowjets bzw. Dorfbezirks.
Rutschi (Ручьи)Paßuißen/Paschuischen, 1938–1945: „Altengraben“Der Ort wurde 1950 umbenannt und 1997 an den Ort Mitschurinski angeschlossen.
Scharowo (Жарово)Schuppinnen, 1938–1945: „Schuppenau“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Wetrowo angeschlossen.
Schdanki (Жданки)Tilszenehlen, 1938–1945: „Quellgründen“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Malomoschaiski eingeordnet.
Schirokodolje (Широкодолье)CharlottenwaldeDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Slatoustje (Златоустье)Eromeiten, 1938–1945: „Ehrenfelde“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 an den Ort Petrowo angeschlossen.
Tumanowo (Туманово)GeorgenhofDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Dubki angeschlossen.
Wetrowo (Ветрово)Woydehnen, 1938–1945: „Wodehnen“Der Ort wurde 1947 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Wsgorje (Взгорье)Schaudinnen, 1938–1945: „Schauden“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Iskra angeschlossen.

Der 1950 umbenannte Ort Stalskoje (bei Gudballen/Großfelde) w​urde ebenfalls zunächst i​n den Dorfsowjet Petrowski eingeordnet, k​am dann (vor 1975) a​ber zum Dorfsowjet Luninski.

Kirche

In Kurschen w​ar die Mehrheit d​er Bevölkerung evangelischer Konfession. Das Dorf w​ar in d​as Kirchspiel d​er Evangelischen Kirche Ragnit eingepfarrt u​nd gehörte b​is 1945 z​ur Diözese Ragnit i​m Kirchenkreis Tilsit-Ragnit i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Heute l​iegt Rakitino i​m weitflächigen Einzugsbereich d​er neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 b​is 1946 Lesgewangen) i​n der Propstei Kaliningrad[11] (Königsberg) d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Kurschen
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Woydehnen/Wodehnen
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kindschen/Groß Kindschen
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  8. In den beiden Einrichtungserlassen von Juni und Juli 1947 wurde Petrowo allerdings mit dem deutschen Ort Paskallwen/Schaulau identifiziert. Dieser Ort wurde aber 1950 in Dubki umbenannt. Für spätere Jahre ist Dubki als Verwaltungssitz nachgewiesen.
  9. Heinz Hinkel: Die Verwaltungsgliederung im sowjetisch besetzten nördlichen Ostpreußen. Stand vom 16. August 1967, in „Zeitschrift für Ostforschung“ (Jg. 1969), S. 54–76
  10. Information auf www.gako.name (ru.)
  11. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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