Ulrike C. Tscharre
Ulrike Claudia Tscharre (* 15. Mai 1972 in Urach, Baden-Württemberg) ist eine deutsch-österreichische[1] Schauspielerin und Hörspielsprecherin. Sie spielt Haupt- und Nebenrollen in TV-Serien wie Lindenstraße, Pfarrer Braun, Polizeiruf 110, Hotel Heidelberg und Tatort sowie unterschiedlichen TV- und Spielfilmproduktionen wie zum Beispiel Schöne Frauen, dem Dominik-Graf-Zehnteiler Im Angesicht des Verbrechens und dem WDR-Psychothriller Lösegeld.
Leben
Zusammen mit zwei Geschwistern wuchs Ulrike C. Tscharre als Tochter eines aus Kärnten stammenden Österreichers und einer Deutschen im württembergischen Ort Bempflingen auf.[1][2][3] Nach dem Abitur studierte sie zunächst neuere englische und deutsche Literatur. Nach zwischenzeitlichen Jobs in einer Werbeagentur begann sie 1996 eine Ausbildung zur Schauspielerin an der Akademie für Darstellende Kunst in Ulm, die sie allerdings nach zwei Jahren abbrach.[4] Nach kleineren und größeren Rollen am Theater, unter anderem in Stuttgart und Bregenz sowie Rollen in Kurzfilmen knüpfte sie, zwischenzeitlich in Köln, erste Kontakte zum Fernsehen. Ab 2000 spielte sie in der TV-Familienserie Ina und Leo (als Susanne) mit. Danach spielte sie in der TV-Serie Lindenstraße die Rolle der Marion Beimer, der Tochter von Mutter Beimer. Es folgten Auftritte in der Daily Soap Verbotene Liebe. Da sie das Drehtempo bei Verbotene Liebe als entschieden zu schnell empfand, stieg sie nach acht Folgen aus der Serie aus.[5]
In den Jahren darauf spielte Ulrike C. Tscharre vorwiegend Nebenrollen in bekannten TV-Serien wie Pfarrer Braun, Polizeiruf 110 und Tatort. Insgesamt spielte sie in acht Tatort-Folgen Nebenrollen – unter anderem mit Dietz-Werner Steck als Kommissar Bienzle und seinem TV-Nachfolger Richy Müller (Tatort Stuttgart), Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär (Tatort Köln), Sabine Postel (Tatort Bremen) sowie Axel Prahl und Jan Josef Liefers (Tatort Münster). Ihr Kinodebüt gab sie 2004 in der Tragikomödie Schöne Frauen als Karin Leiser unter der Regie von Sathyan Ramesh, der mit diesem Film ebenfalls sein Debüt abgab.[6] Seitdem wirkte sie in zahlreichen weiteren TV-Produktionen mit. 2007 spielte sie an der Seite von Christoph Maria Herbst die weibliche Hauptrolle in der Comedy-Serie Hilfe! Hochzeit! – Die schlimmste Woche meines Lebens.
Unter der Regie von Dominik Graf folgten 2008 und 2009 die Dreharbeiten zu dem Krimi-Mehrteiler Im Angesicht des Verbrechens. Um die Rolle der Berliner Kripo-Fahnderin Sabine Jaschke glaubhaft spielen zu können, machte sich Tscharre mit dem realitätsgerechten Gebrauch von Schusswaffen vertraut. Ihre persönliche Haltung zu dieser Entscheidung beschrieb sie wie folgt: „Mir persönlich sind Schusswaffen unheimlich, aber ich dachte, ich kann doch nicht überzeugend eine Polizistin spielen und Angst vor Waffen haben. Deshalb habe ich einen vernünftigen Umgang damit geübt.“[7] 2009 übernahm sie die Hauptrolle in dem TV-Melodram Letzter Moment. An der Seite von Matthias Habich und unter der Regie von Sathyan Ramesh spielte sie die Geliebte eines älteren Mannes, der zwischen zwei Frauen steht. Eine ähnlich brüchige, momenthafte Liebesgeschichte setzte der 2012 ausgestrahlte TV-Psychothriller Lösegeld in Szene, in dem Tscharre neben Mišel Matičević als Polizeifahnder die Besitzerin einer Begleitagentur spielte.[8] Für ihre Darstellung der Polizistin Hanna Landauer in Dominik Grafs Fernsehkrimi Zielfahnder – Flucht in die Karpaten wurde sie beim Jupiter-Award 2017 in der Kategorie Beste Schauspielerin Hauptrolle nominiert.
Neben ihrer Schauspielerei arbeitet Ulrike C. Tscharre als Sprecherin bei Hörspielen und Hörbuch-Produktionen. Produktionen, an denen sie beteiligt war: Frank Schätzings Öko-Thriller Der Schwarm, mehrere Hörbücher von Henning Mankells Wallander-Reihe (als Linda Wallander), die Abby-Lynn-Folge Bis ans Ende der Welt sowie das wegen seiner Handlungs-Konstellation von einigen kritisierte Jugendbuch Der Märchenerzähler.[9] Ulrike C. Tscharre lebt in Berlin.
Filmografie (Auswahl)
- 2000–2001: Ina und Leo
- 2001: Verbotene Liebe (Fernsehserie, 7 Folgen)
- 2001–2010: Lindenstraße (Fernsehserie, 98 Folgen)
- 2002: Tatort – Bienzle und der Tag der Rache (Fernsehreihe), Regie: Konrad Sabrautzky
- 2002: Pöhlers Passagen, Regie: Klaus Armbruster
- 2004: Tatort – Bienzle und der steinerne Gast, Regie: Hartmut Griesmayr
- 2004: Schöne Frauen, Regie: Sathyan Ramesh
- 2005: Tatort – Bienzle und der Feuerteufel, Regie: Arend Aghte
- 2006: Polizeiruf 110 – Er sollte tot (Fernsehreihe), Regie: Dominik Graf
- 2006: Mörderische Erpressung, Regie: Markus Imboden
- 2006: Das Duo – Auszeit (Fernsehreihe)
- 2007: Wiedersehen in Verona, Regie: Dirk Regel
- 2007: Notruf Hafenkante (Fernsehserie, Folge Fremde Tochter), Regie: Bernhard Stephan
- 2007: Pfarrer Braun (Fernsehserie, Folge Braun unter Verdacht), Regie: Axel de Roche
- 2007: Die Co-Piloten, Regie: Thomas Jauch
- 2007: Hilfe! Hochzeit! – Die schlimmste Woche meines Lebens (Fernsehserie, 7 Folgen), Regie: Isabel Kleefeld
- 2008: SOKO Kitzbühel (Fernsehserie, Folge Schreckliche Wahrheit)
- 2008: Nachts das Leben (Kurzfilm), Regie: Julia Schwarz
- 2008: Post Mortem – Beweise sind unsterblich (Fernsehserie, Folge Einsame Herzen), Regie: Thomas Jauch
- 2009: Richterin ohne Robe, Regie: Ulrich Zrenner
- 2009: Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz, Regie: Thomas Jauch
- 2009: Tatort – Rabenherz, Regie: Torsten C. Fischer
- 2009: Der Dicke (Fernsehserie, 2 Folgen), Regie: Oliver Domenget
- 2009, 2015: SOKO Köln (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 2 Folgen)
- 2009: Der kleine Mann (Fernsehserie, Folge Die Homestory)
- 2010: Letzter Moment, Regie: Sathyan Ramesh
- 2010: Eines Tages…, Regie: Iain Dilthey
- 2010: Im Angesicht des Verbrechens (Fernsehserie, 6 Folgen), Regie: Dominik Graf
- 2011: Der letzte Bulle (Fernsehserie, Folge Das 5. Gebot), Regie: Sebastian Vigg
- 2011: Tatort – Herrenabend, Regie: Matthias Tiefenbacher
- 2011: Flemming (Fernsehserie, Folge Tödliches Glück), Regie: Bernhard Stephan
- 2011: Tatort – Der illegale Tod, Regie: Florian Baxmeyer
- 2012: Tatort – Scherbenhaufen, Regie: Johannes Grieser
- 2012: Lösegeld, Regie: Stephan Wagner
- 2013: Küstenwache (Fernsehserie, Folge Herzfeuer), Regie: Dagmar von Chappuis
- 2013: Mord in Eberswalde, Regie: Stephan Wagner
- 2013: Weniger ist mehr, Regie: Jan Růžička
- 2013: Stiller Abschied, Regie: Florian Baxmeyer
- 2013: Polizeiruf 110 – Wolfsland, Regie: Ed Herzog
- 2013: Eine verhängnisvolle Nacht, Regie: Miguel Alexandre
- 2013: Bella Dilemma – Drei sind einer zu viel, Regie: Oliver Schmitz
- 2013: Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen, Regie: Sabine Bernardi
- 2014, 2017: Der Alte (Krimiserie, 2 Folgen)
- 2014: Straflos
- 2017: 3 Jahre Lebenslänglich
- 2014: Unterwegs mit Elsa, Regie: Bettina Woernle
- 2014: Helen Dorn: Das dritte Mädchen (Fernsehreihe), Regie: Matti Geschonneck
- 2014: Kommissar Dupin: Bretonische Verhältnisse, Regie: Matthias Tiefenbacher
- 2014: Meine Frau, ihr Traummann und ich, Regie Walter Weber
- 2014: Für immer ein Mörder – Der Fall Ritter
- 2014: Ein Reihenhaus steht selten allein, Regie: Titus Selge
- 2014: Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi, Regie: Dominik Graf
- 2014: Brezeln für den Pott, Regie: Matthias Steurer
- 2015: Hochzeitskönig, Regie: Ben Verbong
- 2015: Wir Monster, Regie: Sebastian Ko
- 2015: Ein starkes Team – Tödliche Verführung (Fernsehreihe), Regie: Daniel Helfer
- 2015: Tatort – Der Himmel ist ein Platz auf Erden, Regie: Max Färberböck
- 2015: Besser als Du, Regie: Isabel Kleefeld
- 2015: Wer Wind sät – Ein Taunuskrimi (Fernsehreihe), Regie: Marcus O. Rosenmüller
- 2016: Hotel Heidelberg: Kramer gegen Kramer
- 2016: Hotel Heidelberg: Kommen und Gehen
- 2016: Matthiesens Töchter, Regie: Titus Selge
- 2016: Marie Brand und die rastlosen Seelen (Fernsehreihe), Regie: Florian Kern
- 2016: Zielfahnder – Flucht in die Karpaten, Regie: Dominik Graf
- 2016: Ein Kommissar kehrt zurück, Regie: Matti Geschonneck
- 2017: Letzte Spur Berlin (Fernsehserie, Folge Überlebenstrieb)
- 2017: Die Konfirmation
- 2018: Neben der Spur – Sag, es tut dir leid
- 2018: Rufmord, Regie: Viviane Andereggen
- 2018: Werk ohne Autor, Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
- 2018: Macht euch keine Sorgen!
- 2018: Getrieben, Regie: Maris Pfeiffer
- 2018: Meiberger – Im Kopf des Täters (Fernsehserie)
- 2019: Play, Regie: Philip Koch
- 2019: Zielfahnder – Blutiger Tango, Regie: Stephan Lacant
- 2020: Der Kommissar und die Wut (Fernsehfilm)
- 2021: Mutter kündigt (Fernsehfilm)
- 2021: Sarah Kohr – Stiller Tod
- 2021: Wo ist die Liebe hin (Fernsehfilm)
Sprechrollen (Auswahl)
Hörspiele
- Matthias Wittekindt: Die blaue Jacht. Regie: Sven Stricker. Radio-Tatort, NDR 2012.
- Henning Mankell: Wallander 1, Tod in den Sternen. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2008.
- Henning Mankell: Wallander 2, Eiskalt wie der Tod. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2008.
- Henning Mankell: Wallander 3, Am Rande der Finsternis. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2008.
- Henning Mankell: Wallander 4, Ein Toter aus Afrika. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2008.
- Henning Mankell: Wallander 5, Der unsichtbare Gegner. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2009.
- Henning Mankell: Wallander 6, Der wunde Punkt. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2009.
- Henning Mankell: Wallander 7, Bilderrätsel. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2009.
- Henning Mankell, Cilla Börjlind, Rolf Börjlind: Wallander 8, Tödliche Fracht. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2009.
- Henning Mankell, Stefan Ahnhem: Wallander 9, Tod im Paradies. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2010.
- Henning Mankell, Niklas Rockström: Wallander 10, Heimliche Liebschaften. Regie: Sven Stricker. Der Hörverlag, 2010.
- Melanie Raabe: Die Wahrheit. Regie: Sven Stricker. NDR 2017.
- Daniel Glattauer: Vier Stern Stunden.Hörbuch Hamburg, 2018.
- Herbert Beckmann: Der Jesus von Kreuzberg. rbb Kultur 2019.
Hörbücher
- Frank Schätzing: Der Schwarm. Der Hörverlag, München 2007.
- Margriet de Moor: Schlaflose Nacht. Hörbuch Hamburg, Hamburg 2016.
- T.C. Boyle: Die Terranauten. Der Hörverlag, München 2017.
- Juli Zeh: Leere Herzen. Der Hörverlag, München 2017.
- Romy Hausmann: Liebes Kind. Hörbuch Hamburg, Hamburg 2019.
Auszeichnungen
- 2012: Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis für Lösegeld
- 2017: Deutscher Fernsehkrimipreis als beste Darstellerin für Zielfahnder – Flucht in die Karpaten
- 2017: Nominierung für den Jupiter-Award in der Kategorie Beste Schauspielerin Hauptrolle für Zielfahnder – Flucht in die Karpaten
Weblinks
- Ulrike C. Tscharre in der Internet Movie Database (englisch)
- Ulrike C. Tscharre bei crew united
- Ulrike C. Tscharre bei filmportal.de
- Agenturprofil
Einzelnachweise
- Das weiche C. In: SVZ.de. 27. Februar 2016, abgerufen am 12. Dezember 2018.
- Kulturszene: Moment mal, war das nicht eben …? (Memento vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive) auf der Website der Südwest Presse vom 5. Mai 2010
- Zweitwohnsitz „Lindenstraße“ auf der Website von Der Tagesspiegel vom 14. November 2004
- Ulrike C. Tscharre / Home (Memento vom 22. April 2012 im Internet Archive)
- Ulrike C. Tscharre, Biografieeintrag bei rtv (Memento vom 15. Juli 2013 im Internet Archive)
- Außergewöhnliches Regiedebüt in Ersten: Schöne Frauen auf Tour, Verena Schurholz, RP-Online, 29. Juni 2006
- „Nina – ein sehr sensibler Mensch mit einer schwer durchdringbaren Fassade.“ Interview mit Ulrike C. Tscharre, Presseheft zum TV-Krimi Lösegeld.
- Düsseldorf Noir, Jens Szameit, viva.de, 11. April 2012
- Der Märchenerzähler (Antonia Michaelis / Ulrike C. Tscharre), Rezension auf Hörbuch-Rezensionsseite reziratte.de, 12. April 2012