Two Tribes
Two Tribes (deutsch: Zwei Stämme) war die zweite Single der britischen Band Frankie Goes to Hollywood und galt als zweiter Teil der vom Plattenlabel ZTT Records geplanten Single-Trilogie, der sich mit dem Thema "Krieg" befassen sollte. Produziert von Trevor Horn ist das Stück in abgewandelter Form ("For the Victims of Ravishment", deutsch Für die Opfer von Vergewaltigung) auch auf dem Doppelalbum "Welcome to the Pleasuredome" enthalten.
Two Tribes | |
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Frankie Goes to Hollywood | |
Veröffentlichung | 28. Mai 1984 |
Länge | 3:54 ("Cowboys And Indians") 4:10 ("We Don't Want to Die") 3:46 ("Surrender") 3:23 ("For the Victims of Ravishment") 9:10 ("Annihilation") 7:56 ("Carnage") 6:38 ("Hibakusha") |
Genre(s) | Hi-NRG, New Wave |
Autor(en) | Peter Gill, Holly Johnson, Brian Nash, Mark O’Toole |
Album | Welcome to the Pleasuredome |
Entstehung und Veröffentlichung
Der Songtitel geht auf ein Zitat aus dem Film Mad Max II – Der Vollstrecker zurück: „When two great warrior tribes go to war“ (deutsch: Wenn zwei große Kriegerstämme in den Krieg ziehen). „Two Tribes“ wurde am 28. Mai 1984 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges veröffentlicht und verdeutlichte die Furcht vor einem Atomkrieg. In einem Radiointerview aus dem Jahre 1984 äußerte Sänger Holly Johnson, dass die „Zwei Stämme“ potenziell für jedes Paar kämpfender Gegner stehen könnten. In einem Interview sagte Johnson weiter:
“There’s two elements in the music – an American funk line and a Russian line. It’s the most obvious demonstration of two tribes that we have today.”
„Es gibt zwei Elemente in der Musik: Eine amerikanische Funk-Linie und eine russische Linie. Es ist der naheliegendste Beweis für die beiden Stämme, die wir heute haben.“
Auch die Textzeile „On the air America / I modelled shirts by Van Heusen“ verweist auf den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, der 1953 für den Modekonzern Phillips-Van Heusen geworben und in dem Film „Love Is on the Air“ sein Filmdebüt hatte.
Kennzeichnend für den Titel sind eine unablässig treibende, pumpende Bassline und das begleitende hektische Gitarrenriff in Kombination mit den Kommentarauszügen aus den Folgen „Actions After Warnings“ und „Casualties“ der englischen „Protect and Survive“-Zivilschutz-Informationsfilme aus den frühen 1980er Jahren und den Orchesterarrangements von Anne Dudley.
Eine frühe Version des Stücks wurde am 24. November 1982 von Anthony Pugh für die Peel Sessions der BBC aufgenommen.[2] Diese Version, ausgestrahlt am 2. Dezember 1982, verdeutlichte bereits die grundlegende Struktur des Titels, einschließlich der eigenwilligen Einleitung, der charakteristischen Bassline, dem Rhythmusarrangement und den mittleren acht Abschnitten, die bereits existierten, bevor Produzent Trevor Horn weitere Bearbeitungen vornahm.
Remixversionen
"Annihilation"
Die mit "Annihilation" (engl.: Vernichtung) untertitelte Version wurde als erste von drei Remix-Varianten aus dem Erscheinungsjahr veröffentlicht und setzt sich mit aggressiv-bedrängenden Klangcollagen und Zitaten offensiv mit dem Thema der Kriegsangst auseinander. Die Version wird mit dem typischen Heulton einer britischen Sirene aus dem Zweiten Weltkrieg eingeleitet. Ein weiteres Merkmal dieser Version ist die ausgeprägte Rechts-Links-Anordnung der Percussioneffekte. Die Kommentare aus den "Protect and Survive"-Folgen erläutern, wie mit Angehörigen umzugehen ist, die durch radioaktiven Niederschlag ("Fallout") ums Leben gekommen sind. Sie wurden für den Remix von dem Schauspieler Patrick Allen erneut aufgenommen, während für die 7"-Versionen der Originalton genutzt wurde. Die Sprachsequenzen, die mutmaßlich aus dem Hitlerputsch-Prozess und von Ronald Reagan stammen, kommen besonders in der "Annihilation"-Version in größerem Umfang zum Einsatz. Sie wurden von dem Schauspieler Chris Barrie gesprochen.
"Carnage"
Die "Carnage"-Version (engl.: Massaker) wirkt durch Streichersequenzen, erweiterte Instrumentalpassagen und ausgeprägtere Dynamik deutlich musikalischer als die kurz zuvor veröffentlichte aggressive "Annihilation" und folgt dem üblichen Instrumental-Vokal-Schema vorausgegangener 12"-Veröffentlichungen der Band. An die Stelle der Sprachpassagen aus den englischen Zivilschutz-Informationsfilmen "Protect and Survive" treten Ausschnitte von Patrick Allen, die als "The last voice" (engl.: Die letzte Stimme) bekannt wurden.
"Hibakusha"
Die "Hibakusha"-Version entstand als limitierte Auflage mit deutlich veränderter Klangfarbe für den japanischen Markt und basiert auf der "Annihilation"-Abmischung. Die Sprachsequenzen wurden durch Klangcollagen ersetzt, die Parallelen zu frühen Aufnahmen von The Art of Noise aufweisen. Als "Hibakusha" werden die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki bezeichnet.
Musikvideo
Das Musikvideo zu "Two Tribes" wurde von Godley & Creme produziert, die auch Regie führten. Im Video wird ein Wrestling-Kampf zwischen den damaligen Staatsoberhäuptern Ronald Reagan und Konstantin Ustinowitsch Tschernenko dargestellt, der in der totalen Zerstörung der Welt endete.
Kommerzieller Erfolg
"Two Tribes" war von Beginn an sehr erfolgreich. In Großbritannien konnte sich die Single für neun Wochen auf Platz 1 behaupten, während der Vorgänger "Relax" in dieser Zeit ebenfalls wieder bis auf Platz 2 stieg. "Two Tribes" belegte damit in den 1980er Jahren am längsten den Spitzenplatz der britischen Verkaufshitparade, blieb aber in den Gesamtverkäufen trotzdem hinter "Relax" zurück. In Deutschland verblieb der Titel für eine Woche auf Platz 1 (vom 27. Juli bis zum 2. August 1984) und erreichte auch in den Niederlanden und in Neuseeland Platz 1.
In den Vereinigten Staaten hingegen konnte die Single den Erfolg von "Relax" nicht wiederholen und erreichte lediglich Platz 43.
Auszeichnungen für Musikverkäufe
Land/Region | Auszeichnungen für Musikverkäufe (Land/Region, Auszeichnung, Verkäufe) |
Verkäufe |
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Kanada (MC)[4] | Gold | 50.000 |
Niederlande (NVPI)[5] | Gold | 75.000 |
Vereinigtes Königreich (BPI)[6] | Platin | 1.000.000 |
Insgesamt | 2× Gold 1× Platin |
1.125.000 |
Coverversionen
In den Folgejahren entstanden einige Remix-Versionen, unter anderem von 808 State, Fluke, Apollo 440, Intermission oder Rob Searle, die dem musikalischen Zeitgeist entsprechend geprägt waren.
- 1984: James Last
- 1992: SNAP! (Do You See the Light (Looking For))
- 1997: The London Symphony Orchestra
- 1999: Think About Mutation
- 2000: Ferry Corsten
- 2001: Jive Bunny & the Mastermixers (Ultimate 80s Party)
- 2002: Ron Thomas
- 2003: D!Nation
Literatur
- B. Graves, S. Schmidt-Joos, B. Halbscheffel: Das neue Rock-Lexikon. Rowohlt, Hamburg 1998, ISBN 3-499-16352-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Neil Tennant: Frankie Goes To Hollywood in the war game. In: Smash Hits. 26. April 1984, abgerufen am 1. Januar 2011 (englisch).
- BBC – Radio 1: Peel Sessions 24/11/1982. Abgerufen am 26. Oktober 2012.
- Charts DE Charts AT Charts CH Charts UK Charts US
- Gold/Platinum. In: musiccanada.com. Abgerufen am 26. April 2021 (englisch).
- Goud/Platina. In: nvpi.nl. Abgerufen am 26. April 2021 (niederländisch).
- BRIT Certified. In: bpi.co.uk. Abgerufen am 26. April 2021 (englisch).