Sterpersdorf
Sterpersdorf ist ein Gemeindeteil der Stadt Höchstadt an der Aisch im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).
Sterpersdorf Stadt Höchstadt an der Aisch | |
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Höhe: | 284 m ü. NHN |
Einwohner: | 234 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 91315 |
Vorwahl: | 09193 |
Geografie
Das Pfarrdorf liegt am rechten Ufer der Aisch. Der Ort ist von Acker- und Grünland mit kleineren Waldparzellen umgeben. Im Norden wird die Flur Brühl genannt. Unmittelbar östlich des Ortes befindet sich der Eichelberg (296 m ü. NHN). Die Kreisstraße ERH 18 verläuft nach Schwarzenbach (1,5 km südlich) bzw. die Bundesstraße 470 kreuzend nach Lonnerstadt (2 km nordwestlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Weidendorf (2 km südwestlich) bzw. nach Greiendorf (0,6 km nordöstlich).[2]
Geschichte
1144 wurde ein Heinrich von Sterpersdorf urkundlich erwähnt, was zugleich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes ist. 1160 wurde der Ort als „Stertzfridesdorf“ und 1243 als „Sterfridesdorf“ erwähnt. Das Bestimmungswort ist Stercfried, der Personenname des Gründers. Ursprünglicher Lehnsherr war das Hochstift Würzburg, das diesen und andere Orte der Gegend planmäßig anlegen ließ. 1303 wurde im Würzburger Lehenbuch noch ein Altzehnt des Ortes erwähnt, der Hermann von Türlin verliehen wurde. Weitere Lehensherren waren die Herren von Hohenlohe-Brauneck. Sie belehnten die Seckendorffer. 1383 verkaufte Konrad von Seckendorff ein Gut an die Frühmesse zu Höchstadt, wobei der Lehensherr auf seine Rechte verzichtete. Diesen Zehnt hatten im 15. Jahrhundert die Markgrafen an sich gezogen.
Durch Sterpersdorf führte die wichtige Handelsstraße Würzburg–Lonnerstadt–Höchstadt–Nürnberg. An der Aischbrücke wurde Zoll erhoben. 1303 verlieh Würzburg die Zollhoheit den Ministerialen von Lonnerstadt. 1403 verkauften sie das Anrecht an Hans von Vestenberg. Etwas später ging es an die Nürnberger Patrizier Rummel über. Dadurch entstanden besondere Schwierigkeiten, da die Reichsstadt Nürnberg inmitten des Bamberger Gebietes Ansprüche geltend machen konnte. Verträge von 1523 und 1537 befreiten zunächst den Höchstadter Handel von dieser Aufgabe. 1609 ließ Bamberg die Zollstätte gegen den heftigen Widerstand der Paumgartner, an die dieses Recht gekommen war, schließen.
Einen tiefen Einschnitt in der Ortsgeschichte stellte der Dreißigjährige Krieg dar. 1622 rissen die Einwohner selbst die Brücke ein, um marodierenden Truppen den Weg zu verlegen. 1627 suchte den Ort eine Pestwelle heim, 1631 kam es zu einem schwedischen Einfall, was insgesamt zur Folge hatte, dass der Ort fast entvölkert war und ganz in Asche lag. 1671 zogen die Bamberger Bischöfe das Zollrecht an sich.[3]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Sterpersdorf 12 Anwesen (1 Hube, 2 Höfe, 2 Halbhöfe, 1 Schmiede, 1 Mühle, 2 Gütlein, 2 Häuser) und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Höchstadt aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Kastenamt Höchstadt.[4]
1802 kam Sterpersdorf an das Kurfürstentum Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Sterpersdorf gebildet, zu dem Antoniuskapelle, Greiendorf, Greienmühle, Großneuses, Kleinneuses, Lappach und Schwarzenbach gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstanden zwei Ruralgemeinden:
- Schwarzenbach mit Großneuses, Kleinneuses und Lappach,
- Sterpersdorf mit Antoniuskapelle, Greiendorf und Greienmühle.
Die Gemeinde Sterpersdorf war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Höchstadt zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Höchstadt.[5] Ab 1862 gehörte Sterpersdorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Höchstadt (1919 in Finanzamt Höchstadt umbenannt, 1929–1972: Finanzamt Forchheim, seit 1972: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Höchstadt (1879 in das Amtsgericht Höchstadt an der Aisch umgewandelt), von 1959 bis 1973 war das Amtsgericht Forchheim zuständig, seitdem ist es das Amtsgericht Erlangen. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,221 km².[6]
Nach 1961, jedoch vor 1970, wurde Weidendorf nach Sterpersdorf umgemeindet. Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Sterpersdorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Höchstadt an der Aisch eingegliedert.[7]
Die heutige Dorfstruktur geht auf die Wiederbesiedlung nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Die Sozialstruktur des Dorfes hat sich in jüngster Zeit stark verändert. Das ehemalige rein bäuerliche Dorf wurde ab den 1960er Jahren zum Dorf der Pendler.[3]
Baudenkmäler
- Haus Nr. 56: Pfarrhaus
- Haus Nr. 95: Katholische Pfarrkirche St. Vitus
- Haus Nr. 118: Ehemalige Mühle mit Stall, Säge und Scheune
- Pfarrer-Eckert-Str. 7: Pfarrhaus
- Pfarrer-Eckert-Str. 9: Katholische Pfarrkirche St. Jakobus Maior
- Pfarrer-Eckert-Str. 17: Bauernanwesen mit Scheune
- Drei Bildstöcke
- Wegkreuz
- Bildstock
- Bildstock
- Wegekreuz
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Sterpersdorf
Jahr | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 178 | 178 | 177 | 175 | 171 | 168 | 160 | 194 | 203 | 178 | 173 | 153 | 181 | 203 | 221 | 201 | 181 | 189 | 277 | 290 | 252 | 215 | 251 |
Häuser[8] | 36 | 41 | 44 | 36 | 41 | 42 | |||||||||||||||||
Quelle | [9] | [9] | [9] | [10] | [9] | [11] | [9] | [9] | [12] | [9] | [9] | [13] | [9] | [9] | [9] | [14] | [9] | [9] | [9] | [15] | [9] | [6] | [16] |
Ort Sterpersdorf
Jahr | 1827 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 120 | 123 | 113 | 134 | 104 | 132 | 221 | 165 | 171 | 234 |
Häuser[8] | 28 | 34 | 23 | 31 | 32 | 59 | ||||
Quelle | [17] | [10] | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [6] | [16] | [1] |
Religion
Kirchlich gehörte Sterpersdorf zunächst zur Urpfarrei Lonnerstadt. Mit der Bildung der Pfarrei Höchstadt wurde es in diese eingepfarrt. Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts wurde eine Kapelle mit den Patrozinia der Heiligen Vitus, Modestus und Crescentia bezeugt. Sie hat jedoch ein wesentlich höheres Alter, was aus den Namen der Patrone geschlossen werden kann. In der Reformationszeit versuchte die Reichsstadt Nürnberg Sterpersdorf zur nunmehr protestantischen Pfarrei Lonnerstadt zu ziehen. Am 7. Mai 1878 wurde Sterpersdorf zur selbstständigen Pfarrei.[3] Der Ort war bis Mitte des 20. Jahrhunderts überwiegend katholisch geprägt und ist bis heute nach St. Vitus (Sterpersdorf) gepfarrt. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Oswald (Lonnerstadt) gepfarrt.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Sterpersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 443 (Digitalisat).
- Georg Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch. Vergangenheit und Gegenwart. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-München 1970, DNB 457004320, S. 127–128.
- Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143, S. 85 (Digitalisat). Ebd. S. 136 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Sterbersdorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 54 (Digitalisat).
- Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 142–143.
Weblinks
- Sterpersdorf auf der Website hoechstadt.de
- Sterpersdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. September 2021.
- Sterpersdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Sterpersdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 16. Oktober 2019
Einzelnachweise
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 335 (Digitalisat).
- Sterpersdorf im BayernAtlas. Die Entfernungsangaben beziehen sich jeweils auf die Luftlinie.
- F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 142f. = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 127f. = Sterpersdorf auf der Website hoechstadt.de
- H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 85.
- H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 136.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 682 (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 875, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1047–1048, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 992 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1041 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1074 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 926 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).
- Karl Friedrich Hohn (Hrsg.): Geographisch-statistische Beschreibung des Ober-Mainkreises. J. Dederich, Bamberg 1827, S. 134 (Digitalisat).