Rummel (Adelsgeschlecht)
Die von Rummel (bisweilen auch Rumel, Rumbl, Ruml oder Rumell geschrieben) sind ein Patriziergeschlecht der Reichsstadt Nürnberg, das seit 1303 in Nürnberg ansässig war, dort seit 1370 Fernhandel betrieb und 1402 in den Inneren Rat und damit ins Nürnberger Patriziat aufgenommen wurde. Durch den Erwerb der Herrschaft Lichtenau 1409 stieg die Familie auch in den ritterlichen Adel auf. Da die Familie sich im Bergbau engagierte, erwarb sie auch Besitzungen in der Oberpfalz und in Tirol. 1761 wurde sie in den Freiherrenstand erhoben. Die Familie besteht bis heute.
Geschichte
Erstmals wird 1281 ein Cunradus Rummel als Stifter von Einkommen für das Zisterzienserkloster Heilsbronn genannt. Angegeben wird 1360 auch ein Seitz Rummel von Ottensoos.
Als Stammvater der Familie gilt aber Heinrich I. Rummel aus Wollersdorf, der 1303 in Nürnberg eingebürgert wurde. Diese Rummels waren seit 1370 im Fernhandel tätig, ihr Handelsgebiet erstreckte sich über ganz Mitteleuropa. Neben Geldgeschäften (u. a. in Venedig, Bologna, Florenz, Mailand, Rom und Lübeck) handelten sie bevorzugt mit Gewürzen, Tuchen, Seidenwaren, Pelzen, Edelmetallen (v. a. Silber) und Salpeter. Seit 1412 verfügten die Rummel über eine eigene Kammer im Fondaco dei Tedeschi in Venedig, die 1497 an einen Kölner Handelsherrn weitergegeben wurde.
Heinrich II. Rummel (* um 1340; † 1417), vermutlich ein Enkel des Stammvaters, unterhielt enge Beziehungen zum Pfalzgrafen und späteren König Ruprecht. Vor 1397 erwarb er das Zeidelmuttergut Birnthon[1] im Nürnberger Reichswald und 1409 vom Rat der Stadt auch die Herrschaft Lichtenau. Er räumte der Reichsstadt das Öffnungsrecht an der Burg Lichtenau ein und erhielt 1410 von König Ruprecht den Blutbann. 1402 wurde er in den Inneren Rat der Reichsstadt aufgenommen. Im Ersten Markgrafenkrieg ab 1449 verstärkte sein Sohn, der Ritter Franz I. Rummel, die Burg mit Unterstützung Nürnbergs durch den Bau von Befestigungen sowie die Bestückung mit Geschützen und Munition. Dennoch musste sich die Burgbesatzung am 13. August 1449 dem Markgrafen Albrecht Achilles ergeben. Erst 1453 wurde Lichtenau an Franz Rummel zurückgegeben.[2] In den 1470er Jahren geriet das Handelsunternehmen in Schwierigkeiten. 1472 wurde die Herrschaft Lichtenau an das Nürnberger Reiche Almosen verkauft und auch der Zeidelhof in Birthon veräußert.
Heinrich III. († 1476) und Wilhelm IV. weiteten das Betätigungsfeld um 1460 durch den Einstieg ins Montangeschäft aus.
Sebald I. († 1483) begründete einen Familienzweig in Tirol, in Schwaz bzw. in Rattenberg, der noch im 16. Jahrhundert im Schwazer Bergbau (Silber und Kupfer) tätig war. Der Sohn von Sebald I., Peter, der sich Peter Rummel von Lichtenau († 1519) nannte, wurde 1511 in die Tiroler Adelsmatrikel aufgenommen. Er war seit 1497 Pfleger auf Schloss Sigmundslust, das er erneuern ließ, und stieg zum Rat und Hauskämmerer Erzherzog Sigismunds und zum Rat Kaiser Maximilians auf. 1500 wird er Eigentümer von Schloss Sigmundslust[3], das um 1520 an den Schwazer Gewerken Jörg Stöckl verkauft wurde. Anton Rummel von Lichtenau († 1538), der Bruder Peters, verwaltete die landesfürstliche Hütte in Rattenberg und wurde 1512 Pfleger des Landgerichts Schwaz. Mit seinem Enkel Anton, Pfleger von Bruneck, starb der Tiroler Zweig der Rummels 1590 aus.
Die Söhne und Enkel des Heinrichs II. Rummel waren mit Frauen aus dem Nürnberger Patriziat verehelicht. Dies waren Heinrich († 1446), Hans I. († 1434) und Franz I. († 1460), sie übten 1426, 1427 und 1428 das Bürgermeisteramt aus. Hans Rummel, Bürger zu Nürnberg, erkaufte 1403 den Burgstall Lonnerstadt von Hans von Vestenberg und 1414 die dortigen Besitzungen und begründete die Linie Rummel von Lonnerstadt. Franz I. begleitete König Sigismund 1433 zu seiner Kaiserkrönung nach Rom, wo er zum Ritter geschlagen wurde. 1435 pilgerte er mit den Markgrafen Albrecht Achilles und dessen Bruder Johann ins Heilige Land. Im Ersten Markgrafenkrieg war Franz I. einer der Nürnberger Heerführer. Auf der markgräflichen Seite kämpfte sein Neffe Ulrich († 1463), markgräflicher Pfleger zu Roth. Die Tochter Wilhelms IV., Anna († 1521), heiratete 1472 Hans Frey, ihre Tochter Agnes (* 1475; † 1539) heiratete 1494 Albrecht Dürer.
Wilhelm VII. Rummel (* 1540; † 1591) war noch 1571 – 1575 Mitglied des Inneren Rats von Nürnberg, sein Bruder Balthasar II. (* 1547; † 1620) war seit 1612 Nürnberger Pfleger zu Hohenstein und seit 1613 Nürnberger Pfleger zu Betzenstein, beide kauften nach 1576 die Hofmark Zant. Conrad Thomas Rummel von Lichtenau zu Zandt ehelichte 1677 Maria Anna Violanda von Salis und bekam über sie die Hofmark Zell (ehemals Burg Lobenstein); die Familie Rummel blieb bis 1803 im Besitz dieser Hofmark. Sein Sohn, Johann Ludwig von Rummel (* 27. November 1696; † 18. März 1761 in Amberg), heiratete 1717 Maria Anna Christiana Nothafft von Weißenstein; er wurde am 22. September 1761 vom Kurfürst Maximilian III. Joseph in den Freiherrenstand erhoben. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Johann Wilhelm (* 25. August 1729), Maria Franziska Carolina (* 26. Februar 1733), Maria Josepha Walburga (* 17. Januar 1740) und Joseph Anton (* 25. Juni 1743).
Bekannt wurde Franz Ferdinand von Rummel (1644–1716), der aus Weiden in der Oberpfalz gebürtig war und zum Fürstbischof der Diözese Wien aufstieg. Er war auch Erzieher des späteren Kaisers Joseph I. Er erwarb die niederösterreichischen Herrschaften Gars und Buchberg am Kamp. Diese Besitzungen gingen dann an seinen Neffen, den Unterjägermeister Franz Joseph Freiherr von Rummel, der sie verkaufte. Einer seiner Brüder war der kurbayerische Grenadier-Hauptmann Wilhelm Ludwig Romedi Freiherr von Rummel, seine Gemahlin war eine geborene Reichsfreiin von Gise. Der Oberst Joseph Freiherr von Rummel ist der Stammvater der Freiherren Rummel zu Pfrentschen und zu Herrenried in der Oberpfalz. In Pfrentsch betrieben die Rummel eine Glas- und Spiegelschleiferei; Schloss Herrnried erwarb 1702 Wilhelm Ludwig von Rumel zu drei Vierteln und 1708 erwarb er noch den vierten Anteil hinzu. Der spätere Gustav Adolph Reichsfreiherr von Rummel stand als Stabsoffizier bei der Kavallerie in bayerischen Diensten. Freiherr Gustav von Rummel verkaufte Schloss Herrenried 1856.
Ein Zweig der Familie kam in den Besitz von Schloss Waldau in der Oberpfalz. Der erste war 1681 Franz Ferdinand von Rummel. Sein Sohn, Johann Karl Freiherr von Rummel, verheiratet mit Rosina Dorothea, geb. Freiin von Podewils, stiftete 1716 ein Benefiziat für Waldau; er ließ auch die baufällig gewordene Kirche von Waldau in die bereits leerstehende Burg Waldau verlegen. Dessen Sohn Joseph Freiherr Rummel von Waldau (* 1714 in Waldau; † 14. Juni 1789 in Wien) wurde k. k. Oberst und Ritter des Maria-Theresien-Ordens. Ein Johann Nepomuk Freiherr von Rummel zu Waldau (* 1744; † 1795) war Page, Hofrat, Kammerrat und Geistlicher Rat und Mitglied des Illuminatenordens. Die überschuldeten Besitzungen von Waldau kamen 1810 an die Freiherrn von Lilien.
Auf Schloss Winbuch in der Oberpfalz ist 1702 bis 1711 Konrad Thomas Rummel nachgewiesen.[4]
Schloss Engelseck in Oberösterreich kam 1726 an Franziska von Rummel. 1783 verkaufte Freifrau Franziska von Rummel den Besitz.
Das Schloss Kirchenödenhart in der Oberpfalz ist ab 1756 im Besitz einiger Schwestern von Rummel, 1792 wird hier die Witwe Anna Hildegard von Fachbach, geb. von Rummel, genannt. Zuletzt lebte hier Elisabeth von Rummel († 1821, begraben in Dietldorf). Sie war mit dem damaligen Bürgermeister von Regensburg, Gottlieb Carl Freiherr von Thon-Dittmer, verheiratet, der somit auf dem Heiratsweg in den Besitz der Herrschaft Kirchenödenhart kam.
Das Schloss Emhof in der Oberpfalz war von 1769 bis 1800 im Besitz der Freiherren von Rummel.
Ein heutiger Vertreter der Familie ist der Archäologe Philipp von Rummel.
Wappen
Die Gebrüder Franciscus, Johannes, Heinrich, Georius und Wilhelm erhielten von Kaiser Siegmund in Rom am Freitage vor Margarethen 1433 die Bestätigung und Besserung ihres Wappens (decoratio coronae). Die gleiche Begnadigung erhielten die Gebrüder Wolfgang und Christoph Rumel am 14. Februar 1539. Beschrieben wird dieses Wappen: „aufrecht neben einander zwei Hanen mit offenen schnebeln, die von einander kerende und r. ausgeschlagenen Zunglin, Kamp und Lappen“, aus dem Helm ein wachsender Hahn mit Flügeln, 1751 führen sie auf dem Helm einen Hahn zwischen zwei Flügeln mit Schwingen.
Die Rummel von Lichtenau und Lonerstadt hatten im Wappen zwei abgewendete Hähne, auf dem Helm ein großer wachsender Hahn mit Flügeln, später (nach 1751) auf dem Helm einen Hahn mit Flügeln mit großen Schwingen. Das Wappen der Rummel aus dem 17. Jahrhundert zeigt nun einen Neptun auf einem der Helme und ist aus den drei älteren Wappen kombiniert.
Bei der Erhebung in den Freiherrenstand wurde das Wappen bis zur Unkenntlichkeit verändert. Jetzt ist es geviertelt mit einem Herzschild, darauf steht in Roth auf grünem Rasen eine Wölfin, die zwei nackte Knaben säugt. Dieses bekannte Bild von Romulus und Remus ist wohl eine Anspielung auf den Namen Rummel. Im 1. und 4. Quadranten des Hauptschildes steht auf einem großen Berg ein kampfgerüsteter nach außen schauender Hahn, im 2. und 3. Quadranten ist jeweils ein blauer Balken mit drei goldenen Sternen. Von den drei Helmen trägt der 1. einen gekrönten und geharnischten herauswachsenden Mann, der in jeder Hand ein Schwert hält, der 2. einen gekrönten schwarzen Doppeladler, der 3. einen wachsenden Seegott (Neptun). Dieses Wappen wurde von den Rummels in der Oberpfalz geführt.
- Wappenvarianten
- Wappen der Rummel
- Wappen der Rummel von Nürnberg
- Wappen der Rummel von Nürnberg
- Vermehrtes Wappen der Rummels in der Oberpfalz
- Vermehrtes Wappen der Rummels in der Oberpfalz
- Wappen des Wiener Fürstbischofs Franz Ferdinand Rummel
Berühmte Familienmitglieder
- Franz Ferdinand von Rummel (1644–1716), Fürstbischof der Diözese Wien
- Gustav Waldau, eigentlich Gustav Theodor Clemens Robert Freiherr von Rummel (* 27. Februar 1871 auf Schloss Piflas, Ergolding; † 25. Mai 1958 in München) war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.[5][6] Ihm zu Ehren ist 1960 die Waldaugasse in Wien Grinzing benannt worden, ebenso gibt es eine Gustl-Waldau-Straße in Planegg und in Ergolding.
- Walter von Rummel (1873–1953), deutscher Schriftsteller
- Friedrich von Rummel (1910–2002), deutscher Diplomat
- Philipp von Rummel (* 30. April 1975), deutscher Archäologe
Literatur
- Otto Titan von Hefner; Gustav Adelbert Seyler: Die Wappen des bayerischen Adels. Repro. J. Siebmacher’s großes Wappenbuch. II. Band. Nürnberg 1856 Band 22, Abgestorbene bayerische Geschlechter. Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch, 1971. ISBN 3-87947-022-7.
- Friedrich von Rummel: Franz Ferdinand von Rummel: Lehrer Kaiser Josephs I. und Fürstbischof von Wien (1644 – 1716). Oldenbourg, München 1980.
- Walther Ziersch: Gustav Waldau (eigentlich Gustav Theodor Clemens Robert Freiherr von Rummel). Ein Künstlerleben unserer Zeit. Zinnen-Verlag, München 1942.
- Michael Diefenbacher: Rummel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 246 (Digitalisat).
Weblinks
- Constantin von Wurzbach: Rummel, die Freiherren von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 27. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 258 (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Rummel von Waldau, Joseph Freiherr. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 27. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 257 (Digitalisat).
- Weißensteiner, Johann, "Rummel, Franz Ferdinand Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 248–249
- Diefenbacher, Michael, "Rummel" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 246–248
Einzelnachweise
- Birnthon auf Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- Lichtenau auf Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- Biographie der Rummel von Zant und Lonnerstadt
- Constantin von Wurzbach: Rummel, die Freiherren von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 27. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 258 (Digitalisat).
- Von Bischof Otto bis Gustav Waldau: Die Straßennamen in der Großgemeinde Vohenstrauß. Ein Stück Heimatkunde. Onetz vom 6. Juni 2012
- Gustav Waldau auf imdb.com