Greuth (Höchstadt an der Aisch)

Greuth ist ein Gemeindeteil der Stadt Höchstadt an der Aisch im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).

Greuth
Höhe: 294 m ü. NHN
Einwohner: 109 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91315
Vorwahl: 09502
Katholische Kapelle
Martersäule

Geografie

Das Dorf liegt am Fuße des nördlich gelegenen Rittersbergs (372 m ü. NHN), der sich in einem Waldgebiet erhebt. Das Waldstück nordwestlich des Ortes wird Schlackerwald genannt, das Waldstück nordöstlich des Ortes Wind'. Ansonsten ist der Ort von Acker- und Grünland umgeben. Die Flur östlich es Ortes wird Melben genannt.

Die Kreisstraße ERH 17/FO 19 verläuft nach Zentbechhofen (1,8 km westlich) bzw. nach Stiebarlimbach (2,1 km östlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Förtschwind (0,7 km südwestlich).[2]

Geschichte

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit war das Gebiet um Greuth besiedelt. Belege dieser frühen Siedlungstätigkeit sind vier Grabhügel nördlich und nordwestlich von Greuth.

1303 wurde der Ort im Würzburger Lehenbuch als „Gerüte“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname bedeutet das gerodete (Gebiet). Angelegt wurde der Ort im 10. oder 11. Jahrhundert im Zuge der Würzburger Kolonisation. Bezweckt wurde wohl die Beaufsichtigung und Verwaltung eines würzburgischen Wildbannforstes, das sich an der Grenze des Bistums Bamberg befand. Im Lehenbuch ist vermerkt, dass die Ministerialen von Naisdorf (die späteren Truchseß von Pommersfelden) den Zehnt des Ortes zu Lehen erhielten. Dieses Lehen kam nach mehrfachem Wechsel an das Kloster Schlüsselau, was vom Bamberger Bischof 1333 bestätigt wurde. Greuth war ein „ungezimmertes Rittergut“, also ein adeliger Besitz ohne Haus, zu dem einige Teich- und Baumfällrechte gehörten. Ursprünglich zur Pfarrei Schnaid gehörend, wurde der Ort 1455 der neu gebildeten Pfarrei Zentbechhofen, das damals noch Linhardsbechhofen hieß, zugeordnet. Im 16. Jahrhundert im Besitz der Seckendorffs ging Greuth 1601 an Ursula von Eyb, eine Tochter des Sigmund von Seckendorff, über. 1692 wurde in Greuth eine Ziegelei errichtet. Eine Kapelle wurde 1710 erstmals erwähnt, 1885 wurde sie erweitert und restauriert. Im Jahr 1723 erwarben die Grafen von Schönborn das ehemalige Rittergut von den Erben des Bamberger Domdekans Reinhard Anton von Eyb für 6883 Gulden.[3]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Greuth 17 Anwesen (11 Güter, 2 Halbgüter, 2 Sölden, Schmiede) und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Bechhofen aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte die Schönborn’sche Herrschaft Pommersfelden.[4] Die Greuther Bürger hatten zu dieser Zeit eine Bauholzgerechtigkeit am fürstlichen Windwald.[3]

1802 kam Greuth zum neuen Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Zentbechhofen zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Greuth, zu der Förtschwind gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Höchstadt zugewiesen und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Höchstadt. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der Ortspolizei unterstand der Ort bis 1848 dem Patrimonialgericht Pommersfelden.[5] Ab 1862 gehörte Greuth zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Höchstadt (1919 in Finanzamt Höchstadt umbenannt, 1929–1972: Finanzamt Forchheim, seit 1972: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Höchstadt (1879 in das Amtsgericht Höchstadt umgewandelt), von 1959 bis 1972 war das Amtsgericht Forchheim zuständig, seitdem ist es das Amtsgericht Erlangen. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 5,082 km².[6]

Am 1. Januar 1972 wurde Greuth im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Höchstadt an der Aisch eingegliedert.[7] Heute ist Greuth als ansehnlicher Ort mit einem schönen gewachsenen Kern und stattlichen Neubauten am Ortsrand.

Baudenkmäler

  • Katholische Kapelle
  • Martersäule
  • Bildstock

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Greuth

Jahr 182718401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner 225223239216221227214200218199219214196193195189201220206275249241232239
Häuser[8] 443944344038
Quelle [9][10][10][10][11][10][12][10][10][13][10][10][14][10][10][10][15][10][10][10][16][10][6][17]

Ort Greuth

Jahr 001827001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 116124126121120114141144137109
Häuser[8] 212519232224
Quelle [9][11][12][13][14][15][16][6][17][1]

Religion

Der Ort ist bis heute überwiegend katholisch und nach St. Leonhard (Zentbechhofen) gepfarrt. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Maria und Johannes (Pommersfelden) gepfarrt.

Literatur

Commons: Greuth (Höchstadt an der Aisch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 335 (Digitalisat).
  2. Greuth im BayernAtlas. Die Entfernungsangaben entsprechen jeweils der Luftlinie.
  3. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 138f. = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 67f. = Greuth auf der Website hoechstadt.de
  4. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 65.
  5. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 131.
  6. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 679 (Digitalisat).
  7. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 484 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  9. Karl Friedrich Hohn (Hrsg.): Geographisch-statistische Beschreibung des Ober-Mainkreises. J. Dederich, Bamberg 1827, S. 131 (Digitalisat). Für die Gemeinde Greuth zuzüglich der Einwohner von Förtschenwind (S. 131).
  10. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 145, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  11. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 873, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1045, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 990–991 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1039 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1072 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 922923 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).
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