Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen
Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen (SBG) ist eine gemeinnützige GmbH mit Sitz in Dresden. Bis 31. Dezember 2012 wurde ihr Geschäftsbetrieb vom Staatsbetrieb Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen wahrgenommen, der zum Geschäftsbereich des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen gehörte und die Aufgabe hatte, das sächsische Kulturerbe unter Wahrung kultureller und denkmalpflegerischer Belange zu erhalten.[1] Die gemeinnützige GmbH verwaltet mehrere Schlösser, Burgen und Parks im Freistaat Sachsen. Dazu gehören 19 verschiedene Objekte, die nachfolgend im Abschnitt zur gGmbH einzeln aufgeführt werden, zunächst mit einem Auszug der Verwaltungsgeschichte mit den Ein-, Aus- und Umgliederungen.
Verwaltungsgeschichte seit 1990
Nach der Wiederherstellung des Freistaates Sachsen am 3. Oktober 1990 wurden frühere bereits im Eigentum befindliche oder während der Zeit der DDR als Rechtsträger verwaltete Objekte im Rahmen der Vermögenszuordnung in das Eigentum des Freistaates überführt.
Zum 1. Januar 1992 wurde die Verwaltung folgender Objekte übernommen: Residenzschloss Dresden mit Johanneum und Stallhof, Dresdner Zwinger und Zwingergärten, Japanisches Palais und Palaisgarten, Schloss und Park Pillnitz, Schloss Moritzburg und der umgebende Landschaftspark, Albrechtsburg Meißen, Festung Königstein, Schloss und Park Weesenstein, Burg Gnandstein, Burgruine Frauenstein, Barockgarten Großsedlitz, Schloss Hubertusburg, Schloss Nischwitz, Burg Stolpen, Schloss Augustusburg, Schloss Lichtenwalde, Schloss und Park Bad Muskau, Burg Colditz, Kloster Altzella, Schloss Nossen, Schloss Wiederau, Burg Mildenstein, Ortenburg.[2]
In der Folgezeit wurden weitere historische Bauten dem Freistaat zugeordnet.
Mit einem Kabinettsbeschluss vom 3. November 1992 sollten 17 eigenständige Staatsbetriebe für einige besonders wichtige Objekte gebildet und einer wirtschaftlichen Betriebsführung unterstellt werden. Diese Betriebe bildeten zusammen die Staatliche Schlösserverwaltung. In der Umsetzung wurden zwischen dem 1. April 1993 und dem 1. Januar 1994 15 Staatsbetriebe gegründet.[3]
- 1. April 1993: Albrechtsburg Meißen, Schloss Augustusburg, Burg Scharfenstein, Festung Königstein, Schloss Moritzburg
- 1. Juni 1993: Barockgarten Großsedlitz, Burg Gnandstein, Burg Kriebstein, Burg Mildenstein, Schloss Rammenau, Burg Stolpen, Schloss Weesenstein
- 1. August 1993: Staatliche Schlösser und Gärten Dresden (Schloss und Park Pillnitz, Großer Garten, Brühlsche Terrasse/Zwinger/Stallhof), Schloss Nossen/Klosterpark Altzella
- 1. Januar 1994: Schloss Rochlitz
Daneben verwaltete die Schlösserverwaltung folgende Objekte: Albertinum, Katholische Hofkirche, Jägerhof, Kurfürstliche Begräbnisstätte Freiberg, Schloss Colditz, Schloss Lichtenwalde und die Ausstellungshalle der Kunstakademie.[3]
In der Verwaltung der Liegenschaftsämter verblieben das Japanische Palais, das Schloss Siebeneichen, das Schloss Reinhardtsgrimma, die Ortenburg, das Schloss Hubertusburg, das Schloss Freudenstein, das Schloss Wurzen, das Schloss Grimma, das Schloss Königswartha, die Villa Suchominsky, das Schloss Sonnenstein, das Schloss Dippoldiswalde, die Burgruine Niederlauterstein, die Burgruine Frauenstein, das Schloss Wachwitz, die Königliche Villa, das Schloss Lützschena, das Schloss Thallwitz, der Jagdschloss Grillenburg, das Schloss Brauna, das Keppschloss, das Schloss Zehren-Schieritz, das Schloss Königsbrück, das Schloss Gaußig, das Schloss Hohenprießnitz und das Schloss Ruhethal.[3] Viele dieser Objekte wurden später an die gelegenen Städte und Gemeinden übereignet oder an Dritte verkauft.
Mit dem 1. März 1996 wurde die Sächsische Schlösserverwaltung in das Landesamt für Finanzen eingegliedert. Zum 1. Juli 2000 wurden die Schlossbetriebe Festung Königstein einerseits und die Schlösser Augustusburg, Lichtenwalde und Burg Scharfenstein andererseits in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Eigentümer ist weiterhin der Freistaat Sachsen. Die Beteiligungsverwaltung erfolgt durch die Schlösserverwaltung.
Im Zeitraum von 1993 bis 2003 stieg die Kostendeckung der Schlösserverwaltung von 37 % auf 61,4 %. Zum 1. Januar 2003 wurde die Schlösserverwaltung aus dem Landesamt herausgelöst und der gemeinsame Staatsbetrieb „Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen“ gegründet. Die Schlossbetriebe sind die einzelnen Betriebseinheiten.[4]
Seit 1. Januar 2013 ist die Institution Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen eine gemeinnützige GmbH.[5]
Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH
Objekt der SBG gemeinnützige GmbH | Bemerkung | Bild |
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Albrechtsburg Meißen | Auf dem Burgberg in Meißen ließen die wettinischen Kurfürsten und Herzöge von Sachsen nach 1471 mit der Albrechtsburg ein meisterliches Bauwerk errichten. 1710 zog dort die Meißner Porzellanmanufaktur ein. Nach 1864 erfolgte eine Umgestaltung der Burg. Das Schloss mit seiner Architektur, seiner wechselvollen Geschichte und den Historien-Wandbildern aus dem 19. Jahrhundert wird in den ständigen Ausstellungen der SBG gemeinnützige GmbH erläutert.[6] | |
Barockschloss Rammenau | Das Barockschloss Rammenau ist ein ländlicher Adelssitz von seltener Geschlossenheit. Schloss, Ehrenhof, Wirtschaftshof und Park bilden ein zusammenhängendes Ensemble, das im 18. Jahrhundert entstand. Rammenau war stets ein Rittergut des niederen Adels. Ernst Ferdinand von Knoch (1677–745) ließ ab 1720 die fast wie eine fürstliche Residenz anmutende Anlage errichten. Die Innenräume zeugen von der adligen Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts.[7] | |
Dresdner Zwinger | Der Dresdener Zwinger ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Dresdener Residenzstadt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus sächsischem Sandstein erbaut, besteht er aus Pavillons und Galerien, die von einem Festplatz umgeben sind. Er verkörpert die Dresdener Barockkultur mit begehbaren Balustraden, Skulpturen, Sichtachsen und versteckten Kleinoden, wie dem Nymphenbad, einer märchenhaften Wasserwelt, umgeben von den Meeresgestalten.[8] | |
Dresdner Stallhof | Der Stallhof bildet mit seinen Gebäuden ein eigenes Ensemble und ist zugleich Teil des Schlosskomplexes. Das ehemalige Stallgebäude, durch Kurfürst Christian I. 1586 bis 1591 errichtet, mehrfach umgebaut und umgenutzt, wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ab 1950 wieder aufgebaut. Das auch als Johanneum nach König Johann bezeichnete Gebäude beherbergt heute das Verkehrsmuseum mit dem Eingang am Neumarkt. Den Langen Gang und der nach Georg dem Bärtigen benannte Georgenbau begrenzt den Hof zur Auguststraße elbseitig. Dort ziehen seit 1907 auf etwa 100 Metern und 23.000 Fliesen die Wettiner, das herrschende Adelsgeschlecht zwischen 1127 und 1873, als Reiterzug die Nordwand entlang. Der Renaissancebau mit Georgentor, das in die Schlossstraße mündet, verbindet den Stallhof mit dem Schloss. Das Kanzleihaus schließt den Hof westlich zur Schloßstraße ab. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war der Stallhof Schauplatz höfischen Vergnügens mit Turnieren, Ringelstechen und Hetzjagden. Der Lange Gang diente der Unterbringung der kurfürstlichen Pferde. In den oberen Etagen wurde die prunkvolle Ausstattung aufbewahrt. Die Bogengalerie des Langen Gangs erstrahlt nach Rekonstruktion in den 1970er Jahren mit seiner Fassadendekoration, der Sgraffito-Putztechnik. Zwanzig toskanische Säulen tragen die Arkaden. Zwei der bronzenen Ringstechsäulen der historischen Ringbahn und 13 der 34 Pilaren sind erhalten. Sie begrenzten den Turnierplatz. Pferdetränke und Pferdeschwemme ergänzen diesen historischen Ort. Heute wird der Hof für Märkte genutzt, seit dem Brand 2007 mit hohen Auflagen der Denkmalschützer und Aufsicht durch SBG, die auch diese Liegenschaft verwaltet.[9] | |
Fasanenschlösschen und Landschaftspark Moritzburg | Zur Moritzburger Kulturlandschaft gehören Teiche und Wälder, Gärten, ein Miniaturleuchtturm und das Fasanenschlösschen. Die Zucht der Fasanen im Fasanengarten gab ihm seinen Namen. Das am Bärnsdorfer Großteich versteckte, über eine Sichtachse mit dem Hauptschloss verbundene Bau- und Landschaftsensemble aus dem 18. Jahrhundert diente Kurfürst August III. und seiner Familie als privater Rückzugsort. Ausgestattet ist das Schlösschen mit restaurierten Rokokozimmerchen und barocken Architekturelementen. Angemeldete Führungen gestatten den Blick durch Zimmerchen oder Kabinette mit Intarsien, Strohtapeten oder chinesisch anmutendem Ambiente und einem Speisesälchen im oberen Stockwerk. Das daneben befindliche Hofküchengebäude beherbergt heute neben kleinen Sonderausstellungen im Sommer ein Café.[10] | |
Festung Dresden und Brühlsche Terrasse | Den Namen erhielt dieser Ort von den Gartenanlagen des Grafen Brühl auf dem Elbwall und der Jungfernbastion. Einst umschlossen von prachtvollen Gärten, mussten alle der wachsenden Großstadt weichen, jedoch blieb die heitere, festliche Architektur auf dem Festungswall erhalten und überdauerte so die Jahrhunderte. Begibt man sich in die darunter liegende historische Bausubstanz, wird die Geschichte erfahrbar. Seit Ende 2019 macht eine Ausstellung die wechselvolle Geschichte erlebbar und setzt diesen besonderen Ort wieder in Szene. Die Besucher laufen durch die historischen Räume und Gewölbe, umgeben von virtuellen Bildern, Tönen und Filmen vergangener historischer Ereignisse.[11] | |
Schloss Moritzburg | Aus dem Jagdsitz des Herzogs Moritz von Sachsen, der auch dem Ort seinen Namen gab, ging im 18. Jahrhundert eine barocke Residenzlandschaft hervor. Das Jagdschloss erhebt sich auf einer künstlichen Insel inmitten des Moritzburger Teiches. Vier Rundtürme spiegeln sich im Wasser. Die Räume des 18. Jahrhunderts sind einzigartig ausgestattet. Dort sieht man die die bekannten Sammlungen der Monströsen (Geweihe), die meisterlich gefertigten Ledertapeten an den Wänden und das „Federzimmer“. Seit 2004 zeigt sich nach 19 Jahren Restaurierung die Pracht der einst 1723 von August dem Starken angekauften Behänge aus farbigen Vogelfedern. Im Winter erwacht es zum Märchenschloss von Aschenbrödel und erzählt die Filmgeschichte des dort gedrehten DEFA-Kultfilms.[12] | |
Schloss Nossen | Auf einem Felsen über der Freiberger Mulde thront das Renaissanceschloss oberhalb des kleinen Städtchens Nossen. Es diente den sächsischen Kurfürsten als Jagdsitz und Wohnung auf der Durchreise von und nach Dresden und als Verwaltungssitz des Amtes Nossen. Die Verwaltungstradition endete mit Auflösung des Amtsgerichtes. Heute können Teile des Schlosses und einige sehenswerte Räume besichtigt werden mit Ausstellungen zu den sächsischen Adelsgeschlechtern Schönberg und Friesen. Das Museum wird gemeinsam mit dem Museum Kloster Altzella betrieben. Das ehemalige Südportal der Stadtkirche stammt vom einstigen Refektorium, das frühgotische Westportal schmückte ursprünglich den Zugang zum Kapitelsaal des Klosters Altzella.[13] | |
Schloss & Park Pillnitz | Kurfürst August der Starke erwarb das Rittergut 1706 für seine Mätresse Gräfin Anna Constantina von Cosel und nach dem Ende der Beziehung zur Gräfin ließ er das Berg- und Wasserpalais nach Plänen von Matthäus Daniel Pöppelmann vom Lustschloss zur Sommerresidenz des sächsischen Königshauses umbauen. Verpflichtet und inspiriert von dem Zeitgefühl ostasiatischer Anregungen entstand eine der größten chinoisen Schlossanlagen Europas. Architektur und Park gehen eine bezauberne Synthese ein. Der Park mit seinen Gärten, Pavillons, dem Palmenhaus und der Orangerie diente höfischen Spielen und bot besondere Verweilorte. Gondeln und Schaluppen nach venezianischem Vorbild schifften den Hofstaat flussaufwärts. Auch den heutigen Gästen bietet sich ein angenehmer Aufenthalt im Ensemble von Museen, Ausstellungen, Gärten und kulinarischen Angeboten am Ufer der Elbe. Ausflugsziele sind die Weinberge mit Weinbergskirche und der im nahen Borsberggebiet gelegene Friedrichsgrund. Der naturverbundene König Friedrich August I. ließ auch dort verschönernde Akzente, wie einen künstlichen Wasserfall und eine künstliche gotische Ruine setzen. Spezielle Führungen bieten die Möglichkeit zum Kennenlernen der Historie dieser Orte.[14] | |
Schloss Rochlitz | Das beherrschende Ensemble der Schlossanlage am Tal der Zwickauer Mulde ist aus Baukörpern verschiedener Epochen zusammengesetzt und hat eine einprägsame Silhouette. Hauptsächlich die Zeit der Gotik bestimmt heute das Bild des sächsischen Denkmals. Die wechselvolle Geschichte als Reichsburg, wettinische Residenz, Gefängnis und Amtssitz formten dieses Schloss. Spuren der Nutzung als Verbannungsort, als Witwensitz, Prinzenresidenz, Jagdschloss und Fürstenschule befinden sich in Winkeln und an Wänden und im Interieur. Die hochwertige Ausstellung führt durch die Architektur, mit Turm (Jupe), Wehrgang, Schlosskapelle, Tafelsaal, Fürstenstube u. a. und stellt die einstigen Hausherren vor, wie Dedo den Feisten, Wilhelm den Einäugigen oder Elisabeth von Rochlitz, die in der wettinischen Geschichtsschreibung zu Unrecht fast vergessen wurden. Vom Unterschloss im Hof oder vom Café aus hat man Aussicht auf die Landschaft und den Schlossbau mit Kapelle.[15] | |
Schloss Weesenstein | 800 Jahre Schlossgeschichte im Tal der Müglitz symbolisiert das Schloss mit Schlosspark. König Johann von Sachsen, der bekannteste Schlossbesitzer und wettinische Schöngeist, übersetzte dort Werke des Dante Alighieri und diskutierte dies in den Abendgesellschaften mit anderen Gelehrten, der späteren Accademia Dantesca. Das Schloss, ursprünglich als Burg auf einem Fels errichtet, wuchs nach unten. So geht es beim Rundgang von oben von den später erbauten herrschaftlichen Gemächern aus in die historischen Dachböden und Kellergewölbe. Zahlreiche Geschlechter prägten das Ensemble: die Donins (Dohna), die Bünaus, die Freiherren von Uckermann und die Wettiner. Adlige Wohnkultur mit originalen Möbel- und Tapetenausstattungen, die Schlosskapelle sowie der klassizistische Wintergarten zeugen davon.[16] | |
Burg Gnandstein | Es ist die am besten erhaltene romanische Wehranlage Sachsens. Die Anfänge der Burg gehen ins frühe 13. Jahrhundert zurück, als sich mächtige wettinische Dienstleute dort ansiedelten und die ältere Burg mit Bergfried, Ringmauer und Palas errichteten. Später gehörte die Burg über 500 Jahre lang den Herren von Einsiedel, die sie weiter ausbauten. Das Besondere ist die Ende des 15. Jahrhunderts entstandene spätgotische Kapelle im Nordflügel. Mittelalterfreunde finden dort über dem Flüsschen Wyhra gelegen die Burg mit Bergfried, Zwinger, Zinnen, Schildmauer und auch die hochwertige Sammlung der teilweise als Schaudepot gestalteten Ausstellung. Mit einer Schenkung der Sammlung von Margarete Groß wurde das Interieur 2007 ergänzt.[17] | |
Burg Kriebstein | Die Burg auf einem steilen Bergsporn über der Zschopau verkörpert das Urbild einer gotischen Burg. Der Wehrbau, dessen Bau 1384 begann und bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert die heutige Ausdehnung erreicht hatte, ist sehr gut erhalten. Baumeister Arnold von Westfalen prägte die bauliche Gestalt nachhaltig. Trotz vieler Besitzer in der 600-jährigen Geschichte konnte die spätgotische Erscheinung bewahrt bleiben. Kostbare Wandmalereien von der Spätgotik bis zum Historismus und das wertvolle Interieur, der ausgestellte Schatzfund, eine farbig gefasste Bohlenstube und das „Kriebsteinzimmer“ sind erhalten geblieben. Viel verdankt die heutige Burg dem Freundeskreis der Burg, den Denkmalpflegern und nicht zuletzt der großzügigen Handhabung der Erbengemeinschaft der letzten Besitzer, der Familie von Arnim.[18] | |
Burg Mildenstein | Die Burg Mildenstein zählt zu den großen Landesburgen, die seit dem 10./11. Jahrhundert prägende Herrschaftsmittelpunkte waren. Wiprecht von Groitzsch, Kaiser Friedrich Barbarossa und vor allem die ansässigen Burggrafen von Leisnig haben bemerkenswerte bauliche Spuren hinterlassen. Der 32 m hohe, noch begehbare Bergfried und die Burgkapelle zeugen vom Mittelalter. Nach 1365 errichtete schließlich der wettinische Markgraf Wilhelm der Einäugige das Vorderschloss und gab der großen Burganlage das heutige Aussehen. Das Ensemble lädt ins Mittelalter ein und erklärt auch Familien und Kindern die einstigen Bewohner, das Amt Leisnig und die Geschichte des Ortes, wo zeitweise auch die Prinzen und Prinzessinnen der Sachsen wohnten und erzogen wurden.[19] | |
Burg Stolpen | Stolpen war über drei Jahrhunderte im Besitz der Bischöfe von Meißen und wurde deren Hauptresidenz. Die Höhenburg wurde unter den Wettinern als wehrhaftes Renaissanceschloss ausgebaut und zur neuzeitlichen Landesfestung erweitert, Schließlich verfiel sie zur Teilruine. Napoleon besiegelte die wehrstrategische Bedeutungslosigkeit Stolpens. Heute zählt die Burganlage zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Sachsen. Das Schicksal der berühmten Gefangenen, der Gräfin Cosel, der Mätresse von August dem Starken, verbrachte dort ein halbes Jahrhundert und fand ihre letzte Ruhe. Die Burganlage ist weithin sichtbar und ein beliebter Ausflugsort, Museum, Baudenkmal, Veranstaltungsort und Aussichtspunkt. Verbunden ist der kantig-schroffe Säulenbasalt als Naturdenkmal, der besonders auf der westlichen Seite des Burgbergs und auch im Inneren der Anlage am Fuße des Johannisturms vom vulkanischen Ursprung zeugt.[20] | |
Barockgarten Großsedlitz | Im hügeligen Vorland der Sächsischen Schweiz liegt die bedeutende barocke Gartenanlage mit ihren gestalteten Terrassen. Das Gartenparadies nach Versailler Vorbild ließ August der Starke 1723 auf dem zunächst als Landsitz erbauten Areal für „Feste des Polnischen Adlerordens“ erweitern. Hunderte Skulpturen ergänzten einst die Heckenwände, Parterres und Hainbuchennischen. 60 der Steinbildwerke bezeugen die Bildhauerkunst des 18. Jahrhunderts. Rabatten, Kübelpflanzen und Formgehölze warten auf Entdeckung. Die kunstvoll geschwungene Freitreppe verkörpert mit ihrem Namen die „Stille Musik“. Nur ein Sechstel der ursprünglichen Planungen wurden umgesetzt und doch hat sich mit der ins Vergessen geratenen Gartenschöpfung ein Kleinod in Sachsen erhalten.[21] | |
Großer Garten & Dresdner Parkeisenbahn | In seiner Vielfalt, mit seinen Kunst- und Naturdenkmalen zählt der Große Garten zu den bedeutendsten Gärten Europas. 1678 begann durch Kurfürst Johann Georg III. der Bau dieser Gartenanlage. Den Schnittpunkt seiner Hauptalleen ziert ein Palais der frühbarocken Baukunst. Nach 1814 zu einem englischen Landschaftspark fürs Volk zur Erholung umgewandelt, dient der 147 Hektar umfassende Park den Besuchern mit Freilichtbühnen, der Dresdener Parkeisenbahn, dem Puppentheater, dem Zoo und Botanischen Garten noch heute diesem Zweck.[22] | |
Kloster Altzella | Altzella war im Mittelalter das bedeutendste Kloster im mitteldeutschen Raum. 1162 stiftete es Markgraf Otto der Reiche. Die Altzeller Zisterziensermönche verfügten über eine bedeutende Bibliothek. Dort soll das älteste Rechtsbuch, der Sachsenspiegel in deutscher Sprache verfasst worden sein. Eine kleine Ausstellung widmet sich ihm im Bibliothekssaal des Obergeschosses, im noch erhaltenen Konversenhaus. Die wertvollen Handschriften wurden 1543 der Leipziger Universitätsbibliothek übereignet, wo sie sich noch heute befindet. Die Zisterzienserabtei diente als Hauskloster den wettinischen Markgrafen von Meißen, die dort auch ihre Grablege hatten. An die im Zuge der Reformation aufgelöste Abtei erinnern noch Bauten und Ruinen. Um 1800 legte Johann Gottfried Hübler einen romantischen Landschaftsgarten an und bezog das noch Vorhandene mit ein. Schon Caspar David Friedrich inspirierte dieser romantische Ort.[23] | |
Schloss Colditz | Hoch über der gleichnamigen Stadt thront Schloss Colditz auf einem Porphyrfelsen. Den Burgward des 11. Jahrhunderts bauten zunächst Wiprecht von Groitzsch und später das Geschlecht der Herren von Colditz umfangreich aus. Nach 1404 ließen die Wettiner, v. a. Ernst von Sachsen und Friedrich der Weise, die Renaissanceanlage errichten. Um 1600 wurde es als Witwensitz der Kurfürstinwitwe Sophia mit Gärten, Lusthäusern und kostbarem Interieur erweitert. Die herrschaftliche Nutzung wechselte ab 1803 zur Nutzung als Arbeitshaus und Irrenanstalt, frühem KZ (1933/34) und schließlich im Zweiten Weltkrieg zum Sonderlager Oflag IV C für Offiziere der Alliierten. Die legendären Ausbruchsversuche der Colditzer Kriegsgefangenen haben zu einer populären Rezeption geführt. Einige Fluchttunnel sind noch zu sehen. 1945 wurde Colditz Sammellager für Adelsfamilien und Gutsbesitzer, um diese enteignen zu können. 1946 begannen friedlichere Zeiten mit der Nutzung als Krankenhaus, welches 1996 schloss. Seit 2003 gehört auch Colditz zu den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten und wird schrittweise saniert. Die Jugendherberge und die Sächsische Landesmusikakademie sind im ehemaligen Marstall des Schlosses untergebracht. Zahlreiche englische und niederländische Touristen kommen nur wegen Colditz nach Deutschland, um den für sie legendären Ort zu sehen.[24] |
weitere gGmbH Objekte des Freistaates | Bemerkung | Bild |
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Jagdschloss Augustusburg | Schloss Augustusburg/Schloss und Park Lichtenwalde/Burg Scharfenstein gGmbH | |
Burg Scharfenstein | Schloss Augustusburg/Schloss und Park Lichtenwalde/Burg Scharfenstein gGmbH | |
Schloss und Park Lichtenwalde | Schloss Augustusburg/Schloss und Park Lichtenwalde/Burg Scharfenstein gGmbH | |
Festung Königstein |
Festung Königstein gGmbH |
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Dachmarke „Schlösserland Sachsen“
Im Jahr 2005 wurde die Werbekooperation Schlösserland Sachsen geschaffen, ein Verbund von bedeutenden staatlichen und nichtstaatlichen Bau- und Gartendenkmalen, der die Aufgabe hat, die sächsischen Kulturdenkmäler zu erhalten, zu pflegen und zu präsentieren. Unter dieser Dachmarke werden in Zusammenarbeit mit der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH (TMGS) die mittlerweile mehr als 50 Schlösser, Burgen, Gärten, Festungen und Schlosshotels überregional und international vermarktet.
Folgende weitere Schlösser, Burgen und Klöster sind Kooperationspartner in der Werbegemeinschaft Schlösserland Sachsen:
Objekt | Eigentümer/Betreiber | Bild |
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Barockschloss Delitzsch | Stadt Delitzsch | |
Residenzschloss Dresden | Staatliche Kunstsammlungen Dresden | |
Schloss Freudenstein | Stadt Freiberg | |
Schloss Lauenstein | Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein | |
Schloss Wackerbarth | Schloss Wackerbarth, Radebeul | |
Schloss Klippenstein | Museum Schloss Klippenstein | |
Schloss Wildeck | Stadtverwaltung Zschopau | |
Schloss Freudenstein | Amt für Kultur-Stadt-Marketing | |
Fürst-Pückler-Park Bad Muskau | Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ | |
Schloss Hartenfels | Landratsamt Nordsachsen | |
Wasserschloss Klaffenbach | C³ Chemnitzer Veranstaltungszentrum GmbH | |
Burg Hohnstein | Burg Hohnstein | |
Kloster Buch | Kloster Buch | |
Europa-Jugendherberge Schloss Colditz | Deutsches Jugendherbergswerk |
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Pension „Zur Königlichen Ausspanne“ | Pension „Zur Königlichen Ausspanne“ | |
Schloss Hotel Dresden-Pillnitz | Schlosshotel Pillnitz GmbH | |
Kloster Nimbschen | Hotel Kloster Nimbschen GmbH | |
Schloss Voigtsberg | Oelsnitzer Kultur GmbH | |
Königliche Anlagen Bad Elster | Chursächsische Veranstaltungs GmbH | |
Schloss Wildenfels | Freundeskreis Schloss Wildenfels e. V. | |
Schloss Wolkenburg | Fachbereich Bildung & Kultur | |
Barockgarten Zabeltitz | GB Stadtkultur und Ordnung | |
Burg Schönfels | Burg Schönfels | |
Schloss Frohburg | Stadtverwaltung Frohburg | |
Schloss Forderglauchau und Schloss Hinterglauchau | Museum und Kunstsammlungen Schloss Hinterglauchau | |
Schloss Proschwitz | Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe | |
Burg Mylau | Burg Mylau, Reichenbach | |
Schloss Rochsburg | Mittelsächsische Kultur gGmbH | |
Jagdschloss Graupa – Richard-Wagner-Stätten Graupa | Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna mbH |
Besucherzahlen
Jährlich besuchen etwa zwei Millionen Gäste die staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten.
Struktur
Die zentrale Geschäftsstelle der SBG gGmbH mit der Geschäftsführung befindet sich in Dresden im historischen Torhaus. Ursprünglich als Wachgebäude der beidseitig gelegenen ehemaligen Kasernen der Albertstadt entstanden, beherbergt es heute die einzelnen Koordinationsbereiche Museen, Gärten, Marketing, Bau, Management, IT und Rechnungswesen für die verschiedenen Einzelgeschäftsstellen der 19 sachsenweit gelegenen Schlösser, Burgen und Gärten. Die SBG gGmbH ist der größte Kulturbetrieb in Sachsen und vereint bedeutende Baudenkmäler des Freistaates. In dessen Auftrag unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer, musealer und touristischer Belange obliegt es den Mitarbeitern diese Orte zu bewahren, zu bewirtschaften und zu präsentieren. Ein Aufsichtsrat steht beratend zur Seite.
Literatur
(alphabetisch nach Orten bzw. Denkmälern geordnet)
- André Thieme, Matthias Donath: Albrechtsburg Meissen. Edition Leipzig, Leipzig 2011, ISBN 978-3-361-00662-1.
- Fritz Löffler: Das Alte Dresden. 11. Auflage. Verlag E.A. Seemann, Leipzig 1992, ISBN 3-363-00007-3.
- André Thieme, Matthias Donath: Kloster Altzella. Edition Leipzig, Leipzig 2011, ISBN 978-3-361-00663-8.
- Regina Thiede: Schloss Colditz. Edition Leipzig, Leipzig 2013, ISBN 978-3-361-00687-4.
- Falk Schulze, Simona Schellenberger: Burg Gnandstein. Edition Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-361-00676-8.
- Roland Puppe, Matthias Donath: Der Grosse Garten in Dresden. Edition Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-361-00677-5.
- Simone Ruby: Barockgarten Großsedlitz. Edition Leipzig, Leipzig 2013, ISBN 978-3-361-00689-8.
- Wiebke Glöckner, Ingolf Gräßler: Burg Mildenstein. Edition Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-361-00675-1.
- Margitta Hensel, Matthias Donath: Schloss Moritzburg. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00707-9.
- Peter Wunderwald, Matthias Donath: Schloss Nosssen. Edition Leipzig, Leipzig 2011, ISBN 978-3-361-00661-4.
- Margitta Hensel, Matthias Donath: Moritzburg Palace and Little Pleasent Palace. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00707-9.
- Andrea Dietrich, Dirk Welich: Schloss und Park Pillnitz. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00671-3.
- Andrea Dietrich, Dirk Welich: Pillnitz Castle and Park. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00672-0.
- Falk Dießner, Matthias Donath: Barockschloss Rammenau. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00706-2.
- Matthias Donath: Sachsens schönste Schlösser, Burgen und Gärten. Edition Leipzig, Leipzig 2011, ISBN 978-3-361-00667-6.
- Staatliche Schlösser Burgen und Gärten. Jahrbücher Band 1–15. Sandstein Verlag, Dresden, ISSN 1436-1434.
- Folke Stimmel, Reinhardt Eigenwill, Heinz Glodschei u. a.: Stadtlexikon Dresden. A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1994, ISBN 3-364-00300-9.
- Jens Gaitzsch: Burg Stolpen. Edition Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-361-00704-8.
- Birgit Finger, Andrea Dietrich: Schloss Weesenstein. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00671-3.
- Dirk Welich, Matthias Donath: Der Zwinger zu Dresden. Edition Leipzig, Leipzig 2011, ISBN 978-3-361-00668-3.
Weblinks
- Wissensportal der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen
- Offizieller Internetauftritt
Einzelnachweise
- Satzung (Memento vom 20. März 2009 im Internet Archive). (PDF; 95 kB) In: schloesserland-sachsen.de, abgerufen am 18. September 2020.
- Drucksache des Sächsischen Landtages. 1/907.
- Drucksache des Sächsischen Landtages. 2/10146.
- Drucksache des Sächsischen Landtages. 3/8236.
- Schlösserland Sachsen. In: schloesserland-sachsen.de. SBG gGmbH, 29. April 2019, abgerufen am 29. April 2019.
- SBG gGmbH (Albrechtsburg Meißen); Sammlung: Monumentale Wandgemälde ( Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Albrechtsburg Meissen ). In: sachsen.museum-digital.de, abgerufen am 18. September 2020; Albrechtsburg.
- SBG gGmbH (Barockschloss Rammenau).
- SBG gGmbH (Dresdner Zwinger).
- Stadtlexikon Dresden. A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1994, S. 203 und 209.
Stallhof Dresden. In: schloesserland-sachsen.de, abgerufen am 18. September 2020.
Stallhof. In: tu-dresden.de, abgerufen am 18. September 2020. - SBG gGmbH (Fasanenschlösschen Moritzburg).
- SBG gGmbH (Brühlsche Terrasse).
- SBG gGmbH (Schloss Moritzburg).
- SBG gGmbH (Schloss Nossen).
- SBG g GmbH (Schloss Pillnitz)
- SBG gGmbH (Schloss Rochlitz).
- SBG gGmbH (Schloss Weesenstein).
- SBG gGmbH (Burg Gnandstein).
- SBG gGmbH (Burg Kriebstein).
- SBG gGmbH (Burg Mildenstein).
- SBG gGmbH (Burg Stolpen).
- SBG gGmbH (Barockgarten Großsedlitz).
- SBG gGmbH (Großer Garten Dresden).
- SBG gGmbH (Kloster Altzella).
- SBG gGmbH (Schloss Colditz).