Burg Hohnstein (Sächsische Schweiz)
Die Burg Hohnstein befindet sich im gleichnamigen Ort Hohnstein in der Sächsischen Schweiz im Freistaat Sachsen. Von den ehemals zahlreichen rechtselbischen Burgen in der Sächsischen Schweiz ist Hohnstein die einzige erhaltene.
Burg Hohnstein | ||
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Burg Hohnstein | ||
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Hohnstein | |
Entstehungszeit | um 1200 | |
Burgentyp | Höhenburg, Felsenburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Adel | |
Geographische Lage | 50° 59′ N, 14° 7′ O | |
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Lage
Die auf einem Sandsteinfelsen über dem Polenztal thronende Felsenburg ist das Wahrzeichen der Kleinstadt. Sie liegt auf einer harten Sandsteinplatte 140 m über dem Polenztal. Der Zugang zur Burg ist nur über den Marktplatz von Hohnstein möglich.
Geschichte
Die Burg Hohnstein wurde vermutlich im 12. Jahrhundert als böhmische Grenzfeste zur Markgrafschaft Meißen und somit gegen Sachsen errichtet. 1353 erhält der böhmische Adlige Hinko Berka von Dubá, dessen Wappen mit gekreuzten Eichenästen den Durchgang zum zweiten Hof ziert, die Burg („castrum hohenstayn“) zum Lehen. 1443 verloren die Berken von der Dubá das Anwesen durch Tausch- und Kaufgeschäfte, nun erstmals unter ihrem Namen erwähnt, an Kursachsen unter Friedrich dem Sanftmütigen, es blieb aber bis 1806 böhmisches Lehen. Die Wettiner gingen von hier aus auf die Jagd und zum Lachsstechen. Im frühen 16. Jahrhundert konnten sich die Schönburger hier kurzzeitig im Elbsandsteingebirge festsetzen, doch überließen sie Hohnstein 1543 in einem Tauschgeschäft Herzog Moritz.
In den folgenden Jahrhunderten diente die Burg wechselnd als Verwaltungssitz (kurfürstliches Amt) sowie Gerichtsstand und Gefängnis. Die ursprünglich aus Holz errichteten Anlagen wurden im 17. und 18. Jahrhundert allmählich durch die heutigen Steinbauten ersetzt und widerstanden 1639 sogar erfolgreich einer schwedischen Belagerung.
Die Burg diente nach Auflösung des Amtssitzes 1861 unter anderem als „Männerkorrektionsanstalt“, ab 1919 als Jugendgefängnis.
Der Sächsische Landtag beschloss im September 1924, die Anlage dem Reichsverband Deutscher Jugendherbergen zur Verfügung zu stellen. Im April 1926 wurde die Burg als Jugendherberge (Jugendburg) eröffnet. Mit 1000 Übernachtungsplätzen war Burg Hohnstein zu dieser Zeit die größte Jugendherberge in Deutschland. In den Jahren 1926 und 1927 zählte die Burg 2.357 Ferienlagergäste, 1.258 Lehrgangsgäste, 18.696 Tagungsgäste und 2.357 Teilnehmer verschiedener Feiern.[1]
Nach dem Ort und der Burg Hohnstein ist auch die Puppenbühne Hohnsteiner Kasper benannt, die 1928 in der Burg erste Aufführungen veranstaltete.
In den Jahren 1933/34 wurde in der Burg das Konzentrationslager Hohnstein für sogenannte „Schutzhäftlinge“ (etwa 5.600 politische Gefangene) eingerichtet.[2] Ab 1935 diente die Anlage wieder als Reichsjugendherberge der Hitlerjugend. Im Zweiten Weltkrieg war ein Kriegsgefangenenlager in der Burg untergebracht. Anfangs diente die Burg als Gefangenenlager (Oflag) für 800 polnische und danach auch französische Offiziere, später als Stalag IV/4 für jugoslawische und sowjetische Kriegsgefangene.
Nach Kriegsende diente die Burg als Zuflucht für Flüchtlinge, bevor sie 1949 wieder zur Jugendherberge wurde. Die größte Jugendherberge der DDR erhielt 1951 den Ehrennamen Ernst Thälmann verliehen. 1953 wurde hier auch das Naturwissenschaftliche Nationalmuseum für Geologie, Botanik, Zoologie, Ökologie der Landschaft eingerichtet.
Bis 1947 gehörte die Burg Hohnstein zum Eigentum des Freistaates Sachsen und gelangte anschließend als Volkseigentum in die Verwaltung des Kreis Sebnitz. Zum Ende der DDR-Zeit gab es Pläne, in der Burg Hohnstein ein Internierungslager für bis zu 890 Gegner der SED-Herrschaft einzurichten.[3]
Nach der Deutschen Wiedervereinigung verblieb die Burg Hohnstein im Eigentum des Landkreises Sebnitz (ab 1994 Landkreis Sächsische Schweiz, ab 2008 Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge). Seitens des Denkmalschutzes wurde die Anlage nicht als überregional bedeutsam eingestuft, so dass keine Übernahme durch die staatliche Schlösserverwaltung des Freistaates Sachsen erfolgte.
Der Landkreis Sächsische Schweiz verpachtete die Burg Hohnstein 1996 an den Verein Häuserwerk des Deutsche Naturfreunde e.V., der hier das 1953 eingerichtete Museum sowie eine Jugendherberge mit ca. 160 Betten betrieb und Räumlichkeiten für Feiern und Events vermietete. Ein Gebäude wurde dem Verein später als Erbbaurecht übergeben. Der Verein musste jedoch 2007 Insolvenz anmelden, die Burg wurde seitdem in Insolvenz bewirtschaftet. Dadurch konnten notwendige Investitionen in die Gebäudesubstanz nicht ausgeführt werden, so dass sich der bauliche Zustand sukzessive verschlechterte. Mittlerweile kann ein Teil der Gebäude nur noch unter Auflagen oder gar nicht mehr bewirtschaftet werden (Stand Juli 2017).[4]
Der Investitionsbedarf am Gebäudebestand der Burg Hohnstein wird auf mindestens 12 Millionen € beziffert. Seitens des Insolvenzverwalters wurden die Pachtverträge mit Ausnahme des Gebäudes in Erbbaurecht zum 30. November 2017 gekündigt, so dass die weitgehende Schließung der Burg drohte.[5] Deshalb wird ab Januar 2018 die Stadt Hohnstein die Betreibung der Burg übernehmen.[6] Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sucht derzeit parallel einen neuen dauerhaften Betreiber für die Gesamtanlage, hat aber gleichzeitig signalisiert, dass der Investitionsstau aus Mitteln des Landkreises nicht bewältigt werden kann.[5]
- Ansicht von Burg und Stadt Hohnstein nach 1630
- Zeichnung der Burg von 1719 mit Beschriftung der Gebäude
- Burg Hohnstein um 1844
- Das Renaissanceschloss Anfang des 20. Jahrhunderts
- Blick vom sogenannten Ritterfelsen über den Bärengarten zur Burg
- Links die mittelalterliche Burg, rechts das Renaissanceschloss von 1550
- Wappen der Berka von Dubá und Lipa über dem Durchgang zum zweiten Hof
- Briefmarke der Deutschen Post der DDR aus der Serie Burgen
Einzelnachweise
- Einst Deutschlands größte Jugendherberge, Sächsische Zeitung (Ausgabe Sebnitz) vom 21. Juni 2014.
- Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich. 3. verb. Aufl. München 2001, ISBN 3-486-53833-0, S. 369–374.
- Kennwort "Leuchtboje" – Das geplante Isolierungslager der Staatssicherheit auf der Burg Hohnstein Bundeszentrale für politische Bildung
- Aktuelles zur Burg, Information der Stadt Hohnstein. Abgerufen am 25. Juli 2017.
- Burg im Hamsterrad, Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 22./23. Juli 2017.
- Hohnstein übernimmt die Burg, Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 4. August 2017.
Literatur
- Gebiet Königstein, Sächsische Schweiz (= Werte der deutschen Heimat. Band 1). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1957.
- A. Bergmann: Hohnstein. in: Alfred Meiche: Burgen und vorgeschichtliche Wohnstätten der sächsischen Schweiz. Dresden 1907, S. 236–259
- Matthias Donath: Schlösser in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge. edition Sächsische Zeitung, Meißen 2006
- Edgar Hahnewald: Hohnstein. in: Mitteilungen des Landesverein Sächsischer Heimatschutz Band XX, Heft 1–2/1931, Dresden 1931, S. 70–76
- Hermann Knothe: Die Berka von der Duba auf Hohnstein, Wildenstein, Tollenstein und ihre Beziehungen zu den meissnischen Fürsten, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Band 2, Heft 3, Dresden 1881, S. 194–236 (Digitalisat)
- Winfried Pätzold: Burg Hohnstein. Reihe „Der historische Ort“, Nr. 51, Berlin 1999
- Manfred Schober: Die ehemalige St.-Anna-Kapelle auf der Burg Hohnstein. in: Mitteilungsheft des Arbeitskreises Sächsische Schweiz im Landesverband Sächsischer Heimatschutz, Band 3, Pirna 2006, S. 17–23
Weblinks
- Offizielle Webseite der Burg Hohnstein
- Burg und Herrschaft Hohnstein
- Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun