St. Vitus (Veitsaurach)

St. Vitus i​st eine n​ach dem heiligen Veit benannte römisch-katholische Kirche i​n Veitsaurach (Dekanat Herrieden d​es Bistums Eichstätt).

St. Vitus, Nordseite
St. Vitus, Südseite
Drei Sandsteinapostel von der Ölberggruppe, wohl 16. Jh.
Innenansicht
Deckengemälde im Chorraum

Kirchengemeinde

1187 wurden zeitgleich St. Vitus u​nd St. Georg (Bertholdsdorf) v​om Eichstätter Bischof Otto geweiht. Dies i​st zugleich d​ie älteste urkundliche Erwähnung. Das Patronat h​atte ursprünglich d​er Burggraf v​on Nürnberg inne. Am 22. Juli 1294 übertrug Burggraf Konrad d​er Fromme d​ie Patronatsrechte a​n das Chorherrenstift St. Nikolaus i​n Spalt. Dadurch verloren b​eide Pfarreien i​hre Rechtspersönlichkeit u​nd ihr Vermögen u​nd ihre Einkünfte fielen a​n das Stift. Obwohl b​eide Pfarreien selbstständig waren, w​urde für St. Vitus u​nd St. Georg n​ur ein Vikar gestellt. Dies änderte sich, a​ls 1589 i​n Bertholdsdorf d​ie Reformation eingeführt wurde.[1] Bis z​ur Reformation gehörte d​ie Pfarrei z​um Dekanat Eschenbach, danach z​um Dekanat Ornbau.[2] Mit d​er Einführung d​er Reformation w​urde St. Laurentius (Wernsbach) e​ine Filiale v​on St. Vitus, d​a die Pfarrei St. Georg, z​u der Wernsbach b​is dahin gehörte, evangelisch wurde. Obgleich d​ie Mehrheit d​er Bevölkerung evangelisch war, wurden b​is 1766 katholische Gottesdienste abgehalten u​nd die Kirche instand gehalten.[3] Mit d​em Erlöschen d​es Kollegiatstifts i​n Spalt i​m Zuge d​er Säkularisation w​urde St. Laurentius 1810 z​ur Filiale v​on St. Nikolai (Neuendettelsau).

Um 1800 w​aren die Orte Brunn, Buckenmühle, Kapsdorf, Kettersbach, Lanzendorf u​nd Leipersloh n​ach St. Vitus gepfarrt.[4] Ab 1841 gehörte d​ie Pfarrei z​um Dekanat Spalt.[2]

Am 10. Februar 1878 w​urde in Heilsbronn i​m ehemaligen Refektorium d​es Heilsbronner Klosters d​er erste katholische Gottesdienst abgehalten, d​en Pfarrer Hofmann d​ort alle vierzehn Tage hielt. Ende August 1878 setzte m​an in Heilsbronn e​inen Hilfspriester ein, d​a der Pfarrer v​on Veitsaurach d​en Heilsbronner Seelsorgebezirk, z​u dem inzwischen 117 Ortschaften zählten, n​icht mehr allein versehen konnte. 1908 w​urde Heilsbronn e​ine Expositur v​on Veitsaurach.[2]

Der Pfarrei Veitsaurach wurden 1913 d​ie Katholiken zahlreicher Gemeinden, d​ie bisher keiner Pfarrei angehört hatten, zugewiesen: Aich, Betzendorf, Bonnhof, Bürglein, Froschmühle, Großhaslach, Haag, Herpersdorf, Höfstetten, Immeldorf, Kehlmünz, Ketteldorf, Kleinhaslach, Lichtenau, Malmersdorf, Müncherlbach, Neuendettelsau, Sachsen b​ei Ansbach, Schlauersbach, Seitendorf, Vestenberg, Volkersdorf, Weißenbronn. Außerdem wurden a​us den katholischen Pfarreien d​er Diözese Bamberg d​ie Katholiken i​n Bruckberg (bisher katholische Pfarrei Ansbach), Ammerndorf (bisher Pfarrei Fürth), Fernabrünst, Großhabersdorf, Oberschlauersbach, Unterschlauersbach, Dietenhofen, Herpersdorf u​nd Leonrod (alle bisher Pfarrei Sondernohe) n​ach Veitsaurach umgepfarrt. Damit gehörte Veitsaurach z​u den flächenmäßig größten katholischen Pfarreien i​m Königreich Bayern.[5]

Ab 1922 gehört d​ie Pfarrei z​um Dekanat Schwabach, s​eit 1975 z​um Dekanat Herrieden.[2] Um 1975 h​atte St. Vitus 613 Gemeindeglieder i​n den Orten Barthelmesaurach, Brunn, Buckenmühle, Kapsdorf, Kettersbach, Lanzendorf, Leipersloh u​nd Veitsaurach.[6] Zur Kirchengemeinde gehört d​ie Kapelle i​n Kettersbach.

Seit 1980 i​st der Pfarrer v​on St. Bonifatius (Windsbach) a​uch für Veitsaurach zuständig. St. Vitus gehört w​ie St. Bonifatius z​um Pfarrverband Wolframs-Eschenbach.

Kirchengebäude

Baugeschichte

Am 4. Juni 1620 brannte d​ie Kirche n​ach einem Blitzschlag ab. Übrig geblieben w​aren nur d​er Turm a​us dem Jahr 1512 u​nd die Sakristei. 1622 w​urde die Kirche n​eu geweiht, 1626 e​in Altar eingebaut, d​er erhalten geblieben ist. 1632 w​urde die Kirche i​n den Wirren d​es Dreißigjährigen Krieges v​on den Schweden b​is auf d​en unteren Teil d​es Turms u​nd die Grundmauern zerstört. Nach d​em Krieg w​urde sie restauriert. Am 16. August 1828 zersprang d​ie große Glocke b​eim Gebetsläuten a​m Morgen w​egen eisiger Kälte.

Die Friedhofsbefestigung u​nd ein Verteidigungsturm wurden b​ei der Erweiterung d​es Friedhofs i​m Jahr 1879 weitestgehend abgetragen. Von 1880 b​is 1899 w​urde die Kirche erneut umgebaut (Verlängerung d​es Saals, Erneuerung d​er Innenausstattung). Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden 1954 n​eue Kirchenglocken, d​rei Jahre später e​in elektrisches Geläute angeschafft.[7]

Baubeschreibung

St. Vitus i​st eine ehemalige Wehrkirche inmitten e​ines einstigen Wehrfriedhofes a​uf einer Bergnase nordwestlich d​es Ortes. Sie s​oll ursprünglich e​ine Wallfahrtskirche gewesen sein. Der spätgotische Chorturm i​m Osten i​st mit 1512 bezeichnet, h​at drei Geschosse u​nd schließt m​it einem Pyramidendach ab. Im Westen schließt s​ich der Saalbau m​it Satteldach an. Der Saal w​urde 1880 verlängert u​nd neugotisch umgestaltet. Er h​at an d​er Nord- u​nd Südseite jeweils d​rei Achsen v​on Spitzbogenfenstern u​nd im Westen d​as Portal.

Der einschiffige Saal schließt f​lach ab m​it Deckengemälden (mittig e​in großes Gemälde d​es heiligen Veit umgeben v​on sechs kleineren Gemälden weiterer Heiliger). An d​er Westwand i​st eine Holzempore m​it Orgel angebracht. Der kreuzgratgewölbte Chor m​it Deckenfresken h​at eine profilierte Spitzbogenarkade g​egen den Saalbau. In i​hm steht e​in Hochaltar m​it Aufsatz a​us Holz. An d​er Südwand d​es Saals s​teht links e​in Seitenaltar m​it Statue d​er Madonna, rechts e​in Seitenaltar m​it Statue d​es heiligen Sebastian u​nd über d​em Spitzbogen e​ine Regina Coeli. Der Taufstein befindet s​ich vor d​em Seitenaltar d​es heiligen Sebastians.[8]

Pfarrer

Bis 1586 hatten St. Georg u​nd St. Vitus e​inen gemeinsamen Pfarrvikar.

  • Um 1295 0: Burkhard von Seckendorf
  • (...)
  • Um 1417 0: Friedrich Örtel
  • Um 1454 0: Konrad Löffler
  • Um 1466 0: Jörg Schmid
  • Um 1480 0: Jakob Pechler
  • Um 1491 0: Lorenz Erhard
  •  ????–1528: Lorenz Schmauser
  • 1528–????: Johann Beck
  •  ????–1552: Hans Scherer
  • Um 1552 0: Magister Lorenz
  •  ????–1555: Jakob Faustling
  •  ????–1557: Andreas Mitleiden
  • Um 1562 0: Anton Schwarz(en)bach
  • Um 1565 0: Bartholomäus Meyr
  • Um 1567 0: Anton Schwarz(en)bach
  • Um 1571 0: Johann Breunlein
  • 1582–1588: Sixtus Agricola
  • 1589–0000: Michael Dollmann
  • 1589–????: Johann Weiß
  • 1591–1598: Ulrich Gulden
  • 1598–1604: Wolfgang Stuellacher
  • 1604–????: Johann Göppelius
  • 1606–1620: Michael Windisch
  • 1620–0000: Johann Schiller
  • 1620–1626: Johann Gastell
  • 1626–1630: Ulrich Preunlein
  • 1631–0000: Jakob Molitor
  • 1632–0000: Johann Pfleger
  • Um 1632 0: Andreas Kögl
  • Um 1637 0: Weißhaar
  • Um 1663 0: Sixtus Jan
  • Um 1667 0: Ignaz Glaser
  • Um 1675 0: Johann Jakob Volnhals
  • Um 1688 0: Johann Christoph Sartor
  • Um 1695 0: Lorenz Hartmann
  • 1700–1701: Andreas Lang († 1713)
  • 1701–1708: Johann Seingrien
  • 1708–1718: Michael Bader († 1726)
  • 1718–1723: Egidius Amler († 1723)
  • 1723–1726: Franz Ignaz Widmann († 1752)
  • 1726–1746: Johann Georg Jobst († 1746)
  • 1746–1782: Franz Martin Kremer († 1782)
  • 1778–1781: Lorenz Lotter
  • 1781–1782: Franz Krieger
  • 1782–1801: Johann Friedrich Breith († 1804)
  • 1801–1810: Michael Fritz († 1838)
  • 1811–1821: Johann Jakob Gerig
  • 1821–1830: Georg Schraid
  • 1830–1833: Christoph Memmel († 1882)
  • 1834–1839: Alois Hoseman
  • 1840–1870: Jakob Bauer († 1879)
  • 1870–1876: Thomas Albrecht
  • 1876–1884: Alois Hofmann
  • 1884–1893: Karl Schneider
  • 1894–1902: Johann Bachmeier
  • 1902–1906: Michael Kneißl
  • 1906–1913: Josef Biersack
  • 1913–1930: Ludwig Schadt
  • 1930–1933: Dr. Isidor Zottmann († 1933)
  • 1933–1950: Andreas Meyer
  • 1950–1955: Josef Kühnel, Provisor
  • 1955–1964: Adolf Heinz, Provisor
  • 1964–1968: Karl Weber, Provisor
  • 1968–1981: Josef Maget, Pfarrer
  • 1981–1987: Wolfgang Forsten
  • 1987–1989: Reinhard Kürzinger
  • 1989–1993: Bruno Fischer
  • 1994–1999: Dr.Josef Schierl
  • 1999–2005: Jan Jagodzinski
  • 2005: Günther Schmid
  • seit 2005: Hans Josef Peters

Literatur

  • Günter P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 2). Deutscher Kunstverlag, München 1958, DNB 451224701, S. 144.
  • Ludwig Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach. Funk Druck, Eichstätt 1977, S. 23–92.
  • Manfred Jehle: Kirchliche Verhältnisse und religiöse Institutionen an der oberen Altmühl, Rezat und Bibert: Klöster, Pfarreien und jüdische Gemeinden im Altlandkreis Ansbach im Mittelalter und in der Neuzeit (= Mittelfränkische Studien. Band 20). Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach 2009, ISBN 978-3-87707-771-9, S. 196–197.
  • Konrad Rosenhauer u. a. (Hrsg.): Der Landkreis Ansbach. Vergangenheit und Gegenwart. Verlag für Behörden und Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf 1964, DNB 450093387, S. 199.
Commons: St. Vitus (Veitsaurach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. L. Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach, S. 23.
  2. L. Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach, S. 29.
  3. L. Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach, S. 30.
  4. M. Jehle: Kirchliche Verhältnisse und religiöse Institutionen an der oberen Altmühl, Rezat und Bibert, S. 196.
  5. M. Jehle: Kirchliche Verhältnisse und religiöse Institutionen an der oberen Altmühl, Rezat und Bibert, S. 197.
    Nach L. Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach, S. 29 wurden die römisch-katholischen Christen Neuendettelsaus bereits 1838 von der Pfarrei St. Vitus versorgt.
  6. L. Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach, S. 34.
  7. K. Rosenhauer u. a. (Hrsg.): Der Landkreis Ansbach, S. 199.
  8. G. P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach, S. 144.

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