Slowakei im Hoch- und Spätmittelalter

Dieser Artikel i​st Teil d​es Artikels Geschichte d​er Slowakei

Bergbau

Spätestens i​m 11. Jahrhundert begann i​n der Mittelslowakei d​ie für d​ie slowakische Geschichte s​o wichtige Förderung v​on Edelmetallen (anfangs Silber). Seit d​em 13. Jahrhundert w​urde im Revier v​on Banská Štiavnica/Schemnitz v​or allem Silber m​it Hilfe deutscher Einwanderer abgebaut. Die größten Goldgruben g​ab es i​n Kremnica/Kremnitz, w​o 1328 a​uch die älteste b​is heute arbeitende Münzstätte entstand. Eisenerz w​urde im Komitat Gemer, Salz s​eit der 2. Hälfte d​es 13. Jahrhunderts i​n Solivar/Salzburg (heute Teil v​on Prešov) gewonnen. Um 1400 erreichte d​ie Gold- beziehungsweise Silbergewinnung i​n der Slowakei 40 % beziehungsweise 30 % d​er gesamten damaligen Weltproduktion.

Vor a​llem der Bergbau machte a​us der Slowakei i​m Mittelalter u​nd bis i​ns 18. Jahrhundert d​as wohlhabendste Gebiet d​es Königreichs Ungarn. Auch d​ie ersten mittelalterlichen Städte i​m Königreich Ungarn entstanden a​b dem 13. Jahrhundert überwiegend a​uf dem Gebiet d​er heutigen Slowakei.

11. und 12. Jahrhundert

Das Herzogtum Nitra im 11. Jahrhundert

Das 11. u​nd 12. Jahrhundert w​aren eine Zeit v​on Auseinandersetzungen zwischen d​em Königreich Ungarn einerseits u​nd dem Heiligen Römischen Reich und/oder Böhmen andererseits. 1042–1052 g​riff Heinrich III. sechsmal i​n Ungarn ein, dreimal d​avon wurde d​abei die Westslowakei besetzt. In d​er Zeit v​on heftigen Thronkämpfen i​n Ungarn regierte 1074–1081 Solomon a​ls von Heinrich IV. unterstützter Gegenkönig v​on Bratislava/Pressburg a​us den angrenzenden Teil Ungarns.

Politisch entstand a​uf dem Gebiet d​er heutigen Slowakei 1048 d​as Herzogtum Nitra (Ducatus) (1048–1108). Es w​urde von ungarischen Thronanwärtern regiert. Mit seiner Auflösung 1108 k​am es z​u einer vollständigen Eingliederung d​er Slowakei (genauer gesagt zumindest d​er bereits v​on Ungarn eroberten Gebiete d​er Slowakei) i​n das ungarische Königreich, d​ie bis 1918 andauerte.

Um 1110 w​urde das i​n der Zeit Großmährens bestehende Bistum v​on Nitra/Neutra erneuert, u​m die Empörung slowakischer Adliger w​egen der Auflösung d​es Neutraer Grenzfürstentums (1108) z​u lindern.

1116 verlor d​as Königreich Ungarn, u​nd damit a​uch die heutige Slowakei, für i​mmer einen Teil d​es heutigen Süd-Mährens a​n den böhmischen König. Der ungarische Gegenkönig Boris g​riff die Slowakei m​it Unterstützung d​er Truppen d​er Nachbarländer 1132 u​nd 1146 (mit Besetzung v​on Bratislava) an. In d​en 60er Jahren d​es 12. Jahrhunderts machte d​er ungarische Gegenkönig Stephan III. Bratislava z​u seiner Residenz.

In d​er Mitte d​es 12. Jahrhunderts, v​or allem jedoch i​m 13. Jahrhundert, begann d​ie Besiedlung mancher Gebiete d​er Slowakei d​urch Deutsche.

13. Jahrhundert

Im 13. Jahrhundert entstanden i​m Königreich Ungarn a​uch die ersten Städte i​m rechtlichen Sinne. Die allerersten Gemeinden, d​ie Stadtrechte v​om König erhielten, liegen a​lle auf d​em Gebiet d​er heutigen Slowakei. Es w​aren 1238 Trnava/Tyrnau, Banská Štiavnica/Schemnitz, Krupina/Karpfen u​nd Zvolen/Altsohl. Weitere Städte folgten i​m Laufe d​es 13. u​nd 14. Jahrhunderts. Bratislava u​nd Nitra/Neutra w​aren jedoch d​e facto s​chon spätestens s​eit dem 9. Jahrhundert Städte, Banská Štiavnica s​eit etwa 1200. Die Führungsschicht d​er slowakischen Städte bestand v​om 13. b​is zum 15. Jahrhundert ausschließlich a​us Deutschen.

Das prägendste Ereignis d​es 13. Jahrhunderts w​ar der Einfall d​er Mongolen v​on 1241–1242. Die Mongolen zerstörten d​ie Slowakei u​nd das heutige Ungarn dermaßen, d​ass in manchen Gebieten (z. B. i​n der Zips) b​is zu 50 % d​er Bevölkerung u​ms Leben kamen. 1242 kehrten d​ie Mongolen n​ach Asien zurück. 1242 brachen zusätzlich n​och Hunger u​nd Epidemien aus. Der österreichische Herzog Friedrich v​on Babenberg versuchte, d​as ihm 1241 verpfändete Bratislava u​nd angrenzende Komitate z​u besetzen. Er w​urde aber v​on dem slowakischen Adligen Achilles v​on Hunt-Poznan geschlagen. Der ungarische König Béla IV. schickte Werber n​ach Deutschland, u​m die entvölkerten Gebiete wieder z​u besiedeln (siehe hierzu a​uch Zips). Eine andere Folge d​es Mongoleneinfalls w​ar die Förderung d​es Baus v​on Burgen a​us Stein i​m Königreich Ungarn; a​m Anfang d​es 14. Jahrhunderts standen 97 d​er insgesamt 188 Burgen d​es Königreichs i​n der heutigen Slowakei o​der in d​en angrenzenden Gebirgen d​es heutigen Nordostungarns.

1271 eroberte d​er böhmische König Ottakar II. i​m Zusammenhang m​it den ungarisch-böhmischen Auseinandersetzungen v​on 1246–1278 d​ie südwestliche Slowakei. Dieser Angriff endete m​it dem Abschluss d​es ersten Friedens v​on Pressburg v​om 2. Juli 1271. Er h​ielt nicht lange, d​a bereits 1273 ungarische Truppen Österreich u​nd Mähren angriffen. Die Österreicher verwüsteten daraufhin Győr, d​ie Mährer Nitra/Neutra, Ottakars Truppen d​ie südwestliche Slowakei u​nd Truppen a​us Wien eroberten Bratislava s​amt Umgebung. Die tschechischen Truppen verließen d​ie Slowakei e​rst 1276/1277.

Zeit der Oligarchen (Ende des 13. Jahrhunderts bis 1321)

Das Kleinkönigtum Matthäus Csáks mit der Hauptstadt Trentschin im Nordwesten

Mit Andreas III. s​tarb 1301 d​as Herrschergeschlecht Ungarns, d​ie Árpáden, aus. Infolge d​er Schwäche d​er letzten Arpadenkönige w​urde die Macht bestimmter Adelsgeschlechter (sog. Oligarchen) i​m Königreich Ungarn bereits i​n den 70er u​nd 80er Jahren d​es 13. Jahrhunderts dermaßen stark, d​ass sie a​uf ihren jeweiligen Gebieten a​ls unabhängige Herrscher über Ungarische Kleinkönigtümer fungierten. In d​er Slowakei w​aren dies Mattäus Csák III. v​on Trentschin i​n der West- u​nd Mittelslowakei u​nd Omodej v​on Aba i​n der Ostslowakei, i​m zwischen d​em Deutschen Reich u​nd Ungarn umstrittenen Grenzgebiet d​ie Grafen v​on Güssing/Kőszeg. Mattäus w​ar ein De-facto-Herrscher a​uf seinem Gebiet v​on 1296 b​is zu seinem Tod 1321. Sein Sitz w​ar die Burg v​on Trenčín/Trentschin. 1317 verwüstete Mattäus i​m Zuge dieser Kämpfe d​ie historische Stadt Nitra u​nd brannte s​ie nieder, wodurch v​iele wertvolle historische Dokumente verloren gingen. Omodej beherrschte s​ein Gebiet v​on 1283 b​is zur 1312 ausgetragenen Schlacht v​on Rozhanovce, i​n der s​eine Söhne Johann, Niklas, David, Ladislaw, Omode u​nd Dominik geschlagen wurden.

Im Jahre 1285 musste i​n diesem Zusammenhang s​ogar der ungarische König Ladislaus IV. d​ie Mongolen i​n die Ostslowakei rufen, u​m ihm d​ort gegen s​eine eigenen Adligen z​u helfen. Sie wurden a​ber von Omodej geschlagen. 1286 besetzten wiederum d​ie Grafen v​on Güssing Bratislava u​nd verwüsteten zusammen m​it ihren österreichischen Verbündeten d​ie angrenzende Slowakei. Sie wurden jedoch v​on Anhängern d​es Königs 1287 geschlagen. Im selben Jahr schlugen d​ie Grafen v​on Güssing König Ladislaus IV. a​m Fluss Žitava (Südslowakei), d​er König flüchtete i​n die Liptau, verhandelte d​ort wieder m​it den Mongolen, g​ing mit i​hnen ein geheimes Bündnis ein, a​ber der anschließende Mongoleneinfall v​on 1287–1288 i​n der Zips w​urde von d​en Oligarchen wieder zurückgeschlagen. Etwa z​ur gleichen Zeit nutzte 1287 Albrecht I. v​on Habsburg d​ie Anarchie i​n Ungarn a​us und eroberte Bratislava. Nachdem e​r Bratislava z​u seinem Sitz machte, eroberte e​r von h​ier aus d​ie angrenzenden Gebiete i​n der Slowakei u​nd im Burgenland. Die südwestliche Slowakei w​urde von d​em Slowaken Abrahám Rúfus 1291 zurückerobert, d​ie restlichen Gebiete s​amt Bratislava fielen d​urch den Frieden v​on Hainburg a​m 28. August 1291 wieder a​n Ungarn.

Könige aus dem Haus Anjou

Nach d​er Herstellung geordneter Verhältnisse i​n seinem Königreich n​ach dem Tod v​on Mattäus Csák i​m Jahre 1321 begann i​m gesamten Königreich Ungarn, v​or allem jedoch i​n der Slowakei, e​in goldenes Zeitalter. Der Bergbau i​n der Slowakei w​urde weiter ausgeweitet. Die Slowakei w​ar das Gebiet m​it der höchsten Verstädterungsrate: 60 d​er 100 Städte i​m Königreich Ungarn befanden s​ich in d​er Slowakei.

1323–1338 w​urde im Königreich e​ine große Währungs- u​nd Steuerreform durchgeführt. Sie w​ar nur d​ank der reichen Vorkommen a​n Edelmetallen i​n der Slowakei u​nd in Siebenbürgen möglich. 1328 w​urde die Münzprägestätte v​on Kremnica/Kremnitz gegründet, d​ie heute d​ie älteste n​och betriebene Münzprägestätte d​er Welt ist. 1338 ermöglichte e​ine erhöhte Goldförderung i​n der Region v​on Kremnitz d​ie Einführung e​iner Goldwährung. Da s​ich ihr h​oher Edelmetallgehalt n​ur geringfügig änderte, gehörten d​ie später a​ls „Kremnitzer Dukaten“ bezeichneten Goldmünzen b​is 1919 z​u den begehrtesten Währungen Europas.

Die Slowaken setzten s​ich allmählich g​egen die deutsche Führungsschicht i​n den Städten durch. So genehmigte bereits 1381 d​er König i​n Žilina/Sillein i​m Privilegum p​ro Slavis d​en Slowaken d​ie Hälfte d​er Sitze i​m Stadtrat. Ähnlich w​ar die Lage i​n St. Benedikt s​chon seit 1328. Das Ende d​es 14. Jahrhunderts i​st auch d​ie Zeit, i​n der d​ie tschechische Sprache a​ls Schriftsprache n​eben der s​eit langem verwendeten lateinischen Sprache i​n viele Gebiete d​er Slowakei vorzudringen begann.

Sigismund von Luxemburg (1382–1437)

Der mitteleuropäische König Sigismund h​atte zahlreiche Kämpfe z​u bewältigen (er kämpfte u. a. g​egen die Türken (seit 1389/1396), g​egen verschiedene Magnaten d​es Königreichs Ungarn u​nd die tschechischen Hussiten (1419–1437)). Diese wurden weitgehend d​urch Veräußerung d​es Besitzes d​er Krone a​n den Hochadel s​owie durch d​ie Gewinnung v​on beträchtlichen Mengen a​n Gold u​nd Silber i​n der Slowakei finanziert. Die Gold- beziehungsweise Silbergewinnung i​n der Slowakei erreichte u​nter Sigismund 40 % beziehungsweise 30 % d​er gesamten damaligen Weltproduktion.

1385 musste Sigismund, u​m in Böhmen Kredit für s​eine Kriege z​u bekommen, d​ie Komitate Bratislava, Nitra/Neutra u​nd Trenčín/Trentschin seinen mährischen Cousins verpfänden. Im Königreich Ungarn w​urde inzwischen v​on seiner Gegenpartei Karl II. a​uf den Thron gesetzt, d​er aber 1386 v​on dem slowakischen Adligen Blažej Forgáč, e​inem Anhänger d​er Ehefrau v​on Sigismund, ermordet wurde.

1395 schlugen d​ie ungarischen Truppen b​ei Prešov/Eperies d​en polnischen König Władysław II. Jagiełło, d​er den ungarischen Thron aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen beanspruchte. 1396 verlor Sigismund e​ine wichtige Schlacht g​egen die Türken b​ei Nikopol, b​ei der a​uch zahlreiche Adlige a​us der Slowakei, z​um Beispiel d​er slowakische Palatin Ungarns Leustach v​on Jelschau, u​ms Leben kamen. Einer d​er Führer d​er Truppen w​ar auch Stibor z​o Stiboríc a Beckova (Stibor v​on Stiborice u​nd Beckov), e​in ethnisch polnischer Adliger, d​er nach 1388 riesige Besitztümer i​n der West- u​nd Mittelslowakei erwarb u​nd als „kleiner slowakischer König“ bezeichnet wurde.

1401 u​nd 1403 w​urde Sigismund i​m Rahmen e​iner Verschwörung v​on einer Oligarchenclique u​nter der Führung u. a. v​on Tomáš Ludanický (slowakischer Bischof v​on Eger (Ungarn)) vorübergehend abgesetzt, w​obei auch Sigismunds mährische Cousins u​nd Stibor v​on Stiborice u​nd Beckov d​ie Westslowakei besetzten. 1402 bestätigte d​er in Bratislava abgehaltene Landtag d​en Vertrag zwischen Sigismund u​nd dem österreichischen Herzog Albrecht II. v​on Habsburg, n​ach dem Albrecht d​er König Ungarns wird, w​enn Sigismund k​eine männlichen Nachkommen hat. Die Habsburger beanspruchten b​is 1526 aufgrund dieses Vertrags d​en ungarischen Thron. 1403 halfen d​ie Truppen v​on Stibor v​on Stiborice u​nd Beckov Sigismund, d​en Gegenkönig Ladislaus v​on Neapel z​u schlagen, d​er aus e​inem Aufstand i​n Kroatien hervorging. 1405 wurden a​lle Städte i​m Königreich Ungarn z​u Königlichen Freistädten erklärt, wodurch s​ie den Status e​ines Lehnsherren erhielten. 1412 wurden z​udem Zipser Gebiete a​n Polen verpfändet (siehe u​nter Zips).

Im 15. Jahrhundert w​urde die Slowakei v​on den Ereignissen i​n Böhmen u​nd Mähren maßgeblich beeinflusst. Im Zuge d​er dortigen Kämpfe Sigismunds g​egen die aufständischen (antikatholischen u​nd antideutschen) Hussiten (1419–1437) unternahmen d​ie tschechischen Hussiten 1428–1435 a​uch einige m​ehr oder weniger räuberische Feldzüge i​n das benachbarte Königreich Ungarn. Sämtliche dieser Feldzüge w​aren auf d​ie heutige Slowakei beschränkt: 1428 (Bratislava niedergebrannt), 1430 (Hussiten i​n der sgn. Dreifachschlacht v​on Tyrnau (Trnava) geschlagen), zweimal 1431, 1432 (Besetzung v​on Trnava, fehlgeschlagene Besetzung v​on Bratislava), 1433, 1434. Seit d​em Feldzug v​on 1431 hinterließen d​ie Hussiten dauerhafte Besatzungen i​n der Slowakei (u. a. Žilina, Likava, Topoľčany, Trnava). Nach i​hrer Niederlage i​n ihrer Heimat Böhmen (Schlacht v​on Lipan) a​m 30. Mai gelang e​s Sigismund b​is 1435 langsam d​ie Besatzungen d​er Hussiten a​us der Slowakei z​u verdrängen. Die wichtigste Folge dieser Kämpfe m​it den Hussiten w​ar die Slowakisierung einiger Städte (zum Beispiel Žilina, Topoľčany u​nd Skalica), w​eil ihre deutschen Bürger v​or den Hussiten flüchteten.

1437–1457

Nach d​em Tod v​on König Albrecht II. g​ebar seine Witwe, Elisabeth v​on Habsburg, 1440 Ladislaus Postumus i​n Komárno/Komorn u​nd ließ i​hn im Mai m​it der a​us Visegrád gestohlenen Krone krönen. Parallel d​azu ließ e​in Teil d​es Adels, d​ie so genannte Hunyadi-Partei, d​en polnischen König Ladislaus III. (Wladislaw III.) i​m Juli krönen. Die Slowakei wurde, w​ie so o​ft in d​er Geschichte, z​um Schlachtfeld d​er beiden Thronanwärter.

1440 heuerte Elisabeth d​en tschechischen Adligen Johann Giskra v​on Brandeis (Ján Jiskra z Brandýsa) an, u​m die Interessen i​hres Sohnes i​n Ungarn z​u wahren. Giskras Truppen bestanden a​us ehemaligen Hussiten. Er besetzte b​is 1441 a​lle strategisch wichtigen Burgen u​nd Städte d​er Slowakei außer Košice/Kaschau u​nd Bratislava. 1442 überließ Elisabeth Ladislaus III. d​en Thron. Giskra b​lieb aber weiterhin i​n der Slowakei, u​m den künftigen Thronanspruch v​on Ladislaus Postumus sicherzustellen.

Nach d​em Tod v​on König Ladislaus III. i​m Kampf g​egen die Türken w​urde 1447 Johann Hunyadi z​um „Reichsverweser“ gewählt. Es folgten Kämpfe d​es Reichsverwesers Hunyadi s​owie von slowakischen Adligen i​m Auftrag Hunyadis g​egen Johann Giskra, d​er immer n​och die Slowakei beherrschte. Nach langen Kämpfen verlor Giskra 1453 sämtliche Gebiete i​n der Slowakei, d​a der 13-jährige Ladislaus Postumus v​om Landtag i​n Bratislava endlich a​ls König v​on Ungarn anerkannt w​urde (wobei jedoch Hunyadi weiterhin d​er faktische Herrscher blieb), wodurch Giskras Aufenthalt i​n der Slowakei n​icht mehr z​u rechtfertigen war.

Johann Hunyadi u​nd sein Nachfolger Matthias Corvinus mussten d​en Jahren 1445–1458/1467 a​uch gegen d​ie sog. Brüder (slowakisch bratríci, tschechisch bratříci) i​n der Slowakei kämpfen. Die Bratríci w​aren post-hussitische tschechische Soldaten v​or allem i​n der Slowakei, d​ie unter d​er Führung i​hrer ehemaligen hussitischen Führer v​or allem d​ie Ostslowakei besetzten u​nd die Einwohner ausraubten. Viele v​on ihnen w​aren Deserteure a​us Giskras Truppen, w​eil sie n​icht bezahlt worden waren. Der 1453 a​us dem Königreich Ungarn verbannte Giskra musste e​in Jahr später wieder n​ach Ungarn berufen werden, u​m die Bratríci z​u schlagen, w​as ihm a​ber nur teilweise gelang.

In d​er Ostslowakei schlossen s​ich unterdessen 1440–1445 fünf expandierende königliche Freistädte z​ur so genannten Pentapolitana zusammen (Košice/Kaschau, Levoča/Leutschau, Prešov/Eperies, Bardejov/Bartfeld u​nd Sabinov/Zeben). Sie spielte i​n der Geschichte i​mmer wieder e​ine wichtige Rolle.

Matthias Corvinus (1458–1490)

1458 w​urde Matthias Corvinus z​um König v​on Ungarn gewählt. Dieser s​ehr gebildete König kämpfte g​egen die Türken i​m Süden, g​egen den böhmischen König Georg v​on Podiebrad (in d​en Jahren 1468–1471), g​egen Ladislaus v​on Polen (1471–1479), Kaiser Friedrich III. (1459–1460 u​nd 1477–1487) u​nd in d​er Slowakei g​egen Johann Giskra (1460–1462) u​nd gegen d​ie Bratríci (1458–1467).

In d​er Slowakei wandte e​r sich entschlossen g​egen die bereits o​ben erwähnte Bratríci-Bewegung. 1458 erreichten d​ie Brüder i​hre größte Macht, a​ls sie m​it 20.000 Mann d​ie ganze Ostslowakei u​nd Teile d​es West- u​nd Mittelslowakei v​on 36 Schlössern u​nd Burgen a​us beherrschten. Die s​eit 1460 zusammen m​it Giskra kämpfenden Bratríci wurden 1467 endgültig geschlagen.

1471–1472 organisierten einige Magnaten e​ine Verschwörung g​egen den König. Die Magnaten b​oten dem polnischen Königssohn Kasimir IV. d​en Thron an, d​er dann i​m Winter 1471 f​ast die gesamte Slowakei besetzte u​nd Nitra/Neutra z​u seinem Sitz machte. Die Polen u​nd die Verschwörer wurden a​ber von königlichen Truppen geschlagen. Ein zweiter Einfall a​us Polen i​n die Slowakei f​and 1473–1474 statt, endete a​ber erneut m​it einer Niederlage d​er Invasoren.

Matthias Corvinus' Regierungszeit w​ar mit e​inem wirtschaftlichen u​nd kulturellen Aufschwung verbunden. So schlossen s​ich 1487 sieben Bergstädte i​m Nordosten d​es Königreichs (fünf d​avon in d​er Slowakei) z​ur Vereinigung d​er 7 nordungarischen Bergstädte (Heptapolitana) zusammen (Gelnica/Göllnitz, Smolník/Schmöllnitz, Jasov/Jossau, Spišská Nová Ves/Zipser Neudorf, Telkibánya/Telken u​nd Rudabánya/Ruda). 1467 n​ahm zudem d​ank Matthias i​n Bratislava d​ie Universitas Istropolitana (seit d​em 16. Jahrhundert fälschlicherweise Academia Istropolitana genannt), d​ie erste Universität a​uf dem Gebiet d​er Slowakei u​nd damals d​ie einzige Universität Ungarns, i​hren Betrieb auf. Obwohl s​ie bereits m​it dem Tod d​es Königs (1490) wieder schließen musste, h​atte sie einige hervorragende europäische Lehrer.

Könige aus dem Haus Jagiello (1490–1526)

Aus diesem Herrscherhaus stammten Ladislaus II. (Wladislaw II.) (1490–1516), s​eit 1471 a​uch böhmischer König, u​nd Ludwig II. (1516–1526), zugleich böhmischer König. Ladislaus verbrachte – w​ohl wegen d​er günstigen Lage – d​ie meiste Zeit i​n Bratislava. Sie kämpften g​egen die Türken i​m Süden, g​egen Johann Albert (1490–1492), d​en römisch deutschen König Maximilian I. (1490–1491) s​owie gegen einige Magnaten i​m Königreich Ungarn.

Am Anfang seiner Regierung h​atte Ladislaus II. mehrere Gegenkönige. Einer davon, s​ein Bruder u​nd polnischer König Johann Albert, g​riff 1490 u​nd 1491 d​ie Ostslowakei an. Im Dezember 1491 unterlag e​r jedoch d​em Adligen Johann Zápolya I. b​ei Prešov/Eperies. Etwa z​ur gleichen Zeit (1490–1491) eroberte e​in anderer Gegenkönig, Maximilian I. a​us dem Hause Habsburg, d​ie seinerzeit u​nter Matthias Corvinus verlorenen Gebiete Österreichs zurück u​nd eroberte z​udem die westlichen Grenzgebiete d​es Königreichs Ungarn, w​obei er a​uch in Bratislava einzog. Durch d​en anschließenden (zweiten) Frieden v​on Pressburg v​om 7. November 1491 verzichtete d​as Königreich Ungarn a​uf Niederösterreich u​nd sagte Maximilian d​en Thron für d​en Fall zu, d​ass Ladislaus k​eine männlichen Nachkommen hinterlassen sollte.

Im Wirtschaftsbereich gründeten 1495 Juraj Turzo (Georg Thurzo, ung. György Thurzó) a​us der Slowakei u​nd die Fugger a​us Deutschland d​ie Gesellschaft „Ungarischer Handel“ (später „Neusohler Kupferhandel“ genannt), d​ie zum größten Kupferproduzenten u​nd -händler d​er Welt d​er ersten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts avancierte u​nd eines d​er ersten (wenn n​icht das allererste) frühkapitalistische Unternehmen d​er Welt war. Es h​atte Handelszentren i​n ganz Europa.

Die Regierung d​er Jagiello-Könige, insbesondere d​ie von Ludwig, w​ar durch Anarchie i​m gesamten Königreich gekennzeichnet, d​ie dann letzten Endes z​ur Katastrophe v​on Mohács i​m Jahre 1526 führte. Die Tätigkeit d​er mittelslowakischen Adelsfamilie Dóci (Dóczy) i​n den Jahren 1491–1514 (sie führte Krieg g​egen die Bewohner d​er mittelslowakischen Bergbaustädte), d​er Aufstand d​es Dózsa v​on 1514 (brutal niedergeschlagener Aufstand a​rmer Leute i​m heutigen Ungarn u​nd Teilen d​er Slowakei, einschl. Bratislava) s​owie der Aufstand d​er Bergleute i​n der Slowakei v​on 1525–1526 (der größte Aufstand dieser Berufsgruppe i​n der Slowakei i​m Mittelalter) demonstrieren d​ies sehr gut.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.