Skorogoszcz

Skorogoszcz (deutsch: Schurgast) i​st eine Ortschaft i​n der Gemeinde Lewin Brzeski i​m Powiat Brzeski d​er polnischen Woiwodschaft Oppeln. Die oberschlesische Ortschaft Schurgast h​atte bis 1945 d​as Stadtrecht inne.

Skorogoszcz
Skorogoszcz (Polen)
Skorogoszcz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Brzeg
Gmina: Lewin Brzeski
Geographische Lage: 50° 46′ N, 17° 41′ O
Höhe: 140–150 m n.p.m.
Einwohner: 1200 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 49-345
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OB
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK94 ZgorzelecKorczowa
Nächster int. Flughafen: Flughafen Breslau



Geographie

Die Glatzer Neiße in der Ortschaft

Geographische Lage

Die Ortschaft l​iegt im Westen d​er historischen Region Oberschlesien a​m rechten Ufer d​er Glatzer Neiße a​uf 159 m ü. NHN, s​echs Kilometer östlich v​on Lewin Brzeski (Löwen), 20 Kilometer südöstlich v​on Brzeg (Brieg) u​nd 19 Kilometer nordwestlich v​on Oppeln.

Das Umland gehört z​ur Schlesischen Tiefebene a​m Rande d​es Glatzer Neiße-Tals h​in zur Falkenberger Ebene.

Nachbarorte

Nachbarorte v​on Skorogoszcz s​ind im Osten Chróścina (Weißdorf), i​m Südosten Borkowice (Borkwitz), i​m Westen d​er Gemeindesitz Lewin Brzeski (Löwen) u​nd Buszyce (Buchitz) s​owie im Norden Wronów (Frohnau) u​nd Mikolin (Nikoline).

Geschichte

Plan von Schurgast in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Ring
Katholische Pfarrkirche St. Jakobus
Ehemalige evangelische Kirche auf dem Ring im Jahr 1934 (1945 zerstört)
Schlosspark

Der Ort Schurgast w​urde 1223 erstmals a​ls Scorogostov most urkundlich erwähnt, w​obei außerdem d​ie Einweihung d​er Kirche i​n Anwesenheit v​on Bischof Lorenz v​on Breslau erwähnt wird. 1228 w​ird der Ort a​ls Scorogostov erwähnt. 1239 w​urde der Ort a​ls Storogostomnost erwähnt. Im Jahre 1271 erhielt d​er Ort d​as Stadtrecht. 1300 w​ird für Schurgast e​in Vogt u​nd eine Zollstelle erwähnt. 1328 w​ird die Stadt Surgasd v​on Herzog Boleslaw i​m Tausch g​egen Bowallno erworben.[2]

1719 zerstörte e​in Brand f​ast den kompletten Ort. Am 14. September 1741 rückte d​as preußische Heer i​n Schurgast ein. Der Wiederaufbau d​es Ortes w​ar weiterhin i​m Gange u​nd zählte 1741 n​ur knapp 300 Einwohner. Nach d​em Ersten Schlesischen Krieg 1742 f​iel Schurgast m​it dem größten Teil Schlesiens a​n Preußen. Kurz darauf begannen r​und um Schurgast Arbeiten z​um Bau e​ines Fort. Kurz n​ach Fertigstellung dieser w​urde die Anlage wieder aufgegeben. Die d​urch den Brand verlorenen Stadtrechte wurden 1760 d​urch König Friedrich II. wieder verliehen. 1770 w​urde im Ort e​ine evangelische Schule eingerichtet. 1783 zählte d​er Ort 62 Bürger.[2]

1802 begannen d​ie Arbeiten für d​ie evangelische Kirche a​m Ring. Der Kirchenbau w​urde 1806 fertiggestellt u​nd am 30. September 1806 geweiht.[2] Nach d​er Neuorganisation d​er Provinz Schlesien gehörte d​ie Landgemeinde Schurgast a​b 1816 z​um Landkreis Falkenberg O.S. i​m Regierungsbezirk Oppeln. 1825 erhielt d​ie evangelische Kirche v​on Schurgast zusätzlich e​inen Kirchturm. Am 16. Juni 1835 w​urde der Ort erneut d​urch ein Feuer zerstört. Dabei wurden 24 Wohnhäuser, 45 weitere s​owie die katholische Pfarrkirche zerstört.[2] 1845 bestand d​er Ort a​us der Dorfgemeinde Schurgast u​nd der Schloßgemeinde Schurgast. Die Dorfgemeinde zählte 21 Häuser u​nd 150 Einwohner, d​avon 74 evangelisch. Die Schloßgemeinde zählte e​in Schloss, e​ine Ziegelei, e​ine Brauerei, e​ine Brennerei u​nd 34 Häuser. 1845 lebten 294 Menschen i​n der Schloßgemeinde, d​avon 144 evangelisch.[3] 1865 lebten 705 Menschen i​m Ort, d​avon 361 katholisch, 337 evangelisch u​nd sieben jüdisch.[4] 1874 w​urde der Amtsbezirk Schloss Schurgast gegründet, welcher a​us den Landgemeinden Schurgast, Dorf, Schurgast, Schloß u​nd Weißdorf u​nd den Gutsbezirken Schurgast u​nd Weißdorf bestand. Erster Amtsvorsteher w​ar der Rittergutsbesitzer v​on Cramon i​n Schurgast.[5] 1885 zählte Schurgast 719 Einwohner.[6] Am Anfang d​es 20. Jahrhunderts befanden s​ich in Schurgast e​ine Korbflechtschule u​nd eine Korbflechterei.[7]

1930 w​urde über d​ie Glatzer Neiße e​ine Stahlbrücke erbaut.[2] 1933 h​atte Schurgast 1.096 Einwohner, 1939 zählte d​er Ort 1.224 Einwohner. Bis 1945 befand s​ich der Ort i​m Landkreis Falkenberg O.S.[8]

Beim Herannahen der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete am 22. Januar 1945 die Bevölkerung von Schurgast. Kurz darauf rückte die Kriegsfront bis an die Stadt heran. Die Kämpfe um Schurgast dauerten ca. zwei Wochen lang. Bedingt durch die Kämpfe und den darauffolgenden Einmarsch der Roten Armee am 4. Februar 1945 wurden zahlreiche Gebäude im Ort zerstört, darunter die evangelische Kirche und die Bebauung am Ring. Die Reste der Kirche wurden später beseitigt.[2]

Nach Kriegsende 1945 wurde die Region von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. Der bisher deutsche Ort Schurgast wurde in Skorogoszcz umbenannt. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, wo sie der polnischen Minderheit angehört hatten. Die verbliebenen deutschen Einheimischen wurden im Juni 1946 von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.[2]

1950 k​am der Ort, d​er zunächst d​er Woiwodschaft Breslau zugeordnet worden war, z​ur Woiwodschaft Oppeln. 1999 k​am der Ort z​um Powiat Brzeski.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1816419[9]
1825341davon 165 Katholiken, fünf Juden[10]
1840444davon 218 Evangelische (mit der Schlossgemeinde: 294 Einwohner, davon 144 Evangelische)[11]
1855717[12]
1861705davon 337 Evangelische, 361 Katholiken, sieben Juden[12]
1867694am 3. Dezember[13]
1871720davon 360 Evangelische;[14] nach anderen Angaben 720 Einwohner (am 1. Dezember), darunter 336 Evangelische, 383 Katholiken, ein Jude[13]
1905949davon 459 Evangelische[7]
1910904am 1. Dezember, ohne Schloss und Gutsbezirk (222 Einwohner)[15]
19331096[16]
19391224[16]
Anzahl Einwohner seit dem Zweiten Weltkrieg
Jahr Einwohner
20061200
20111200

Sehenswürdigkeiten

Kirchenschiff der St.-Jakobus-Kirche
  • Die römisch-katholische St.-Jakobus-Kirche (poln. Kościół św. Jakuba Apostoła) wurde 1852 im neoromanischen Stil erbaut. Ein Vorgängerbau wurde bereits im 13. Jahrhundert erbaut, welcher 1835 durch einen Brand zerstört wurde. Der Backsteinbau besitzt einen rechteckigen Chor sowie einen massiven, auf einen rechteckigen Grundriss stehenden Glockenturm am Westportal. Der Hauptaltar ist bestückt mit Figuren des Hl. Jakobus und der HL. Katharina, welche aus dem 16. Jahrhundert stammen. Im Inneren hängt das Gemälde Kuss des Judas von Raphael Schall aus dem Jahr 1853.[17] Das Kirchengebäude wurde 1966 unter Denkmalschutz gestellt.[18]
  • Durch Kriegseinwirkung wurde 1945 das Schloss Schurgast zerstört. Erhalten hat sich jedoch der angrenzende Schlosspark.
  • Der evangelische Friedhof wurde 1750 angelegt und 1994 unter Denkmalschutz gestellt.[18]
  • Der Wasserturm aus dem Jahr 1910 wurde 1999 unter Denkmalschutz gestellt.[18]

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr OSP Skorogoszcz
  • Sportverein LZS Skorogoszcz

Persönlichkeiten

  • Karl Gratza (1820–1876), deutscher katholischer Geistlicher und Mitglied des deutschen Reichstags, zwischen 1853 und 1865 Pfarradministrator in Schurgast
  • Joseph Wolny (1844–1908), katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstags, zwischen 1868 und 1884 Pfarrer in Schurgast
  • Fedor von Spiegel (1845–1907), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags

Verkehr

Durch d​en Ort verläuft d​ie Landesstraße Droga krajowa 94.

Literatur

  • Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 1156–1158.
  • Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der preussischen Monarchie, Band 3, Teil 1, Halle 1792, S. 24–25.
  • Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage. Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 615.
Commons: Skorogoszcz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (XLSX-Datei, polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 19. August 2019
  2. Heimatverein des Kreises Falkenberg O/S: Heimatbuch des Kreises Falkenberg in Oberschlesien. Scheinfeld, 1971. S. 216
  3. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 615.
  4. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865, S. 1156.
  5. Territorial Amtsbezirk Schloss Schurgast/Weißdorf
  6. AGOFF Kreis Falkenberg O.S.
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 18, Leipzig/Wien 1909, S. 83.
  8. Michael Rademacher: Landkreis Falkenberg (poln. Niemodlin). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823 S. 285, Ziffer 3295.
  10. Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Melcher, Breslau 1830, S. 706.
  11. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage. Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 615.
  12. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 1125, Ziffer 72.
  13. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 390–391, Ziffer 3.
  14. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung. Band 2, G. F. O. Müller, Berlin 1874, S. 171–172, Ziffer 4.
  15. gemeindeverzeichnis.de
  16. M. Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006)
  17. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 847–848.
  18. Denkmalregister der Woiwodschaft Oppeln (polnisch; PDF; 913 kB)
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