Seenotrettungsstation Langeoog
Die Seenotrettungsstation Langeoog ist ein Stützpunkt der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf der Nordseeinsel Langeoog. Bei einem Seenotfall besetzen die freiwilligen Seenotretter der Insel kurzfristig das Seenotrettungsboot (SRB) Secretarius, das im Hafen an der Südseite der Insel bereit liegt. Im Regelfall erfolgt die Alarmierung durch die Zentrale der DGzRS in Bremen, wo die Seenotleitung Bremen (MRCC Bremen) ständig alle Alarmierungswege für die Seenotrettung überwacht. Bis zum Jahr 2001 war die Rettungsstation mit hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt und verfügte über einen Seenotrettungskreuzer (SRK).
Seenotrettungsstation Langeoog | |
---|---|
Land | Deutschland |
Station Liegeplatz: | Hafendeichstraße 26465 Langeoog (NI) |
Stationsgründung | 1861 |
Träger | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger DGzRS |
Seenotretter | 15 Freiwillige |
Vormann | Sven Klette |
nächste SK-Station | Norderney DGzRS |
Rettungsboot | |
Bootstyp | Seenotrettungsboot |
Bootsname | SRB 67 Secretarius |
Besatzung | 3 Personen |
Rufzeichen | DD9495 |
Bootsklasse | 10,1-Meter-Klasse |
auf Station | seit 23. Juni 2017 |
vorige Station | Neubau |
Stand 2020 |
Die Langeooger Seenotretter sichern das Revier im Wattenmeer zwischen der Insel und dem ostfriesischen Festland mit dem Hafen Bensersiel. Es ist geprägt vom Inselfähr- und -ausflugsverkehr, der Küstenfischerei und der Sportschifffahrt. Durch die Gezeiten kann das Gebiet zwischen den beiden Seegatten Accumer Ee (westlich) und Hullbalje (östlich) zeitweise trockenfallen, sodass Schiffe durch die gefährlichen Untiefen und widrigen Strömungsverhältnisse leicht fest kommen können. Neben dem Freischleppen von Schiffen erfordern Surfer, gekenterte Segler oder Wattwanderer Einsätze der Seenotretter. Auch Notfalleinsätze im Krankentransport von der Insel oder von Schiffen zum Festland gehören regelmäßig zu den Aufgaben.
Geschichte
1861 und damit vier Jahre vor Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hatte der Emder Verein zur Rettung Schiffbrüchiger an den ostfriesischen Küsten eine Rettungsstation auf Langeoog eingerichtet. Ein Rettungsschuppen im Dorf wurde dazu mit einem 30 Fuß (9 Meter) langen Francis-Boot für 10 Ruderer ausgestattet. Nach Übernahme der Station durch die DGzRS konnte ein massiver Bootsschuppen gebaut werden.
1872 richtete die DGzRS eine zweite Station am Ostende von Langeoog ein und verlegte dazu das 20-Fuß-Francis-Boot Geheimrat Veitmeyer von der Nachbarinsel Spiekeroog dorthin. Nach 15 Jahren wurde dieses Boot 1887 nach Utlandshörn bei Norddeich verlegt, da die Oststation das 1883 gelieferte Ruderrettungsboot Papenburg von der Weststation überstellt bekommen hatte. Das 7,5 Meter lange Ruderrettungsboot wurde 1899 außer Dienst gestellt und durch ein neues Boot mit Namen Dr. G. Krause ersetzt.
1887 erhielt die Weststation ein neues 8,5 Meter langes Ruderrettungsboot mit Transportwagen, das auf den Namen Reichspost getauft wurde. Nach 23 Jahren im Einsatz ersetzte die Gesellschaft 1910 das Boot durch einen namens- und größengleichen Neubau, der bis zu seiner letzten Einsatzfahrt am 5. März 1942 im Dienst war. Bei diesem Einsatz der Langeooger Rettungsmänner im Packeis vor Langeoog konnten zwölf Schiffbrüchige gerettet werden. Es war eine der letzten Rettungsfahrten mit einem Ruderrettungsboot überhaupt[1][2].
Mit Verlegung von KRD 414 Hamburg (I) von Hörnum (Sylt) nach Langeoog begann 1941 die Zeit der Motorrettungsboote. Das 1925 auf der Lindenau-Werft in Memel entstandene Stahlboot von rund 12 Meter Länge hatte für den Notfall noch eine feste Besegelung. Ein 50 PS starker Motor reichte für 8 Knoten Fahrt. Im Dezember 1942 wurde KRD 414 zur Seenotrettungsstation Juist verlegt und auf August Nebelthau (I) umgetauft. Dafür kam der Neubau KRB 206 von der Pahl-Werft aus Hamburg zur Insel. Dieses Stahlboot mit Namen Hamburg (II) hatte eine Länge von 13 Meter und wurde von einem 150 PS Dieselmotor angetrieben. Im März 1945 verlegte das Boot zur Station Ording und machte Platz für KRB 211 Langeoog. Der Neubau von 14 Meter Länge kam wiederum von der Pahlwerft und besaß einen 150 PS Motor. Als Neuerung hatte das Boot einen Turmaufbau mit offenem Steuerstand, der dem Vormann eine bessere Übersicht gestattet. 35 Jahre blieb die Langeoog auf dieser Station und wurde danach ausgemustert und als Museumsschiff hergerichtet.
Zur Ablösung verlegte die DGzRS 1980 mit KRS 04 Hans Lüken einen Seenotrettungskreuzer der 19-Meter-Klasse von der Seenotrettungsstation Wilhelmshaven nach Langeoog. Die neue Rumpfform der SRK sorgte zusammen mit dem 830-PS-Motor für eine maximale Geschwindigkeit von 18 Koten. Mit dem mitgeführten Tochterboot waren Einsätze auch im Flachbereich des Wattenmeers möglich. 1991 wurde ein Neubau-SRK auf Langeoog stationiert und die Gesellschaft verlegte die Hans Lüken zu der nach der Wiedervereinigung neu errichteten Seenotrettungsstation Greifswalder Oie in der Ostsee. Das neue Boot KRS 22 der 23,3-Meter-Klasse war auf der Schweers-Werft als Hannes Glogner gebaut worden. Die beiden Dieselmotoren mit zusammen 1.944 PS verhalfen dem Boot zu 20 Knoten Geschwindigkeit. Nach 10 Jahren wurde die Hannes Glogner zur Reserveflotte überstellt, wodurch 2001 nach 60 Jahren die Besetzung der Station durch hauptamtliche Retter endete[3].
Für die nun freiwilligen Retter der Insel stationierte die DGzRS 2001 die Caspar Otten im Hafen von Langeoog. SRB 56 war der zehnte Neubau eines Seenotrettungsbootes der 9,5-Meter-Klasse. Diese dritte Generation SRB hat gegenüber den Vorgängern ein vollständig geschlossenes Steuerhaus, das die Besatzung und die eingebaute Technik besser schützt. Mit einen 320-PS-Motor können die Boote 18 Knoten laufen. Der Name des Bootes wurde nach einem ehemaligen Vormann der Station gewählt. Im Juni 2017 wurde das Boot zur Seenotrettungsstation Lauterbach an der Südseite der Insel Rügen verlegt.
Aktuelles Boot der Station
Seit 23. Juni 2017 liegt am Anleger im Hafen von Langeoog das SRB 67 Secretarius. Es ist das weiterentwickelte und 60 cm längere Modell der gleichen Klasse wie sein Vorgänger, das auf der Fassmer-Werft gebaut wurde. Die Boote sind durch ihre Netzspantenbauweise äußert stabil und als Selbstaufrichter konstruiert. Dadurch können Rettungseinsätze bei jedem Wetter und unter allen Seegangsbedingungen ausgeführt werden. Mit dem geringen Tiefgang von 0,96 Meter sind die Boote ideal geeignet für die Flachwassereinsätze im Wattenmeer. Der starke Motor mit jetzt 279 kW (380 PS) Leistung in Verbindung mit dem Schleppsystem von 1,5 Tonnen Nenntragfähigkeit befähigt sie auch zum Ab- bzw. Freischleppen von größeren Schiffen. Als maximale Geschwindigkeit erreicht die Secretarius 18 Knoten.
Direkt hinter dem Anleger steht an der Hafenstraße das Stationsgebäude der DGzRS. Bei größeren Rettungsaktionen erfolgt die Zusammenarbeit mit den Booten der Nachbarstationen:
- Kreuzer der Seenotrettungsstation Norderney
- Boot der Seenotrettungsstation Wangerooge
- Boot der Seenotrettungsstation Baltrum
- Boot der Seenotrettungsstation Neuharlingersiel
Sonstiges
Die Tradition des Rettungswerkes ist auf der Insel vielerorts präsent. Im Schifffahrtsmuseum sind Zeugnisse der DGzRS-Geschichte ausgestellt. So steht nach Außerdienststellung der Langeoog diese als begehbares Museumsschiff vor dem Museum.
In den Dünen betrieb die DGzRS von 1947 bis 2014 eine Seenotbeobachtungsstelle. Nachdem die Station 1988 erneuert wurde verlor sie Ende des 20. Jahrhunderts mit der Verbesserung der Funktechnik ihre einsatztaktische Bedeutung und wurde 2014 abgebrochen.
Siehe auch
Weblinks
- Teams & Stationen: Langeoog, DGzRS – Die Seenotretter
Einzelnachweise
- Gerhard Johannsen aus Bremen auf der Internetpräsenz von 150-jahre-seenotretter.de
- Wenn das Meer zur eisigen Falle wird auf nwzonline.de abgerufen am 12. September 2020
- Station Langeoog der DGzRS. In: seenotretter.de. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, abgerufen am 28. Juni 2020.