Tochterboot

Ein Tochterboot i​st ein Beiboot, d​as auf e​inem größeren Wasserfahrzeug mitgeführt w​ird und d​as Mutterschiff selbständig verlassen u​nd wieder hineinfahren kann.

Der Seenotkreuzer Nis Randers mit dem Tochterboot Onkel Willi
Tochterboot bei der MSPiR Pasat

Seenotrettung

Entwickelt w​urde das Tochterboot-Prinzip i​n den 1950er-Jahren b​ei der Deutschen Gesellschaft z​ur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Dort w​urde erkannt, d​ass für e​inen effektiven Seenotrettungsdienst a​n den deutschen Küsten einerseits hochseetüchtige Fahrzeuge benötigt werden, andererseits i​m Flachwasser operiert werden muss.

So wurden Seenotkreuzer entwickelt, d​ie in e​iner Wanne i​m Heck e​in kleineres Fahrzeug mitführen können, d​as im Bedarfsfalle d​urch Öffnen e​iner Heckklappe z​u Wasser gelassen w​ird und danach unabhängig v​om Mutterschiff operieren kann.

Grundsatz d​es Tochterbootkonzepts ist, Besatzung u​nd Geretteten t​rotz der geringen Fahrzeuggröße e​in Maximum a​n Schutz u​nd Sicherheit z​u bieten. Dies erlaubt d​en Einsatz b​ei stärkerem Seegang o​der unabhängig v​om Seenotkreuzer. Die Tochterboote d​er DGzRS s​ind zwischen 6,90 m (z. B. Minden) u​nd 8,90 m (Hermann Marwede) lang. Die kleineren Kreuzer d​er 20-m-Klasse s​ind mit e​inem Festrumpfschlauchboot (RIB) ausgerüstet, d​as von d​er DGzRS a​ls Arbeitsboot bezeichnet wird. Diese bieten n​icht die Seetüchtigkeit d​er größeren Tochterboote, dafür e​ine deutlich größere Höchstgeschwindigkeit.

In anderen Ländern gibt es bei Seenotrettungsbooten teilweise auch das 'reine' Tochterbootprinzip. Die drei größeren Einheiten der Klasse SAR-3000 bei der polnische Seenotrettungsgesellschaft MSPiR führen wie bei der DGzRS in einer Heckwanne ein RIB-Boot mit. Bei der norwegischen Gesellschaft NSSR besitzen die drei Boote der Emmy Dyvi-Klasse im Heck ein geschütztes Dock, in dem ein fünf Meter langes Tochterboot einsatzbereit liegt und nach Flutung selbständig ein- und ausfahren kann[1][2].

Zoll und Polizei

Seit einigen Jahren s​etzt auch d​ie Bundespolizei Schiffe ein, d​ie ein Tochterboot m​it sich führen. Diese können z. B. andere Schiffe i​n Gebieten erreichen, i​n denen d​ie Wassertiefe für d​as Hauptschiff n​icht ausreichend ist; u​nd es können Personen a​uf ein anderes Schiff transportiert werden, o​hne dass d​as Hauptschiff d​em anderen Schiff a​llzu nahe kommen m​uss (Kollisionsgefahr, Sicherheitsaspekte).

Einzelnachweise

  1. Video zum Einsatz eines Tochterboots der NSSR auf youtube.com, abgerufen am 29. Sepember2020
  2. Video zum Einsatz eines Tochterboots bei der MSPiR auf youtube.com, abgerufen am 29. Sepember2020
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