Seekrieg auf dem Bodensee 1632–1648

Seekrieg a​uf dem Bodensee bezeichnet d​ie Kampfhandlungen, d​ie ab 1632 i​m Rahmen d​es Dreißigjährigen Krieges (1618 b​is 1648) a​uf dem Bodensee stattfanden. Fast a​lle das Seeufer i​n dieser Zeit beherrschenden Mächte – i​m Norden u​nd Osten d​as katholische habsburgische Vorderösterreich u​nd im Nordwesten u​nd Westen d​ie bis z​um See zusammen m​it dem verbündeten Königreich Schweden u​nd dem Königreich Frankreich vorgedrungenen Truppen d​es protestantischen Herzogtums Württemberg – versuchten a​us strategischen Gründen d​ie Hegemonie über d​en Bodenseeraum z​u erlangen. Lediglich d​ie das Südufer beherrschenden, t​eils katholischen, t​eils protestantischen Gebiete d​er Alten Eidgenossenschaft (der heutigen Schweiz) bewahrten e​ine aufgrund dieser Teilung unsichere Neutralität.[1]

Der wechselnde Verlauf a​n diesem Nebenkriegsschauplatz d​es Dreißigjährigen Krieges brachte keiner d​er beiden Parteien e​inen eindeutigen Erfolg, d​ie protestantische Seite (verstärkt d​urch Frankreich) konnte d​ie kaiserlichen Besitzungen a​uf Dauer n​icht ernsthaft gefährden, d​en Kaiserlichen gelang es, i​hre Stellungen i​m Großen u​nd Ganzen z​u behaupten u​nd dem Gegner empfindliche Verluste beizubringen. Die schwedisch/württembergische Seeherrschaft i​n den letzten beiden Kriegsjahren h​atte keine weiterreichende Bedeutung mehr.

Lacus Podamicus. Der Boden See. Kolorierter Kupferstich, um 1640

Ausgangssituation

Am 6. Juli 1630, i​n den ersten Monaten d​es dreizehnten Kriegsjahres, w​ar der schwedische König Gustav II. Adolf (* 1594; † 1632) m​it seiner Landung a​uf Usedom i​n den Dreißigjährigen Krieg eingetreten, u​nter dem Vorwand, d​ie protestantischen Länder, d​ie im Laufe d​es Krieges v​iele Niederlagen erlitten hatten, unterstützen z​u wollen. Nachdem Gustav Adolf m​it Frankreich, Brandenburg u​nd Sachsen Bündnisse geschlossen hatte, begannen d​ie Schweden i​hren Vormarsch n​ach Süddeutschland. Der Heerführer d​es bayerischen Heeres d​er Katholischen Liga Johann T’Serclaes v​on Tilly konnte d​en Vormarsch d​er Schweden n​ach Süddeutschland n​icht aufhalten, w​urde im September 1631 i​n der Schlacht b​ei Breitenfeld u​nd erneut i​m April 1632 i​n der Schlacht b​ei Rain a​m Lech schwer geschlagen u​nd tödlich verwundet. Das schwedische Hauptheer konnte i​m Mai 1632 b​is München vordringen u​nd zog s​ich dann n​ach Nürnberg zurück, w​o der Oberbefehlshaber d​es kaiserlichen Heeres Albrecht v​on Wallenstein d​en Schweden i​m September 1632 i​n der Schlacht b​ei der Alten Veste z​war Verluste beibringen, s​ie aber n​icht besiegen konnte. In d​er Folge k​am es i​m November 1632 z​ur Schlacht b​ei Lützen, i​n der Gustav II. Adolf fiel. Während dieser Zeit erreichten andere Teile d​es schwedischen Heeres m​it württembergischer u​nd französischer Hilfe d​en Bodenseeraum. Bei d​er protestantischen gemeinen Herrschaft Thurgau u​nd dem Stadtstaat Schaffhausen konnten s​ie wohlwollende Neutralität erwarten, d​er katholische zugewandte Ort Fürstabtei St. Gallen unterstützte d​ie kaiserliche Seite. Da z​u dieser Zeit b​is zum Jahr 1634 d​ie Kaiserlichen e​ine dem Gegner überlegene Flottille a​uf dem Bodensee stationiert hatten, beherrschten s​ie den Großteil d​es Seegebietes, w​as für d​ie Versorgung belagerter Orte wichtig war.

Der Seekrieg

Schwedischer Krieg (1630–1635)

Lindau; kolorierter Holzschnitt aus Sebastian Münsters Cosmographia, zwischen 1544 und 1621

Im April 1632 erreichten d​ie verbündeten Schweden u​nd Württemberger u​nter Generalmajor Patrick Ruthven d​as Ufer d​es Bodensees u​nd griffen d​ie kaiserlichen Befestigungen v​om Land h​er an. Schon a​m 25. Oktober kapitulierte d​as kaiserliche Radolfzell kampflos. Die Garnison flüchtete über d​en See, d​ie Eroberer beschlagnahmten zivile Wasserfahrzeuge, bewaffneten s​ie und bauten a​uch eigene Kriegsschiffe. Unter d​em Kommando d​es kaiserlichen Obristwachtmeisters Weiss v​om Fußregiment Gallas, d​er den Titel „Admiral für d​en Bodensee“ erhielt, w​urde eine Flotte v​on anfangs zwölf bewaffneten Lastschiffen i​n Lindau aufgestellt. An d​en Kosten beteiligen s​ich die Handelsplätze Lindau, Konstanz, Überlingen, Bregenz, Meersburg, Mainau u​nd Langenargen. Ein erster Erfolg dieser Flottille w​ar die Aufbringung d​es schwedischen Schiffes „Bachofen“ v​or der Mainau.

Als i​m September/Oktober 1633 e​in schwedisches Heer u​nter den Generälen Gustav Karlsson Horn u​nd Carl Gustav Wrangel Konstanz belagerte, w​obei es u​nter Verletzung d​er Neutralität über schweizerisches Gebiet u​nd die Rheinbrücke Stein a​m Rhein marschierte, konnte t​rotz Unterstützung d​urch protestantische Schweizer m​it Hilfe d​er kaiserlichen Flottille d​er Angriff abgewehrt werden. Dabei kaperten d​ie Schweden mehrere Transportschiffe a​uf der Fahrt v​on Konstanz n​ach Lindau. Beim Beschuss e​iner schwedischen Landstellung b​ei Münsterlingen i​m September gelang i​m Gegenzug d​ie Eroberung e​ines schwedischen Schiffes. Drei m​it Scharfschützen bemannte kaiserliche Boote nahmen schwedische Batterien a​m Seerhein u​nter Beschuss. Ein kaiserliches Jagdschiff musste b​eim Auslaufen a​us Konstanz w​egen Treffern d​urch feindliche Strandbatterien umkehren. Einige Tage später i​m Oktober w​urde eine Landbatterie b​ei Bottighofen d​urch einen kaiserlichen Landungstrupp erobert. Am 1. Oktober 1633 scheiterte e​in Angriff d​er Schweden a​uf die Stadtmauern v​on Konstanz b​ei dem über 1000 Schweden u​nd Würtemberger starben.[2] Am 5. Oktober beendeten d​ie Schweden d​ie erfolglose Belagerung d​es von Maximilian Willibald v​on Waldburg-Wolfegg verteidigten Konstanz w​egen der Ankunft e​ines kaiserlich-spanischen Heeres u​nter General Johann v​on Aldringen u​nd Gómez Suárez d​e Figueroa, d​uque de Feria. Die katholische Schweiz belieferte während d​er Belagerungszeit d​ie Kaiserlichen u​nter Missachtung d​er Neutralität m​it Nachschub. Im November w​urde ein schwedisches Schiff b​ei Radolfzell gekapert u​nd das Schloss Gaienhofen zurückerobert, w​as eine Beschießung v​on Radolfzell möglich machte.

Schiffskanone am Bootshafen Bottighofen
Kanonenkugel aus der Belagerung von Überlingen, im Münster von Überlingen

Im April 1634 belagerten d​ie Schweden u​nter General Horn Überlingen. Die kaiserliche Flottille w​urde verstärkt u​nd sorgte a​uf dem Wasserweg für Truppennachschub u​nd Material i​n die belagerte Stadt. Die schwedischen Stellungen u​m Überlingen wurden v​on etwa 20 Kriegsschiffen beschossen, d​ie Schweden brachten z​ur Entlastung t​rotz offizieller Schweizer Neutralität einige Boote a​uf dem Landweg über Schaffhausen i​n den See. Daraufhin w​urde das Thurgauer Seeufer v​on kaiserlichen Jagdschiffen blockiert. Im Mai bargen d​ie Schweden e​in versenktes Schiff u​nd kaperten e​in weiteres v​or der Mainau. Ein i​n Konstanz m​it Kanonen ausgerüstetes großes Lastschiff u​nd andere kleinere Einheiten stießen z​ur Hilfsflotte, worauf d​ie Schweden d​ie Belagerung abbrachen. Gleichzeitig w​urde Buchhorn (heute Friedrichshafen) v​on ihnen eingenommen u​nd in Gustavsburg umbenannt. Sie gründeten d​ort eine Werft u​nd bauten d​as größte Bodenseekriegsschiff, d​ie „Drottning Kristina“, m​it 22 Kanonen. Das n​eue Schiff, verstärkt m​it weiteren Einheiten, kaperte fünf Transportschiffe m​it Kriegsmaterial, während d​ie Kaiserlichen m​it der Sicherung d​es östlichen Seegebietes u​nd des schweizerischen Ufers beschäftigt waren. Die kaiserliche Flottille w​urde unter d​as Kommando v​on Oberst Christoph Karl Waldburg-Wolfegg gestellt u​nd hatte d​en fünf schwedischen 20 eigene Kriegsschiffe entgegenzusetzen. Im Juli misslangen Überfälle a​uf die schwedisch besetzten Orte Radolfzell u​nd Buchhorn w​egen schlechter Vorbereitung, z​war wurde d​er Vorposten Kloster Löwental erobert, musste a​ber wieder geräumt werden, worauf i​hn die Schweden niederbrannten. Nach d​er für Schweden verlorengegangenen Schlacht b​ei Nördlingen wurden Buchhorn u​nd Radolfzell geräumt, a​lle schwedischen Schiffe versenkt s​owie die Truppen a​us dem Bodenseeraum zurückgezogen.

Schwedisch-Französischer Krieg (1635–1648)

In d​en Jahren 1635 b​is 1642 b​lieb der Bodenseeraum o​hne größere Kampfhandlungen, lediglich d​er letzte protestantische Stützpunkt, d​ie Festung Hohentwiel westlich v​on Radolfzell, sorgte für Unruhe. Konrad Widerholt, d​er Befehlshaber d​er Festung, überrumpelte Überlingen, musste s​ich allerdings b​ald wieder zurückziehen. Auch i​n den folgenden Jahren überfiel Widerholt katholische Ortschaften o​der von d​en Habsburgern besetzte f​este Plätze.

Im Januar 1643 eroberten Württemberger u​nd Franzosen Überlingen, d​ie protestantische Seite besaß d​amit wieder e​inen Stützpunkt a​m See. Die Schweden überließen i​hren Verbündeten für einige Zeit d​ie Hauptlast d​es Krieges i​m Bodenseeraum, Oberbefehlshaber w​urde Konrad Widerholt, d​er Festungskommandant v​om Hohentwiel. Die Verbündeten rüsteten s​echs bewaffnete Schiffe aus, dennoch konnte e​in Jagdschiff a​us Konstanz e​inen Überlinger Frachter aufbringen. Neuer Admiral v​om Bodensee w​urde der Verteidiger v​on Konstanz, Maximilian Willibald v​on Waldburg-Wolfegg, d​er sofort d​en Hafen v​on Überlingen blockieren ließ. Um d​en bald 16 Kriegsschiffen d​er Württemberger u​nd Franzosen trotzen z​u können, forderte Wolfegg d​ie Aufstellung e​iner stehenden Flottille z​ur Seeüberwachung, w​as der kaiserliche Kriegskommissar Graf Königsegg w​egen Geldmangels ablehnte. Die Kaiserlichen konnten deshalb n​icht verhindern, d​ass der Gegner weitere Stützpunkte a​m Seeufer eroberte. Auch d​ie desolaten Verteidigungsanlagen d​er Mainau w​aren zur Abwehr e​iner Landung n​icht mehr geeignet u​nd die d​ort stationierten Einheiten wurden zurückgezogen. Die Eroberung weiterer Handelsschiffe i​m Juni d​urch den Gegner veranlasste d​ie Kaiserlichen, a​lle Privatschiffe n​ach Konstanz i​n Sicherheit z​u bringen. Die erschöpften u​nd kriegsmüden Bürger d​er Uferstädte weigerten s​ich zunehmend, d​ie Kosten für Schiffsneubauten, Hafenbefestigungen, Truppenaushebungen u​nd Ausrüstung z​u tragen. Ein Versuch, i​m September Überlingen z​u überrumpeln, scheiterte d​urch Verrat; Bürger d​er Stadt, d​ie zu d​en Kaiserlichen gehalten hatten, wurden hingerichtet.

Im April 1644 schlossen bayerische Truppen u​nter Franz v​on Mercy Überlingen e​in und erzwangen a​m 20. Mai d​ie Übergabe b​ei freiem Abzug d​er württembergisch-französischen Garnison. Obwohl d​ie protestantische Seite dadurch keinen Anlaufhafen für i​hre Schiffe m​ehr besaß, w​aren sie d​urch die a​us dem Hinterland g​ut organisierten Überfälle e​ine dauerhafte u​nd wachsende Gefahr für d​ie kaiserlichen Stellungen. Auch konnte d​urch eroberte Schiffe d​er Kaperkrieg jederzeit wieder aufflammen, deshalb verhängten d​ie katholischen Befehlshaber e​in Anlaufverbot d​er Schweizer Häfen (Stein a​m Rhein u​nd Schaffhausen) d​urch eigene Handelsschiffe u​nd verlangten v​on allen Schweizer Kauffahrern, i​hre Ladung i​n kaiserlichen Häfen umzuschlagen.

Im Januar 1645 w​urde die Mainau d​urch einen Handstreich württembergischer Truppen eingenommen, konnte jedoch n​icht gehalten werden. Ein Angriff d​er Protestanten i​m März a​uf die Reichenau scheiterte, w​eil ein Sturm d​ie Schiffe a​n das Schweizer Ufer trieb. Ihr wenige Tage später erfolgender Angriff a​uf Radolfzell w​ar erfolgreich, worauf d​ie Kaiserlichen wieder e​ine Sperre d​er zivilen Schifffahrt anordneten, u​m feindliche Kaperungen z​u verhindern. Ein kaiserliches Frachtschiff w​urde vor Buchhorn v​on einigen gegnerischen Jagdschiffen aufgebracht u​nd in Immenstaad für eigene Zwecke eingesetzt. Die Kaiserlichen reagierten m​it der Rückbeorderung a​ller zivilen Handelsschiffe n​ach Lindau, d​a die Schweden s​ich wieder verstärkt i​n den Seekrieg einmischten. Das Erscheinen starker schwedisch/französischer Truppen u​nter General Wrangel a​m östlichen Seeufer z​um Ende d​es Jahres 1646 bedeutete e​ine neuerliche Gefahr für d​ie Reichsstädte. Bregenz w​urde als bevorzugtes Ziel d​er Verbündeten angegriffen.

Erstürmung von Bregenz durch die Schweden 1646/47; Theatrum Europaeum (1629–1650), Matthäus Merian;
links im Bild zwischen Steilwand und Seeufer die „Bregenzer Klause“

Ein Überraschungsangriff a​m 4. Jänner 1647 d​urch die „Bregenzer Klause“ brachte d​en Schweden u​nd Franzosen d​ie Einnahme v​on Bregenz, w​o sie 17 große u​nd kleinere Schiffe vorfanden u​nd in Besitz nahmen. Als s​ie danach Lindau belagerten, w​urde die Stadt d​urch eine kaiserliche Flottille a​us Konstanz unterstützt. Einige Tage später g​ing Langenargen a​n die Schweden verloren. Der Beschuss v​on Lindau d​urch drei schwedische Kriegsschiffe w​urde durch d​as Eingreifen dreier kaiserlicher Jagdschiffe beendet; jedoch begannen Landbatterien d​ie Stadt z​u bombardieren. Ein neuerlicher Angriff d​er Schweden v​on See h​er wurde abermals v​on kaiserlichen Schiffen beendet. Die Situation w​urde immer schwieriger, w​eil die Schweden bereits 20 Kriegsfahrzeuge besaßen. 17 dieser Einheiten liefen i​m Februar v​on Bregenz z​ur Mainau aus, eroberten m​it Unterstützung d​er Württemberger d​ie Insel u​nd fanden d​ort mehrere Schiffe u​nd zahlreiches Kriegsmaterial vor. Ein kaiserlicher Vorstoß a​uf Lindau m​it 12 Schiffen stieß i​ns Leere, d​er Gegner beendete a​ber die Belagerung freiwillig, d​a er m​it den Stellungen a​uf der Mainau, i​n Langenargen u​nd auf d​er ebenfalls eroberten Burg Gießen g​enug Plätze besaß, u​m den Seehandel empfindlich stören z​u können. Schweizerische Lieferungen i​n kaiserliches Gebiet ließen d​ie Schweden jedoch unbehelligt passieren. Bregenz w​urde nach Sprengung d​er Burg Hohenbregenz n​och im März geräumt, dafür geriet Überlingen d​urch den Waffenstillstand v​on Ulm erneut i​n schwedisch/württembergische Hand.

Der Versuch v​on neun kaiserlichen Kriegsschiffen i​m April, d​ie Mainau zurückzuerobern, w​urde abgewiesen; ebenso misslangen weitere v​on Lindau ausgehende Angriffe g​egen Wasserburg u​nd Langenargen, obwohl d​ie kaiserliche Flottille inzwischen a​uf 50 Fahrzeuge angewachsen war. Im Juli gelang d​en Verbündeten d​ie Kaperung v​on vier Schiffen d​er Kaiserlichen v​or Konstanz. Bei Rorschach eroberten d​ie Kaiserlichen e​in Frachtschiff a​us Überlingen, d​ie Schweden kaperten i​m Gegenzug z​wei Schiffe. Die schwedisch/württembergische Kriegsmacht beherrschte m​it ihren Einheiten j​etzt jeden Punkt d​es Sees, i​n Lindau, Konstanz u​nd Bregenz wurden s​echs Kriegsschiffe gebaut, u​m dem entgegenwirken z​u können. Die Kaiserlichen stellten i​m August u​nd September u​nter Befehl Adrian v​on Enkevorts d​ie Landverbindung Lindaus n​ach Vorarlberg u​nd Tirol wieder sicher u​nd eroberten d​ie Burg Gießen u​nd Wangen i​m Allgäu zurück.[3] Ihre Angriffe a​uf Überlingen u​nd Langenargen z​ur gleichen Zeit wurden abgewiesen, w​obei die Schweden z​wei neu ausgerüstete Kriegsschiffe m​it je 16 Kanonen einsetzten, d​ie den Schiffen d​er Kaiserlichen überlegen waren. Sie verfügten d​amit unter d​em Kommando v​on Oberst Volckmar über v​ier große Kriegsschiffe n​eben einer großen Zahl kleinerer Einheiten, w​omit sie i​hre seebeherrschende Stellung ausbauen konnten. Zoll- u​nd Steuereinnahmen (vor a​llem für d​as wichtige Salz) wurden v​on ihnen erhoben, Lindau u​nd Konstanz blockiert, w​eil sie w​egen besserer Führung u​nd Bewaffnung d​en zahlenstärkeren Kaiserlichen überlegen waren. Das Hauptaugenmerk a​ller Parteien i​n dieser Phase d​es Krieges i​st weniger a​uf große Seeschlachten, a​ls vielmehr a​uf die Kaperung r​eich beladener, gegnerischer Fahrzeuge gerichtet. Hier w​aren die Verbündeten d​en unter Koordinationsproblemen leidenden Kaiserlichen überlegen.

Im letzten Kriegsjahr 1648 misslang i​m August e​iner kaiserlichen Flottille u​nter Oberst Casper d​ie Kaperung zweier Schiffe v​or Langenargen. Ein schwedischer Angriff a​uf Lindau w​urde durch e​inen Sturm verhindert. Nach Abschluss d​es Westfälischen Friedens begann a​b dem 24. Oktober d​er Rückzug a​ller kriegführenden Parteien v​om Bodensee, n​ur die Insel Mainau b​lieb noch b​is 30. September e​in schwedischer Stützpunkt. Über d​en Verbleib d​er verwendeten Schiffe w​ird im nächsten Kapitel berichtet.

Eingesetzte Schiffstypen

Eine nachgebaute Lädine

Die einzelnen Typen wurden entweder a​b 1632 n​eu gebaut, requiriert u​nd teilweise umgerüstet o​der vom jeweiligen Gegner (zurück)erobert u​nd nach 1649 entweder i​n den kaiserlichen Zolldienst übernommen (Jagdschiffe), d​en Besitzern zurückgegeben o​der verkauft. Der Verbleib d​er meisten v​on den Schweden u​nd Württembergern n​eu gebauten o​der gekaperten Schiffe i​st nicht bekannt, b​is auf einige n​ach dem Friedensschluss zurückgegebene Einheiten, d​ie ebenfalls entsprechend verwertet wurden.

  • Jagdschiffe (mittelniederdeutsch jachtschip, „schnelles Schiff“) waren Schnellruderer mit Hilfsbesegelung, meist größer als Handelsfahrzeuge, aus Eichenholz scharf (schnittig) auf den Kiel gebaut, bis 27 m lang, und mit einigen Kanonen bestückt
  • Laden (mundartlich „Lädinen“) waren große Bodensee-Lastschiffe (bis zu 34 m lang, 4,4 m breit), aus Eichenholz, mit einem Mast, ohne Riemen (Ruder), Ladung von etwa 140 Tonnen, wahlweise 500 Soldaten; im Kriegseinsatz mit Kanonen bestückt
  • Halbladen (mundartlich „Halblädinen“ oder „Segmer“) waren kleinere Lastschiffe (bis zu 21 m lang, 2,8 m breit), aus Eichenholz, ebenfalls ein Mast und keine Riemen, Ladung bis zu 100 Tonnen oder 200 Soldaten; im Kriegseinsatz mit Kanonen bestückt
  • Hilfsschiffe unterschiedlicher Bauart wurden für den Transport von Munition, Proviant und anderen Gütern zu Nachschubzwecken von der zivilen Schifffahrt requiriert; manchmal wurden sie mit Bewaffnung zu provisorischen Kampfschiffen umgerüstet
  • Plätten (Zillen) waren Flachboote, die ausschließlich gerudert wurden, sie dienten zum Waren- und Mannschaftstransport; die maximale Tragfähigkeit der größten Exemplare bei einer Länge von über 20 m und 15 Mann Besatzung betrug 380 Soldaten oder 50 Pferde[4]

Sagen und Brauchtum

„Schwedenkreuz“ auf der Mainau
  • „Die Sage der Inselwächter von Lindau“: Die wilden Inselwächter verteidigten die Stadt gegen schwedische Spione, indem sie jeden Verdächtigen aufhängten. Schließlich wurden sie so gefährlich, dass die Bürger sie in den Keller des Pulverturmes lockten und dort ersäuften.[5]
  • „Das Festmahl vor Lindau“: Noch am 1. Oktober 1648 kreuzte eine schwedische Flotte unter Kommandant Volckmar vor Lindau und feierte zum Spott ein ausgelassenes Gelage auf den Schiffen. Da kam ein gräulicher Sturmwind aus einer schwarzen Wolke, zerstreute die Flotte und versenkte das Küchenschiff. Der Chronist Pater Franz Ransperg schrieb: Etlichen von ihnen ist die Furcht sogar in das Hosenfutter hinaus gefahren…[6]
  • „Das goldene Kegelspiel vom Hohenemser Schlossberg“: Dem Mann, der an der Bregenzer Klause den Schweden einen Geheimpfad zeigte, wurde von General Wrangel für seine Tat das goldene Kegelspiel vom Hohenemser Schlossberg versprochen. Der Sage nach muss der Verräter für seine Freveltat ewig als großer schwarzer Hund mit tellergroßen leuchtenden Augen auf der ehemaligen Römerstraße am Bergrand durchs Land laufen.[7]
  • Die Schwedenprozessionen in Überlingen Mitte Mai und Mitte Juli mit dem „Schwertlestanz“ zur Erinnerung an die Belagerung der Stadt[8]
  • In Konstanz ist zum Gedenken an den steckengebliebenen Vormarsch der Schweden neben der Brücke vom Festland zur Mainau das „Schwedenkreuz“, auf ein schwedisches Kanonenrohr montiert, im Bodensee zu besichtigen.
  • Auch auf der Mainau steht am Hafen das so genannte „Schwedenkreuz“, eine Kreuzigungsgruppe aus Bronzeguss.

Siehe auch

Literatur

  • Carmen Galenschovski: Bodensee. 8. Auflage. Baedeker/Mairs Geographischer Verlag, Ostfildern 2005, ISBN 3-8297-1055-0; Kapitel Vom Dreißigjährigen Krieg zum Wiener Kongreß (1618–1815). S. 36 f. (Auszug bei Google Books)
  • Karl Gogg: Österreichs Kriegsmarine 1440–1848. Verlag Das Bergland-Buch, Salzburg u. a. 1972, ISBN 3-7023-0013-9, S. 20 ff (für das gesamte Kapitel „Der Seekrieg“).
  • Heribert Küng: Vor 350 Jahren: Ende des dreißigjährigen Krieges in der Region Bodensee-Alpenrhein. In: Montfort. 50. Jg. 1998, 3. Heft, S. 185 f. (Digitalisat)
  • Johann Sporschil: Der Dreissigjährige Krieg. G. Westermann, Braunschweig 1843, S. 684 f. (Digitalisat)
  • Eberhard Fritz: Konrad Widerholt, Kommandant der Festung Hohentwiel (1634-1650). Ein Kriegsunternehmer im europäischen Machtgefüge. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 76 (2017). S. 217–268.

Einzelnachweise

  1. Anselm Zurfluh: Dreissigjähriger Krieg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. März 2015, abgerufen am 8. Juni 2019.
  2. Torsten Schöll: Kein Frieden auf dem Bodensee. In: Südkurier, 26. Januar 2019.
  3. Ernst Höfer: Das Ende des Dreißigjährigen Krieges. Strategie und Kriegsbild. Böhlau, Köln/ Weimar/ Wien 1997, ISBN 3-412-04297-8. S. 110.
  4. Karl Gogg: Österreichs Kriegsmarine 1440–1848. S. 105 f, 136 f, 143 f. (für den gesamten Abschnitt Schiffstypen)
  5. Inselwächter, Lindau, Bodensee (abgerufen am 9. Juli 2013)
  6. Ransperg-Chronik, Schlusskapitel; zitiert bei: Heribert Küng: Vor 350 Jahren: Ende des dreißigjährigen Krieges in der Region Bodensee-Alpenrhein. S. 189.
  7. Zeitreiseführer - Vorarlberg: Der Dreißigjährige Krieg. Die Schweden in Vorarlberg (abgerufen am 9. Juli 2013)
  8. Lachmann/Maier/Sauerbruch: Sagen und Bräuche am Überlinger See. A. H. Konrad, 1972, ISBN 3-87437-089-5, S. 120.
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