Schweizer Münzgeschichte
Die Schweizer Münzgeschichte umfasst die Entwicklung und den Gebrauch von Münzen in der Geschichte der Schweiz. Sie ist ein Teilgebiet der Schweizer Geldgeschichte. Die Geschichte des Schweizer Franken seit 1850 ist auch ein Teilgebiet der Schweizer Münzgeschichte.
Antike Münzen der Schweiz
Keltische Münzen der Schweiz
Keltische Gold- und Silbermünzen fanden seit dem 3, vorchristlichen Jahrhundert Verwendung, wobei sie zunächst eher Tausch- als Geldfunktion innegehabt haben dürften. Dazu gehörten Imitationen von Goldstatern nach dem Vorbild Philipps II. von Makedonien und ostgallische Statere aus Gold oder Elektron mit schüsselförmigen Schrötlingen die auf dem Avers einen stilisierten Lockenkopf und auf dem Revers eine stilisierte Biga oder ein einzelnes galoppierendes Pferd zeigen. Spätere Statere aus dem Stammesgebiet der Sequani zeigen unter der Biga auch ein vierspeichiges Rad und weitere unvollständige Räder am Rand der Münze als Beizeichen. Bei weiteren Goldstateren und ihren Teilwerten geht man auf Grund von Fundortkonzentrationen in bestimmten Kantonen davon aus, dass sie rein helvetische Münzen sind, so zum Beispiel bei denen des „Freiburger Typus“ und des „Horgener-Unterentfelder Typus“.
Häufiger wurden Drachmen und Oboli aus Silber geprägt, die zumeist Köpfe auf den Aversen und steinbockähnliche Tiere oder Pferde auf den Reversen zeigen. Auch schriftlose oder mit wenigen Buchstaben versehene „Büschelquinare“ aus der Nordschweiz finden sich häufig.
Bronzemünzen wurden wahrscheinlich in dieser Zeit nicht auf Schweizer Boden hergestellt, fanden gelegentlich dennoch durch Tausch ihren Weg in die Schweiz. Stattdessen wurden sogenannte Potinmünzen aus einer Legierung von Kupfer, Zinn und Blei gegossen. Sie zeigen stark stilisierte Köpfe auf der einen und ebenso stark stilisierte Tiere auf der anderen Seite.
Die früher an bestimmte keltische Stämme vorgenommene Zuschreibung von Münztypen wird heute von der Forschung zurückhaltender gesehen.
Römische Münzen der Schweiz
Seit der Romanisierung der heutigen Schweiz in der Regierungszeit des Kaisers Augustus wurde das römische Geldsystem vorherrschend.
Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz wurden, möglicherweise mit einer Ausnahme im Legionslager von Vindonissa in dem 2004 ein Prägestempel gefunden wurde, keine regulären römischen Münzen geprägt. Die Versorgung mit römischen Geld wurde zunächst durch die Münzstätten Lugdunum (Lyon) und Rom und seit dem 3. Jahrhundert auch durch weitere Münzstätten gewährleistet. Auch die Münzen deren Rückseitenmotive oder Beschriftung auf die römische Provinz Raetia Bezug nehmen, sind nicht auf Schweizer Boden geprägt worden. Bislang sind drei Münzstätten, darunter aus Augusta Raurica, aus römischer Zeit auf Schweizer Boden nachgewiesen, in denen irreguläre Münzen, vor allem subaerate Denare geprägt wurden.
Schweizer Münzen vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Die Monetarisierung im Frühmittelalter war sehr gering, weshalb nur wenige Münzen aus dieser Zeit erhalten sind.
Burgundische und merowingische Münzen der Schweiz
Die Westschweiz gehörte zunächst zum Burgunderreich und seit dem 6. Jahrhundert, bis in das Jahr 639, zum Merowingerreich. Unter den burgundischen Königen wurden auch in Genf Münzen geprägt, weil Genf, neben Lyon, die zweite burgundische Residenz ihrer Könige war. Die Merowinger prägten hauptsächlich Drittelsolidi (also ein Drittel eines Solidus) oder Trienten. Von diesen Münzen sind bis heute kaum 200 Exemplare überliefert.
Münzen der Schweiz vom Hochmittelalter bis in das 19. Jahrhundert
Im Hochmittelalter wurden in manchen Städten und Abteien kaiserliche, königliche, herzögliche und geistliche Münzen geprägt. Dabei wichen die Münzstände zunehmend vom ursprünglichen karolingischen Standard ab, so dass sie im Wert nicht mehr gleichzusetzen waren. Es begann die Zeit des Regionalen Pfennigs. Um den Handel zu vereinfachen, wurde zwischen Zürich und Basel im Jahr 1377 der Rappenmünzbund geschlossen um wieder eine Gleichsetzbarkeit herzustellen. Bis in das 18. Jahrhundert hinein glichen die Schweizer Münzverhältnisse im Grossen und Ganzen den deutschen. Der Taler war die Hauptmünze, die Kleinmünzensysteme aber regional sehr verschieden.[1] Nach einer kurzen Zeit der Zentralisierung des Münzwesens während der Helvetischen Republik (siehe unten), erhielten die Kantone, nicht aber andere frühere Münzstände, das Prägerecht bis zur erneuten Zentralisierung ab dem Jahr 1848 zurück.
Aargau
In den Städten Laufenburg und Zofingen wurden bereits seit dem Spätmittelalter gelegentlich Silbermünzen geprägt. Die Goldmünzen der Abtei Muri waren dagegen reine Repräsentationsgepräge ohne Umlauffunktion. Im Jahr 1803 trat der Kanton Aargau der Eidgenossenschaft bei und begann wenige Jahre später mit der regelmäßigen Ausprägung von Silber- und Billonmünzen (Batzen und Halbbatzen, 10- und 20 Batzenstücke). Nur im Jahr 1816 wurden auch Kupferpfennige geprägt.
Appenzell
Die beiden Halbkantone Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden, prägten beide getrennt und jeweils nur in kurzer Zeit Münzen. Innerrhoden prägte zwischen 1737 und 1744 eine grosse Bandbreite von Nominalen, nämlich Dukaten, 9-Batzenmünzen, 20-, 15- und 6 Kreuzerstücke; Batzen (also 4 Kreuzermünzen), Groschen (3 Kreuzer), Halbbatzen, Kreuzer, Bluzger, Halbkreuzer, 2 Pfennige, Pfennige und Heller. Ausserrhoden prägte nur zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1808 bis 1816) im Frankem- und Batzensystem mit Kreuzern und Pfennigen als Kleinmünzen.
Basel
Die Karolinger liessen im 9. Jahrhundert, die burgundischen Könige wieder im 10. Jahrhundert in Basel Denare und Oboli aus Silber prägen. Ab der Jahrtausendwende haben auch mindestens siebzehn Bischöfe für das Bistum Basel die gleichen Nominale herstellen lassen. Ab etwa dem 12. Jahrhundert wurden die Pfennige auch einseitig und nicht immer rund, sondern auch „vierzipfelig“ geschlagen. Städtische Prägungen von Pfennigen oder Stäbler (Münze) (auch Steblern) setzten nach dem Jahr 1373 ein und sind an einem Baslerstab zwischen den Buchstaben B – A zu erkennen. Seit dem 15. Jahrhundert wurden auch Gulden durch die Reichsmünzstätte und durch die Stadt Basel Dicken, Groschen, Plapparte, Doppelvierer (also 8 Pfennige), Vierer, Rappen und Stebler aus Silber geprägt. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts wurden auch Taler und Guldentaler und ihre Halbstücke, 10 Kreuzermünzen und Batzen hergestellt. Der Gluckhennentaler ist ein Schautaler der Stadt Basel.
Bern
Um das Jahr 1225 herum begann auch die Stadt Bern die sogenannten Bernerpfennige aus Silber zu prägen, die wie ihre Halbstücke vierzipfelig gestaltet waren. Das typische Motiv dieser und der späteren grösseren Silbermünzen ist der Bär. Sie sollten auch den Handel mit Savoyen und den westliche Nachbarn ermöglichen. Später wurden auch Plapparte geprägt, von denen 24 Stück einem rheinischen Gulden entsprachen. Ab 1482 folgten die ersten Dicken. Im 15. Jahrhundert begann Bern mit der Herstellung von Goldkronen und Gulden (aus Gold), sowie Dicken, Batzen, Plapparte, Angster und Haller aus Silber. Mit der Münzreform von 1492 wurde der Berner Taler, ein Guldiner aus Silber, die Hauptmünze. Die alten Plapparte wurden durch neue ersetzt, die zwei alte Plapparte wert waren und für die sich der Begriff Batzen durchsetzte. Der Fünfer (5 Pfennige) wurde im 16. Jahrhundert durch den Kreuzer ersetzt. Im 16. Jahrhundert wurden dann auch Taler und Guldiner aus Silber geschlagen. Auf Grund einer Entscheidung der Berner Behörden im Jahr 1816 wurden 660'000 französische Laubtaler (Ecus) aus den Jahren 1726 bis 1793 auf beiden Seiten gegengestempelt (Avers: schraffierter Schild mit Berner Bären, Revers; wappenschildförmig mit Wertangabe 40 BZ) und so für den offiziellen Zahlungsverkehr des Kanton Bern mit dem Wert von 40 Batzen zugelassen.[2] Die Berner Münzprägung war sehr umfangreich und deshalb von grossem Einfluss auf die Entwicklung der Schweizer Münzgeschichte. Die Prägungen der Stadt Bern endeten im Jahr 1797. Ab 1808 wurden dann die ersten Münzen des Kantons Bern geprägt.
Freiburg
Freiburg verwendete bis in das 15. Jahrhundert Münzen aus dem Bistum Lausanne. 1422 erhielt Freiburg das Münzrecht und nutzte es ab 1435. Es wurden Dicken, Groschen, Schillinge und Pfennige, ab dem 16. Jahrhundert auch Goldmünzen geprägt. Der Kanton Freiburg prägte bis 1846 nach dem Batzen/Rappensystem eigene Münzen und ab dem Beitritt zum Münzkonkordat 1827 auch ausdrücklich als Konkordatsbatzen bezeichnete Münzen.
Genf
Die Karolinger begannen schon um 755 Denare in Genf zu münzen. Seit dem 11. Jahrhundert nutzten die Bischöfe von Genf ihr Münzrecht und stellten Denare und Obole her. Die Stadt Genf produzierte erst seit dem Jahr 1535 Münzen, darunter auch Ecus aus Gold. Die Silber- und Kupfernominale im Wert von 12, 6 und 3 Sols orientierten sich an französischen Vorbildern. Erst ab dem 17. Jahrhundert traten Taler hinzu.
Ende des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts trugen sowohl Klein- als auch Hauptmünzen Umschriften, in der sich die calvinistische Haltung der Stadt Genf niederschlug. Das 5-Centimesstück trug um einen Bienenkorb die Umschrift TRAVAILLE ET ECONOMISE (arbeite und spare) und LES HEURES SONT DES TRESORS (Die Stunden sind Schatztruhen). Anders als bei den Münzen der Helvetischen Republik waren die Jahreszahlen nach dem Vorbild des revolutionären Frankreich auf die Zeitrechnung ab der Französischen Revolution umgestellt worden und mit der Aufschrift L'AN III DE L'EGALITE (Jahr Drei der Gleichheit) ergänzt worden. Die Umschriften weiterer Münzen mahnten, dass Müssiggang Diebstahl sei oder lobten bei den grossen Silbermünzen den Preis der Arbeit. Die 15-Solmünze von 1794 übernimmt die französische Revolutionsmaxime von "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit" deutlich abgewandelt als EGALITE LIBERTE INDEPENDENCE (Gleichheit - Freiheit - Unabhängigkeit). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte Genf zum französischen Währungsgebiet und prägte französische Münzen mit dem Münzzeichen „G“ für Genf, nämlich Francs und Centime im Dezimalsystem. Ab 1814 wurden Sols und Deniers geprägt, bis 1848 wieder das Dezimalsystem mit Francs und Centimes eingeführt wurde.[3]
Graubünden
Erste bischöfliche Münzen (Bistum Chur) wurden um die Jahrtausendwende erstmals hergestellt. Bluzger waren Kleinmünzen im Wert von einem 1/6 Batzen. Noch nach dem Beitritt als Kanton Graubünden wurden Batzen, auch als Halb- oder Sechstelbatzen aus Billon geprägt. Rappen wurden nicht ausgeprägt. Die einzige Goldmünze des Kantons wurde 1813 als 16 Schweizer Frankenmünze geprägt. Im weiteren Sinn zu den Graubündener Münzen gehören auch die Prägungen der Abtei Disentis vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, die des Gotteshausbundes im 16. Jahrhundert (möglicherweise auch eine Groschenprägung im 17. Jahrhundert), der Herrschaft Haldenstein im 17. und 18. Jahrhundert, der Prägungen von Misox (ohne Jahreszahlen, aber vor allem im 16. Jahrhundert geprägt), der Herrschaft Reichenau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und zweier Prägungen für Tarasp in den Jahren 1695 und 1696.
Luzern
Die Stadt Luzern prägte ab 1422 eigene Münzen. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Ausprägung von Münzen besonders umfangreich. Gerechnet wurde das Pfund zu 20 Schillinge je 12 Pfennige, der Luzerner Gulden zu 40 Schillinge je 6 Angster, der Angster zu 2 Heller. Kronen galten 2 Franken und der Schweizerfranken schliesslich 10 Batzen je 10 Rappen. Die Prägungen der Stadt Luzern endeten 1797, dafür prägte der Kanton Luzern ab 1804 Goldmünzen zu 20 und 10 Franken, Neutaler zu 4 Franken oder 40 Batzen, 10-, 5- und 2½ Batzenmünzen aus Silber und als Kleinmünzen Batzen, Halbbatzen, Rappen und Angster.
Neuenburg
Die Grafen von Neuchâtel oder Neuenburg erhielten im Jahr 1347 das Münzrecht. Geprägt wurden Denare vom Lausanner Typ mit der Umschrift NOVI CASTRI. Nach 1395 setzte eine zwei Jahrhunderte andauernde Prägepause ein, nach der Bluzger als Zwei- oder Dreikreuzerstücke, Pfennige, Plapparte, Batzen und Heller geschlagen wurden. Später wurden Taler, Dicken und Groschen geprägt. Neuenburg wurde zwar 1815 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft aufgenommen, befand sich aber noch in einem Lehensverhältnis zum preussischen König, weshalb zuletzt 1818 Kreuzermünzen aus Billon im Namen Friedrich Wilhelm III. von Preussen geprägt wurden. Damit endeten auch die Neuenburger Münzprägungen, obwohl sich das Land erst 1848 eine republikanische Verfassung gab und Preussen erst 1857 auf seine Souveränitätsrechte verzichtete.
Schaffhausen
Die Grafen von Schaffhausen erhielten das Münzrecht im Juli 1045, nutzten dies aber erst ab etwa 1160 für ungefähr 150 Jahre um Pfennige mit einem Schaf oder Widder mit einem Haus auf dem Rücken zu schlagen. Ab dem 16. Jahrhundert waren Dukaten, Taler (Bockstaler), Dicken, Batzen, Groschen, Kreuzer, Pfennige und Heller regelmässig hergestellte Nominale.
Schwyz
Von den drei Urkantonen prägte Schwyz am meisten aus. Das gilt vor allem für die grosse Menge von Rappenmünzen im 18. und 19. Jahrhundert.
Stein am Rhein
Stein am Rhein erhielt das Münzrecht um 1005 (1087 und 1232 bestätigt). Ausgeprägt wurde aber nur Pfennige in wenigen Jahren um 1230.
Solothurn
Die frühesten Pfennige wurden im 12. Jahrhundert geprägt. Im Jahr 1381 wurde das Münzrecht der Stadt Solothurn übertragen, die vierzipfelige Pfennige, runde Angster und Stebler schlugen. Ab Beginn der frühen Neuzeit wurden auch hier Goldgulden, die Silbergrossmünzen Taler und Dicken, die mittleren Nominale Batzen und Groschen, sowie Kreuzer und Vierer als Kleinmünzen geprägt. Die Münzprägung der Stadt Solothurn endete Ende des 18. Jahrhunderts und wurde von der 1805 beginnenden Münzprägung des Kantons Solothurn abgelöst.
St. Gallen
Die Abtei St. Gallen erhielt 947 durch Otto I. das Münzrecht. Bekannt sind vierzipfelige Pfennige aus dieser Zeit vor allem aus einem Fund bei Steckborn. Später wurden runde Pfennige geprägt. Auch die Stadt St. Gallen prägte seit spätestens den Jahren 1407/08 Pfennige mit dem Lamm als Motiv. Aber auch der Bär oder das Portrait des Heiligen Gallus finden sich häufig als Motiv.
Eine Besonderheit ist die Prägung der Schüsselpfennige im 18. Jahrhundert in der Schweiz. In St. Gallen wurden die letzten Pfennige ohne Jahreszahl sogar noch bis 1822 geschlagen.[4]
Tessin
Das 1803 als Kanton aufgenommene Tessin prägte nur gelegentlich Münzen aus, zuletzt 1841, nach dem System 144 Denari = 12 Soldi = 1 Lira, 16 Franche swizzeri = 37 Lire. Geprägt wurden 3- und 6-Denarikleinmünzen aus Kupfer, 3-Soldimünzen aus Billon und der Franco auch als 2- und 4-Franchimünze und Teilstücke (Quarto, Mezzo).[5]
Unterwalden
Die Halbkantone Nidwalden und Obwalden prägten zuletzt 1811 und 1812 getrennt voneinander Münzen, aber beide im Batzensystem nach Luzerner Vorbild.[6]
Uri
Auch der Kanton Uri prägte zuletzt 1811 Billon- und Silbermünzen nach dem Luzerner Münzsystem.[7]
Waadt
Das Bistum Lausanne stellte erstmals gegen Ende des 10. Jahrhunderts mit dem Namen des Bischofs und später anonyme Denare und Obole her. Das Münzrecht wurde bis zur Eroberung der Waadt durch Bern im Jahr 1536 ausgeübt. Ende des 13. bis kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts prägten auch die Barone der Waadt Münzen, bis die Grafen und Herzöge von Savoyen die Herrschaft übernahmen und Nominale nach norditalienischen Vorbildern prägten (Fiorino d’oro, Scudo d’oro, Grosso und ihre Halbstücke (Mezzo Grosso) und Kleinmünzen aus Billon aus). 1812 wurden Taler als 40 Batzenmünzen sowie Teilstücke von 20, 10, 5 und 1 Batzen geprägt. Als Kleinmünzen dienten 2 ½ und 1 Rappenstücke.
Wallis
Bei den frühesten Münzen (Denare) des Kantons Wallis handelt es sich um savoyische Prägungen für die Bischöfe von Sitten vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Seit dem 13. Jahrhundert prägten die Grafen von Savoyen im eigenen Namen. Ab Ende des 15. Jahrhunderts bestand das Münzsystem auch aus den üblichen Talern, Dicken, Groschen, Vierern und Pfennigen.
Zug
Der Kanton Zug prägte zuletzt 1804 und 1805 Angster und Rapen aus Kupfer nach dem Luzerner Münzsystem.[8]
Zürich
In Zürich wurden bereits unter Pippin dem Kurzen in der Mitte des 8. Jahrhunderts Denare geprägt. Später wurden hauptsächlich vierzipfelige Pfennige und Hälblinge geschlagen. Häufig tragen sie das Portrait des heiligen Felix. Um 1417 wurden die ersten Züricher Plapparte und etwas später auch Zürcher Kreuzer (Etschkreuzer) hergestellt. Aufsehen erregte der 1660 geprägte Wasertaler. Später trat ein grosses Volumen von Goldmünzen hinzu. Die letzten Zürcher Taler wurden 1798 geprägt. Die letzten Prägungen für die Stadt erfolgten in der Münzstätte Stuttgart.
Helvetische Republik (1798 bis 1803)
Nach der Besetzung der Schweiz durch das revolutionäre Frankreich wurde die Eidgenossenschaft durch die Helvetische Republik ersetzt (1798 bis 1803). Mehr als 50 Münzstände mussten ihr Münzrecht an die Republik abtreten. 1 Franken wurde in 10 Batzen zu je 10 Centimes (1 Franken somit = 100 Centimes) nach französischem Vorbild unterteilt. Anders als in Frankreich in dem zwischen 1793 und 1805 die Zeitrechnung auf den Beginn der Französischen Revolution umgestellt wurde (L'an I - L`an XIV) wurde die christliche Zeitrechnung beibehalten. Gemünzt wurde in Basel (Münzzeichen BA), Bern (B) und Solothurn (S). Geprägt wurden die folgenden Nominale: 1 Rappen, ½ und 1 Batzen in Billon, 5, 10, 20 und 40 Batzen und 4 Franken in Silber, 16 und 32 Franken in Gold.
Kantonale Ausgaben (1803 bis 1848)
Durch die von Napoleon Bonaparte erlassenen Mediationsakte vom 11. August 1803 erhielten 13 der alten und sechs neue (Aargau, Graubünden, St. Gallen, Tessin, Thurgau, Waadt) Kantone das Münzrecht (zurück) übertragen. Nach der endgültigen Niederlage Napoleons wurde die Eidgenossenschaft wiederhergestellt und drei neue Kantone (Genf, Neuenburg, Wallis) aufgenommen. Einige der Kantone schlossen am 17. April 1825 einen Münzvertrag zur Harmonisierung ihrer Prägungen, die mit der Umschrift DIE CONCORDIER CANTONE DER SCHWEIZ/LES CANTONS CONCORDANTS DE LA SUISSE gekennzeichnet sind und „Konkordatsmünzen“ genannt werden. Dem Münzvertrag traten die sechs Kantone Aargau, Basel, Bern, Freiburg, Solothurn und Waadt bei um die Prägung von Kreuzern und Batzen zu harmonisieren.
Schweizer Münzsystem seit 1848
Nach dem Sonderbundskrieg wurde am 12. September 1848 eine neue Verfassung beschlossen, die in Artikel 36 das Münzrecht zentralisierte. Das Münzsystem, das den Schweizer Franken in 100 Rappen teilt, wurde seitdem fast unverändert bis heute beibehalten. Im Jahr 1865 gründete die Schweiz zusammen mit Frankreich, Belgien und Italien die Lateinische Münzunion, mit der die Münzen der Vertragsstaaten gegenseitig für den Umlauf auch im eigenen Land akzeptiert wurden. Als wichtigste Goldmünze wurde die sogenannte Helvetia von 1883 bis 1896 im Wert von 20 Franken geprägt, die im Wert den 20 Francmünzen der anderen Vertragsstaaten der Lateinischen Münzunion entsprach. Die Helvetia wurde durch den Goldvreneli abgelöst, der von 1897 bis 1949 geprägt wurde. 25- und 50-Franken-Stücke aus Gold wurden in den 1950er Jahren zunächst zwar geprägt, aber nicht ausgegeben. Die wertvollste Umlaufmünze wurde das Fünffrankenstück. Weitere Nominale lauten: Zwei-, und Einfrankenstück, Fünfzig-, Zwanzig-, Zehn-, Fünf-, Zwei- und Einrappenstück. Die Prägungen werden von der Swissmint in Bern durchgeführt, die bis 1998 Eidgenössische Münzstätte hiess.
Gedenkmünzen
Die bekanntesten Gedenkmünzen der Schweiz sind die sogenannten Schützentaler, die in Gewicht, Feingewicht und Abmessungen aber den Kursmünzen entsprechen. Vor 1848 prägte Chur den Schützentaler im Wert von 4 Schweizer Franken (1842) und Glarus im Wert von 40 Batzen (1847). Nach 1848 prägten verschiedene Kantone die Schützentaler im Wert von 5 Franken.[9]
Siehe auch
- Schweizerische Numismatische Gesellschaft
- Schweizer Münzblätter
- Gluckhennentaler, Schautaler der Stadt Basel
Literatur
- Albert Escher: Schweizerische Münz- und Geldgeschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Band 1 (Westschweiz ohne Genf). Bern 1881.
- Ruedi Kunzmann, Jürg Richter: Neuer HMZ-Katalog, Band 1: Die Münzen der Schweiz. Antike bis Mittelalter. 2. Auflage, Gietl Verlag, Regenstauf 2011, ISBN 978-3-86646-542-8.
- Ruedi Kunzmann, Jürg Richter: Neuer HMZ-Katalog, Band 2: Die Münzen der Schweiz und Liechtensteins 15./16. Jahrhundert bis Gegenwart. 7. Auflage, Gietl Verlag, Regenstauf 2011, 978-3-86646.
- Günter Schön, Jean-Francois Cartier: Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert. div. Auflagen, Augsburg/Regenstauf.
Einzelnachweise
- Bernd Kluge, Münzen - Eine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München 2016, S. 68
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Bern Nr. 6
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Genf Nr. 1-3,8
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 429: St Gallen
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Tessin Nr. 1-4
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Unterwalden, Nidwalden Nr. 1-3, Obwalden Nr. 1-3
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Uri Nr. 1-5
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Zug Nr. 1 und 2
- Günter Schön/Jean-Francois Cartier, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Schweiz/Münzen anlässlich der Eidgenössischen Schützenfeste Nr. 1-17