Schloss Wolfpassing
Geschichte
Der Vorgängerbau des Schlosses Wolfpassing kam 1635 an Sigmund Graf von Abensperg und Traun. Durch Erbschaft gelangte er an die Freiherren von Geymann, die die bereits im 16. Jahrhundert modernisierte Burg zum Schloss umbauten und bis 1723 besaßen. Danach erwarb es Leopold Karl Graf Zinzendorf, seine Söhne verkauften es 1747 dem mit ihnen verwandten Ernst Ferdinand Graf Auersperg. Kurz danach erhielt der Bau seine heutige Gestalt. Als Glück erwies sich die Heirat einer Auersperg-Tochter mit dem französischen General Karl Freiherr von Jaquinot, da das Gebäude und seine Besitzer während der Franzosenkriege keine Schäden erlitten. Als Kaiser Franz I. 1834 einige Auersperg-Schlösser für den k. k. Patrimonalfonds ankaufte, war auch Wolfpassing darunter. 1910 gab der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand das Gut an das Verteidigungsministerium im Tauschweg gegen das Gut Blühnbach ab, ließ aber den Großteil des gepflegten Mobiliars in sein böhmisches Schloss Konopischt bringen.
Von 1928 bis 1930 erfolgte eine Adaptierung für die Unterbringung der neu gegründeten Molkereifachschule.[1] Im Zuge der Privatisierung der Bundesanstalt für Milchwirtschaft und Gründung des Lebensmitteltechnologischen Zentrums Wolfpassing (LMTZ) im Jahr 2002 wurde 2004 das LMTZ Wolfpassing geschlossen.[2] Von Mitte 2009 bis Mitte 2013 war im Schloss die Lernwelt Wolfpassing, eine katholische Bildungseinrichtung, untergebracht.[3]
Anlage
Das Schloss befindet sich am östlichen Ortsrand des Dorfes und ist eine barocke viergeschossige Vierflügelanlage mit einem Arkadenhof, vorgestellten Ecktürmen und Walmdach.
Führerglocke
Anlässlich des Verkaufs des Schlosses durch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) an einen Linzer Unternehmer wurde 2013 im Glockenturm eine Glocke mit Hakenkreuz und folgendem Widmungstext entdeckt:
- „Am 11.3.1938 befreite der Einiger und Führer aller Deutschen Adolf Hitler die Ostmark vom Joche volksfremder Bedrückung und führte sie heim ins Großdeutsche Reich.“[4]
Diese Glocke war 1939 aus dem Metall einer 1935 für den ermordeten Diktator Engelbert Dollfuß gestifteten Glocke gegossen worden. Laut Bundesdenkmalamt unterliegt die Glocke als Zubehör dem Denkmalschutz, es könne jedoch eine mahnende Tafel angebracht werden.[5] Gegen die BIG wurde Anzeige „wegen Verdachts der Verbreitung von nationalsozialistischem Gedankengut“ eingebracht.[4]
Weblinks
- Geschichte von Schloß Wolfpassing bei wolfpassing.gv.at
- Schloss Wolfpassing. In: NÖ-Burgen online. Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Universität Salzburg
Einzelnachweise
- Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2, M bis Z. Verlag Berger, Horn/Wien 2003. ISBN 3-85028-365-8. Seiten 2722.
- Privatisierung und Gründung des Lebensmitteltechnologischen Zentrums Wolfpassing (LMTZ) (Memento vom 25. Mai 2012 im Internet Archive), josephinum.at, abgerufen am 17. September 2012.
- Kein Happy End vor Schulstart: Private Reformschule findet kein Ersatzquartier (Memento vom 13. März 2014 im Internet Archive), kurier.at, abgerufen am 13. März 2014.
- Niederösterreichische „Führerglocke“ wird ein Fall für Juristen, derstandard.at, 28. Juni 2013, abgerufen am 9. Juli 2013.
- „Führerglocke“ im Schloss muss bleiben, orf.at, 3. Juli 2013.